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Die evangelisch lutherische Kirche Helbigsdorf in der sachsischen Gemeinde Mulda im Landkreis Mittelsachsen wurde als spatgotische Saalkirche errichtet Im Jahr 1727 hat sie nach einem Erweiterungsumbau ihre heute massgebliche Gestalt erhalten Bekannt ist sie durch ihre original erhaltene Orgel von Gottfried Silbermann die im Jahr 1728 fertiggestellt wurde Kirche Helbigsdorf von SudenInnenraum mit Blick nach Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm 14 oder 15 Jahrhundert wurde in Helbigsdorf eine Kapelle errichtet die Filiale von Grosshartmannsdorf war Mit Einfuhrung der Reformation wechselte die Kirchengemeinde im Jahr 1539 zum evangelischen Bekenntnis Seitdem gehort sie zur Superintendentur Freiberg 1 Die Kirchenbucher sind seit 1546 erhalten Im Jahr 1576 wurde die Kirche in ostlicher Richtung um sechs Ellen verlangert 2 1652 wurde ein Glockengelaut vom Leipziger Glockengiesser Peter Stengel gegossen Das Patronatsrecht ubten die Herren von Schonberg aus Der Berghauptmann Caspar von Schonberg erhob die Helbigsdorfer Kirche im Jahr 1666 zur selbstandigen Parochie Zusammen mit der Kirchengemeinde ubernahm er fur die Auspfarrung die Kosten von 800 Gulden 3 Als erster Pfarrer wirkte Gabriel Clausnitzer von 1666 bis 1693 4 Zur Parochie gehoren noch Randeck und Obermudisdorf Nach einem Entwurf des Architekten Elias Lindner wurde die Kirche 1726 1727 im Ostteil um sieben Ellen erweitert wodurch ein neuer Chorraum entstand 5 In diesem Zuge erhielt die Kirche eine neue Innenausstattung Im Jahr 1824 wurde der Dachreiter erneuert 1863 und 1869 das Kirchendach verschiefert 1865 erhielt die Kirche einen Blitzableiter Als 1876 die grosse Glocke gesprungen war schaffte sich die Gemeinde fur 1857 50 Mark ein neues Dreiergelaut aus der Dresdner Giesserei J W Grosse an Im Jahr 1909 und von 1988 bis 1991 erfolgten grundlegende Restaurierungen der Kirche 2 Architektur Bearbeiten nbsp Kirche von SudwestenDas geostete langgestreckte Kirchengebaude aus weiss verputztem Bruchsteinmauerwerk liegt inmitten eines ummauerten Friedhofs Die Saalkirche hat einen ostlichen 3 8 Chorabschluss in Breite des Schiffs An der Sudseite sind zwei Querbauten mit Satteldach angebaut deren Dachfirste mit der Traufe des Langschiffes abschliessen Im Giebeldreieck der Zwerchgiebel ist je ein Ochsenauge eingelassen Der Anbau an der Nordseite der als Sakristei dient hat ein tief abgeschlepptes Dach und kleine Rechteckfenster Auf dem Schopfwalmdach des Kirchenschiffs sind ein Dachreiter und Gauben angebracht 2 Der quaderformige Schaft des Dachreiters weist ein Teilungsgesims auf und wird von einer zweigeschossigen geschweiften Haube mit Laterne bekront Unter dem vergoldeten Wetterhahn sind ein Kreuz mit den Himmelsrichtungen und ein vergoldeter Turmknauf angebracht Erschlossen wird das Gotteshaus durch ein rundbogiges Portal im westlichen Sudanbau Funf hohe Korbbogenfenster an der Sudseite drei an der Nordseite und drei im Ostchor belichten den Innenraum Zudem ist an der westlichen Nordseite ein kleines rechteckiges Fenster eingelassen Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung Westen nbsp Evangelischer Beichtstuhl von 1728Die Innenausstattung geht auf das Barock zuruck Der Innenraum wird im Westteil von einer mit Ornamenten bemalten Decke und im Chor von einer Holztonne abgeschlossen die im Jahr 1748 bemalt wurde Sie zeigt Christus in einer Wolke zwischen Engeln mit Himmelskrone Kelch und einer Hostie Die Decke wurde von Johann Friedrich Claussnitzer einem Nachfahren des Helbigsdorfer Pfarrers Gabriel Claussnitzer und seiner Frau gestiftet Claussnitzer stiftete auch den barocken Altar von 1736 Er besteht aus der steinernen Altarmensa und dem holzernen Altaraufbau der mit Rocaillen