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Kaunitz war ein mittelalterliches Adelsgeschlecht aus Bohmen und Mahren das schon im ausgehenden 12 Jahrhundert in mehrere Zweige zerfallen war Diese Zweige erhielten zwar eigene Namen zeichneten sich aber neben ihrer Stammes zumindest ursprunglich auch durch eine Wappengleichheit aus und bestanden teils bis in die Neuzeit Der Name des Geschlechts leitet sich ab vom Namen der Stadt Dolni Kounice dt Kanitz bei Brunn Die bohmischen und mahrischen Zweige sind allesamt im Mannesstamm erloschen einziger auch noch im 21 Jahrhundert bluhender Zweig ist das schlesische Uradelsgeschlecht Stosch Wappen derer von Kaunitz Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Abstammende Geschlechter 2 1 Kaunitz 2 2 Stosch 2 3 Martinic 2 4 Talmberg 2 5 Augezdecz 2 6 Cerncicky von Kacov 2 7 Richnowsky von Reichenau 2 8 Choustnik 3 Literatur 4 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenBei den Zweigen handelt es sich im Einzelnen um das eigentliche Adelsgeschlecht Kaunitz das schlesische Uradelsgeschlecht Stosch sowie die bohmischen Herrengeschlechter Martinic Talmberg Augezdecz Cerncicky von Kacov Richnowsky von Reichenau und Choustnik Bis auf letztgenannten Zweig fuhrten sie einander sehr ahnliche Wappen die auf das sogenannte Seerosenwappen zuruckgingen in der Literatur teils auch als Lekenwappen tschech Leknin Seerose bezeichnet Es handelt sich um heraldische Wasserlilien Die Gemeinsamkeit jener Wappen waren auf rotem Schild die zwei silbernen Seerosenpflanzen mit herzformigem Blatt die oben aufeinander zugebogen waren und unten entweder uber Kreuz lagen oder gemeinsam wurzelten Trotz ihrer jahrhundertelang voneinander abweichenden Namen die sich von den verschiedenen in Besitz gebrachten Gutern ableitete war die Verwandtschaft der Geschlechter bekannt In der bohmischen Herrenstandsordnung von 1501 wurden die sechs Geschlechter Kaunitz Martinic Talmberg Augezdez Cerncicky von Kacov und Richnow von Reichenau gemeinsam an Position 28 der 30 altesten Familien des bohmischen Herrenstands gefuhrt Die von Stosch waren auch damals nicht in Bohmen ansassig die Choustnik waren bereits erloschen 1 Ein gemeinsamer Vorfahre lasst sich dem Historiker Frantisek Palacky zufolge nicht finden Als fruher Vertreter wird Sezima gesehen der 1165 als Oberstkammerer genannt wird 2 Der Legende nach entstammen die Angehorigen des Gesamthauses Kaunitz den Vrsovci die allerdings 1108 grossteils ausgeloscht worden waren Palacky leitete den Namen des Gesamthauses von dem des Adelsgeschlechts Kaunitz her weil dies zu Palackys Lebzeiten der einzige noch im Mannesstamm bluhende bohmisch mahrische Zweig des Gesamthauses war und weil unter anderem mit dem 1181 erwahnten Otto Stosch von Kaunitz sowie dem 1183 in der Ersterwahnungsurkunde von Dolni Kounice genannten Wilhelm von Kaunitz einem Enkel des Sezima auch fruhe Ahnherrn und Vertreter des Gesamthauses diesen Namen fuhrten 3 Offenbar nahm ein Teil der gemeinsamen Nachfahren des Otto Stosch von Kaunitz mit der Gutta von Durnholz auch deren Namen Durnholz an Im Mannesstamm erloschen bereits 1410 die Choustnik Anfang des 17 Jahrhunderts die Cerncicky von Kacov 1690 die Richnowsky von Reichenau 1735 die von Talmberg 1789 die von Martinic und 1919 die von Kaunitz Seither sind die von Stosch der einzige bluhende Zweig des einstigen Gesamthauses Kaunitz auch wenn aufgrund von Namens und Wappenvereinigungen nach