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Grafin Josephine Brunsvik de Korompa 1799 1810 Josephine Grafin Deym von Stritetz ab 1810 Baronin von Stackelberg 28 Marz 1779 in Pressburg 31 Marz 1821 in Wien war eine Angehorige des ungarischen Adelsgeschlechts Brunsvik 1 Sie war eine der zentralen Frauengestalten im Leben Ludwig van Beethovens der ihr in den Jahren 1804 bis 1810 11 mindestens vierzehn zum Teil leidenschaftliche Liebesbriefe schrieb in denen er sie unter anderem als Engel mein Alles und als seine einzig Geliebte bezeichnete und ihr ewige Treue schwor Da sie die einzige Frau ist die Beethoven nachweislich anhaltend und leidenschaftlich geliebt hat 2 halt eine Reihe von Musikwissenschaftlern Josephine auch fur die Adressatin des beruhmten dreiteiligen Briefes an die Unsterbliche Geliebte vom 6 7 Juli 1812 3 Ein endgultiger Nachweis dieser Hypothese konnte jedoch bisher nicht erbracht werden Grafin Josephine Brunsvik als Grafin Deym unbezeichnete Bleistift Miniatur vor 1804 Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und erste Ehe 2 Witwenstand 3 Zweite Ehe 4 1812 5 Beethovens Unsterbliche Geliebte 6 Trennung 7 Das Ende 8 Spuren in der Musik 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksKindheit und erste Ehe BearbeitenJosephines Brunsviks Vater Anton Brunsvik 1745 1793 starb im Alter von 47 Jahren und hinterliess seine Frau Anna geb Freiin Wankel von Seeberg 1752 1830 und vier Kinder Therese 1775 1861 Franz 1777 1849 Josephine und Charlotte 1782 1843 Die Familie lebte in einem Schloss in Martonvasar bei Budapest Die Kinder genossen eine Ausbildung durch private Lehrer studierten Sprachen und klassische Literatur Alle vier erwiesen sich als talentierte Musiker Franz wurde ein guter Cellist die Madchen zeichneten sich am Klavier aus besonders Therese Alle bewunderten die Musik von Ludwig van Beethoven der sich wahrend der 1790er Jahre als Pianist in der osterreichischen Hauptstadt Wien etabliert hatte Franz widmete er spater die f Moll Klaviersonate op 57 Appassionata Therese die Fis Dur Sonate op 78 Am 3 Mai 1799 brachte Anna Brunsvik ihre beiden Tochter Therese und Josephine nach Wien wo Beethoven ihnen Klavierunterricht erteilte 4 Uber die erste Bekanntschaft der beiden Schwestern mit Beethoven schrieb Therese Brunsvik Jahrzehnte danach als hochbetagte Frau in ihren Memoiren Der Unsterbliche liebe Louis van Beethoven war sehr freundlich und so hoflich als er sein konnte Er kam fleissig blieb aber statt einer Stunde von 12 bis oft 4 bis 5 Uhr Der Edle muss selber zufrieden gewesen sein denn durch 16 Tage blieb er nicht ein einziges Mal aus 5 Wie mehrere andere Manner muss sich auch Beethoven auf den ersten Blick in Josephine Brunsvik verliebt haben Ungefahr sechs Jahre nach dem ersten Zusammentreffen gestand er ihr er habe damals seine spontane Liebe zu ihr unterdrucken mussen 6 Sie selbst schrieb ihm ebenfalls spater in ihrer Witwenzeit von ihrer enthousiastische n Seele fur ihn noch bevor sie ihn personlich kennengelernt hatte 7 Auf Drangen der Mutter die fur ihre Tochter einen wohlhabenden Gatten von gleichem Rang wunschte heiratete Josephine Brunsvik am 29 Juli 1799 in Martonvasar den erheblich alteren Grafen Joseph von Deym 4 April 1752 in Wognitz in Bohmen 27 Januar 1804 in Prag 8 der sich bei ihrer ersten Begegnung in Wien am 5 Mai 1799 ebenfalls sofort in sie verliebt hatte Der Hofstatuarius Deym besass in Wien am Rothen Turm ein grosses Galeriegebaude dessen zahlreiche Sale angefullt waren mit Gips und Wachsabgussen beruhmter antiker Statuen aus Italien die Deym wahrend seiner dortigen Aufenthalte selbst abgenommen hatte Nach anfanglichen uberwiegend finanziellen Schwierigkeiten entwickelte sich die Deym Ehe trotz des erheblichen Altersunterschiedes zu einer glucklichen Beziehung 9 Beethoven blieb als regelmassiger standhafter Besucher der jungen Grafin 10 weiterhin Josephines Klavierlehrer und gab ihr unentgeltlich Unterricht Fur Deym komponierte er Stucke fur eine Spieluhr Ausserdem wirkte er mit bei einer Reihe von Hauskonzerten im Deymschen Palais 11 bei denen viele seiner neuesten Kompositionen wie die meisten Violinsonaten und vermutlich u a die Klaviersonaten op 31 1 und 2 aufgefuhrt wurden 12 In ihrer kurzen Ehe mit Deym gebar Josephine Deym von Stritetz vier Kinder Victoire Vicky 5 Mai 1800 in Wien 2 Februar 1823 in Wien Friedrich Fritz 3 Mai 1801 in Wien 23 Januar 1853 in Wien Carl 27 Juli 1802 in Nussdorf ob der Traisen 18 Mai 1840 in Nagysurany Josephine Sephine 24 Februar 1804 in Wien 25 Juni 1821 in St Polten 13 Wahrend sie noch mit Sephine schwanger war starb Graf Deym plotzlich am 27 Januar 1804 in Prag 14 an einer Lungenentzundung Bevor er starb ubertrug er seiner Frau testamentarisch die Vormundschaft uber die Kinder und das Vermogen Kurze Zeit nach Deyms Tod empfing der Kaiser in Wien die junge Witwe mit ihren alteren Kindern und trostete sie Weinen Sie nicht Ihre Kinder sind meine Kinder 15 Witwenstand BearbeitenDen Sommer 1804 verbrachte die verwitwete Josephine Deym von Stritetz zusammen mit ihrer Schwester Charlotte in einer Landwohnung in Hietzing beim Schonbrunner Schlosspark Dort erkrankte sie schwer an einem Nervenfieber wodurch sie in die Stadt zuruckkehren musste 16 Nachdem sich ihre Gesundheit im Winter wieder gefestigt hatte kam Beethoven immer haufiger zum Unterricht zu ihr gegen Ende November bereits alle zwei Tage 17 und es entwickelte sich zwischen beiden eine immer engere Beziehung Zwischen 1804 und 1809 18 schrieb Beethoven Josephine eine Reihe leidenschaftlicher Liebesbriefe von denen insgesamt vierzehn erhalten sind 1957 wurden dreizehn von ihnen veroffentlicht ein weiteres Fragment das nur in einer Abschrift Josephines Deym von Stritetz erhalten ist kam spater hinzu Alle diese Briefe weisen in Ton und Wortwahl deutliche Ubereinstimmungen mit Beethovens beruhmtem Brief an die Unsterbliche Geliebte vom Juli 1812 auf 19 Dass diese Liebe nicht einseitig blieb zeigen unter anderem Ausschnitte aus einem Brief Josephines in dem sie ihm den Besitz des edelsten ihres Ich s zusicherte 20 und aus einem weiteren Brief von ihr wahrscheinlich 1805 Mein Herz haben Sie schon langst lieber Beethoven wenn Ihnen diese Versicherung Freude machen kann so empfangen Sie sie Aus dem reinsten Herzen 21 Beethoven schrieb ihr im selben Jahr Lange lange Dauer moge unsrer Liebe werden sie ist so edel auf wechselseitige Achtung und Freundschaft gegrundet o lassen sie mich hoffen dass ihr Herz lange und fur mich schlagen werde das meinige kann nur aufhoren zu schlagen wenn es gar nicht mehr schlagt 22 In dieser Zeit schrieb Beethoven fur sie das Lied An die Hoffnung op 32 23 sowie ein lyrisches Menuett das Andante favori WoO 57 fur Klavier ursprunglich der zweite Satz der Waldsteinsonate op 53 dessen Anfangsmotiv nach Auffassung von Massin und Harry Goldschmidt den Namen Jo se phi ne skandiert 24 Die Liebe zwischen Beethoven und Josephine Deym von Stritetz die beide geheim zu halten trachteten wurde allerdings von Beginn an