verziert ist und uber der Predella zwischen zwei Pilastern die Auferstehung Christi zeigt 5 Den Abschluss bildet ein weisser gesprengter Giebel dessen beide Teile durch einen hohen Bogen mit blauer Schleife verbunden werden Auf der Mensa steht ein holzernes Kruzifix Hinter dem Altar befindet sich der Grabstein aus Sandstein mit Vergoldungen im Stil des Rokoko fur den Erbgerichtsbesitzer Johann Friedrich Clausnitzer aus dem Jahr 1747 6 Im Gotteshaus ist eine dreiseitig umlaufende Empore eingebaut Die Nord und Sudseite sind zweigeschossig die Westempore dient als Aufstellungsort fur die Orgel Im Chorbereich sind die unteren Emporen als Balustraden gestaltet Die Nordempore ruht auf viereckigen Holzpfosten und ist im westlichen Schiff kassettiert Verschiedene Patronatslogen im Chorbereich sind verglast und wurden fruher vermietet An der Nordseite befindet sich ein Betstubchen das mit 1728 bezeichnet ist Ein Gemalde zeigt Pfarrer Bartholomaus Hubler der von 1567 bis 1602 in Helbigsdorf wirkte 7 Die polygonale holzerne Kanzel des 17 Jahrhunderts ist reich mit Schnitzereien verziert und farbig gefasst Das Unterteil mit vergoldeten Akanthusblattern ruht auf einer Saule Vergoldete Girlanden gliedern die Kanzelfelder in denen die Holzfiguren der vier Evangelisten auf Konsolen stehen im mittleren Feld Christus als Guter Hirte Uber den Figuren sind geflugelte Cherubenkopfe angebracht Statt eines Schalldeckels hangt oberhalb der Kanzel ein Engel Die achtseitige pokalformige Taufe aus Sandstein wurde ebenfalls im 17 Jahrhundert gefertigt ist aber schlichter ausgefuhrt Das holzerne Lesepult geht wahrscheinlich auf das 18 Jahrhundert zuruck 2 Die Turmuhr stammt aus dem Jahr 1580 Im Jahr 1895 ist eine Reparatur nachgewiesen bei der das Zifferblatt und die Zeiger erneuert wurden Bis zum Jahr 2008 wurde die Uhr taglich von Hand aufgezogen 5 Zu den Vasa sacra gehort ein silbervergoldeter Kelch von 18 cm Hohe aus dem Ende des 15 Jahrhunderts Den Fuss bildet ein Sechspass Die Roteln des Knaufes tragen die Inschrift ave maria und darunter ostern in gotischen Minuskeln Ein zweiter Kelch von 23 5 cm Hohe datiert von 1700 6 Eine Taufschale samt Kanne wurden 1893 gestiftet Die beiden Kronleuchter datieren von 1868 und 1889 5 Vor dem Sudportal ist ein altes Steinkreuz Mordkreuz aufgestellt das mit der Jahreszahl 1569 bezeichnet ist Ursprunglich befand es sich am Mudisdorfer Weg bis es zu einem unbekannten Zeitpunkt in die westliche Umfriedungsmauer des Kirchhofs eingemauert wurde 1971 fand das Sandsteinkreuz mit den Massen 0 56 0 40 0 20 Meter seinen heutigen Standort auf einem flachen Sockel Die Legende uberliefert dass es auf einem schmalen Hohlweg zwischen zwei Fuhrleuten zu einem todlich endenden Streit gekommen sein soll da niemand ausweichen wollte 8 Auf dem Friedhof ist eine kleine Gruft fur Familie Linke angelegt die durch ein Sandsteinportal von 1755 zuganglich ist Uber dem Portal sind zwei Tondi mit Engelfiguren angebracht 9 Orgel Bearbeiten nbsp Silbermann Orgel Helbigsdorf von 1728Der Kontrakt mit Gottfried Silbermann fur eine neue Orgel wurde am 19 Mai 1726 zum Preis von 450 Talern abgeschlossen Am 18 November 1728 erfolgte die Ubergabe Als im Jahr 1750 das benachbarte Erb und Lehngericht abbrannte wurde die Kirche durch eine grosse Feuerspritze vor dem Ubergriff des Feuers geschutzt Die Orgel erlitt jedoch durch eindringendes Loschwasser Schaden was zu undichten Windkanalen und Ventilen fuhrte Silbermann begutachtete die Schaden die aus finanziellen Grunden erst im Jahr 1802 durch den Lichtenwalder Orgelbaumeister Johann Christian Gunther fur 197 Taler behoben wurden In diesem Zuge wurde die gleichstufige Temperatur angelegt 10 Im Jahr 1912 erfolgte eine Reinigung durch Alfred Schmeisser Rochlitz 1935 eine Reinigung und