weiblicher Erbfolge die Namen Martinic und Kaunitz in Form von Clam Martinic und Wrbna Kaunitz weiter bestehen bzw bestanden nbsp Wappen derer von Stosch nbsp Wappen derer von MartinicAbstammende Geschlechter BearbeitenKaunitz Bearbeiten Hauptartikel Kaunitz Adelsgeschlecht Ein Trager dieses Namens wurde 1183 mit Wilhelm von Kaunitz auch Wilhelm von Pollau Pulin von Durnholz bei der Grundung von Kloster Rosa Coeli im mahrischen Dolni Kounice erwahnt wirklich sichere Stammreihen des Adelsgeschlechts Kaunitz tschech Kounicove pani z Kounic gibt es erst seit dem 15 Jahrhundert Anfang des 17 Jahrhunderts teilte sich das Geschlecht in eine bohmische und eine mahrische Linie Letztere stieg durch die Hochzeit von Maria Ernestine Francisca von Rietberg der letzten Grafin von Rietberg aus dem Hause Cirksena mit Maximilian Ulrich von Kaunitz im Jahr 1699 in den Hochadel auf aus der dabei vorgenommenen Namens und Wappenvereinigung resultierte der nunmehrige Geschlechtername Kaunitz Rietberg Deren gemeinsamer Sohn Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg erhielt 1764 fur sich und seine Nachkommen den Reichsfurstentitel Sein dritter Sohn war als Neffe der Frau von Johann Adam von Questenberg dessen Erbe und nannte sich infolge einer Namens und Wappenvereinigung bereits ab 1761 Dominik Andreas von Kaunitz Rietberg Questenberg Als dessen Sohn Aloys als letzter Graf von Rietberg 1848 starb erlosch zunachst die mahrische furstliche Linie im Mannesstamm Uber Aloys alteste Schwester die Rudolf Johann Wenzel von Wrbna und Freudenthal geheiratet hatte waren Erbanspruche an das Adelsgeschlecht Wurben gefallen Nach langwierigen Erbstreitigkeiten erlangte Rudolf Johann Wenzels Enkel Rudolf Christian Graf Wrbna und Freudenthal 1927 1897 zunachst das Fideikommiss der von Kaunitz und im Jahr darauf fur sich und seine Nachkommen die Namens und Wappenvereinigung als Wrbna Kaunitz Rietberg Questenberg und Freudenthal 4 Nur noch in diesem Geschlecht lebte bis zum Tod von Alfons und Josefine Wrbna Kaunitz Ende 1973 zumindest der Name Kaunitz fort nachdem auch die bohmische Linie und damit das gesamte Adelsgeschlecht Kaunitz mit dem Tod des Grafen Eugen eines Bruders von Wenzel Robert von Kaunitz im Jahr 1919 im Mannesstamm erloschen war Stosch Bearbeiten Hauptartikel Stosch Adelsgeschlecht Ahnherr des Adelsgeschlechts Stosch tschech Stosove soll der 1181 als Kronfeldherr der vereinigten Polen und Schlesier erscheinende Otto Graf Stosch von Kaunitz gewesen sein Das Genealogische Handbuch des Adels beginnt die ununterbrochene Stammreihe der Familie mit Leonardus der 1250 erstmals urkundlich erwahnt wird Schon im 13 Jahrhundert bestanden drei Linien eine in Ober und zwei in Niederschlesien 5 Sie teilten sich in verschiedene Nebenlinien und Hauser auf Aus dem Haus Kleinwirsewitz erhielten Caspar von Stosch 1701 den bohmischen Freiherrenstand und die Vettern Caspar Anton Bernhard sowie Rudolf von Stosch 1840 den preussischen Freiherrenstand Aus dem Haus Hartau wurde unterdessen Hans Gottlieb von Stosch 1798 in den preussischen Grafenstand erhoben Nachdem Albrecht Graf von Stosch den Freiherrn Joachim von Tettau adoptiert hatte durfte dieser ab 1936 offiziell den Namen Graf von Stosch Freiherr von Tettau Stosch von Tettau fuhren Familienmitglieder der von Stosch aus der jungeren Vergangenheit bzw Gegenwart sind die Opernsangerin Anny von Stosch und die Fernsehjournalistin Simone von Stosch Martinic