von der standesbewussten Familie Brunsvik ausserst misstrauisch beaugt 25 Je langer die Verbindung andauerte desto grosser wurde der Druck auf Josephine Deym von Stritetz die Beziehung zu Beethoven zu beenden 26 Josephine selbst setzte dem sturmischen Drangen Beethovens Grenzen da ihr bewusst war dass es ihr nicht zuletzt aus juristischen Grunden unmoglich war den nichtadligen Beethoven zu heiraten Da nach damaligem Recht die Frau mit der Heirat ihrem Ehegatten in seinen Stand folgte hatte sie ihren Adel aufgeben mussen und damit die Vormundschaft uber ihre adligen Kinder verloren 27 Dies teilte sie Beethoven indirekt auch mit im Winter 1806 07 schrieb sie ihm fast verzweifelt Dieser Vorzug den Sie mir gewahrten das Vergnugen Ihres Umgangs hatte der schonste Schmuck meines Lebens seyn konnen liebten Sie mich minder sinnlich dass ich diese Sinnliche Liebe nicht befriedigen kann zurnen Sie auf mich Ich musste heilige Bande verletzen gabe ich Ihrem Verlangen Gehor Glauben Sie dass ich durch Erfullung meiner Pflichten am meisten leide und dass gewiss edle Beweggrunde meine Handlungen leiteten 28 Im Herbst 1807 gab Josephine Deym von Stritetz schliesslich dem Druck ihrer adligen Familie nach 29 und zog sich von Beethoven zuruck Sie liess sich nur noch verleugnen wenn er sie besuchen wollte 30 Auf diese Beethoven ausserst krankende und traumatisierende Erfahrung konnte sich die Passage doch nie verberge dich vor mir in seinem spateren Brief an die Unsterbliche Geliebte vom Juli 1812 beziehen Zweite Ehe BearbeitenUm einen geeigneten Lehrer fur ihre beiden schulpflichtigen Sohne zu finden begab sich Josephine Deym von Stritetz im Sommer 1808 zusammen mit ihrer Schwester Therese und den beiden Sohnen Fritz und Carl auf eine langere Reise unter anderem nach Yverdon wo sie den beruhmten Padagogen Johann Heinrich Pestalozzi traf Dort lernte sie auch den estlandischen Baron Christoph von Stackelberg 4 Dezember 1777 Reval 7 November 1841 Reval kennen der sich anbot die vier bei ihrer Ruckkehr nach Ungarn uber Genf Sudfrankreich Oberitalien und Kroatien zu begleiten Als die kleine Reisegruppe im Dezember 1808 in Genf angekommen war wurde Josephine Deym von Stritetz plotzlich schwer krank Aus spateren Tagebuchnotizen von Therese 31 und einem Brief von Stackelberg aus dem Jahre 1815 32 lasst sich schliessen dass sich Josephine Deym von Stritetz damals Stackelbergs Annaherungsversuchen ergab Als die beiden Schwestern und Josephines Sohne im Sommer 1809 zusammen mit Stackelberg nach Ungarn zuruckkehrten war sie schwanger 33 Baron Stackelberg Auslander von niederem adligen Rang und Protestant wurde von den standesbewussten Brunsviks abgelehnt Josephines Deym von Stritetz erstes Kind mit Stackelberg war Maria Laura Dezember 1809 in Waitzen heute Vac 7 Januar 1843 in Hosszufalu Siebenburgen Das Kind kam unehelich zur Welt 34 Nur mit Widerwillen gab Mutter Anna Brunsvik schliesslich ihr schriftliches Einverstandnis zur Heirat 35 nicht zuletzt auch weil Stackelberg bereits mehrfach gedroht hatte anderenfalls die Erziehung der Kinder Deyms einzustellen Josephine Deym von Stritetz Heirat mit Stackelberg fand am 13 Februar 1810 in Gran statt Die Ehe war von Beginn an unglucklich Das zweite Kind aus dieser Ehe Theophile 30 November 1810 in Wien 8 6 September 1828 in Reval kam neun Monate nach der Hochzeit zur Welt Danach wurde Josephine abermals krank Fur das Jahr 1811 ist belegt dass sie Wert darauf legte nicht mehr im selben Zimmer mit Stackelberg zu ubernachten 36 Zudem hatten beide starke Meinungsverschiedenheiten was die Erziehung der Kinder anging 37 Zum Zusammenbruch der Ehe und zum vollstandigen finanziellen Ruin fuhrte schliesslich der Kauf einer grossen Herrschaft am 22 Mai 1810 in Witschapp und Lessonitz in Mahren 38 Das Ehepaar das die Herrschaft am 1 Juli 1810 ubernahm war nicht in der Lage die Kaufsumme von 2 000 000 Gulden vollstandig zu finanzieren nach Inflationsverlusten 39 und einem durch alle Instanzen gefochtenen schliesslich aber verlorenen Rechtsstreit gegen die Besitzerin der Landereien sah sich Josephine um den Grossteil ihres Vermogens gebracht 40 1812 BearbeitenNach zahlreichen nervenaufreibenden Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten 41 verliess Stackelberg wahrscheinlich im Juni 1812 Frau und Familie obwohl sich Josephine in grossen finanziellen Schwierigkeiten befand Stackelberg wollte nach der Trennung angeblich Trost im Gebet finden 42 Kurzlich entdeckte Tagebucheintrage Josephines mutmasslich vom Juni 1812 43 zeigen dass sie vorhatte nach Prag zu reisen Von diesem Zeitpunkt an gibt es in Josephines Aufzeichnungen und denen ihrer Schwester Therese signifikante Lucken 44 Moglicherweise wurden einige Seiten spater von fremder Hand entfernt In Josephines Tagebuch jedenfalls sind vier Blatter sauberlich mit einer Schere herausgeschnitten 45 Die uberlieferten Aufzeichnungen setzen erst zwei Monate spater wieder ein Unterdessen reiste Beethoven von Wien nach Prag wo er am 3 Juli 1812 jene Frau traf die er in seinem beruhmten am 6 7 Juli 1812 in Teplitz geschriebenen Brief seine Unsterbliche Geliebte nennt 46 Es scheint so dass es im Spatsommer 1812 Josephines Hauptanliegen war die Vormundschaft uber ihre vier Deym Kinder zu behalten Vermutlich in dieser Zeit gelang es ihr einen neuen modus vivendi mit ihrem inzwischen offenbar wieder zuruckgekehrten Ehemann auszuhandeln Stackelberg setzte allerdings in diesem neuen Ehevertrag 47 durch dass er Josephine jederzeit verlassen konnte falls sie den Vertrag nicht einhalten sollte Moglicherweise tat er dies auch spater im Zusammenhang mit der Geburt von Josephines siebtem Kind Theresia Cornelia genannt Minona 8 April 1813 in Wien 21 Februar 1897 in Wien das genau neun Monate nachdem Beethoven in Prag seine Unsterbliche Geliebte getroffen hatte auf die Welt kam Es ist daher immer wieder die These aufgestellt worden dass nicht Stackelberg sondern Beethoven Minonas leiblicher Vater war Interessanterweise lautet der Name Minona ruckwarts gelesen Anonim 48 Beethovens Unsterbliche Geliebte BearbeitenGewichtige Grunde sprechen dafur dass nicht Josephine sondern Antonie Brentano Beethovens Unsterbliche Geliebte war Insbesondere fehlt ein konkreter Beleg dafur dass Josephine Wien in der fraglichen Zeit verliess um uber Prag nach Karlsbad zu reisen wo sich die Adressatin des Briefes zu dieser Zeit aufhielt Josephine wird nicht in einem Verzeichnis der Wiener Polizei genannt in der alle aus Wien Abreisenden im Zeitraum 28 Juni bis 4 Juli 1812 aufgefuhrt sind Beethoven verliess Wien demnach am 29 Juni um 4 Uhr fruh Antonie Brentano reiste am 1 Juli 1812 um 2 Uhr fruh ab 49 Josephine erscheint 1812 nicht in den Fremdenlisten der Prager Oberpostamts Zeitung in der zahlreiche Prag Besucher insbesondere Adlige erwahnt wurden Genannt sind dort Beethoven der am 1 Juli in Prag eintraf und Antonie Brentano die am 3 Juli ankam Josephine erscheint 1812 weder in den Karlsbader Kurlisten noch in denen von Franzensbad auch nicht in den polizeilichen