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Josef Erasmus Graeff 19 Februar 1803 in Zell Mosel 3 Juli 1877 in Trier war ein deutscher Jurist Landgerichtsrat und Mitglied der Nationalversammlung 1848 49 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Revolutionsjahre 1848 49 3 Staatsstreich 1848 4 Wahlkampf zur I und II preussischen Kammer Januar 1849 5 Familie 6 Publikationen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJosef Erasmus war ein Sohn der Eheleute Anton Joseph Christoph 1772 1855 und Maria Margarete Graeff geb Ebertz 1773 1820 die im Jahre 1799 geheiratet hatten Im Zeitraum von 1810 bis 1819 besuchte Graeff die Volksschule in Zell Parallel dazu wurde er von 1816 bis 1818 privat durch den Geistlichen Melchior in den Fachern Latein und Franzosisch unterrichtet Anschliessend wechselte er von 1819 bis 1824 an das Friedrich Wilhelm Gymnasium in Trier dem zu dieser Zeit der als der Aufklarung nahestehende Johann Hugo Wyttenbach als Schuldirektor vorstand Von dort ging Graeff zu Ostern 1825 nach Bonn wo er am 6 August des gleichen Jahres vor einer wissenschaftlichen Kommission seine Reifeprufung an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat ablegte Nach seiner Immatrikulation studierte er in Bonn bis 1828 6 Semester Rechtswissenschaften und horte sich unterdessen auch die Abendvorlesungen des Professors August Wilhelm Schlegel an Nach Endes des Studiums meldete sich Graeff zum ersten juristischen Examen an durchlief 15 Monate als Auskultator bei der er Relationen anzufertigen hatte und arbeitete dann zum Zwecke seiner weiteren Ausbildung in Kammern einem Schoffengericht bei der Staatsanwaltschaft und einem Advokaten Dem folgte vom September 1829 bis Marz 1832 ein Referendariat am Oberlandesgericht in Munster dann eine Versetzung als Assessor an das Trierer Landgericht und von 1835 bis 1836 arbeitete er als Staatsprokurator in Prum Am 19 Juni 1836 erhielt er seine Ernennung zum Landgerichtsrat in Trier wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1877 als Richter tatig war Revolutionsjahre 1848 49 BearbeitenGraeff dem ein Neffe einen lauteren Charakter Bescheidenheit und mitunter auch Gelehrsamkeit sowie eine gewisse Weltfremdheit attestierte galt als grosser Anhanger der Franzosischen Revolution Seine Hoffnung Frankreichs Ideen und seine freiheitliche Entwicklung auch in einem geeinigten Deutschland verwirklicht zu sehen brachten ihm den Namen Rebell ein Nachdem sich die Neuigkeiten uber die Februarrevolution von 1848 in Paris im Marz 1848 bis in das Rheinland verbreitet hatten waren Graeff seine Ehefrau und seine Tochter Emilie sowie der bei ihm wohnende Bruder Gottfried so von den Gedanken der Revolution begeistert dass sie sich gemeinsam der Trierer Volksbewegung anschlossen Als Graeff am 13 Marz 1848 zum ersten Mal offentlich eine politische Rede im Bierhaus Gotschel in Trier hielt bemerkte der hiesige Polizeichef dass der Gerichtsrat Graeff ein gelehrter Mann von ausserordentlicher Besonnenheit in eine ebenso heikle wie verabscheuungswurdige Angelegenheit verstrickt sei und es nicht verschmaht habe vor verdorbenem Publikum in jener Taverne eine Rede zu halten Trierer Polizeichef Muller Heinz Gunther Bose in Heimatjahrbuch Cochem Zell 2000 Als in Trier im Mai 1848 der Demokratische Verein gegrundet worden war und die Anzahl der Mitglieder rasch auf 1400 anstieg wahlte man Graeff erst zum Schriftfuhrer