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Das Kastell Kleiner Feldberg in der Fachliteratur haufig Kastell Feldberg oder Feldbergkastell genannt war ein romisches Militarlager dessen Besatzung fur Sicherungs und Uberwachungsaufgaben am Obergermanischen Limes zustandig war Die Anlage wurde am Nordhang der zweithochsten Erhebung im Taunus dem Kleinen Feldberg errichtet Dieser befindet sich im Hochtaunuskreis unterhalb der Hochtaunusstrasse Nahe dem Kastell liegt die Quelle der Weil Mit seiner Nordmauer steht die Fortifikation auf der Grenze zwischen Glashutten und dem Schmittener Ortsteil Niederreifenberg Die Hohenlage von mehr als 700 Metern uber dem Meeresspiegel macht das Feldbergkastell zum hochstgelegenen Militarlager am gesamten Obergermanisch Raetischen Limes Kastell Kleiner FeldbergAlternativname Kastell Feldbergoder FeldbergkastellLimes ORL 10 RLK Strecke RLK Obergermanischer Limes HochtaunusstreckeDatierung Belegung kurz nach 150 n Chr bis um 260 n Chr Typ NumeruskastellEinheit Exploratio HalicanensiumGrosse 0 7 haBauweise SteinErhaltungszustand teilrekonstruiertOrt Glashutten und Schmitten im Taunus NiederreifenbergGeographische Lage 50 13 37 7 N 8 26 40 8 O 50 227138888889 8 4446666666667 700 Koordinaten 50 13 37 7 N 8 26 40 8 OHohe 700 m u NHNVorhergehend Kleinkastell Maisel westlich Anschliessend Kleinkastell Altes Jagdhaus nordostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Vicus 5 Truppe 6 Umgebung 7 Denkmalschutz 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenLage BearbeitenDie am Kleinen Feldberg stationierten Soldaten hatte die Aufgabe den benachbarten Feldbergpass am Roten Kreuz 688 m u NN zu sichern einen alten Strassenubergang uber den Taunus Der Verlauf des Limes kreuzte etwa einen Kilometer westlich des Kastells die Strasse Die Garnison wurde jedoch aus Grunden der Wasserversorgung nicht direkt an der Passstrasse sondern nahe der Quelle der Weil gegrundet Eine langs des Limes verlaufende Handelsstrasse fuhrte in Nordost Sudwest Richtung quer durch die Fortifikation das so auch den Verkehr auf dieser Verbindung kontrollierte Forschungsgeschichte BearbeitenUnter den Bewohnern der Region waren die Uberreste des Kastellbads bereits vor dem Beginn der wissenschaftlichen Erforschung bekannt und wurden als Heidenkirche angesprochen Spatestens seit dem Ende des 18 Jahrhunderts ist der romische Ursprung dieser Baureste gesichert Erste archaologische Ausgrabungen am Feldbergkastell fanden kurz nach der Mitte des 19 Jahrhunderts statt systematische wissenschaftliche Untersuchungen folgten ab 1892 zunachst durch die Reichs Limeskommission spater durch das Saalburgmuseum Zuletzt wurde das Kastell in den Jahren 2004 2005 vor dem Hintergrund der damals zu erwartenden und inzwischen erfolgten Anerkennung des Limes als UNESCO Weltkulturerbe umfassend restauriert 1 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Porta principalis sinistra Innenansicht nbsp Aussenansicht der Porta decumana vor der Restaurierung nbsp Blick vom ruckwartigen Tor Porta decumana auf die Apsis des Fahnenheiligtums und weiter zum vorderen Tor Porta praetoria das dem Limes zugewandt ist nach der Restaurierung nbsp Grundmauern der Principia Stabsgebaude mit Apsis des Fahnenheiligtums nbsp Grundmauern des sudwestlichen Eckturms nbsp Fahnenheiligtum mit der Porta principalis sinistra im Hintergrund Zustand vor der RestaurierungDas Feldbergkastell wurde um 150 n Chr erbaut Darauf weisen die Kleinfunde und die Dendrodatierung 2 einer Quellfassung im Vicus hin Die Munzreihe weist ein erstes Maximum um 160 n Chr auf 3 Die rechteckige Anlage besass mit den Abmessungen von 78 93 Metern eine Grosse von gut 0 7 Hektar Die Umfassungsmauer wurde aus unregelmassigen vermortelten Quadersteinen errichtet Anschliessend erfolgte ein weisser Verputz sowie die fur romische Militarbauten typische Scheinfugenbemalung welche ein sorgfaltig