Bearbeiten Hauptartikel Martinic Das Adelsgeschlecht Martinic auch Borsita von Martinitz tschech Martinicove pani Boritove z Martinic erhielt seinen Namen nach der Burg Martinice im sudlichen Mittelbohmen Ein bekannter Abkommling ist Jaroslav Borsita von Martinic 1582 1649 eines der Opfer beim Prager Fenstersturz von 1618 der den Beginn des Dreissigjahrigen Krieges markierte Jaroslav Borsita von Martinic erreichte 1621 fur sich und sein Geschlecht die Erhebung in den Reichsgrafenstand Das Geschlecht erlosch im Mannesstamm mit dem Tod des Grafen Franz Karl von Martinitz 1733 1789 Dessen Tochter Maria Anna Grafin Borita von Martinitz 1768 war Fideikommisserbin sowie der letzte Spross des alten Geschlechts und vermahlte sich 1791 mit Carl Joseph Graf von Clam 1760 1826 Dabei kam es zur Namens und Wappenvereinigung unter dem Namen Clam Martinic worin zumindest der Name Martinic noch im 21 Jahrhundert fortlebt Talmberg Bearbeiten Hauptartikel Talmberg Das Adelsgeschlecht Talmberg auch Thalenberg tschech Talmberkove pani z Talmberka ist benannt nach der Burg Talmberk in Mittelbohmen Als Stammvater des Adelsgeschlechts gilt Hroznata von Husic Aucicz tschech Hroznata z Uzic nach dem ostbohmischen Ort Auschitz heute Uzice u Kutne Hory der Ende des 13 Jahrhunderts als Burggraf von Prag genannt wird und einen Sohn namens Ernst von Talmberg hatte 3 Die gesicherte Stammreihe beginnt ein Jahrhundert spater mit Diwis Jankowsky von Talmberg Das Geschlecht stellte unter anderem Burggrafen und Bischofe darunter Johann Franz Christoph von Talmberg Es teilte sich in mehrere Linien auf von denen eine von 1418 bis 1702 den Ort Jankov besass und auf der dortigen Feste residierte Die letzte Linie und damit das gesamte Geschlecht erlosch 1735 im Mannesstamm Augezdecz Bearbeiten Benannt war das Adelsgeschlecht Augezdecz tschech pani z Ujezdce nach der nicht erhaltenen Burg Ugezdez im Ortsteil Ujezd des sudbohmischen Albrechtice nad Vltavou seit dem fruhen 14 Jahrhundert bis 1491 6 in Familienbesitz Wie bei den Talmberg gilt auch fur die Augezdecz der Prager Burggraf Hroznata von Husic als Stammvater dessen Sohn Zawis besagte sudbohmische Burg erhielt 7 Er war Bohmens Oberstkammerer von 1327 bis 1333 2 Zu Lebzeiten des Chronisten Melchior Friedrich von Stosch im fruhen 18 Jahrhundert gab es noch mehrere Vertreter des Adelsgeschlechts Augezdetz 8 Cerncicky von Kacov Bearbeiten Hauptartikel Cerncicky von Kacov Der Name dieses Geschlechts auch Czernczitzky Czerncziczky von Kacowa Katzowa tschech Cerncicti z Kacova leitet sich ab von den ostbohmischen Orten Cerncice Okres Nachod und Kacov Okres Kutna Hora Der erste bekannte Namenstrager war Jesek von Cerncice Herr von Kacov der in einer Urkunde von 1365 genannt wurde Johann Cerncicky von Kacov grundete 1501 die Stadt Nove Mesto nad Metuji Das Geschlecht hatte im 16 Jahrhundert verschiedene Besitzungen in Ostbohmen und Mahren und erlosch vermutlich Anfang des 17 Jahrhunderts mit dem Tod Bernhard Cerncickys von Kacov im Mannesstamm Richnowsky von Reichenau Bearbeiten Das Adelsgeschlecht Richnowsky von Reichenau tschech Rychnovsti z Rychnova pani z Rychnova leitete seinen Namen von der ostbohmischen Stadt Rychnov nad Kneznou deutsch Reichenau ab In einem Dokument des spateren bohmischen Konigs Premysl Otakar II findet sich 1258 ein Hermanus de Richenawe wobei es sich aber wohl um Hermann von Durnholz handelte Im 14 und fruhen 15 Jahrhundert wurden dann mehrfach