Meldeprotokollen von Karlsbad Dies trifft gleichfalls nur fur Antonie Brentano zu die am 5 Juli in Karlsbad eintraf Trennung BearbeitenNach einer langeren Trennung deren genauer Zeitraum noch nicht ermittelt wurde erschien Stackelberg im Mai 1814 wieder 50 um seine Kinder einschliesslich Minona ins Baltikum zu bringen Josephine widersetzte sich worauf Stackelberg die Polizei auf den Plan rief und die drei Kleinkinder wegen angeblicher Verwahrlosung gewaltsam an sich riss 51 Wie sich spater herausstellte nahm Stackelberg die Kinder jedoch nicht zu sich nach Livland sondern gab sie bei einem Geistlichen in Bohmen in Obhut 52 Josephine allein und immer mehr krankelnd stellte im September 1814 einen dubiosen Mathematiklehrer namens Karl Eduard von Andrehan Werburg genannt Andrian ein Sie verfiel dessen charismatischem Einfluss wurde schwanger und gebar im Herbst 1815 versteckt in einer Hutte ihr achtes Kind Emilie 16 September 1815 in Giesshubl Wienerwald 6 September 1817 in Wien 53 Ende April 1815 war Stackelberg der durch den Tod eines Bruders eine Erbschaft gemacht hatte erneut in Wien aufgetaucht um Josephine auf seine livlandischen Guter mitzunehmen Aufgrund ihrer Schwangerschaft die Stackelberg offenbar unbekannt blieb und ihrer Verpflichtungen gegenuber ihren Deym Kindern wollte sie ihm jedoch nicht folgen zumal ihre Ehe weitgehend zerstort war Stackelberg schrieb Josephine einen langen Brief in dem er aus seiner Perspektive ein sehr ambivalentes Bild von ihrem Charakter zeichnete 54 Kurz nachdem Josephine ihr letztes Kind Emilie zur Welt gebracht hatte kundigte sie deren Vater Andrian die Stelle als Hauslehrer Andrian nahm daraufhin seine Tochter mit und zog sie alleine auf Zwei Jahre spater am 6 September 1817 starb Emilie an Masern 55 Die Kette dramatischer Ereignisse riss nicht ab Am 29 Dezember 1815 schrieb ein Dechant Franz Leyer aus Trautenau Trutnov Josephine er habe ihre drei kleinen Tochter in seinem Gewahrsam Stackelberg habe jedoch seit langem kein Geld mehr geschickt 56 Josephine und Therese glucklich nach fast zwei Jahren wieder etwas von den Kindern zu horen legten so viel Geld zusammen wie sie gerade auftreiben konnten und schickten es an Leyer der kurz darauf vorschlug die Kinder wieder in die Obhut ihrer Mutter zuruckzugeben Just in dem Moment als Josephine hoffen konnte ihre Kinder endlich wiederzusehen tauchte Ende September 1816 Christoph von Stackelbergs Bruder Otto in Trautenau auf um die Kinder endgultig nach Estland zu bringen 57 Marie Elisabeth Tellenbach glaubt Indizien dafur gefunden zu haben dass Beethoven und Josephine auch nach 1812 noch sporadisch direkt oder indirekt miteinander Kontakt hatten 58 Belegt ist mittlerweile dass sowohl Josephine als auch Beethoven sich im Sommer 1816 in Baden aufhielten wo sie sich getroffen haben konnten 59 Es scheint dass sie auch planten im Herbst 1816 einige Wochen gemeinsam im norddeutschen Kurort Bad Pyrmont zu verbringen 60 Josephine war am 3 August vom Osterreichischen Staatsrat ein Reisepass in das Bad zu Pirmont bewilligt worden 60 und Beethoven notierte ebenfalls im August 1816 in sein Tagebuch nicht nach P t sondern mit P abreden wie es am besten zu machen sey 61 P konnte die Abkurzung fur Pepi den Kosenamen Josephines gewesen sein 62 Das Ende BearbeitenEnde 1819 kam Christoph von Stackelberg nochmals nach Wien und brachte nun endlich auch die entfuhrten Kinder mit damit Josephine sie noch einmal sehen konnte Uber die nun sechs Jahre alte Minona schrieb Therese spater in ihren Memoiren Merkwurdig hatte sich das Kind entwickelt Ohne schon zu sein war sie stark und imponierte dermassen ihren alteren Schwestern dass wir sie immer die Gouvernante nannten Es zeigte sich auch spater dass sie das meiste Genie unter den Schwestern hatte 63 Josephine liess die Kinder ruhig ziehen Sie wusste dass sie der Last auch diese Kinder zu erziehen nicht mehr gewachsen war Josephines Leben endete in zunehmenden Leiden 64 zeitweiligen finanziellen Engpassen 65 und Einsamkeit Zum Entsetzen der bettlagerigen Mutter gingen die beiden Sohne Fritz und Carl aus der Ehe mit Deym zum Militar 66 die zweite Deym Tochter Sephine war zu den Englischen Fraulein nach St Polten gegangen 67 die drei Tochter aus der Ehe mit Stackelberg befanden sich in dessen Heimat Schwester Therese verliess Josephine 68 Bruder Franz weigerte sich weiteres Geld zu schicken und Mutter Anna beschuldigte sie an ihrem Ungluck selbst schuld zu sein 69 Am 31 Marz 1821 starb Josephine Grafin von Brunsvik sie wurde auf dem Wahringer Ortsfriedhof bei Wien in einem eigenen Grab beigesetzt 70 Dass ihr von der Familie ein Gedenkstein verweigert wurde ist eine Erfindung Tellenbachs 71 die von mehreren Autoren unkritisch ubernommen wurde Im selben Jahr komponierte Beethoven 72 seine letzten beiden Klaviersonaten op 110 ungewidmet und op 111 in Osterreich Erzherzog Rudolf in England Antonie Brentano gewidmet Beide Sonaten werden unter anderem aufgrund der Bezuge zum Andante favori von den Musikwissenschaftlern Marie Elisabeth Tellenbach und Harry Goldschmidt als Requiemsonaten fur Josephine interpretiert wobei Tellenbach den Schwerpunkt auf op 110 Goldschmidt dagegen auf op 111 legt 73 Genau sechs Jahre spater wahlten Breuning und Schindler ebenfalls auf dem Wahringer Friedhof wo er stets gern weilte eine Grabstatte fur Beethoven 74 Am 16 Oktober 1909 wurden die sterblichen Uberreste Josephine Brunsviks und ihrer beiden Kinder Victoire und Friedrich Deym von Stritez exhumiert und in eine heute unbekannte Gruft auf dem Familiengut der Brunsviks in Nemysl transferiert 75 Jahrzehnte nach Josephines Tod notierte deren Schwester Therese als Siebzigerin in ihrem Tagebuch Beethoven ist es doch wie ein Traum dass er der Freund der Vertraute unseres Hauses war ein herrlicher Geist warum nahm ihn meine Schwester Josephine nicht zu ihrem Gemahl als Witwe Deym Sie ware glucklicher geworden als mit St ackelberg Mutterliebe bestimmte sie auf eigenes Gluck zu verzichten und sie erinnerte sich ich gluckliche hatte Beethovens intimen geistigen Umgang so viele Jahre Josephines Haus und Herzensfreund Sie waren fur einander geboren und lebten beide noch hatten sie sich vereint 76 Spuren in der Musik BearbeitenOffiziell hat Beethoven Josephine Brunsvik Deym von Stritetz nur ein einziges Werk gewidmet das sie sich auch noch mit ihrer Schwester Therese Brunsvik zu teilen hat die Sechs Variationen uber Ich denke Dein WoO 74 fur Klavier Wurde man daher die offiziellen Werkwidmungen Beethovens zum einzigen Massstab seiner Wertschatzung erheben sahe sich Josephine Brunsvik Deym von Stritetz nachlassiger behandelt als die meisten peripheren Frauengestalten in Beethovens Leben Es war nicht zuletzt das fast vollige Fehlen offizieller Widmungen das neben einer Reihe von Vertuschungen und Dokumentenvernichtungen durch die Familie Brunsvik erheblich dazu beitrug dass Josephine Brunsvik Deym von Stritetz die langste Zeit in der Beethovenbiographik nahezu inexistent war Dies anderte sich erst als Anfang