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Das Karmeliterkloster Heidelberg war ein Konvent der Karmeliten mit Kirche und Klostergebaude in Heidelberg Die nicht mehr erhaltene Kirche diente unter anderem als Grablege des Herrscherhauses der Wittelsbacher Karmeliterkirche Heidelberg 1747 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grablege 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Kloster befand sich im Bereich der heutigen Strasse Friesenberg am ostlichen Ende der Stadt Dort sind im Anwesen Friesenberg 1a noch einige uberbaute Reste der Klostergebaude erhalten darunter das Refektorium Kurfurst Johann Wilhelm von der Pfalz beabsichtigte im Zuge seiner Rekatholisierungspolitik die Beschuhten Karmeliten aus Weinheim in der Stadt ansiedeln Seine Schwester Eleonore Magdalene von Pfalz Neuburg wollte in Heidelberg jedoch lieber die von ihr sehr geschatzten Unbeschuhten Karmeliten aus Wien haben Diesem Wunsch stimmte der Kurfurst schliesslich zu Der Orden erhielt 1701 die Ruine der Jakobskirche am Friesenberg Sie war eine mittelalterliche Grundung von Kurfurst Ruprecht I 1688 neu erbaut aber schon 1693 von den Franzosen wieder abgebrannt 1 nbsp Karmeliterkloster Heidelberg mit Ruckansicht der Kirche 1747Im Marz 1702 trafen die ersten Discalceaten in Heidelberg ein Sie kamen aus dem Kloster Augsburg und liessen bis 1713 die Kirche wieder aufbauen Die Konsekration wurde 1724 von dem Wormser Weihbischof Johann Baptist Gegg vorgenommen Im November 1718 wurde der Grundstein zu den Klostergebauden gelegt Diese errichtete Br Dominicus a S Euphrosina Familienname Schorn der bereits 1711 bis 1714 das Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen bei der Dreifaltigkeitskirche in Munchen errichtet hatte 2 Das Konventsgebaude wurde um 1730 und nochmals um 1760 verandert bzw ausgebaut Die Kirche erhielt einen dem hl Josef geweihten Hochaltar 1753 zusatzlich auch einen Marienaltar Seit 1721 bestand beim Kloster eine Josefsbruderschaft zu deren Mitgliedern die beiden Kurfursten Karl Philipp 1661 1742 und Karl Theodor 1724 1799 sowie viele Personlichkeiten des kurpfalzischen Hofes und angesehene Burger Heidelbergs zahlten Diese Bruderschaft uberlebte das Heidelberger Kloster um mehr als hundert Jahre Die besondere Verehrung des hl Josef gehort zur ordenseigenen Spiritualitat der Unbeschuhten Karmeliten Seine Ernennung zum Schutzpatron der Kurpfalz im Jahr 1753 geht auf den Einfluss der Heidelberger Karmeliten und ihrer Josefsbruderschaft zuruck Innerhalb der Kolner Karmelitenprovinz war die Heidelberger Niederlassung von 1755 bis 1787 der Studienkonvent Hier wurde der Ordensnachwuchs in Theologie Philosophie und Fremdsprachen ausgebildet Als Lehrer entsandte man deshalb die geistige Elite der Ordensprovinz nach Heidelberg Die Karmeliter hatten an der Universitat Heidelberg auch die Lehrstuhle fur Exegese und morgenlandische Sprachen inne 3 Ab etwa 1780 begann der langsame Niedergang des Klosters Die Geringschatzung des klosterlichen Lebens durch die Ideen der Aufklarung fuhrte zu Nachwuchsschwierigkeiten und innerhalb der Heidelberger Gemeinschaft zu wachsenden Konflikten Einfluss gewann dort auch der Karmelit Thaddaus Anton Dereser einer der fuhrenden Kopfe dieser Zeitstromung Ende der 1780er Jahre dufte der Konvent gar keine Novizen mehr aufnehmen In den Koalitionskriegen kam es zu empfindlichen Storungen des Ordenslebens da die Osterreicher und ihre Verbundeten das Heidelberger Kloster als Proviantmagazin nutzten Um 1800 erfolgte die Einquartierung pfalzischer Rekruten Am 31 Marz 1803 hob Kurfurst Max IV Joseph den Heidelberger Konvent auf Es lebten zu dieser Zeit dort noch sechs Bruder Einer davon Pater Gregor Hertwig verfasste eine Chronik des Klosters und setzte sich darin auch kritisch mit den Umstanden der Auflosung auseinander Kirche Kloster und Garten wurden fur 11 000 Gulden versteigert Die Kirche trug man 1806 07 ab ebenso einen Teil der Konventsgebaude Von letzteren blieb ein Winkelbau erhalten der heute noch umgestaltet existiert Den Abriss des Kirchturms gestaltete man 1809 als eine offentliche Volksbelustigung Der Landeshistoriker Johann Franz Capellini von Wickenburg 1677 1752 hielt in dem Sammelwerk Thesaurus Palatinus Ansichten von Kirche und Kloster sowie mehrere Grabinschriften fest 1724 schenkte der kurpfalzische General und Heidelberger Oberamtmann Johann Wilhelm von Efferen dem Konvent bei St Maria in der Kupfergasse ein Landgut in Freinsheim um damit einen weiteren Konvent der Unbeschuhten Karmelitinnen in Heidelberg zu grunden dieses Projekt wurde spater wegen