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Die Schloss und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim Bundesland Rheinland Pfalz ist eine katholische Saalkirche im fruhklassizistischen Stil die aber auch noch hochbarocke Elemente aufweist Sie wurde 1775 uber einer seit 1729 bestehenden Loretokapelle errichtet die dabei vollstandig erhalten blieb Die Adresse ist Kapellengasse 8 Wallfahrtskirche SeitenansichtFassade der WallfahrtskircheInnenraumDie vom Kirchenraum uberbaute Loretokapelle Das Oggersheimer Gnadenbild Schwarze Madonna mit Kind Votivbild fur Kurfurst Carl TheodorDas Innere der Loretokapelle im Hintergrund das GnadenbildLoretokapelle innen die Wande sind dem Gemauer des Hl Hauses von Loreto nachempfunden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprunge der Loretowallfahrt 1 2 Errichtung der Loretokapelle in Oggersheim 1 3 Jesuitische Betreuung der Kapelle 1 4 Kurfurstliche Forderung 1 5 Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 2 Gebaude und Einrichtung 2 1 Kapelle 2 2 Kirche 2 3 Orgel 3 Wallfahrt 4 Bildergalerie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunge der Loretowallfahrt Bearbeiten Die Loretowallfahrt basiert auf der Verehrung der Heiligen Familie deren Haus die Casa sancta der Legende nach von Engeln aus Nazareth getragen wurde als 1263 das Heilige Land an den Islam fiel Im Jahre 1554 propagierten die Jesuiten in Loreto Mittelitalien den Kult des Heiligen Hauses das mit der Loretokapelle gleichgesetzt wurde Daraufhin entstanden in vielen Landern Nachbildungen der Loretokapelle mit eigenen Wallfahrten Errichtung der Loretokapelle in Oggersheim Bearbeiten In Oggersheim hatte Pfalzgraf und Erbprinz Joseph Karl von Pfalz Sulzbach aus einer Nebenlinie der Wittelsbacher 1694 1729 ab 1720 ein Lustschloss mit Parkanlage erbauen lassen In diesem Park liess er 1729 auch eine barocke Loretokapelle errichten da die Marienverehrung im Haus Wittelsbach traditionell einen hohen Stellenwert besass Das Gebaude dessen Grundsteinlegung er eigenhandig durchfuhrte war eine genaue Nachahmung der Originalkapelle im italienischen Loreto wo er auch eine Kopie des dortigen Gnadenbildes einer Schwarzen Madonna bestellte Diese wurde eine Nacht lang bei dem ursprunglichen Gnadenbild aufbewahrt und mit diesem in Beruhrung gebracht Sogar die architektonischen Unregelmassigkeiten des Vorbildes wurden in Oggersheim ubernommen und die im 18 Jahrhundert bereits nicht mehr vollstandig erhaltenen Wandgemalde aus Italien kopiert Daruber hinaus versuchte Joseph Karl von Papst Benedikt XIII verschiedene Ablassprivilegien und Reliquien zu erhalten Die Anregung zum Bau hatte der Wittelsbacher wohl im Kolner Kloster St Maria in der Kupfergasse erhalten wo seine Tante Amalia Maria Therese von Pfalz Sulzbach 1651 1721 sowie seine altere Schwester Maria Anna von Pfalz Sulzbach 1693 1762 als Unbeschuhte Karmelitinnen lebten und wo es schon langer eine ebensolche Loretokapelle mit Gnadenbild gab Der Pfalzgraf starb jedoch schon am 18 Juli 1729 bevor seine Stiftung fertiggestellt werden konnte und die Schlossanlage verwaiste Die Kapelle wurde weiterhin gefordert da Kurfurst Karl III Philipp die lauretanische Verehrung zum allgemeinen Nutzen und Trost des Vaterlandes wieder aufzunehmen wunschte Am 14 Oktober 1730 wurde der Einsiedler Johann Adam Hauer von ihm als Pfarrer an die Kapelle entsandt und sollte von behordlicher Seite unterstutzt werden Zeugnisse von dessen Tatigkeit in Oggersheim gibt es jedoch nicht sodass nicht bekannt ist ob er sein Amt jemals ausubte Jesuitische