der 1970er Jahre die grundlegende musikologische Studie des franzosischen Ehepaars Brigitte und Jean Massin erschien 77 Vor allem in dem fur Josephine geschriebenen lyrischen Menuett dem Andante favori WoO 57 dessen biographischer Stellenwert erst durch die Veroffentlichung der vierzehn Liebesbriefe an Josephine in den funfziger Jahren manifest geworden war hier ihr ihr Andante glauben sie eine semantische Chiffre fur Jo se phi ne gefunden zu haben Dieser Ansatz der auch die Musik als biographisches Dokument erschliessen will wurde in der Folgezeit von Harry Goldschmidt und Marie Elisabeth Tellenbach weiter ausgebaut Metamorphosen des lyrischen Menuetts und damit Bezuge zu Josephine glauben sie im Gesamtwerk Beethovens uber Jahrzehnte hindurch bis ins Spatwerk nachweisen zu konnen Im Einzelnen sehen sie im Bereich der Instrumentalmusik Spuren des lyrischen Menuetts u a in folgenden Werken 78 aus Josephine Deym von Stritetz Witwenzeit Klaviersonate Nr 22 F Dur I Satz op 54 Violinkonzert D Dur op 61 II Satz Klaviersonate Nr 23 f Moll Appassionata op 57 I Satz aus der Zeit zwischen 1807 und 1812 Quartetto serioso f Moll op 95 III und IV Satz aus der Zeit nach 1812 Violinsonate G Dur op 96 I Satz Klaviersonate Nr 29 B Dur Hammerklaviersonate op 106 II Satz Klaviersonate Nr 31 As Dur op 110 I Satz Klaviersonate Nr 32 c Moll op 111 II Satz Arietta Diabellivariationen C Dur op 120 33 Variation Tempo di Menuetto und schliesslich in den Bagatellen op 126 Nr 3 und Nr 6 beide Es Dur Im Bereich der Vokalmusik sehen sie biographische Bezuge zu Josephine Brunsvik Deym von Stritetz u a in folgenden Werken in der Oper Leonore op 72 dem spateren Fidelio dem Liederzyklus An die ferne Geliebte op 98 und u a den Liedern An die Hoffnung op 32 op 94 Als die Geliebte sich trennen wollte WoO 132 Resignation WoO 149 sowie Abendlied unterm gestirnten Himmel WoO 150 So durchgehend scheinen die Bezuge zu sein dass Brigitte Massin zusammenfassend von der Permanenz Josephines in Beethovens Werk spricht 79 Literatur BearbeitenLa Mara Beethovens Unsterbliche Geliebte Das Geheimnis der Grafin Brunsvik und ihre Memoiren Leipzig Breitkopf amp Hartel 1909 La Mara Beethoven und die Brunsviks Nach Familienpapieren aus Therese Brunsviks Nachlass Leipzig Siegel 1920 Walter Riezler Beethoven Zurich Atlantis 1936 8 Auflage 1962 Marianne Czeke Brunszvik Terez grofno naploi es feljegyzesei Grafin Therese Brunsviks Tagebuch und Notizen Band 1 Budapest 1938 Siegmund Kaznelson Beethovens ferne und Unsterbliche Geliebte Zurich Standard 1954 Joseph Schmidt Gorg Hrsg Beethoven Dreizehn unbekannte Briefe an Josephine Grafin Deym geb v Brunsvik Bonn Beethoven Haus 1957 Joseph Schmidt Gorg Neue Schriftstucke zu Beethoven und Josephine Grafin Deym In Beethoven Jahrbuch 1965 68 Bonn 1969 S 205 208 Jean und Brigitte Massin Recherche de Beethoven Paris Fayard 1970 Harry Goldschmidt Um die Unsterbliche Geliebte Eine Bestandsaufnahme Leipzig Deutscher Verlag fur Musik 1977 Harry Goldschmidt Aspekte gegenwartiger Beethoven Forschung Biographie In ders Hrsg Zu Beethoven Aufsatze und Annotationen Leipzig 1979 S 167 242 Marie Elisabeth Tellenbach Beethoven und seine Unsterbliche Geliebte Josephine Brunswick Ihr Schicksal und der Einfluss auf Beethovens Werk Zurich Atlantis 1983 Rita Steblin A History of Key Characteristics in the 18th and Early 19th Centuries University of Rochester Press 1983 Virginia Beahrs The Immortal Beloved Revisited In The Beethoven Newsletter 1 2 Summer 1986 S 22 24 Marie Elisabeth Tellenbach Beethoven and the Countess Josephine Brunswick In The Beethoven Newsletter 2 3 1987 S 41 51 Virginia Oakley Beahrs The Immortal Beloved Riddle Reconsidered In The Musical Times Vol 129 1988 S 64 70 Marie Elisabeth Tellenbach Kunstler und Standegesellschaft um 1800 die Rolle der Vormundschaftsgesetze in Beethovens Beziehung zu Josephine Grafin Deym In Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Band 2 1988 S 253 263 Maynard Solomon Recherche de Josephine Deym In ders Beethoven Essays Cambridge Harvard University Press 1988 S 157 165 u 333 335 Carl Dahlhaus Ludwig van Beethoven Approaches to his Music Oxford Oxford University Press 1991 Virginia Beahrs Beethoven s Only beloved New Perspectives on the Love Story of the Great Composer In Music Review Band 54 1993 S 183 197 Ernst Pichler Beethoven Mythos und Wirklichkeit Wien Amalthea 1994 Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe hrsg von Sieghard Brandenburg 7 Bande Munchen Henle 1996 1998 Rita Steblin Josephine Grafin Brunswick Deyms Geheimnis enthullt Neue Ergebnisse zu ihrer Beziehung zu Beethoven In Osterreichische Musikzeitschrift Jg 57 2002 Nr 6 Juni S 23 31 Maynard Solomon Hrsg Beethovens Tagebuch 1812 1818 Bonn Beethoven Haus 2005 Rita Steblin Auf diese Art mit A geht alles zugrunde A New Look at Beethoven s Diary Entry and the Immortal Beloved In Bonner Beethoven Studien Band 6 2007 S 147 180 Dagmar Skwara und Rita Steblin Ein Brief Christoph Freiherr von Stackelbergs an Josephine Brunsvik Deym Stackelberg In Bonner Beethoven Studien Band 6 2007 S 181 187 Rita Steblin Beethovens Unsterbliche Geliebte des Ratsels Losung In Osterreichische Musikzeitschrift Jg 64 2009 Nr 2 S 4 17 1 Rita Steblin A dear enchanting girl who loves me and whom I love New Facts about Beethoven s Beloved Piano Pupil Julie Guicciardi In Bonner Beethoven Studien Band 8 2009b S 89 152 Klaus Martin Kopitz Rainer Cadenbach Hrsg u a Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebuchern Briefen Gedichten und Erinnerungen Band 1 Adamberger Kuffner Hrsg von der Beethoven Forschungsstelle an der Universitat der Kunste Berlin Henle Munchen 2009 ISBN 978 3 87328 120 2 Klaus Martin Kopitz Die fruhen Wiener Auffuhrungen von Beethovens Kammermusik in zeitgenossischen Dokumenten 1797 1828 In Beethovens Kammermusik Hrsg von Friedrich Geiger und Martina Sichardt Das Beethoven Handbuch hrsg von Albrecht Riethmuller Band 3 Laaber 2014 S 165 211 John E Klapproth Beethovens Einzige Geliebte Josephine Charleston USA 2015 ISBN 978 1 4700 9807 0 Michael Lorenz The Exhumation of Josephine Countess von Deym Wien 2017 Christine Eichel Der empfindsame Titan Ludwig van Beethoven im Spiegel seiner wichtigsten Werke Blessing Verlag Munchen 2019 ISBN 978 3 89667 624 5 Klaus Martin Kopitz Der Brief an die Unsterbliche Geliebte Fakten und Fiktionen in Die Beethoven Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin Diesen Kuss der ganzen Welt hrsg von Friederike Heinze Martina Rebmann und Nancy Tanneberger Petersberg Michael Imhof 2020 S 156 163 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Die Brunsviks fuhrten ihre Abstammung auf den Kreuzfahrer Heinrich von Braunschweig Heinrich der Lowe 1139 1195 zuruck Harry Goldschmidt 1977 S 231 La Mara 1920 Kaznelson 1954 Riezler 1962 Massin 1970 Goldschmidt 1977 Tellenbach 1983 1987 Beahrs 1986 1988 1993 Dahlhaus 1991 Pichler 1994 Steblin 2002 2007 2009 Der Brief selbst findet sich in seiner Originalschreibweise hier beethoven haus bonn de Memento des