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Siegmund Kaznelson geboren 17 Mai 1893 in Warschau Russisches Kaiserreich gestorben 20 Marz 1959 in Jerusalem auch Siegmund Katznelson war ein Jurist Redakteur Autor und Verleger der als zionistischer Aktivist hervortrat und insbesondere das deutsche Judentum seit der Emanzipationszeit in seinem Hauptwerk Juden im deutschen Kulturbereich 1934 dokumentierte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Biographisches Handbuch zum deutschen Judentum 2 1 1 Entstehungsgeschichte 2 1 2 Mit Verfasser 2 2 Beethoven Forschung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSiegmund Kaznelsons Vater war Distriktarzt in Bobruisk gewesen und starb 1895 in Warschau Die Mutter zog nach Gablonz wo Kaznelson 1911 das Abitur machte Er war seit seiner Gymnasialzeit uberzeugter Zionist und hatte schon in jungen Jahren Kontakt zu Robert Weltsch dessen altere Schwester Lisa er spater heiratete 1911 fuhren beide zum 10 Zionistenkongress nach Basel 1913 war er mit Lisa bei Zionistenkongress in Wien Weltsch uberzeugte Kaznelson von der Notwendigkeit Hebraisch zu lernen An der Deutschen Universitat Prag begann Kaznelson Jura zu studieren Von 1913 bis 1917 war er zugleich Redakteur der zionistischen Wochenzeitschrift Die Selbstwehr und schrieb von nun an vornehmlich unter dem Pseudonym Albrecht Hellmann Da er als Staatenloser wahrend des Ersten Weltkriegs nicht eingezogen wurde konnte er neben der publizistischen Tatigkeit weiterstudieren und promovierte Ende 1918 in Prag 1920 folgte die Ubersiedlung nach Berlin Dort war er Redakteur der von Martin Buber herausgegebenen Monatsschrift Der Jude 1 Die von 1768 bis 1772 von Gottfried Selig sowie ab 1832 von Gabriel Riesser herausgegebenen Zeitschriften hatten denselben Namen getragen waren aber vollkommen anders konzipiert In Berlin wurde Kaznelson ausserdem Direktor des Judischen Verlags den er mit ambitionierten Buchprojekten zum Erfolg fuhrte Zu nennen sind hier vor allem das funfbandige Judische Lexikon die zwolfbandige Talmud Ausgabe Goldschmidts und Dubnows zehnbandige Weltgeschichte des judischen Volkes 1931 grundete er in Palastina eine Tochtergesellschaft des Judischen Verlags die The Jewish Publishing House Ltd 1937 emigrierte er nach Jerusalem Von 1939 bis 1940 war er der Administrator der von Robert Weltsch herausgegebenen wochentlich in Paris erscheinenden Judischen Welt Rundschau JWR Die JWR wurde in Jerusalem produziert in Paris gedruckt und von dort aus bis zur Einstellung des Blattes im Mai 1940 in uber 60 Lander vertrieben Vorgangerin der JWR war die 1938 verbotene Berliner Judische Rundschau Die JWR war zeitweilig das wichtigste Sprachrohr des deutschen Zionismus 2 und ein Forum zur Sammlung und Unterstutzung der verstreuten judischen Emigranten gestaltet von ehemaligen Vertretern der Zionistischen Vereinigung fur Deutschland und nach Palastina emigrierten Redakteuren der Judischen Rundschau Werk BearbeitenBiographisches Handbuch zum deutschen Judentum Bearbeiten Entstehungsgeschichte Bearbeiten Heute noch von grossem Wert ist Kaznelsons Ende 1934 fertiggestelltes durchaus in apologetischer Absicht und zur Verteidigung der judischen Ehre konzipiertes Sammelwerk Juden im deutschen Kulturbereich Das Buch ging zuruck auf eine Idee des Leopold Ullstein 1906 1995 aus dem Jahr 1933 3 Ullstein war jungeres Mitglied der bekannten Zeitungs und Buchverlegerfamilie und damals Partner des Rowohlt Verlages Er hatte einen Entwurf fur das Buch ausgearbeitet die Bearbeitung der einzelnen Fachgebiete an diverse Mitarbeiter ubergeben und war an Kaznelson in dessen damaliger Eigenschaft als Direktor des Judischen Verlages herangetreten Kaznelson