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Karl Ludwig Zutavern 5 Oktober 1903 in Eppingen 24 Oktober 1990 in Schwabisch Hall war von 1937 bis 1945 Burgermeister von Eppingen Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung 3 Zeit des Nationalsozialismus 4 NSDAP in Eppingen 5 Pogrom vom 10 November 1938 6 Zutavern wahrend des Krieges 7 Offentlich am Pranger 8 Mitgliedschaften 9 Auszeichnungen 10 Entnazifizierung nach 1945 11 Begnadigung 12 Wiederaufbau und Wirtschaftswunder 13 Quellen 14 Literatur 15 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenEr war der Sohn von Karl Ludwig Zutavern 27 April 1854 5 Januar 1928 und der Katharina geborene Metzger 16 August 1867 14 August 1911 Sein Vater war wie auch schon sein Grossvater Seifensieder und das Familienunternehmen K L Zutavern wurde bereits 1864 gegrundet Seine Mutter stammte aus einer Bauernfamilie Zutavern hatte zwei Geschwister Otto Richard 27 April 1898 und Emma Katharina 5 August 1900 Er heiratete am 20 September 1930 Emilie Frieda geborene Schechter aus Ittlingen Aus dieser Ehe stammen vier Kinder Ingeborg 15 Februar 1931 in Eppingen Gudrun Margarete 3 Juli 1934 in Munchen Karl Heinz August 9 April 1936 in Munchen und Heide 24 Mai 1943 in Heidelberg Ausbildung BearbeitenKarl Zutavern besuchte von 1910 bis 1914 die Volksschule und danach die Realschule in Eppingen die er 1920 mit dem Abschluss der Mittleren Reife verliess Die Ausbildung zum Schlosser bei dem Unternehmen Jakob Dieffenbacher in Eppingen schloss er 1923 mit der Gesellenprufung ab 1923 24 studierte an der Ingenieurschule Mannheim die er ohne Abschluss verliess Danach arbeitete er etwa ein Jahr bei den Junkers Flugzeug und Motorenwerken in Dessau und begann 1926 bei der Deutschen Verkehrsfliegerschule Berlin eine Ausbildung als Verkehrsflieger Sie dauerte bis 1929 und erfolgte in Stettin Schleissheim bei Munchen Berlin Staaken und Braunschweig Der Abschluss berechtigte zur gewerbsmassigen Personenbeforderung und offentlichen Vorfuhrung von Kunstflugen Da die zivile Luftfahrt nur wenige Flieger anstellte fand Karl Zutavern keine Stelle Nach Eppingen zuruckgekehrt arbeitete er im Geschaft seiner Schwester K L Zutavern Waschmittel in dem er nach seiner Verheiratung Teilhaber wurde und das er spater allein weiterfuhrte Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenZutavern trat bereits Juni 1927 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 12 642 Von 1927 bis 1929 war er Mitglied der SA und von 1929 bis 1933 der SS wo er 1932 bis 1933 Truppfuhrer war Er grundete 1929 die NSDAP Ortsgruppe Eppingen und war seitdem als Ortsgruppenleiter tatig Von ihm wurde der Antrag unterschrieben Adolf Hitler zum Ehrenburger von Eppingen zu ernennen Von 1931 bis 1933 war er Kreispropagandaleiter der NSDAP im Kreis Sinsheim Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 bekam er eine Anstellung als Flugzeugfuhrer bei der Universum Film AG UFA Berlin In dem Film Rivalen der Luft der 1933 34 von dem Regisseur Frank Wysbar gedreht wurde wirkte er als Flugzeugfuhrer mit Danach arbeitete er beim Reichsamt fur Wetterdienst fur die Wetterflugstelle Munchen Oberwiesenfeld Im Februar 1937 gab er seine Stelle als Flugzeugfuhrer auf und wurde Burgermeister in