Originals vom 23 Februar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www beethoven haus bonn de Siehe Thereses Brunsviks Memoiren in La Mara 1909 S 58 135 Kopitz Cadenbach 2009 Nr 161 cit nach La Mara 1909 S 64f Beethoven widmete spater den Schwestern Therese und Josephine Brunsvik das Lied Ich denke Dein mit sechs Variationen fur Piano Duo WoO 74 o geliebte J als ich zu ihnen kam war ich in der festen Entschlossenheit auch nicht einen Funken Liebe in mir keimen zu lassen Beethoven an Josephine Deym von Stritetz Marz April 1805 in Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe Hrsg von Sieghard Brandenburg Band 1 Munchen 1996 Nr 216 Meine ohnediess fur Sie enthousiastische Seele noch ehe ich Sie personlich kannte erhielt durch Ihre Zuneigung Nahrung Ein Gefuhl das tief in meiner Seele liegt und keines Ausdrucks fahig ist machte mich Sie lieben noch ehe ich Sie kan n te machte ihre Musick mich fur Sie enthousiastisch Die Gute ihres Characters ihre Zuneigung vermehrte es Josephine Deym von Stritetz an Beethoven Winter 1806 1807 in Brandenburg 1996 Nr 265 a b Steblin 2007 S 157 Einzelheiten in Steblin 2007 S 155f siehe auch Goldschmidt 1977 S 370 Steblin fand einem Hinweis Goldschmidts folgend 108 Ehebriefe der beiden und kundigte eine Veroffentlichung derselben an Steblin 2007 S 155 Anm 41 Therese Brunsvik in ihren Memoiren cit nach La Mara 1909 S 68f Unter anderen fuhrte er dort so bekannte Solisten wie den Hornisten Punto und den hochberuhmten Geiger Bridgetower ein der 1803 in Wien konzertierte und fur den er die Violinsonate A Dur op 47 Kreutzersonate geschrieben hatte vgl Tellenbach 1983 S 62 sowie Goldschmidt 1977 S 190f Vgl Tellenbach 1983 S 59 62 Uber ein glanzendes Hauskonzert zu Ehren der Herzogin Franzele von Wurttemberg vgl Steblin 2009b erzahlte Josephine Deym von Stritetz am 10 Dezember 1800 Gestern hatten wir zu Ehren der Herzogin Musik Da musste ich spielen dazu lagen alle Arrangements auf mir Beethoven spielte die Sonate mit Violoncello ich die letzte der drei Violinsonaten op 12 3 mit Schuppanzighs Begleitung der wie alle anderen gottlich spielte Dann liess uns Beethoven als ein wahrer Engel seine neuen noch nicht gestochenen Quartette aus op 18 horen die das hochste ihrer Art sind cit nach La Mara 1920 S 14 die irrtumlich als Ehrengast die Grafin von Giovane angegeben hatte Ebenso begeistert wie uber die Quartette ausserte sich Josephine Deym von Stritetz am 12 November 1802 Ich habe Sonaten von Beethoven wahrscheinlich die die Klaviersonaten op 31 1 und 2 welche alle vorhergehenden vernichten ebenda S 40 Friedrich Freiherr von Haan Auszuge aus den Sperr Relationen des n o und k k n o Landrechts 1762 1852 in Jahrbuch der Gesellschaft Adler 1907 S 79 Im November 1803 war das Ehepaar Deym nach Prag gereist wo sie Verwandte hatten um dort den Winter zu verbringen vgl Tellenbach 1983 S 63 Zur gleichen Zeit beabsichtigte Beethoven ebenfalls fur eine gewisse Zeit nach Prag zu kommen Nach der Ruckkehr Josephines Deym von Stritetz aus Prag kurz nach dem plotzlichen Tode ihres Mannes war von Beethovens Reiseprojekt nicht mehr die Rede vgl Goldschmidt 1977 S 191f La Mara 1909 S 71 Vgl Tellenbach 1983 S 64 f Beethoven est fort aimable il vient presque tous les seconds jours et done des lecons a Pepi Beethoven ist ausserordentlich liebenswurdig er kommt nahezu alle zwei Tage und gibt Pepi Unterricht Charlotte Brunsvik an ihre Schwester Therese 20 November 1804 cit nach Schmidt Gorg 1957 S 10 Rita Steblin datiert Beethovens letzten erhaltenen Brief aus dieser Korrespondenz eher auf 1810 1811 Vgl Massin 1970 Goldschmidt 1977 S 144 156 sowie Tellenbach 1983 S 103 f cit nach Tellenbach 1983 S 66 Zur Interpretation dieser Formulierung vgl ebenda S 104 f Von Josephine Deym von Stritetz Briefen sind nur einige Entwurfe erhalten geblieben cit nach Tellenbach 1983 S 67 cit nach Schmidt Gorg 1957 S 14 Sie schrieb am 24 Marz 1805 an ihre Mutter Der gute Beethoven hat mir ein hubsches Lied das er auf einen Text aus der Urania an die Hoffnung fur mich geschrieben zum Geschenk gemacht cit nach Schmidt Gorg 1957 S 12 der auch der Ansicht ist dass das Manuskript vermutlich eine Widmung an Josephine Deym von Stritetz trug ebenda Beethoven 1805 an Josephine hier ihr ihr Andante Brandenburg 1996 Nr 220 Die rhythmische Skandierung des Namens Jo se phi ne ist identisch mit Le o no re der Heldin der gleichnamigen Oper dem spateren Fidelio op 72 an der Beethoven in dieser Zeit schrieb In dieser Oper befreit eine Frau ihren unschuldig inhaftierten Ehemann aus dem Kerker In der Zeit der Liebesbeziehung zu Josephine Brunsvik Deym von Stritetz nahm Beethovens Schaffen einen starken Aufschwung Neben der erwahnten Oper Leonore op 72 entstanden so gewichtige Werke wie die Waldsteinsonate op 53 die F Dur Sonate op 54 und die Appassionata op 57 die IV Sinfonie op 60 das G Dur Klavierkonzert op 58 die Rasumowsky Quartette op 59 und das Violinkonzert op 61 Die Musikwissenschaftler Harry Goldschmidt 1977 und Marie Elisabeth Tellenbach 1983 glauben in den meisten dieser Werke musikalische Bezuge zum Andante favori und damit zu Josephine Deym von Stritetz nachweisen zu konnen Beethoven vient tres souvent il done des lecons a Pepi c est un peu dangereux je t avoue Beethoven ist sehr oft hier er gibt Pepi Unterricht das ist ein bisschen gefahrlich muss ich gestehen So bereits am 19 Dezember 1804 Charlotte im Donau Franzosisch der Brunsvik Schwestern an Therese in La Mara 1920 S 51 sowie Kopitz Cadenbach 2009 Nr 103 Beethoven und Pepi was soll daraus werden Sie soll auf ihrer Hut sein Ihr Herz muss die Kraft haben nein zu sagen eine traurige Pflicht wenn nicht die traurigste aller Therese an Charlotte 20 Januar 1805 in La Mara 1920 S 54 Kopitz Cadenbach 2009 Nr 141 Charlotte selbst gab Josephine in ihren Briefen aus Siebenburgen mehrfach den dringenden Rat nicht mit Beethoven alleine zu sein Ne sois jamais seule avec lui vermutlich im Spatsommer Herbst 1805 cit nach Goldschmidt 1977 S 246 Und am 20 Oktober 1805 schrieb sie ihr la seul chose pour la quelle je te conjure c est d etre sur les gardes avec B fait toi la loi de ne jamais le voir seul meilleur il servit encore de ne jamais le voir dans ta maison que Dieu te donc sic la force d executer ce que je te conseille qu il te redone a ta Famille a tes enfants qu il te redone a ton cœur la paix et le bonheur Die einzige Angelegenheit um die ich Dich dringend bitte ist vor B eethoven auf der Hut zu sein mach es Dir zur Regel ihn niemals allein zu sehen besser noch schickt es sich ihn niemals in Deinem Hause zu sehen moge Gott Dir die Kraft geben das auszufuhren was ich Dir rate moge er Dich Deiner Familie und Deinen Kindern zuruckgeben moge er Deinem Herzen Frieden und Gluck zuruckgeben cit nach Steblin 2007 S 149 Tellenbach 1988 S 259 f Josephine zu Beethoven Winter 1806 07 in Brandenburg 1996 Nr 265 siehe dazu auch Tellenbach 1988 S 260 Dies wurde spater vom damaligen Leiter des Bonner Beethovenhauses als Abkuhlung ihrer Liebe missinterpretiert Schmidt