und dann in den erweiterten Vorstand Am 21 Juni 1848 reiste er als gewahlter Stellvertreter des Landkreises Trier Land nach Berlin in die Preussische Nationalversammlung um dort das seit Wochen verwaiste Mandat des zu dieser Zeit inhaftierten Abgeordneten Viktor Valdenaire wahrzunehmen In Berlin ubernahm er dessen Platz auf der aussersten Linken des Parlaments in der Fraktion Waldeck die sich abends noch zu Besprechung und Beratung im Hotel Mielentz in der Taubenstrasse traf Vor der Preussischen Nationalversammlung die zu dieser Zeit noch in der Sing Akademie zu Berlin tagte sprach Graeff am 18 Juli 1848 und verteidigte Valdenaire mit energischen Worten dass dieser nichts Ungesetzliches getan habe Gemeinsam traten er und Karl Leopold Wencelius 1 der ebenfalls Mitglied in der Preussischen Nationalversammlung fur den Wahlkreis Trier Stadt war fur die Einberufung Valdenaires ein die dann auch nach dessen Entlassung am 23 Juli 1848 erfolgte Valdenaire wurde erst zum Roscheider Hof gebracht dann reiste er nach Berlin stellte sich dort noch kurz dem Parlament vor und ubergab dann schliesslich am 8 9 August 1848 sein Mandat an Graeff Auf der 68 Sitzung der Nationalversammlung am 6 Oktober 1848 setzte sich Graeff kenntnisreich und uberzeugend wie der Abgeordnete Pastor Hansen aus Ottweiler es bemerkte fur die Abschaffung des Jagdrechts auf fremdem Grund und Boden ohne Entschadigung ein Meine Herren In der Unterstellung dass das Jagdrecht auf fremden Eigenthum aufgehoben werde und daher sich mit dem Eigenthum des bisher belasteten Grundgesetzes konsolidiere gehen wir zu der ferneren Frage uber ob dem Prinzip nach dem Eigenthumer die Jagd auf seiner noch so kleinen Parzelle auszuuben gestattet sei oder ob nicht vielmehr in dieser Beziehung eine nothwendige Gemeinschaft der Grundbesitzer einer Gemeinde angenommen werden musse Berichterstatter Abgeordneter Graff Verhandlungen der constituirenden Versammlung fur Preussen Band 5 53 69 Sitzung Berlin 1848 2 Das Referat entsprach neben den freiheitlichen Grundsatzen ebenso einer langjahrigen Erfahrung in der Rheinprovinz und wurde schliesslich als Gesetz angenommen Staatsstreich 1848 BearbeitenNachdem Konig Friedrich Wilhelm IV am 10 November 1848 mit Unterstutzung von Friedrich Wilhelm von Brandenburg und den unter der Leitung des preussischen Generalfeldmarschalls Friedrich von Wrangel stehenden Truppen gegen das revolutionare Berlin aufmarschiert und einen Staatsstreich durchgesetzt hatten rief das Restparlament am 15 November 1848 das zuletzt noch im Schutzenhaus und im Hotel Mielentz getagt hatte zur Steuerverweigerung die Gemeindesteuern ausnehmend auf Als Friedrich Wilhelm IV am 5 Dezember 1848 ohne Zustimmung des Parlaments die sogenannte oktroyierte Verfassung dekretiert hatte schrieb Graeff dem Mitparlamentarier Carl Christian Otto in das Album des Parlaments Die Maske ist gefallen dass jeder nunmehr die Perfedie an der die Linke niemals zweifelte sehen und greifen kann in der Konstitution vom 6 hat der Absolutismus scheinbar die konstituionelle Zwangsjacke abgelegt Ich denke wir halten als Freunde fest Wahlkampf zur I und II preussischen Kammer Januar 1849 BearbeitenNach seiner Ruckkehr nach Trier hielt Graeff eine Rede vor seinen Wahlmannern um ihnen uber seine Erfahrung in Berlin zu berichten Sein Vortrag fand so viel Beachtung dass die Demokratische Partei und kurz darauf auch der Mosel Eifel Wahlkreis sie