Eppingen das damals etwa 3500 Einwohner hatte NSDAP in Eppingen BearbeitenMit Gleichgesinnten grundete ich Ende 1929 die Ortsgruppe Eppingen der NSDAP und betatigte mich spater 1931 auch im Kreise als Kreispropagandaleiter im Kreise Sinsheim Mitte 1929 trat ich in die Allgemeine SS ein Bis Marz 1933 war ich Fuhrer des SS Trupps Eppingen der zur 62 SS Standarte Karlsruhe gehorte Brief von Karl Zutavern vom 14 August 1947 an den offentlichen Klager bei der Spruchkammer des Internierungslagers 74 Ludwigsburg Ossweil GLA s Quellen Am 30 Januar 1933 ernannte Reichsprasident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler Abends feierten in Eppingen wie in Berlin und anderen Stadten Deutschlands SA und SS mit einem Fackelzug dieses Ereignis Erklarung von Albert Wirth 1903 bis 1933 Burgermeister von Eppingen Am 23 3 1933 vormittags gegen 8 Uhr von der Bahnhofstrasse kommend sah ich dass etwa 3 400 Personen auf den Gehwegen im Halbkreis um den Marktplatz standen Ich schritt ungehindert zum Rathaus In meinem Dienstzimmer angekommen horte ich dass im anstossenden Zimmer des Ratschreibers mir zunachst fremde Personen sprachen Nach kurzer Zeit kamen die spateren Burgermeister Doll und Zutavern zu mir herein Zutavern sagte zu mir ich sahe wohl dass die Gemeinde meinem Rucktritt wunsche ich mochte an den Fernsprecher kommen der Herr Landrat wolle mich sprechen Herr Landrat Strack wies auf den Aufmarsch der 3 400 Personen hin und sagte gleichfalls dass dadurch mein Rucktritt erwunscht und verlangt sei Ich lehnte die freiwillige Amtsniederlegung ab mit dem Bemerken dass ich nur dem Zwange weichen werde und es dem Herrn Landrat ja bekannt sei dass ich schon zwei Jahre zuvor aus Gesundheitsrucksichten Schritte wegen Zurruhesetzung unternommen hatte Ich betonte dass es dieser aufgeputschten Veranstaltung nicht bedurft hatte Im Laufe des Gesprachs wurde ich dann von Herrn Landrat bis auf Weiteres beurlaubt Doll als kommissarischer Burgermeister eingesetzt Doll sprach dann vom Balkon aus in sachlich ruhiger Weise einige Worte die Masse brullte und verlief sich niedergeschrieben am 6 September 1947 GLA s Quellen Pogrom vom 10 November 1938 BearbeitenDie sogenannte Reichskristallnacht wird vom Eppinger Rechtsanwalt Eduard Neckermann wie folgt geschildert Am Donnerstag den 10 November 1938 hat man auch hier in Eppingen eine Judenaktion veranstaltet in der Form dass man die Synagoge in Brand setzte in der Nacht von Mittwoch den 9 11 38 auf Donnerstag den 10 11 38 und dass man am 10 11 38 unter Beiziehung und Beteiligung der Volksschuljugend eine Razzia gegen die hiesigen Juden veranstaltete indem man sie durch Polizeidiener Goll in den hiesigen Ortsarrest verbrachte wobei die erwahnte Jugend hinter den Juden mit Stecken unter Geschrei herlief und sie zum Ortsarrest begleitete Die Aktion stand unter der Leitung und Fuhrung von Burgermeister Zutavern dem Hauptlehrer Sturz Eppingen und dem Schreibgehilfen beim hiesigen Amtsgericht Geiger Klageschrift von Eduard Neckermann vom 27 Juni 1939 GLA s Quellen Zutavern wahrend des Krieges BearbeitenVom 5 Juni bis 30 Juli 1939 machte er eine militarische Ubung bei der Luftwaffe Vom 1 September bis 30 September 1939 und vom 7 Oktober 1940 bis zum Kriegsende war er als