Gorg 1957 S 31 Tellenbach 1999 S 455 Beethoven schrieb ihr verbittert Liebe J da ich bejnahe furchten muss dass sie sich von mir gar nicht mehr finden lassen und ich mich den Abweisungen ihres Bediensteten nicht mehr unterziehen mag so kann ich wohl nicht anders mehr zu ihnen kommen cit nach Schmidt Gorg 1957 S 28 Dass damit jedoch der Kontakt zwischen den beiden nicht vollig abgebrochen war zeigt ein Briefwechsel zwischen Josephine Deym von Stritetz und Beethoven den Tellenbach 1983 S 95 f auf die zweite Halfte 1809 datiert Sie schrieb an Beethoven Nun sagen Sie mir wie es Ihnen geht was Sie machen Wie Ihre Gesundheit Ihr Gemuth ihre Lebensart ist der innige Antheil den ich an allem was Sie betrifft nehme und so lang ich lebe nehmen werde macht es mir zum Bedurfnisse Nachricht daruber zu haben Oder glaubt mein Freund Beethoven darf ich Sie wohl so nennen ich habe mich geandert Was wurde dieser Zweifel anders sagen als Sie selbst waren nicht immer derselbe Und Beethoven in seinem Antwortschreiben Ich danke ihnen dass sie noch scheinen wollen als ware ich nicht ganz aus ihrem Andenken verbannt selbst wenn es vielleicht mehr auf Veranlassung andrer geschah sie wollen ich soll ihnen sagen wie es mir geht eine Schwerere Frage kann man mir nicht aufwerfen und ich will sie lieber unbeantwortet lassen als sie zu wahr beantworten leben sie wohl liebe J wie immer ihr ihnen ewig ergebner Beethowen beide Briefe cit nach Tellenbach 1983 S 95 Beethovens letzter Brief konnte nach Ansicht von Steblin auch erst aus den Jahren 1810 11 stammen Sie stellte mir vor wie ich in Genf hatte handeln sollen als sie mich um Hulfe ansprach damals hatt ich sie retten konnen cit nach Tellenbach 1983 S 91 Skwara Steblin 2007 S 183 Tellenbach 1983 S 90 Steblin datiert diese Love affair auf Januar 1809 Genf und April 1809 Pisa Steblin 2007 S 157 Dies wies erstmals Steblin 2002 nach Bis dahin war das Geburtsdatum Maria Lauras auf 1811 angesetzt worden wodurch auch ihre nichteheliche Geburt im Dunkeln geblieben war vgl auch Steblin 2007 S 157 Reproduziert in Goldschmidt 1977 S 404 Anweisungen Josephines zum Arrangement ihres Schlafzimmers in Witschapp in Briefen an ihre Schwester Therese vom 4 und 17 Marz 1811 Josephine bestand nicht nur auf separaten Schlafzimmern sie wunschte zudem dass ein Dienstmadchen im dazwischenliegenden Zimmer ubernachtete vgl Steblin 2007 S 171 Tellenbach 1983 S 93f gibt eine lebendige Schilderung des in praktischen Erziehungsfragen hilflosen und sich daher umso autoritarer gerierenden Schongeists Stackelberg Dazu Therese Brunsvik in ihren Memoiren Auf der grossen Herrschaft in Mahren waren reiche Beamtete Ein Justizamt ein Wirtschafts Kastner Rent und Forstamt Der Flachenraum war gross und mit Waldern bedeckt sehr geregelt 11 Dorfer und ein Markt 14 Meierhofe mit gewolbten Stallungen 200 auslandische Kuhe 20 000 feine Merinos u s w machten den fundus instructus eine Goldgrube fur den Verstandigen und Glucklichen Die krankliche schone Frau erhielt einen Schlaf Reisewagen welcher 10 000 Fl kostete vier muntere polnische Grauschimmel jung mit hubschem Geschirr vorgespannt und die Carawane zog nach Mahren zwischen Znaim Znojmo und Iglau Jihlava die schone Ausdehnung am Stadtchen Trebitsch Trebic La Mara 1909 S 98 Detaillierte Informationen uber den Alltag in Witschapp zwischen August 1810 und vermutlich Ende Dezember 1811 finden sich in Thereses Tagebuchern vgl Czeke 1938 Der habsburgische Gulden war infolge eines Staatsbankrotts durch die verlustreichen napoleonischen Kriege im Marz 1811 auf ein Funftel abgewertet worden Finanzpatent vom 15 Marz 1811 Vgl auch die enormen finanziellen Verluste Stackelbergs von mehr als 300 000 Gulden Bank Zettel im Zusammenhang mit einem Darlehen das er am 22 April 1811 in Prag aufgenommen hatte Steblin 2007 S 170 Eine gute wenn auch noch unvollstandige Zusammenfassung der hochkomplizierten juristischen Angelegenheiten liefert Pichler 1994 S 277 280 Goldschmidt dokumentiert eine Tagebuchnotiz von Josephines damals noch vor der Vollendung des zwolften Lebensjahres stehenden altesten Tochter Vicky vom 3 April 1812 die eine dramatische morgendliche Auseinandersetzung zwischen den Eheleuten beschreibt deren unfreiwillige Ohrenzeugin sie geworden war Unter anderem schreibt Vicky An ihrer Sanftheit erkannte ich bald die Stimme vom Mama und an seinem zornigen Ton die von Papa welcher in Mama nur das Martyrium seines Lebens sieht In dieser schrecklichen Tauschung sagte er ihr tausend Beleidigungen ohne an die dusteren Folgen zu denken Ich dachte an die schrecklichen Folgen der Ubereilung die das Ungluck meiner Mutter verursachte welche aus Liebe zu uns heiratete und durch diesen wichtigen Schritt fur immer ihr Ungluck herbeifuhrte Sie hat es fur uns getan um uns wenn sie sterben sollte eine Stutze zu hinterlassen einen Vater Goldschmidt 1977 S 168 im franzosischen Original und S 405 in deutscher Ubersetzung Steblin 2007 S 163f prasentiert neue Dokumente die eindeutig zeigen dass Stackelberg in der ersten Halfte des Juli 1812 von zu Hause abwesend gewesen sein muss Moglicherweise hielt er sich in Wien auf allerdings definitiv nicht bei seiner Familie Ich habe heute einen schweren Tag St ackelberg will dass ich mir selbst sitzen soll er ist gefuhllos fur bittende in der Noth Ich will Liebert in Prague sprechen ich will die Kinder nie von mir lassen Josephines Tagebuch Juni 1812 in Steblin 2007 S 159 162 Bei Therese zwischen dem 9 Juni und dem 6 August vgl Goldschmidt 1977 S 169 Tellenbach 1983 S 109 Die Anwesenheit Josephines zum fraglichen Zeitpunkt in Prag konnte bislang nicht bewiesen aber auch nicht falsifiziert werden Nach wie vor gilt Harry Goldschmidts klassische Sentenz Juristisch gesprochen steht ihr Alibi nicht Goldschmidt 1977 S 181 Belegt ist allerdings seit den aufsehenerregenden neuen Funden von Rita Steblin 2007 S 159 162 s o dass Josephine wenige Wochen zuvor eine solche Reise beabsichtigte Auch wenn Liebert in Prague bislang noch nicht identifiziert werden konnte spricht vieles dafur dass Josephine in Prag die Unterstutzung einflussreicher Personlichkeiten suchte Dabei konnte es sich entweder um juristischen Beistand im Hinblick auf eine mogliche kunftige Scheidung von Stackelberg die unmittelbare Verknupfung zwischen Liebert in Prague mit dem Schicksal der Kinder in der o g Tagebuchaufzeichnung konnte dafur sprechen oder um Hilfe fur die Ruckerstattung der in ihrem Rechtsstreit um die Landereien in Mahren verlorenen exorbitanten Geldsummen gehandelt haben Tellenbach und Steblin halten es fur denkbar dass Josephine eine Audienz beim Kaiser anstrebte der sich auf der Ruckkehr vom Dresdner Furstentag Ende Juni in Prag aufhielt Schliesslich hatte dieser ihr nach dem Tode Deyms seine Unterstutzung zugesichert Was Josephine allerdings nicht wissen konnte Der Kaiser verliess zusammen mit seiner Entourage bereits am 1 Juli fruhmorgens Prag um nach Schonhof weiterzureisen vgl Steblin 2007 S 170 Anm 76 Zu der erhofften Audienz beim Kaiser ist es also sehr