Wartung durch Jehmlich Orgelbau Dresden Dieselbe Firma uberholte und restaurierte das Instrument im Jahr 1994 nach denkmalpflegerischen Prinzipien Weitere Arbeiten fuhrte Wilhelm Ruhle im Jahr 1998 durch der auch die Silbermann Sorge Temperatur anlegte 11 Die Helbigsdorfer Orgel ist Silbermanns kleinstes zweimanualiges Instrument und nahezu unverandert erhalten Das Instrument verfugt uber 17 Register die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilen Das Pedal ist fest an das Hauptwerk gekoppelt Der funfachsige Prospekt hat einen breiten uberhohten Mittelrundturm der von zwei seitlichen Spitzturmen flankiert wird Zwei niedrige und schmale Pfeifenflachfelder vermitteln zwischen den drei Turmen Ein durchlaufendes profiliertes Untergesims zwischen dem Untergehause und dem gleich breiten Oberteil ruht auf drei vergoldeten Konsolen Die Pfeifenturme werden oben von reich profilierten Gesimskranzen abgeschlossen die von vergoldetem Akanthuswerk bekront werden der Mittelturm hat zudem ein Medaillon Der Prospekt wird durch ein Akanthus Schnitzwerk gepragt das als Band bei den seitlichen Orgelohren beginnt alle Pfeifenfelder oben abschliesst und in den mittleren drei Feldern ein grosses nach oben weisendes Dreieck bildet Die Disposition lautet wie folgt 12 I Hauptwerk CD c31 Principal 8 2 Rohrflote 8 3 Quintadena 8 4 Octave 4 5 Spitzflote 4 6 Quinte 3 7 Octave 2 8 Mixtur IV II Hinterwerk CD c39 Gedackt 8 10 Rohrflote 4 11 Nassat 3 12 Octave 2 13 Tertia 1 3 5 14 Sufflet 1 15 Cimbeln III Pedal CD c116 Subbass 16 17 Posaunenbass 16 Koppel II I Schiebekoppel I P fest Nebenregister Tremulant Klingel Stimmung Hohe a1 468 4 Hz Silbermann Sorge TemperaturLiteratur BearbeitenBarbara Bechter Red Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen 2 Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 ISBN 3 422 03048 4 S 710f Reinhold Grunberg Sachsisches Pfarrerbuch Bd 1 Die Parochien der ev luth Landeskirche Sachsens 1539 1939 Mauckisch Freiberg i Sa 1939 1940 Die Parochie Helbigsdorf In G Buchwald Hrsg Neue Sachsische Kirchengalerie Ephorie Freiberg Strauch Verlag Leipzig 1901 S 239 256 Digitalisat Richard Steche Helbigsdorf In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 3 Heft Amtshauptmannschaft Freiberg C C Meinhold Dresden 1884 S 100 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Helbigsdorf Mulda Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ev luth Kirchengemeinden Grosshartmannsdorf Die Helbigsdorfer Kirche Kirchenbezirk Freiberg Kirche Helbigsdorf Helbigsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Gemeinde Mulda Helbigsdorf Sachsens Kirchen Galerie 2 Band Abt 3 Die Inspection Helbigsdorf Hermann Schmidt Dresden 1838 Einzelnachweise Bearbeiten Kirchenbezirk Freiberg gesehen am 18 November 2013 a b c d Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen 2 1998 S 710 Die Parochie Helbigsdorf 1901 S 247 Digitalisat Grunberg Sachsisches Pfarrerbuch 1939 40 S 263 a b c d Ev luth Kirchengemeinden Grosshartmannsdorf Die Helbigsdorfer Kirche Abgerufen am 9 Marz 2022 a b Richard Steche Helbigsdorf In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 3 Heft Amtshauptmannschaft Freiberg C C Meinhold Dresden 1884 S 100 Die Parochie Helbigsdorf 1901 S 248 Digitalisat Suhnekreuze Helbigsdorf gesehen am 18 November 2013 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen 2 1998 S 711 Die Silbermannorgel in der Dorfkirche Helbigsdorf gesehen am 18 November 2013 Orgel in Helbigsdorf auf der Website der Gottfried Silbermann Gesellschaft abgerufen am 25 Marz 2018 Jehmlich Orgelbau Evangelisch Lutherische Kirche Helbigsdorf abgerufen am 9 Marz 2022 50 811504 13 365554 Koordinaten 50 48 41 4 N 13 21 56 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Helbigsdorf amp oldid 237366943