Flugzeugfuhrer bei der Luftwaffe 7 Oktober 1940 bis 1 Juni 1943 Flugzeug Uberfuhrungs Geschwader 2 Juni 1943 bis 1 Dezember 1943 Kurierstaffel 13 Offizier zur besonderen Verwendung bei Generalfeldmarschall Rommel Flugzeugfuhrer des Feldmarschalls Rommel und danach bis April 1945 Flugzeugfuhrer bei der Heeresgruppe Mitte und Nord Offentlich am Pranger BearbeitenBericht von Hildegard Schmitt aus Eppingen Am 22 Marz 1941 vormittags 8 Uhr kam der damalige Hilfspolizist Seitz in die Wohnung des Landwirts Willi Doll wo ich seiner Zeit mein Pflichtjahr abgeleistet habe Seitz sagte zu mir dass ich aufs Rathaus kommen soll und nahm mich mit Ich wurde in den grossen Rathaussaal verbracht wo sich bereits der damalige Burgermeister Zutavern und der Landwirt Willi Doll befanden Zutavern sagte zu mir Du bekommst die Haare geschnitten wegen einem Franzosen Man hat mich dann bis etwa 10 Uhr in den Ortsarrest gesperrt Etwa um 10 Uhr wurde ich von dem Ratsdiener Nagel auf den Marktplatz geholt wo eine grosse Menschenmenge versammelt war Ich wurde dann durch die Menschenmenge gefuhrt musste auf einem Stuhl Platz nehmen und bekam dann von einem Friseur vom Friseurgeschaft Lang die Haare geschnitten Gesprochen wurde wahrend der ganzen Aktion wenigstens solange ich auf dem Marktplatz war weiter nichts Der Kreisleiter Geiger war wahrend der Aktion auch anwesend und hat mit Frau Zutavern vom Rathausbalkon aus zugesehen Nachdem man mir die Haare geschnitten hatte wurde ich von dem Gendarmerie Hauptwachtmeister Hecker sofort zum Bahnhof und mit dem Zug nach Heidelberg verbracht Dort wurde ich 1 Woche in Untersuchungshaft gehalten und dann wieder nach Hause entlassen weil mir nichts bewiesen werden konnte Protokoll vom 7 Oktober 1947 fur das Spruchkammerverfahren gegen den Internierten Zutavern Aktenzeichen J 74 4705 GLA s Quellen Mitgliedschaften BearbeitenJuni 1927 bis 1945 Mitglied der NSDAP Mitglieds Nr 12 642 Ortsgruppenleiter 1927 bis 1929 Mitglied der SA Truppfuhrer und Kreisleiter 1929 bis 1933 und 1937 bis 1938 Mitglied der SS Obersturmfuhrer OStuf 1933 bis 1940 Mitglied des Nationalsozialistischen Fliegerkorps NSFK 1933 bis 1937 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront DAF 1934 bis 1945 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV 1937 bis 1946 Mitglied des Reichsbundes der Deutschen Beamten RDB 1938 bis 1940 beschaftigt beim Sicherheitsdienst SD 1938 bis 1945 Mitglied beim Reichsluftschutzbund RLB Auszeichnungen Bearbeiten nbsp Das Goldene Parteiabzeichen erhielten ab Ende 1933 in der Regel alle Parteimitglieder mit einer Nummer unter 100 000 und ununterbrochener Mitgliedschaft 1 Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP Dienstauszeichnung in Bronze fur 10 jahrige Mitarbeit bei der NSDAP Dienstauszeichnung in Silber fur 15 jahrige Mitarbeit bei der NSDAP Ehrenzeichen Baden Silbernes Gauabzeichen der NSDAP Kriegsverdienstkreuz II KlasseEntnazifizierung nach 1945 BearbeitenSpruch der Berufungskammer III der Internierungslager Ludwigsburg den 29 November 1948 Der Spruch der Spruchkammer der Int Lager Ludwigsburg vom 1 5 48 wird auf die Berufung des Betroffenen dahin geandert Der Betroffene ist Hauptschuldiger Er wird auf die Dauer von drei Jahren in ein Arbeitslager eingewiesen