war von dem Konzept uberzeugt und stellte sofort seine Mitarbeit zur Verfugung Wie wenig sich Kaznelson zu diesem Zeitpunkt noch von der durch die nationalsozialistischen Begrifflichkeiten vorgegebenen Rassenlehre und ihren Schlussfolgerungen gelost hatte zeigt sein Vorwort zur 1 Auflage Das Kriterium das fur die Aufnahme und Auswahl der in diesem Werke genannten Personlichkeiten als massgebend galt war nicht die blosse konfessionelle Zugehorigkeit sondern die jetzt in Deutschland geltende und gesetzlich festgelegte Rassenangehorigkeit Das Buch schliesst also ebenso Juden wie Judenstammlinge in den Kreis seiner Betrachtungen ein Das Buch wurde durch das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin zur Wiederherstellung der offentlichen Sicherheit und Ordnung verboten und die vorhandenen Exemplare beschlagnahmt Die Begrundung lautete Der unbefangene Leser muss bei der Lekture des Werkes den Eindruck gewinnen dass die gesamte Deutsche Kultur bis zur nationalsozialistischen Revolution nur von den Juden getragen worden sei Der Leser erhalt ein ganz falsches Bild uber die wahre Betatigung insbesondere die zersetzende Tatigkeit der Juden in der Deutschen Kultur Hinzu kommt dass sattsam bekannte judische Schieber und Spekulanten dem Leser als Opfer ihrer Zeit dargestellt werden und ihre schmutzige Tatigkeit auch noch beschonigt wird Ich weise in dieser Hinsicht auf Seite 170 und insbesondere auf Seite 175 Gebruder Rotter hin Ferner werden Juden die als Staatsfeinde hinreichend bekannt sind Lassalle Hilferding Georg Bernhardt Leopold Schwarzschild u a m als hervorragende Trager der Deutschen Kultur hingestellt 4 Nach Ende des Dritten Reichs erschien das Buch 1959 in zweiter Auflage als enzyklopadisches Handbuch des deutschen Judentums das die Zeit seit der Emanzipation bis 1933 umfasst Im von Richard Willstatter schon fur die erste Auflage verfassten Vorwort heisst es Das vorliegende Werk sucht ein wahrhaftes geschichtliches Bild von dem Anteil zu zeichnen den die deutschen Juden an den kulturellen Leistungen ihres Vaterlands in der Zeitspanne von Nathan der Weise bis zum Verlust der Gleichberechtigung hatten Die zweite Auflage die Kaznelson selbst nicht mehr vollenden konnte trug eine Vorbemerkung von Robert Weltsch Die dritte und letzte Auflage erschien 1962 unter der Agide von Weltsch Siegmund Kaznelson hatte mehr als zwanzig Jahre seines Lebens fur dieses Werk hergegeben fur diese von ihm selbst nach dem Krieg so genannte Schlussbilanz des deutschen Judentums Das Buch ist sorgfaltig bearbeitet und von geringfugigen Fehlern abgesehen sehr zuverlassig Mit Verfasser Bearbeiten Die Buchausgabe von 1959 gliedert sich in 45 Abschnitte die neben Kaznelson selbst jeweils von einem anderen Autor verantwortet werden Literatur Arthur Eloesser Bildende Kunste Max Osborn Anhang Photographie Max Osborn Kunstsammler Karl Schwarz Kunsthandel und Antiquariat Karl Schwarz Verlag und Buchhandel Siegmund Kaznelson Schaffende Musiker Oswald Jonas Nachschaffende Musiker Rudolf Kastner Theater Fritz Engel Film Rudolf Arnheim Philosophie Harald Landry Psychoanalyse und Individualpsychologie Harald Landry Psychologie Franziska Baumgarten Tramer Anhang Naturwissenschaftliche Erkenntnistheorie Georg Alter Katholische und protestantische Theologie Siegmund Kaznelson Padagogik und Sozialpadagogik Hilde Ottenheimer Philologie Leonore Goldschmidt Geschichtswissenschaft Carl Misch Geographie Felix A Theilhaber Mathematik Paul Kuhn Astronomie Paul Kuhn Physik Hadrian Stahl Atomwissenschaft Reuben Thieberger Chemie Charlotte Politzer Botanik und Pflanzenphysiologie Rudolf Keller Zoologie und Tierphysiologie Hans Kalmus Medizin Martin Gumpert und Alfred Joseph