Weigerung der Regierung nicht verwirklicht Von jenem Freinsheimer Gut vermachten die Eheleute Efferen einen Teil der Ertrage schon vorab dem Karmelitenkloster in Heidelberg dessen Patres das geplante Karmelitinnenkloster betreuen und wo spater auch Seelenmessen fur sie gefeiert werden sollten 4 Grablege Bearbeiten nbsp Sarkophag von Prinzessin Elisabeth Auguste Sofie von der Pfalz 1728 heute St Michaelskirche Munchen ursprunglich Gruft der Karmeliterkirche Heidelberg nbsp Sarkophag von Feldmarschall Friedrich Michael von Pfalz Zweibrucken Birkenfeld 1767 heute St Michael Munchen ursprunglich Karmeliterkirche HeidelbergBesondere Bedeutung gewann die Klosterkirche als Grablege des Hauses Wittelsbach dadurch auch von Adeligen der Region und Personen aus ihrem Umfeld Die Wittelsbachergruft wurde 1735 unter der Kirche erbaut und vom Wormser Bischof Franz Georg von Schonborn geweiht 5 Insgesamt zehn Familienangehorige fanden hier ihre letzte Ruhe darunter Kurfurstin Elisabeth Auguste von Pfalz Sulzbach 1794 Feldmarschall Friedrich Michael von Pfalz Zweibrucken Birkenfeld 1724 1767 sowie Prinzessin Elisabeth Auguste Sofie von der Pfalz 1728 und ihr Gatte Joseph Karl von Pfalz Sulzbach 1729 6 Letzterer begrundete die Loretowallfahrt in Oggersheim und erstere liess dort die prachtige Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt erbauen Weitere hier beigesetzte Familienmitglieder waren unter anderem Prinzessin Theresia Emanuela 1723 1743 die Tochter von Prinz Ferdinand Maria Innozenz von Bayern und Theresia Benedicte von Bayern 1725 1743 eine Tochter von Kaiser Karl VII 7 Nach Aufhebung des Heidelberger Klosters uberfuhrte man alle hier bestatteten Wittelsbacher 1805 in die St Michaelskirche nach Munchen Eigene Grufte unter dem Langhaus der Kirche hatten auch die Adelsfamilien von Wiser und von Freudenberg Unter anderem ruhten dort Reichsgraf Franz Joseph von Wiser 1755 und seine Gattin Anna Lucia von Alten 1726 sowie ihr Sohn Carl Joseph von Wiser 1770 der durch seine romantische Liebesheirat mit der protestantischen Grafin Elisabeth Dorothea von Degenfeld Schomberg bekannt wurde Ihre Grabmonumente verbrachte man beim Abriss der Kirche auf das Gelande von Schloss Wiser zu Leutershausen an der Bergstrasse wo sie sich noch heute befinden 8 Im allgemeinen Grabgewolbe unter der Kirche musste man die Toten wegen Platzmangels in Sargen ubereinander stapeln Als man die Kirche abtrug wurden 1806 mindestens 200 Leichname aus der Krypta wurdelos im Klostergarten verscharrt Mit der Wahl als Grabstatte war fur die Karmeliten auch die Aufgabe des Totengedachtnisses verbunden Dieses brachte einerseits Einnahmen in Form von Messstipendien hatte aber durch personliche Trauerbegleitung auch grossen Einfluss auf die fruchtbare Seelsorgetatigkeit Literatur BearbeitenJohann Franz Capellini von Wickenburg Thesaurus Palatinus Band 1 1747 S 71 Digitalscan zur Klostergrundung Adolf von Oechelhauser Die Kunstdenkmaler des Amtsbezirks Heidelberg Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Band VIII 2 Tubingen 1913 S 116 Digitalisat Markus A Maesel Hrsg So zerstorte die alles verheerende Aufklarung eine hundert jahrige Arbeit Chronik des Barfusser Karmelitenkloster zu Heidelberg Deutsche Fassung der Chronik des Pater Gregor Hertwig Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 1998 ISBN 978 3 929366 94 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Portal Heidelberg Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Heidelberg Das Karmeliterkloster Heidelberg im Portal Kloster in Baden Wurttemberg Webseite zur Karmeliterkirche Heidelberg als GrablegeEinzelnachweise Bearbeiten Gerhard Hius Studienfuhrer Sudwestdeutsche Verlagsanstalt 1953 S 145 Ausschnittscan zur Jakobskirche Gabriele Dischinger Das ehemalige Karmeliterinnenkloster in Munchen und sein Baumeister in Jahrbuch des Vereins fur Christliche Kunst Band 10 1978 S 19 32 Johann Friedrich Hautz Geschichte der Universitat Heidelberg Heidelberg 1862 S 276 Digitalscan Hans Helmut Gortz Der Erbauer des Lambsheimer Jagdschlosses in Heimat Jahrbuch des Rheinpfalz Kreises Band 30 2014 S 110 118 ISBN 978 3 00 042960 6 Felix Joseph Lipowsky Karl Theodor Churfurst von Pfalz Bayern Sulzbach 1828 S 16 Fussnote 1 Digitalscan Digitalscan aus dem Thesaurus Palatinus Band 1 Digitalscan aus dem Thesaurus Palatinus Band 1 Die Kunstdenkmaler Badens Band 10 3 1967 S 277 Ausschnittscan 49 412736 8 71598 Koordinaten 49 24 45 8 N 8 42 57 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karmeliterkloster Heidelberg amp oldid 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