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Avraham Barkai geboren 1921 in Berlin als Abraham Becker 1 gestorben am 29 Februar 2020 im Kibbuz Lehavot HaBashan war ein deutschstammiger israelischer Historiker und Antisemitismusforscher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBarkai wurde in einer streng orthodoxen Familie von osteuropaischer Herkunft als Sohn eines Tora Schreibers im Berliner Scheunenviertel geboren Mit vier Jahren lernte er im Cheder hebraisch lesen wandte sich dann aber im jugendlichen Alter vom Glauben des Vaters ab 2 Mit elf Jahren machte er Bekanntschaft mit kommunistischen Arbeitslosen damit begann seine politische Entwicklung 1932 wurde er bei einer Demonstration Zeuge von der Polizeigewalt Barkai besuchte ausschliesslich judische Schulen und blieb weitgehend von antisemitischen Gewalttaten verschont Uber Schikanen durch nationalsozialistisch eingestellte Lehrer erfuhr er nur durch Erzahlungen von Kameraden Wegen einer Ausweisung durch die Nationalsozialisten musste er von 1935 bis 1938 im judischen Kinderheim Beit Ahawah leben Die Leitung des Heimes hatte Betty Rothschild inne 3 Bis 1936 besuchte er das Adass Jisroel Realgymnasium Auf Veranlassung seiner Eltern emigrierte Avraham Barkai am 1 Marz 1938 nach Palastina Seine Eltern sah er nie wieder doch er konnte in Erfahrung bringen dass sie nur einige Wochen spater ausgewiesen wurden 4 In Palastina liess er sich zum Landwirt ausbilden 5 Als Mitglied des Hashomer Hatzair beschaftigte er sich zwei Jahre lang mit Obstbau und Marxismus Leninismus Danach wurde er nach Negba geschickt einem von aus Polen eingewanderten Haschomer Hatzair Mitgliedern gegrundeten Kibbuz 6 Doch bereits 1941 verliess Barkai Negba um ein neues Kibbuz namens Karkur zwischen Tel Aviv und Haifa zu errichten 7 Dort lernte er die ebenfalls deutschstammige Shushke kennen die er 1947 heiratete und mit der er drei Kinder hatte Im Kibbuz arbeitete Barkai Avraham als Tagelohner in Garten und Obstanlagen Weiter ubernahm er fur ein Jahr die finanzielle Verantwortung und die Kontakte mit den Behorden 8 Ab 1940 war er mit seiner Frau Mitglied des Kibbuz Lehawot Ha Baschan und arbeitete dort 20 Jahre lang in der Landwirtschaft und Jugenderziehung Von 1950 bis 1953 wurde er in die Schweiz delegiert 9 Im Fruhjahr 1953 kehrte er mit seiner Familie nach Karkur zuruck und erlebte die Auseinandersetzungen im Kibbuz infolge des Kalten Krieges 10 Ab 1963 studierte Barkai Geschichte und Volkswirtschaftslehre an der Hebraischen Universitat Jerusalem Er stiess bei der Einschreibung auf Schwierigkeiten da er sein Gymnasium in Deutschland nicht beenden konnte und von der Landwirtschaftsschule kein entsprechendes Abschlusszeugnis besass Die Hebraische Universitat kam ihm aber entgegen und gab ihm den Status eines besonderen Studenten ohne Abschluss Im Gegensatz zu den freien Horern durfte er Prufungen absolvieren und Seminararbeiten einreichen und er erhielt sogar Zensuren Deshalb hatte er sich in den Fachbereichen Geschichte und Volkswirtschaft eingeschrieben Wegen seiner guten Zensuren im Bereich Geschichte erhielt er die Sondererlaubnis als ordentlicher Student weiter zu studieren 11 Im Fruhjahr 1967 absolvierte er die Abschlussprufung fur den Bachelor of Arts in Volkswirtschaftslehre Im Sommer 1972 legte er die Abschlussprufung in Geschichte ab und konnte sein Studium fortsetzen 1973 74 schrieb sich Barkai als Magisterstudent an der Hebraischen Universitat ein Ende 1973 reichte er bei Walter Grab sein Promotionsthema uber das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus ein Dadurch begann seine wissenschaftliche Beschaftigung mit dem Nationalsozialismus und der durchgefuhrten Wirtschaftspolitik im Dritten Reich 12 Von 1967 bis 1979 war er Teilzeitdozent fur Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an einem College Die Neugierde auf das Funktionieren der Wirtschaft im Nationalsozialismus wurde mehr durch das Studium der Volkswirtschaftslehre und deren Theorien geweckt als durch das der deutschen Geschichte 1974 wurde ihm sein Dissertationsvorhaben gestattet sein Doktorvater war Charles Bloch Dieser schlug ihm vor sich mit dem deutschen Historiker Werner Jochmann in Hamburg in Verbindung zu setzen 13 Im Hamburger Archiv fand er nutzliche Quellen fur seine Arbeit Hinzu kam dass Jochmann auch einige Gesprache mit zustandigen Wissenschaftlern organisierte Barkai fuhrte auch Gesprache mit prominenten Personen aus der NS Zeit Diese bildeten wichtige Quellen fur seine anstehende Dissertation 14 1977 