Mitglieder des Geschlechts Richnowsky von Reichenau genannt wobei das Geschlecht in den Hussitenkriegen an Reichtum und Ansehen verlor 9 Die Stadt Reichenau blieb bis zum Verkauf an Wilhelm II von Pernstein 1497 in Familienbesitz 10 Ab 1547 wurden Angehorige des Geschlechts als Besitzer von Gut Ketzelsdorf Koclerov Gemeinde Vitezna genannt 1654 gehorte es Jaroslaus Albrecht Hynek Rychnowsky von Reichenau 11 Das Geschlecht ist 1690 mit dem Tod von Friedrich Jaroslaus Richnowsky von Reichenau der neben seinem Bruder Albrecht Ignaz letzter bekannter Vertreter des Geschlechts war 10 im Mannesstamm erloschen 8 Choustnik Bearbeiten Hauptartikel Choustnik Der Historiker Frantisek Palacky bezeichnete auch die Herren von Choustnik tschech pani z Choustnika als Zweig des Gesamthauses Kaunitz der allerdings als einziger der hier genannten Zweige seine Zugehorigkeit zum Gesamthaus durch Annahme eines neuen Wappens verleugnet habe Tatsachlich fuhrt unter den Kaunitz Zweigen lediglich das Geschlecht Choustnik ein anderes Wappen eine goldene Leiter auf blauem Grund Konig Vladislav II soll dieses Wappen erteilt haben nachdem ein Choustnik Urahn bei der Ersturmung Mailands 1158 zuerst die Stadtmauer erklommen hatte Benannt war das bereits 1410 im Mannesstamm erloschene Geschlecht nach der Burg Choustnik in Sudbohmen Literatur BearbeitenMelchior Friedrich von Stosch Genealogia des Hoch Graflich Freyherrlich und Hoch Adelichen Geschlechts derer von Stosch J J Korn Leipzig Breslau 1736 Digitalisat Band 1 auf Google Books Band 1 und 2 in der Slaska Biblioteka Cyfrowa in Kattowitz Einzelnachweise Bearbeiten Roman von Prochazka Die staatsrechtliche Stellung und kulturpolitische Bedeutung des historischen bohmischen Herrenstandes In Bohemia Zeitschrift fur Geschichte und Kultur der bohmischen Lander Band 22 1981 S 114 Digitalisat Memento des Originals vom 28 Marz 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bohemia online de a b Franz Vlasak Der altbohmische Adel und seine Nachkommenschaft nach dem dreissigjahrigen Kriege Styblo Prag 1866 S 61 Digitalisat a b Frantisek Palacky Bohmen unter dem Hause Luxemburg bis zum Tode Kaiser Karls IV Jahre 1306 bis 1378 II Band II Abteilung Prag 1842 S 14 Digitalisat Jan Zupanic Vznik rodu Wrbna Kaunitz Skryta historie slechtickeho rodu In Jiri Malir Martin Raja JUDr Vaclav Kounic a jeho doba Brunn 2009 S 237 257 ISBN 978 80 86488 61 5 PDF Ernst Heinrich Kneschke Neues allgemeines deutsches Adels Lexicon IX Band Friedrich Voigt Leipzig 1870 S 66 Digitalisat Franz Alexander Heber Bohmens Burgen Vesten und Bergschlosser II Band Prag 1844 S 233f Digitalisat Franz Alexander Heber Bohmens Burgen Vesten und Bergschlosser VI Band Prag 1848 S 236f Digitalisat a b Melchior Friedrich von Stosch Genealogia des Hoch Graflich Freyherrlich und Hoch Adelichen Geschlechts derer von Stosch J J Korn Leipzig Breslau 1736 S 40f Digitalisat Christoph Kuffner Hg A G Meissners sammtliche Werke Band 35 Wien 1814 S 242 Digitalisat 1 Digitalisat 2 a b Rudolf Johann von Meraviglia Crivelli Der bohmische Adel In Siebmacher s Wappenbuch IV Band 9 Abteilung Bauer amp Raspe Nurnberg 1886 S 253 PDF Franz Xaver Kuhn Das Riesengebirge und sein Vorland zur Zeit der Rekatholisierung In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Deutschen in Bohmen Jg 70 1932 S 55 Abschrift von Peter Schulz 2002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaunitz Gesamthaus amp oldid 225340607