Betreuung der Kapelle Bearbeiten Am 1 Marz 1733 wurde die Kapelle den Mannheimer Jesuiten zur Betreuung ubergeben Im kurfurstlichen Auftrag uberfuhrte man an Maria Verkundigung 25 Marz das vom Haus Wittelsbach gestiftete Gnadenbild in die Loretokapelle und erklarte die Madonna von Oggersheim zur Patronin der Kurpfalz Zu jenem Anlass wurde eine Silbermedaille mit dem Gnadenbild und der Kapellenansicht gepragt deren Umschrift die Madonna von Loreto als Schutzfrau der Kurpfalz bezeichnet 1 Damit war die Oggersheimer Wallfahrt eroffnet und erfreute sich bald breiter Beliebtheit bei der Bevolkerung Kurfurst Karl III Philipp gehorte zu ihren eifrigsten Forderern und zeichnete sie oft durch seine personliche Anwesenheit aus Pater Matthaus Vogel S J aus Mannheim nahm sich der Pilgerstatte besonders an verfasste 1741 daruber ein Buchlein und avancierte zum ersten Leiter der Wallfahrt Von 1733 bis zu seinem Tod in Oggersheim am 2 November 1766 war er hier tatig Aufgrund der furstlichen Protektion und vieler Gebetserhorungen wurde die Loretokapelle immer bekannter und Ziel von Prozessionen aus der gesamten Umgebung Durch zahlreiche Stiftungen sowie grosszugige finanzielle Unterstutzung von Pfalzgraf Friedrich Michael von Pfalz Birkenfeld Schwiegersohn des Erbauers der Oggersheimer Kapelle konnten die Jesuiten in Oggersheim eine feste Niederlassung zur Betreuung der Wallfahrer grunden die am 15 Mai 1761 bezogen wurde Aus diesem Anlass stiftete Kurfurst Karl Theodor 1760 eine Mission die von Matthaus Vogel zwei weiteren Mannheimer Jesuiten und einem Laienbruder besetzt wurde In seinem Buchlein schrieb Vogel uber die Intention der Grundung Das schone Beispiel so vieler christlicher Lander die Begierde Gott den Herrn in seiner hl Mutter zu loben und die Ehre der wertesten Himmelskonigin in diesen Landen zu erweitern wie auch ihrer Furbitte verschiedene Gnaden vom Himmel zu erhalten hat Pfalzgraf Joseph Karl Erbprinz des Herzogtums Sulzbach bewogen auch in kurpfalzischen Landen eine nach Form des hl Hauses zu Loreto gestaltete Kapelle aufzurichten Kurfurstliche Forderung Bearbeiten Gefordert wurde die Pilgerstatte auch durch das Vorbild der Kurfurstin Elisabeth Auguste Sie besuchte regelmassig die Kapelle und ihr Gemahl Carl Theodor erliess all denen die an Marienfesten zur Oggersheimer Kapelle zogen den Bruckenzoll uber die Schiffbrucke von Mannheim Die Wallfahrt nahm zu als der schwerkranke Kurfurst im Jahr 1743 auf wunderbare Weise genas nachdem die Kurfurstin in der Loretokapelle eine Novene neuntagige Andacht hatte abhalten lassen Aus Dank fur die Heilung liess der Furst die Inneneinrichtung der Kapelle neu gestalten Auch vor der Geburt des erhofften Thronfolgers wandte sich das Paar an die Gottesmutter doch starb das Kind 1761 nur einen Tag alt Obwohl sich Kurfurst Carl Theodor in der Folgezeit von seiner Gemahlin abwandte liess sie bei einer erneuten Erkrankung ihres Ehemannes im Jahr 1774 eine Prozession nach Oggersheim abhalten 1768 bis 1793 lebte Kurfurstin Elisabeth Augusta zumeist getrennt von ihrem Gatten im Schloss Oggersheim gegenuber der Loretokapelle Diese liess sie laut Inschrift uber dem Hauptportal 1775 von dem flamischen Architekten Peter Anton von Verschaffelt mit der heutigen Wallfahrtskirche uberbauen wobei die Kapelle vollstandig erhalten blieb allerdings mit farbigem Marmor verkleidet wurde Die Arbeiten dauerten von 1774 bis 1777 und wurden durch Frondienste bzw teilweise stattdessen Geldzahlungen der Gemeinden realisiert Nach der Aufhebung des Jesuitenordens Bearbeiten Am 18 Oktober 