promovierte er an der Universitat Tel Aviv uber Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus Der historische und ideologische Hintergrund 1933 bis 1936 Darin stellte er die wirtschaftspolitischen Massnahmen in den Anfangsjahren des Dritten Reiches als in sich konsistentes System dar 1988 erschien eine bis zum Jahr 1945 erweiterte Neuauflage der Untersuchung Ferner verfasste Barkai ein Standardwerk uber den Centralverein deutscher Staatsburger judischen Glaubens den grossten Interessenverband deutscher Juden von 1893 bis 1938 Mit beiden Werken wurde er in der Fachwelt international bekannt 15 16 17 Barkai forschte er am Jerusalemer Leo Baeck Institut und arbeitete fur das Forschungszentrum der Gedenkstatte Yad Vashem Zudem schrieb er Einzelstudien zur deutsch judischen Geschichte im 19 Jahrhundert zur Emigration deutscher Juden in die Vereinigten Staaten und uber den Nationalsozialismus Er war Mitglied der von der Deutschen Bank 1997 gegrundeten Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS Zeit und forschte auch am Institut fur Wirtschafts und Sozialgeschichte der Freien Universitat Berlins Im Marz 2003 erhielt er von dieser die Ehrendoktorwurde Werke Auswahl BearbeitenDas Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus Der historische und ideologische Hintergrund 1933 1936 Koln 1977 Dissertation Judische Minderheit und Industrialisierung Demographie Berufe und Einkommen der Juden in Westdeutschland 1850 1914 Tubingen 1988 Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus Ideologie Theorie Politik 1933 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 596 24401 3 Erstausgabe in Englisch Tel Aviv 1986 Vom Boykott zur Entjudung Der wirtschaftliche Existenzkampf der Juden im Dritten Reich 1933 1943 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1988 englisch 1989 Nazi Economics Ideology Theory and Policy Yale University Press New Haven 1990 Branching Out German Jewish Immigration to the United States 1820 1914 New York 1994 Hoffnung und Untergang Studien zur deutsch judischen Geschichte des 19 und 20 Jahrhunderts Hamburg 1998 mit Paul Mendes Flohr Aufbruch und Zerstorung 1918 1945 Deutsch judische Geschichte in der Neuzeit Bd 4 Munchen 2000 Wehr Dich Der Centralverein deutscher Staatsburger judischen Glaubens 1893 1938 Munchen 2002 Oscar Wassermann und die Deutsche Bank Bankier in schwieriger Zeit Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52958 5 Erlebtes und Gedachtes Erinnerungen eines unabhangigen Historikers Wallstein Gottingen 2011 ISBN 978 3 8353 0902 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Avraham Barkai im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Avraham Barkai wird Ehrendoktor der Freien Universitat Pressemitteilung der FU Berlin 2 April 2003Einzelnachweise Bearbeiten Avraham Barkai Hoffnung und Untergang 1988 S 11 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 7 f Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 15 21 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 30 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 31 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 41 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 45 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 54 57 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 57 64 f Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 66 70 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 79 f Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 81 83 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 87 Avraham Barkai Erlebtes und Gedachtes 2011 S 89 Vgl z B Michael Wildt Unbeirrbar patriotisch Zwischen Antisemitismus und Zionismus Avraham Barkais beeindruckende Geschichte des Centralvereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens In Die Zeit Nr 47 2002 Christoph Jahr Eine abgebrochene Geschichte Der Centralverein deutscher Staatsburger judischen Glaubens In Neue Zurcher Zeitung 16 Oktober 2002 Miriam Rurup Avraham Barkai Wehr Dich Rezension in Sehepunkte Ausgabe 3 2003 Nr 7 8 Normdaten Person GND 115553967 lobid OGND AKS LCCN n84192154 VIAF 34472870 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Barkai AvrahamALTERNATIVNAMEN Becker Abraham Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutschstammiger israelischer Historiker und AntisemitismusforscherGEBURTSDATUM 1921GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 29 Februar 2020STERBEORT Kibbuz Lehavot HaBashan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Avraham Barkai amp oldid 238665600