unter Anrechnung der politischen Haft nach dem 8 5 1945 GLA s Quellen Die Entlassung aus dem Internierungslager erfolgte bereits zuvor am 30 Oktober 1948 Im Gnadenwege wurde der Vermogenseinzug als undurchfuhrbar eingestellt die laufende Abgabe von Einkommen und die gesamten Kosten aus wirtschaftlichen Grunden erlassen Begnadigung BearbeitenSchreiben vom 20 Dezember 1968 Der Herr Ministerprasident hat in der Angelegenheit des Herrn Karl Zutavern heute folgende Gnadenentscheidung getroffen Der fruhere Burgermeister Karl Zutavern geb am 5 Oktober 1903 wohnhaft in Eppingen der im Spruchkammerverfahren in die Gruppe der Hauptschuldigen eingestuft wurde wird im Gnadenwege mit Wirkung vom 1 Dezember 1968 in die Gruppe der Minderbelasteten umgestuft GLA s Quellen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder BearbeitenKarl Zutavern betrieb weiterhin das Seifengeschaft Zutavern und handelte mit Olen Fetten und anderen Erzeugnissen Bald kam auch der Handel mit Heizol hinzu Das Fachwerkhaus Brettener Strasse 15 wurde abgerissen und ein grosserer Neubau erstellt in dem sich noch heute die Drogerie K L Zutavern befindet 1990 starb Karl Zutavern in hohem Alter als ehrenwerter Burger der Stadt Eppingen Quellen BearbeitenGenerallandesarchiv Karlsruhe GLA Bestand 465 a Zntr SPr K B Sv Bestellnummer 855a Nr 465 61 23 3504 Einwohnerbuch des Amtsbezirks Sinsheim Vollstandiges Einwohnerbuch samtlicher Gemeinden des Amtsbezirks Sinsheim Ausgabe 1938Literatur BearbeitenKarl Diefenbacher Ortssippenbuch Eppingen im Kraichgau Interessengemeinschaft Badischer Ortssippenbucher Lahr Dinglingen 1984 Deutsche Ortssippenbucher Reihe A Band 109 Badische Ortssippenbucher Band 52 Reinhard K Hauke Kein Betriebsunfall der Geschichte Ein Kapitel aus der Nazi Zeit in Eppingen Adolf Hitler Ehrenburger der Stadt In Heilbronner Stimme vom 19 Juli 1983 Reinhard K Hauke Triumphzug fur Ehrenburger Adolf Hitler Ein braunes Kapitel in der Eppinger Geschichte In Rhein Neckar Zeitung vom 20 Juli 1983 Fritz Luz Karl Zutavern wurde 80 In Heilbronner Stimme vom 7 Oktober 1983 Andreas Waidler Reichspogromnacht In Judisches Leben im Kraichgau Zur Geschichte der Eppinger Juden und ihrer Familien Heimatfreunde Eppingen Eppingen 2006 ISBN 3 930172 17 8 S 25 29 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Stelbrink Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe Versuch einer Kollektivbiographie mit biographischem Anhang Nordrhein Westfalisches Staatsarchiv Munster 2003 ISBN 3 932892 14 3 S 37 Stadtschultheissen Burgermeister und Oberburgermeister von Eppingen Albert Wirth 1903 1933 Karl Doll 1933 1936 Karl Zutavern 1937 1945 Jakob Dorr 1945 1948 Karl Thoma 1948 1966 Rudiger Peuckert 1966 1980 Erich Pretz 1980 2004 Klaus Holaschke seit 2004 Normdaten Person GND 1151820164 lobid OGND AKS VIAF 922151837980820520003 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zutavern KarlALTERNATIVNAMEN Zutavern Karl Ludwig vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP Burgermeister von Eppingen zur Zeit des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 5 Oktober 1903GEBURTSORT EppingenSTERBEDATUM 24 Oktober 1990STERBEORT Schwabisch Hall Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Zutavern amp oldid 228152882