gesetztes Quadermauerwerk vortauschten sollte Die Wehrmauer war von einem einfachen Spitzgraben umgeben In jeder der vier abgerundeten Mauerecken stand je ein an die Umfassungsmauer gelehnter Turm Im Inneren wurde entlang der Mauer der Agger aufgeschuttet Dies war ein Erddamm der bis unter die Hohe der Zinnen reichte und als Wehrgang diente Mit seiner Pratorialfront an der sich die Porta praetoria Haupttor befand orientierte sich die Gesamtanlage nach Nordwesten Dort verlief in rund 100 Metern Entfernung der Limes Alle vier Tore des Kastells waren von Doppelturmen flankiert Das Mauergeviert des Feldbergkastells umschloss einige Steinbauten darunter das Fahnenheiligtum der zentral angelegten Principia Stabsgebaude sowie ein nordwestlich davon gelegenes Horreum Getreidespeicher Ein weiteres Steingebaude bestand ostlich des Stabsgebaudes das moglicherweise als Praetorium Wohnhaus des Kommandanten anzusprechen ist Die meisten Bauten im Lagerinneren waren jedoch aus Holz und Fachwerk errichtet worden und sind nicht mehr sichtbar erhalten Eine in dieser Weise erbaute Mannschaftsbaracke konnte im sudlichen ruckwartigen Lagerteil der Retentura unmittelbar westlich der Principia nachgewiesen werden Werkstatten und Stallungen gleichfalls in Holzbauweise befanden sich ostlich der zur Porta praetoria nach Norden fuhrenden Via praetoria Weitere gesicherte Fundamente entlang der Querstrasse konnten zum Terrassieren des abfallenden Gelandes gedient haben Daruber hinaus waren Brunnen und Zisternen vorhanden Aus dem Kastellareal stammen Haarfragmente einer Grossbronze welche in die Zeit um 230 n Chr datieren 4 nbsp Kastellbad im Hintergrund die Porta praetoria Haupttor Ausserhalb des eigentlichen Kastells in Richtung zum Limes befand sich das Militarbad Die Grundmauern dieses Balineums wurden im Rahmen der 2004 2005 durchgefuhrten Restaurierungsmassnahmen wiederhergestellt Das Kastell am Kleinen Feldberg bestand bis in die Zeit der innen und aussenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3 Jahrhunderts Limesfall Vicus BearbeitenDer zum Kastelle gehorende Vicus Zivilsiedlung mit den Familienangehorigen der Soldaten sowie romanisierten Einheimischen befand sich in zwei getrennten Siedlungskernen sudwestlich und sudostlich des Wehrbaus an den von den jeweiligen Toren ausgehenden Strassen Er bestand vor allem aus langgestreckten und dicht aneinandergebauten Hausern Ackerbau war wegen der ungunstigen Klima und Bodenbedingungen in dieser Gegend nicht moglich Neben handwerklichen Dienstleistungen fur das Kastell betrieben die Bewohner wohl vor allem Handel Viehzucht Jagd und Holzfallerei Heute sind keine Uberreste des Vicus mehr sichtbar Ein Graberfeld konnte sudwestlich der Garnison lokalisiert werden Truppe BearbeitenDas Kastell diente einem Numerus einer Hilfstruppe von rund 160 Mann als Unterkunft Hierbei handelte es sich um die teilberittene Exploratio Halicanensium Aufklarungseinheit aus Halicanum die vermutlich in dem pannonischen Ort Halicanum dem heutigen Dorf Szerdahely in Ungarn rekrutiert worden war Umgebung Bearbeiten nbsp Stark verandert strukturell jedoch noch erkennbar der Limes am Pass Rotes Kreuz nbsp Reifenberger Wiesen Burgruine und Ort OberreifenbergDer Limes hat sich vom Feldbergkastell bis zur benachbarten Saalburg im Osten durch seine abseitige Lage in den Waldern des Taunus sehr gut erhalten konnen Auf vielen Kilometern kann dem Verlauf von Wall und Graben gefolgt werden Hier befinden sich auch noch einige kleinere Bauwerke die teilweise in ihren Fundamenten konserviert wurden zumindest aber im Gelande wahrnehmbar sind Darunter ist auch das Kleinkastell Altes Jagdhaus ein eintoriges Steinkastell aus der Mitte des 2 Jahrhunderts von rund 630 Quadratmetern Grosse Die Quelle der Weil liegt 200 m sudostlich des Kastells aufwarts im Fichtenwald Das Relikt einer vor Ort gefundenen holzernen Wasserleitung Deuchel wurde