1777 wurde die Kirche eingeweiht nun aber durch Kapuziner Patres versorgt da der bisher hier tatige Jesuitenorden 1773 aufgehoben worden war Friedrich Matthisson schreibt uber seinen Besuch in Oggersheim Meine Abreise von Mannheim 1786 ward um acht volle Tage uber den bestimmten Scheidepunkt hinausgeruckt Doch am Ende behauptete die Notwendigkeit ihr altes Despotenrecht und so musste gerade an dem Tage wo der Theaterzettel Iffland als Franz Moor ankundigte ein murrischer Lohnkutscher mich im tragsten Leichenschritte nach Oggersheim fahren Die Kurfurstin war in der Tat sehr wohl beraten da sie diesen heitern und reinlichen Ort zu ihrer gewohnlichen Residenz wahlte Die Hofkapelle Wallfahrtskirche zu Oggersheim macht ihren Ruf eins von den fehlerfreiesten Architekturwerken der Pfalz zu sein alle nur mogliche Ehre Mag der Kunstgeweihte das zierliche Gebaude mit vitruvischer Lampe beleuchten mir Laien wurde dadurch das lebhafte Vergnugen zuteil welches immer aus seiner Form und richtigem Verhaltnis hervorgeht Am Jahresende 1793 floh die Kurfurstin vor den heranruckenden franzosischen Revolutionstruppen nach Weinheim wo sie fortan im dortigen Schloss wohnte 1798 vertrieb man auch die Kapuziner aus Oggersheim Die Wallfahrtskirche verlor ihre Eigenschaft als Hofkirche und ging in die Obhut der ortlichen Pfarrei uber Von 1798 bis 1804 musste aus politischen Grunden auch der Wallfahrerverkehr ruhen Erst der kirchenfreundliche Konig Ludwig I von Bayern stellte das Ordensleben in Oggersheim wieder her als 1843 der Pfarrer Henkes starb und die Bevolkerung die Grundung eines neuen Klosters erbat Ludwig stiftete am 21 April 1844 aus privaten Mitteln einen Konvent der Franziskaner Minoriten der bis heute besteht und die Wallfahrt betreut Die Kosten des Klosters wurden durch die Ertrage einer Stiftung von 80 000 Gulden gedeckt Damit konnten die Wallfahrten wieder intensiver betreut werden und nahmen besonders ab den 1980er Jahren einen Aufschwung 1984 und 1988 wurde die Kirche renoviert wobei man allerdings auf die Stilmerkmale des 18 Jahrhunderts Rucksicht nahm 1993 mussten die Mitglieder der Ordensprovinz Wurzburg das Kloster aus Personalmangel an die Minoriten aus Krakau ubergeben von denen sich heute funf Monche in Oggersheim befinden Gebaude und Einrichtung BearbeitenKapelle Bearbeiten Das Innere der Kapelle wurde mit einem Tonnengewolbe bedeckt und durch ein Gitter zweigeteilt Vor dem Gitter steht der Altar der Gnadenkapelle der hintere schmalere Raumteil ist fur das Gnadenbild der Gottesmutter vorgesehen das sich in einer Nische befindet Dieses wurde um 1740 genauso wie die zwei seitlich davon angebrachten Engel vom Mannheimer Hofbildhauer Paul Egell entworfen Die Wande sind wie in allen Loretokapellen nach der Wandgliederung des ursprunglichen Heiligen Hauses gebildet In der Kapelle befindet sich ausserdem neben einigen Votivtafeln eine Holzschnitzerei einer Anna Selbdritt die aus dem 16 Jahrhundert stammt und im Mittelrheingebiet hergestellt wurde Kirche Bearbeiten nbsp Wallfahrtsandenken um 1900Die Aussenfassade erinnert mit ihren Kompositkapitellen an die eines Tempels und basiert auf dem Stil Carlo Rainaldis Die Arbeitsmaterialien waren hauptsachlich Putz und Sandstein An der sudwestlichen Aussenwand befinden sich zwei eingeschossige Turme mit Kuppeldachern gegenuber auf der Seite des Eingangs ein Dreiecksgiebel Die Innenwand des Kirchenraums besteht aus korinthischen Pilastern und flachen Wandnischen Die Decke bildet ein Stichkappen Tonnengewolbe mit Stuckkassetten bei den Fenstern handelt es sich um