wahrscheinlich nicht gekommen Zusammenfassend kommt Tellenbach zu dem Schluss Eines steht jedenfalls fest es gab genug Grunde fur Josephine in ihrer Not nach Prag zu fahren die nichts mit Beethoven zu tun hatten Tellenbach 1983 S 110f Josephine hatte die Moglichkeit gehabt incognito nach Prag zu reisen und dort wie immer im Hause ihrer Schwagerin der Grafin Victoria Goltz in der Prager Neustadt oder bei anderen ihrer zahlreichen Verwandten und Freunde in der bohmischen Hauptstadt zu logieren Nur wenige hundert Meter entfernt befand sich in der Alten Allee das Hotel Zum Schwarzen Ross in dem Beethoven abgestiegen war vgl Goldschmidt 1977 S 179f Entsprechend vermuten auch die meisten Wissenschaftler die Josephine fur die plausibelste Kandidatin fur die Unsterbliche Geliebte halten dass Josephine und Beethoven sich am 3 Juli in Prag wahrscheinlich zufallig vielleicht auf der Strasse trafen vgl Goldschmidt 1977 S 180 Tellenbach 1983 S 111 Pichler 1994 S 277 sowie 280f Steblin 2007 S 170 Gestutzt wird diese Hypothese durch einen Brief den Beethoven anderthalb Wochen spater am 14 Juli aus Teplitz an seinen Freund Karl August Varnhagen von Ense schrieb mit dem er fur den Abend des 3 Juli in Prag verabredet gewesen war es war mir leid lieber V den lezten Abend in Prag nicht mit ihnen zubringen zu konnen ich fand es selbst fur unanstandig allein ein Umstand den ich nicht vorher sehn konnte hielt mich davon ab Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe hrsg von Sieghard Brandenburg Band 2 Munchen 1996 Nr 583 Es wird allgemein angenommen dass es die unvorhergesehene Begegnung mit der Unsterblichen Geliebten war die das geplante Treffen mit Varnhagen verhinderte Brigitte Massin schreibt Warum bezeichnet das Adjektiv unsterblich die Geliebte von 1812 Es erscheint niemals in den Briefen an Josephine zwischen 1804 und 1809 Briefe in denen die Geliebte dagegen vier Mal einzige genannt wird Zu der die man liebt sagen sie sei unsterblich heisst das nicht mit darunter verstehen dass man glaubte oder in dem Irrtum befangen war sie zu verlieren und dass man sie jenseits eines Schicksals des Entschwindens wiedergefunden hat Orpheus hat zweifellos nie den Gedanken gehabt Euridike mit dem Namen Unsterbliche zu grussen bevor er sie dem Reich der Schatten entrissen hatte Massin 1970 71f Abgedruckt in Goldschmidt 1977 S 405 Kaznelson 1954 Goldschmidt 1977 Tellenbach 1983 Pichler 1994 Neben Josephines zerrutteter Ehe mit Stackelberg und ihrer erwiesenen Absicht nach Prag zu fahren hat auch der Name der am 8 April 1813 geborenen Tochter sie hiess mit vollstandigem Namen Maria Theresia Selma Arria Cornelia Minona gerufen wurde sie allerdings nur Minona zu entsprechenden Spekulationen Anlass gegeben Zum einen wurde wiederholt darauf hingewiesen dass der Rufname Minona ruckwarts gelesen Anonim lautet was als paternite anonyme interpretiert werden konnte Goldschmidt 1977 S 160 sowie Tellenbach 1983 S 127 Goldschmidt und Tellenbach argumentieren zudem plausibel dass der literarisch hochgebildeten Josephine der damals aussergewohnliche Name Minona sehr wahrscheinlich aus Goethes Werther vertraut war ebenda S 159f bzw 127 Im Werther erscheint das Skaldenmadchen Minona Tochter eines keltischen Sangers auf dem Hohepunkt des Romanes wo Werther Lotte auf ihre Bitte hin aus dem von ihm ubersetzten Ossian vorliest Goldschmidt und Tellenbach betonen dass zwischen Beethoven und Josephine eine analoge Werther Situation vorlag Was den Namen Minona angeht so war bereits Kaznelson 1954 der Werther Bezug aufgefallen Zur gesamten Werther Diktion des beruhmten Briefes an die Unsterbliche Geliebte vgl Goldschmidt 1977 S 156 161 Weitere Sinnbezuge hat Tellenbach auch bei Minonas ubrigen Namen Selma Arria und Cornelia gefunden Tellenbach 1983 S 125 129 Die Namen Maria und Theresia verweisen dagegen auf Minonas Patin Therese Brunsvik Josephines Schwester Dass es sich hierbei nicht um blosse Spekulation handeln kann zeigen Tellenbachs Funde bei Josephines ubrigen Tochtern Die Namen die Josephine ihren Tochtern gab weisen alle einen Sinnbezug auf und sind nicht nur aus asthetischen Grunden gewahlt Tellenbach 1983 S 126 Dies gilt im Ubrigen auch fur die erst 2007 von Steblin entdeckte letzte Tochter Josephines Emilie von der Tellenbach und Goldschmidt noch nichts wissen konnten Ihr Name kann in Anlehnung an Rousseaus Erziehungsroman Emile plausibel auf ihren Vater den Hauslehrer Andrian bezogen werden vgl Steblin 2007 S 178 Wien Osterreichisches Staatsarchiv Allgemeines Verwaltungsarchiv Polizeihofstelle GZ 698 27 ex 1812 zit bei Klaus Martin Kopitz Antonie Brentano in Wien 1809 1812 Neue Quellen zur Problematik Unsterbliche Geliebte in Bonner Beethoven Studien Band 2 2001 S 115 146 hier S 136f PDF Datei Vgl Steblin 2007 S 186 Anm 12 Einen Zedierungsbefehl hatte er am 8 Mai 1814 beim Wiener Polizeidirektor Siber erwirkt Faksimile in Goldschmidt 1977 S 406f Offenbar hatte Stackelberg angebliche oder tatsachliche Ubergriffe des altesten Sohnes Fritz gegenuber einer jungeren Halbschwester geltend gemacht In einem Brief vom 28 Oktober 1814 an Josephines Onkel den ungarischen Schatzkanzler Graf Joseph von Brunsvik der sich in einem Brief vom 9 Oktober fur seine Nichte eingesetzt hatte schreibt der Wiener Polizeiprasident Hager Wegen ganzlicher korperlicher Verwahrlosung jener 2ten Ehe u aufgeschreckt durch die Gefahr dass das Madchen von dem Stiefbruder schon im Kindesalter verfuhrt werde hatte B Stakelberg mit Beistimmung der Landrechte Polizeiassistenz erwirkt um seine Kinder anderwartig unterzubringen Josephines Schwester Therese schrieb darauf an Hager Jene bosen Beschuldigungen des rachsuchtigen Stiefvaters sind Verlaumdungen die durch das Alter seiner Kinder selbst widerlegt werden Wer konnte eine Mutter die das Beste will so kranken cit nach Tellenbach 1983 S 136 Der Brief Hagers wurde im Wortlauf abgedruckt in Goldschmidt 1977 S 407f La Mara 1909 S 105 107 Steblin 2007 S 157 sowie 174 Abgedruckt in Skwara Steblin 2007 Das Bild von Josephines Personlichkeit und ihrem Charakter schwankt auch in der wenigen Literatur uber sie sehr stark Erscheint sie in den Veroffentlichungen von Marie Elisabeth Tellenbach primar als edle Leidende so glauben Rita Steblin und Dagmar Skwara dagegen bei ihr alle Zuge einer femme fatale entdecken zu konnen Steblin 2007 S 174 Tellenbach 1983 S 137f La Mara 1909 S 105 sowie Steblin 2007 S 186 Anm 12 Vgl Tellenbach 1983 S 177f Tellenbach 1983 S 142 sowie Steblin 2007 S 178f a b Tellenbach 1983 S 148 Solomon 2005 S 73 Beethoven hatte aufgrund einer Leistenbruchoperation seines Neffen Karl die geplante Reise nach P t nicht antreten konnen Weitere Indizien fur einen zumindest indirekten Kontakt sieht Tellenbach in der Tatsache begrundet dass Beethoven und Josephine eine Reihe von Buchern die durch Thereses Hand vom einen zur anderen et vice versa gegangen sein konnten nahezu gleichzeitig lasen Tellenbach 1983 S 151 161 Schliesslich konnte Tellenbach im Nachlass Deym einen Briefentwurf Josephines vom 8 April