als Flugschrift fur den anstehenden Wahlkampf zu den Wahlen fur die I und II preussische Kammer Herren und Abgeordnetenhaus im Januar 1849 verteilen liessen Graeffs Forderungen sahen eine freie unabhangige Kommunalverfassung eine eigenstandige Kirche und Schulen unter staatlicher Aufsicht eine umfangliche Uberarbeitung des Steuerrechts eine Reduzierung der Beamtengehalter sowie eine Verkleinerung des stehenden Herres vor Auch forderte er ein Gesetz das er selbst entworfen hatte um Kredite mit niedrigen Zinsen an unbemittelte Burger die Geld benotigten ausgeben zu konnen Nach der einseitig oktroyierten Verfassung vom 5 Dezember 1848 vermisste Graeff den demokratischen Grundsatz indem er bemerkte Alle Gewalt geht vom Volk aus wobei er den Scheinkonstitutionalismus basierend auf Adel Beamtentum und Militar als schlimmer erachtete als den Absolutismus selbst die wahre Demokratie sei durch die Losung Freiheit Gleichheit und Bruderlichkeit gegeben Wohlwissend dass die Zeit fur eine Republik noch zu fruh war setzte er sich fur eine demokratisch monarchische Verfassung d h eine parlamentarische Monarchie ein Bei den Urwahlen am 22 Januar 1849 wurde Graeff von den Demokraten zum Wahlmann gewahlt dem am 1 Februar 1849 gemeinsam mit Peter Alff 1806 1857 und Carl Philipp Cetto die Wahl zum Abgeordneten der I Kammer folgte Bereits in der 5 Sitzung der preussischen I Kammer erhob Graeff seine Stimme bei der er es nicht unterliess den Konig beim Namen zu nennen und Einspruch gegen die althergebrachten ehrfurchtsvollen Floskeln einlegte Weiterhin forderte er Unterstutzung auf staatliche Fursorge bei auswanderungswilligen Mitburgern sowie die Einstellung katholischer Militarpfarrer in die Armee auch versaumte er es nicht nochmals auf seine Zustimmung zur Steuerverweigerung hinzuweisen und diese mit den Worten das diese mir bis heute nicht leid geworden sei zu verteidigen Nachdem sich die Debatte um die Kaiserfrage immer mehr erhitzt und die II Kammer die Frankfurter Reichsverfassung vom 28 Marz 1849 am 21 April 1849 anerkannt hatte loste Friedrich Wilhelm IV am 28 April 1849 die II Kammer auf wobei die preussischen Mitglieder der Nationalversammlung ihre Mandate verloren Damit war auch Graeffs politische Karriere zum Ende gekommen und er ging zuruck nach Trier um wieder als Richter tatig zu werden Die Dienstherren Graeff s waren nicht allzu glucklich uber dessen politische Ambitionen jedoch gelang es ihnen nicht dem klugen und weisen Richter nichtkonforme Gesetzeshandlungen nachzuweisen von allen weiteren Beforderungen ab diesem Zeitpunkt schloss man in dennoch aus Familie BearbeitenGraeff hatte eine Schwester Gertrude 1805 1890 und zwei Bruder Johann Baptist 1808 1884 Tabakwarenfabrikant sowie Gottfried 1820 1900 der spater Justizrat wurde Die Mutter Maria Graeff verstarb wenige Monate nach der Geburt von Gottfried Josef Erasmus Graeff heiratete am 14 Mai 1832 in Coigny die aus Metz stammende Marie Pauline Mathieu 1801 1887 die eine Tochter des Gerbers Jean Mathieu und dessen Ehefrau Margerite geb Speiser war Beide hatten 3 leibliche Kinder Marie Emilie 1833 1899 Leo Heinrich 1836 1989 Maria Lucilia 1840 1901 und den Adoptivsohn Georg Michael 1853 1906 Nach dem Tod des Gerichtsprasidenten Runten hatte Graeff im Jahre 1840 dessen fruheres Wohnhaus die sogenannte Vogtsburg die ein Teil des vormahligen Simeonstifts in der Nahe der Porta Nigra war erworben 3 Emilie die