Stichbogenfenster Der weite einschiffige Raum vollzieht den rechteckigen Grundriss der Loretokapelle nach und ist wie diese nach Sudwesten gerichtet wo sich auch der Chor befindet Das Langhaus nimmt die Loretokapelle vollstandig in sich auf Deren nordostliche Aussenwand bildet gleichzeitig die Ruckwand des Hochaltars der grossen Wallfahrtskirche Dieser wurde nach Entwurfen des Architekten Peter Anton von Verschaffelt angefertigt die Altargemalde stammen von Georg Oswald May Seitlich des Altars befinden sich zwei Konsolentische die moglicherweise um 1725 von Paul Egell entworfen wurden und aus dem Oggersheimer Schloss stammen konnten An den Seiten befinden sich noch einmal zwei kleinere Altare ausserdem besitzt die Kirche eine Kanzel einen Taufstein Beichtstuhle und eine Orgelempore Mehrere Orgelprospekte aus der Entstehungszeit der Kirche haben sich erhalten Orgel Bearbeiten Die Orgel wurde von der Firma Mayer aus Heusweiler gefertigt und verfugt uber die folgenden technischen Daten Winddruck HW 70 mm WS RP 60 mm WS Ped 75 mm WS Koppeln elektromech RP HW HW P RP P Register 24 mit 1761 Pfeifen und 3 Transmissionen Spieltraktur mechanisch Registertraktur mechanisch und elektrisch 16 fache elektrische SetzerkombinationWallfahrt BearbeitenWallfahrtstage der Kirche sind Maria Lichtmess 2 Februar der Josefstag 19 Marz Maria Verkundigung 25 Marz Maria Heimsuchung 31 Mai Maria Himmelfahrt Hauptwallfahrtstag 14 15 August Maria Geburt 8 September St Elisabeth 23 September und Unbefleckte Empfangnis 8 Dezember Bildergalerie Bearbeiten nbsp Fassade von Nordosten nbsp Hauptportal Erbauungsinschrift und Wappen der Kurfurstin nbsp Wallfahrtskirche von Sudwesten nbsp Kassettendecke nbsp Ausserer Separateingang zur Gnadenkapelle nbsp MadonnaLiteratur BearbeitenMartin Josef Morschell Geschichte Oggersheims und des daselbst neu gegrundeten Minoritenklosters Selbstverlag 1844 S 35 Scan aus der Quelle Karl Anton Kreuter Festschrift zur 150 Jahrfeier der Pfarr und Wallfahrtskirche Oggersheim Katholisches Pfarramt Oggersheim 1925 Dehio Gall Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Pfalz und Rheinhessen 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1961 S 257 knappe Beschreibung des Baus 200 Jahre Pfarr und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Ludwigshafen Oggersheim 3 geand Auflage Pfarrgemeinderat Maria Himmelfahrt Ludwigshafen Oggersheim 1977 August Gutzer Oggersheim und die Jesuiten Katalog zur Ausstellung im Schillerhaus Heimatkundlicher Arbeitskreis Lu Oggersheim 1983 Jurgen Kaiser Ludwigshafen Oggersheim Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt 2 neu bearb Auflage Schnell und Steiner Regensburg 2002 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Geschichte des Minoritenklosters Ludwigshafen Oggersheim Webseite des Bistums Speyer zur Oggersheimer Wallfahrt Kulturdenkmaler in Ludwigshafen 225 Jahre Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Feste Burg im Sturm der Zeit Memento vom 6 September 2008 im Internet Archive Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt und zugehoriges Minoritenkloster mit Fotos der Kirche Die katholische Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt auf regionalgeschichte net Glocken der Wallfahrtskirche Maria HimmelfahrtEinzelnachweise Bearbeiten Franz Weckesser 200 Jahre Oggersheimer Wallfahrt In Die Pfalz am Rhein Jahrgang 1933 S 313 314 mit Abbildung der Medaille 49 490055555556 8 3770111111111 Koordinaten 49 29 24 2 N 8 22 37 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Ludwigshafen amp oldid 231336477