mittels Dendrochronologie auf etwa 170 n Chr datiert 2 Die Romer erreichten das Feldbergkastell uber die Feldbergstrasse den sogenannten Pflasterweg eine Verbindung uber den Taunuskamm zum Fuchstanz am Altkonig Hang vorbei Haderweg uber die Hunerbergwiesen und dann uber die Stierstadter Gemarkung nach Niederursel zur Saalburgstrasse die das romische Nida am Nordtor verliess Die als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Reifenberger Wiesen nordwestlich des Kastells sind die hochstgelegenen ihrer Art im Taunus Hier lagen in romischer Zeit die Weiden zur Versorgung der Zivilsiedlung Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Kleiner Feldberg und die anschliessenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind sie Bodendenkmale nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind an die Denkmalbehorden zu melden Die Anlage wird von den Staatlichen Schlosser und Garten Hessen betreut 5 Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Feldberg im Taunus Numeruskastell In Die Romer in Hessen Hamburg Nikol 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 266 269 Dietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 Dietwulf Baatz Das romische Kastell am Kleinen Feldberg im Taunus 2 erg Aufl Abteilung fur Vor und Fruhgeschichte im Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Wiesbaden 2001 ISBN 3 89822 058 3 Archaologische Denkmaler in Hessen 58 Astrid Bohme Die Fibeln des Kastells am kleinen Feldberg Hochtaunuskreis Saalburg Jahrbuch 31 1974 S 5 14 Ulrike Ehmig Die Amphoren vom Kastell Kleiner Feldberg Saalburg Jahrbuch 51 2001 S 37 78 Louis Jacobi in der Reihe Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Hrsg Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Abteilung B Band II 1 Kastell Nr 10 1905 Margot Klee Der romische Limes in Hessen Geschichte und Schauplatze des UNESCO Welterbes Pustet Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2232 0 S 94 97 Margot Klee Der Limes zwischen Rhein und Main Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0276 1 Peter Knieriem Elke Lohnig Die Heidenkirche am Feldberg Kastell In hessenARCHAOLOGIE 2005 Theiss Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 2053 0 S 80 82 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Feldberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizieller Internetauftritt der Staatlichen Schlosser und Garten Hessen Kastell Feldberg auf der Seite der Deutschen Limeskommission abgerufen am 23 Februar 2016 Kastell Feldberg auf der Seite des privaten Limesprojektes taunus wetterau limes de abgerufen am 23 Februar 2016Anmerkungen Bearbeiten Limes Kastelle am Feldberg fur rund 1 1 Millionen Euro restauriert Memento vom 7 Juli 2012 im Webarchiv archive today Auf der Seite bildungsklick de Pressemeldung des Hessischen Ministeriums fur Wissenschaft und Kunst vom 20 Oktober 2005 a b Ernst Hollstein Mitteleuropaische Eichenchronologie Trierer dendrochronologische Forschungen zur Archaologie und Kunstgeschichte von Zabern Mainz 1980 ISBN 3 8053 0096 4 Trierer Grabungen und Forschungen 11 S 112 Klaus Kortum Zur Datierung der romischen Militaranlagen im obergermanisch raetischen Limesgebiet In Saalburg Jahrbuch 49 1998 Zabern Mainz 1998 S 36 Martin Kemkes Das Bild des Kaisers an der Grenze Ein neues Grossbronzenfragment vom Raetischen Limes In Andreas Thiel Hrsg Forschungen zur Funktion des Limes Band 2 Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2117 6 S 144 Kastell Kleiner Feldberg In Homepage der Staatlichen Schlosser und Garten Hessen Kastelle des Obergermanischen Limes ORL Strecke 3 westlicher Taunus Kleinkastell Adolfseck Kastell Zugmantel Kastell Alteburg Kleinkastell Maisel Kastell Kleiner Feldberg Kleinkastell Altes Jagdhaus Kleinkastell Heidenstock Kastell Saalburg Kleinkastell Lochmuhle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Kleiner Feldberg amp oldid 234743366