erste Tochter ging als Erzieherin nach Sankt Petersburg und heiratete dort den Eisenbahn Ingenieur Wilhelm Muller der 1848 Abiturient an der hoheren Burgerschule in Trier gewesen war Der erste Sohn Leo Graff studierte in Bonn das Bergfach und schloss sich im Jahre 1858 dem Corps Saxonia Bonn an Zunachst war er ab 1860 als Bergreferendar in Dudweiler Jagersfreude beschaftigt dann wurde er am 18 Juli 1866 zum Bergassessor ernannt und im Jahre 1875 holte ihn der irische Unternehmer William Thomas Mulvany als Generaldirektor zur Hibernia AG nach Herne Die zweite Tochter Lucilia heiratete am 16 September 1862 den Fabrikanten Michael Ernst Cetto 1835 1917 der ein Sohn des liberalen Trierer Politikers Carl Philipp Cetto und Mitabgeordneter ihres Vaters in der I Kammer in Berlin war Das Adoptivkind Georg Michael der ein nichtehelicher Sohn eines russischen Fursten und einer Hofdame war kam durch Vermittlung der Tochter Emilie zur Familie Graeff Der russische Adelige wollte spater seinen Sohn wieder zuruck in die Heimat holen Georg Michael jedoch inzwischen burgerlicher Graeff geworden wollte lieber in Deutschland bleiben studierte Bergfach wurde spater hoher preussischer Beamter und war zuletzt noch Berghauptmann in Breslau Publikationen BearbeitenReisefuhrer franz der Eheleute Mr et Mme Graeff Itineraire historique et pittoresque du cours entier de la Moselle et de ses environs Trier Fr Lintz 1841 Josef Erasmus Graeff Autor Chronologische Sammlung der rheinpreussischen Rechtsquellen mit Ausschluss der funf Gesetzbucher Nebst einer Uebersicht der Territorial Veranderungen und einem ausfuhrlichen Sachregister Zum Handgebrauche Trier 1846 Druck und Verlag der Fr Linss schen Buchhandlung 1168 Seiten 4 Literatur BearbeitenHeinz Gunther Bose und Alfons Friderichs Hrsg Graeff Josef Erasmus In Personlichkeiten des Kreises Cochem Zell Kliomedia Trier 2004 ISBN 3 89890 084 3 S 132 Heinz Gunther Bose Josef Erasmus Graff 1803 1877 aus Zell Ein Richter als Vorkampfer fur die Demokratie In Heimatjahrbuch Cochem Zell 2000 S 89 97 Heinz Monz Hrsg Graeff Josef Erasmus In Trierer Biographisches Lexikon Wissenschaftlicher Verlag Trier Trier 2000 ISBN 3 88476 400 4 S 141 142 Weblinks BearbeitenJosef Erasmus Graeff in der Rheinland Pfalzischen PersonendatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Wencelius Karl Leopold 1808 1864 in der RPPD Rede Graeffs zur Abschaffung des Jagdrechts auf fremdem Grund und Boden ohne Entschadigung Verhandlungen der constituirenden Versammlung fur Preussen Band 5 53 69 Sitzung Berlin 1848 S 3592 In book google de Abgerufen am 8 Marz 2019 Die Porta Nigra und das Capitolium der Treviris von Peter Adolf Linde es ist die Burg des Vogts auch das Haus des Herrn Landgerichtsrath Graff Trier Verleger der Verfasser S 86 In book google de Abgerufen am 7 Marz 2019 Chronologische Sammlung der rheinpreussischen Rechtsquellen mit Ausschluss der funf Gesetzbucher Von Josef Erasmus Graeff konigl Landherichts Rathe Trier 1846 Druck und Verlag Fr Linss sche Buchhandlung In book google de Abgerufen am 6 Marz 2019 Normdaten Person GND 1051191661 lobid OGND AKS VIAF 308714385 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Graeff Josef ErasmusKURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 19 Februar 1803GEBURTSORT Zell Mosel STERBEDATUM 3 Juli 1877STERBEORT Trier Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Erasmus Graeff amp oldid 231203447