Tierheilkunde Richard Kantorowicz Politik Carl Misch Rechtswissenschaft Max Pinn Volkswirtschaft und Soziologie Ernst Noam Technik Ludwig Karpe Wirtschaft I Finanzwesen Daniel Bernstein Wirtschaft II Handel und Industrie Daniel Bernstein Heer und Marine Siegmund Kaznelson Soziale Arbeit Hilde Ottenheimer Gemeinnutzige Stiftungen Hilde Ottenheimer Gesellschafts Kultur Paul Landau Schach Jacques Mieses Sport Willy Meisl und Felix Pinczower Wissenschaft des Judentums Joseph Meisl Deutsche Juden in England Norman Bentwich Deutsche Juden in Amerika Hans Lamm Deutsche Juden im Palastina Aufbau Siegmund KaznelsonBeethoven Forschung Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg trug Kaznelson massgeblich zur Erforschung von Beethovens Unsterblicher Geliebter und der Fernen Geliebten bei deren in der Musikliteratur lange umstrittene Identitat er mit Josephine Brunsvik und Rahel Varnhagen angab 5 Diese Arbeiten waren ursprunglich als erster Band eines umfassenden Werkes gedacht das den Titel Das wandelnde Geheimnis mit dem Untertitel Tatsachen und Prophezeiungen aus dem Zeitalter der judischen Emanzipation tragen sollte Schriften BearbeitenSiegmund Kaznelson Hrsg Juden im deutschen Kulturbereich Ein Sammelwerk mit einem Geleitwort von Richard Willstatter Berlin Judischer Verlag 1934 2 stark erweiterte Ausgabe 1959 3 Ausgabe mit Erganzungen und Richtigstellungen 1962 Beethovens Ferne und Unsterbliche Geliebte Zurich 1954 Siegmund Kaznelson Hrsg Judisches Schicksal in deutschen Gedichten 1959 Anthologie The Palestine problem and its solution a new scheme Das wandelnde Geheimnis Tatsachen und Prophezeiungen aus der Zeitalter der judischen Emanzipation Zionismus und Volkerbund Judisches Schicksal in deutschen Gedichten Eine abschliessende AnthologieLiteratur BearbeitenKaznelson Siegmund In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 13 Jaco Kerr Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2005 ISBN 3 598 22693 4 S 343 347 Anatol Schenker Der Judische Verlag 1902 1938 Zwischen Aufbruch Blute und Vernichtung Niemeyer Tubingen 2003 ISBN 3484651415 passim insbesondere S 263 280 Kaznelson Siegmund In Encyclopaedia Judaica 1972 Band 10 Sp 860 Kaznelson Siegmund In Ernst Fischer Verleger Buchhandler amp Antiquare aus Deutschland und Osterreich in der Emigration nach 1933 Ein biographisches Handbuch Elbingen Verband Deutscher Antiquare 2011 S 166f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Siegmund Kaznelson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Amir Eshel Die Grammatik des Verlusts Verlorene Kinder verlorene Zeit in Barbara Honigmanns Soharas Reise und in Hans Ulrich Treichels Der Verlorene PDF Judische Literatur Westfalen deEinzelnachweise Bearbeiten Inhaltsverzeichnisse ab der Erstausgabe 1916 1917 auf der Website des Instituts fur Textkritik Heidelberg Thomas von der Osten Sacken Aufstieg und Fall einer zionistischen Zeitung Die Judische Welt Rundschau haGalil com Avraham Barkai Paul Mendes Flohr Aufbruch und Zerstorung 1918 1945 Deutsch judische Geschichte in der Neuzeit Bd 4 Munchen 1997 S 189 Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamts vom 5 Februar 1934 Geschaftszeichen Stapo 6 3600 223 34 Walter Abendroth Spate Identifizierung Geloste Ratsel um Beethovens Leben Die Zeit 11 Marz 1954Normdaten Person GND 124431259 lobid OGND AKS VIAF 15704742 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaznelson SiegmundALTERNATIVNAMEN Katznelson SiegmundKURZBESCHREIBUNG israelischer Redakteur Verleger Zionist HistorikerGEBURTSDATUM 17 Mai 1893GEBURTSORT WarschauSTERBEDATUM 20 Marz 1959STERBEORT Jerusalem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siegmund Kaznelson amp oldid 232837446