dem Geburtstag ihres siebten Kindes Minona sehr wahrscheinlich 1818 an einen ungenannten Mann finden der in Inhalt und Form nur an Beethoven gerichtet gewesen sein kann und eindeutig den beruhmten Briefen aus der Fruhzeit entspricht Tellenbach 1983 S 194f wo der Briefentwurf auch wiedergegeben ist Er findet sich im selben Band auch vor S 113 als Faksimile In diesem Briefentwurf schreibt Josephine u a an den Adressaten Ich hatte diese Bruchstucke nicht geschrieben glaubte ich nicht hierdurch einem Wunsch von dir zu begegnen der mir nach deinen letzten Worten theuer seyn muss Was deine Erscheinung in mein en Empfindungen weckt kann ich nicht schildern glucklich bist du nicht aber betaubt mit einem ernsten Blick hinaus beschaftigt u so ruhig gelassen fortschreitend zum theil in einem zustande von negativen Gluck das Buch der Erinnerung zeigt mancherlei Farben du hast es durchgeblattert oft durchgesehen gerichtet auch dich selbst u vor dem Antlize des Hochsten gepruft diess ist d Juwel den du gefunden alles ubrige zerstreuung edlerer Art cit nach ebenda cit nach Tellenbach 1983 S 185 Am 5 November 1816 notierte Josephines Schwester Therese in ihrem Tagebuch Es ist ein herzzerreissender Anblick die gute aber schwache Josephine zu sehen wie sie angekleidet auf dem Bette liegt u ihre 3 Kinder um sie herum sie ist nervenschwach u ihre laage ist wohl kaum geeignet um selber davon zu curieren cit nach Tellenbach 1983 S 162 Von einem der Winter nach 1817 berichtet Therese Josephine habe mit ihren beiden Tochtern nur noch drei Gulden taglich zum Lebensunterhalt gehabt vgl Tellenbach 1983 S 171 Moglicherweise hat Beethoven Josephine bis zu ihrem Lebensende sporadisch finanzielle Unterstutzung zukommen lassen Dafur glaubt Tellenbach 1983 S 194 folgende Anhaltspunkte gefunden zu haben An Franz Brentano schrieb er am 28 November 1820 Meine Lage ist dermalen hart und bedrangt schuld bin ich selbst Gott sei Dank nicht daran Meine zu grosse Hingabe fur andere ist es cit nach ebenda Am 17 Dezember desselben Jahres dankte er seinem Verleger Artaria fur einen Vorschuss von 150 Gulden und bat ihn zugleich um weitere einhundertfunfzig Am 20 Dezember drangte er Carlo Boldrini einen Angestellten der Firma brieflich Ich bitte Sie recht sehr die Ihnen ubertragene Angelegenheit nicht aufzuschieben Der Mann ist krank wohnt in der Adlergasse I Stock bei den zwolf Aposteln gegenuber dem graflich Deymschen Hause setzte er noch eigens dazu cit nach ebenda Ein ahnlicher Eintrag findet sich fur den April 1820 im 12 von Beethovens Konversationsheften vgl Kaznelson 1954 S 265 Tellenbach folgert daraus Diesen ungenannten und unbekannten Kranken erwahnt er sonst nirgends Ob es sich um eine Deckadresse handelt einen Menschen der Josephine eine Summe bringen sollte Das ware ganz Beethovens Stil Als 1823 seine ihm verhasste Schwagerin Johanna krank lag liess er ihr durch einen Dritten Geld zukommen Tellenbach 1983 S 194 Vgl Tellenbach 1983 S 173 176 Zudem hatte Fritz im Sommer 1819 als Fahnrich durch Schulden die Namensehre compromitirt die nun durch eine Summe gelost werden musste die das Vielfache der erheblichen Reparaturschulden des Deymschen Palais von 1816 betrug vgl Tellenbach 1983 S 186f Tellenbach 1983 S 197 Tellenbach 1983 S 182 Am 12 Juli 1817 oder 1818 notierte Therese in ihrem Tagebuch Ob Josephine nicht Straffe leidet wegen Luigis Weh Seine Gattin was hatte sie nicht aus diesem Heros gemacht cit nach Tellenbach 1983 S 183 Tellenbach 1983 S 164f Josephine schrieb am 9 November 1816 u a an ihre Mutter Der Arzt erklart feyerlich dass bey so wenig Pflege Bequemlichkeit und guter Nahrung bey sowenig Gemuths Ruhe Frohsinn und Heiterkeit bey Nahrungs Sorgen an keine Genesung zu denken sey und nichts als ein gewisser Todt vorauszusehen sey cit nach ebenda Lorenz 2017 Tellenbach 1983 S 198 Dass ihn die Nachricht mit aller Wucht getroffen hat scheint aus dem auffallenden Fehlen aller Zeugnisse aus der Zeit unmittelbar danach hervorzugehen Es sind fur das Jahr 1821 im Gegensatz zu den fruheren und spateren Jahren gar keine Konversationshefte erhalten Aus der Zeit zwischen dem 14 Marz und dem 7 Juni 1821 ist kein einziger datierter Brief Beethovens erhalten vielleicht auch nicht geschrieben worden Man hat Beethovens Verstummen auf seine Krankheit eine Gelbsucht zuruckgefuhrt die ihn im Fruhsommer befiel und die Lebererkrankung zur Folge hatte die wenige Jahre spater seinen Tod verursachte Aber selbst in den Monaten seiner Todeskrankheit hat er noch erstaunlich viele Briefe verfasst Das Schweigen in den auf den Tod Josephines folgenden Monaten ist viel eher als Depression zu deuten und es ist zu erwagen ob nicht infolge psychosomatischer Zusammenhange die Krankheit bei ihm zum Ausbruch kam weil seine Natur bis in ihre Grundfesten erschuttert war In den auf Josephines Tod folgenden Jahren ausserten sich mehrere Besucher uber Beethoven die alle darin ubereinstimmten dass sie den Eindruck von Trauer empfanden der von seinem Wesen ausging Rossini erzahlte Richard Wagner von seinem Besuch bei Beethoven im Marz 1824 und schilderte ihn Die Portrats die wir von Beethoven kennen vermitteln den Gesamteindruck ziemlich gut Aber was kein Stift ausdrucken konnte ist die undefinierbare Traurigkeit die in allen seinen Zugen lag wahrend unter dicken Brauen wie aus dem Grunde von Hohlen Augen hervorblitzten die obwohl klein einen zu durchbohren schienen Die Stimme war sanft und ein klein wenig verschleiert Tellenbach 1983 S 198f Tellenbach 1983 S 257 267 sowie Goldschmidt 1977 S 294 301 Weitere detaillierte Analysen zum Thema Musik als Biographie anhand der Bezuge zu Josephine Brunsvik in Beethovens Werk finden sich bei Massin 1970 Goldschmidt 1977 S 257 351 und Tellenbach 1983 S 205 267 Vgl Tellenbach 1983 S 198 die hier Beethovens Bonner Jugendfreund Gerhard von Breuning zitiert Lorenz 2017 Aufzeichnungen Thereses vom 4 Februar 1846 und vom 17 Marz 1848 cit nach Goldschmidt 1977 S 222 Und am 22 Dezember 1846 schrieb sie uber Beethoven Wie ungluklich bei so viel grossen Geistesgaben Zu gleicher Zeit war Josephine ungluklich Le mieux est l enemi du bien sie beide zusammen waren gluklich gewesen vielleicht Ihm hat eine Frau gefehlt das ist gewiss cit nach ebenda Massin 1970 Massin 1970 Goldschmidt 1977 S 257 351 und Tellenbach 1983 S 205 267 Permanence de Josephine dans l œuvre de Beethoven Massin 1970 S 135 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Josephine Brunsvik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Beethovens heimliche Liebe im Austria Forum in der Essaysammlung Christian Kosfeld 28 03 1779 Geburtstag der Adligen Josephine Brunsvik WDR ZeitZeichen vom 28 Marz 2014 Podcast Normdaten Person GND 118516299 lobid OGND AKS LCCN n84225152 VIAF 32787618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brunsvik JosephineKURZBESCHREIBUNG ungarische AdligeGEBURTSDATUM 28 Marz 1779GEBURTSORT PressburgSTERBEDATUM 31 Marz 1821STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josephine Brunsvik amp oldid 234691417