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Johann es Muller 6 Juni 1598 in Breslau 29 September 1672 in Hamburg war ein deutscher lutherischer Theologe Johannes Muller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Varia 4 Werkauswahl 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMuller besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt wo er sich das Rustzeug erwarb eine Hochschule besuchen zu konnen Am 5 Mai 1618 immatrikulierte er sich an der Universitat Wittenberg wo er sich am 4 April 1620 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie erwarb Um seine Studien der Theologie fortzusetzen begab er sich an die Universitat Leipzig um die dortigen beruhmten Theologen kennenzulernen Er wechselte wieder nach Wittenberg wo er am 23 Oktober 1622 als Adjunkt in der philosophischen Fakultat aufgenommen wurde 1623 ubertrug man ihm die Professur der Ethik jedoch verblieb er nicht lange in diesem Amt da er ein theologisches Ziel verfolgte Dieser Wunsch wurde ihm schon im Folgejahr ermoglicht als man ihn als Prediger in Luneburg verpflichtete Um seine Ambitionen voranzutreiben avancierte er am 17 Dezember 1624 zum Lizenziaten der Theologie 1626 ubertrug man ihm das Pastorat in der St Petri Kirche in Hamburg Nachdem er am 12 Oktober 1641 in Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert worden war wirkte er ab 1648 an St Petri als Hauptpastor Senior des Geistlichen Ministeriums und Inspektor der Schulen sowie aller Kirchen Hamburgs Er starb an einem Herzanfall bei einer Predigt Wirken BearbeitenMuller war ein streng orthodoxer lutherischer Theologe und verschrieb sich dem Kampf gegen Andersglaubige wie Juden Katholiken 1 und Reformierte Er behauptete Der Bauch ist zu Hamburg Gott und verlangte dass von Seiten der Obrigkeit Religion und Kirche mehr Achtung entgegengebracht werden sollte Sein mit Vehemenz gefuhrter Kampf gegen die Juden pragte die Hamburger Judenpolitik seiner Zeit Er unterstutzte die judenfeindliche Kanzelpropaganda und verfasste unzahlige Gutachten Beschwerden und Schmahschriften gegen die Juden Er verlangte scharfste Restriktionen und die Schliessung der privat eingerichteten Betstuben denn die religiosen Praktiken der Juden waren fur ihn ein Ausdruck der Blasphemie Synagogen waren fur ihn Satans Schulen und den Juden sollten die Rabbiner verboten werden Stattdessen sollten christliche Rabbiner christlich gepragte Gottesdienste leiten denn seiner Meinung nach war der Aufenthalt von Juden in Hamburg nur sinnvoll wenn diese der Bekehrung zugefuhrt wurden Er lehnte zwar Zwangstaufen ab verlangte aber dass die Lebensumstande der Juden so bedruckend sein sollten dass sie freiwillig konvertierten So kreidete er den Juden nicht nur ihr Judesein sondern auch den vermeintlichen Luxus der sephardischen Oberschicht und deren Akzeptanz in der Hamburger Gesellschaft an Sie gehen einher geschmuckt mit goldnen und silbernen Stucken mit kostlichen Perlen und Edelgesteinen Sie speisen auf ihren Hochzeiten aus silbernen Gefassen und fahren in solchen Karossen die nur hohen Standespersonen zustehen und gebrauchen noch obendrein Vorreiter und eine grosse Gefolgschaft Der Hamburger Senat der aus wirtschaftlichen Grunden gegenuber den Juden eine gewisse Toleranz zeigte musste zeitweise Mullers judenfeindlichem Eifer nachgeben So wurden 1649 die funfzehn deutsch judischen Familien aus Hamburg vertrieben welche im unter der danischen Krone stehenden Altona Zuflucht fanden Muller erreichte auch dass der portugiesisch judische Arzt Binjamin Mussaphia dessen Schrift Sacro Medicae Sententiae toto V etere T estamento collectae angeblich Blasphemien enthielt ausgewiesen wurde In seinem 1500 seitigen Werk Judaismus oder Judenthumb Das ist ein Aussfuhrlicher Bericht von des Judischen Volckes Unglauben Blindheit und Verstockung von 1644 wollte Muller beweisen dass die judische Religion nichts als Unglaube sei Darin wiederholte er das antijudaistische Stereotyp der Juden als Feinde Christi Dabei bezog er sich unter anderem auf die Kirchenvater Literatur von Konvertiten aus dem Judentum auf Johannes Pfefferkorn und auf Martin Luther In diesem Werk erhebt er unter anderem die Forderung dass der Schabbat abgeschafft oder auf den Sonntag verlegt werden solle Mullers Polemik gegen die Juden die sich mit fortschreitendem Alter noch verscharfte fuhrte hin und wieder zu Ausschreitungen des Pobels und brachte den Juden eine Unzahl von Restriktionen dennoch konnte er nicht verhindern dass die Gemeinde stetig anwuchs und vom Hamburger Senat weitgehend geduldet wurde Genealogisch ist anzumerken dass er sich am 22 Oktober 1623 mit Sophia der Tochter des Erasmus Schmidt verheiratet hatte Sein Enkel der Hamburger Jurist Johannes Joachim Muller 1661 2 1733 schrieb angeregt durch Johannes Mullers Werk Atheismus devictus nach G Bartsch De tribus impostoribus und datierte es irrtumlich auf das Jahr 1598 zuruck Varia BearbeitenEin 1707 nachgedrucktes Exemplar der Schrift Judaismus und Judenthum war im Besitz von Johann Sebastian Bach 3 Werkauswahl BearbeitenProdomus anti Jansenii Hamburg 1632 Anti Jansenius Wittenberg 1632 und 1634 Brevis admonitio de Nicolai Jansenii Monarchi Dominicani ruditate maledicentia et libidine Hamburg 1634 Responsio ad Jansenii defensionem fidei Catholicae Hamburg 1634 Qvacker Greul und Quackeley Hamburg 1661 und 1663 Die Augsburgische Confession Hamburg 1630 Lutherus defensi Arnstadt 1648 Hamburg 1658 Defensio Lutheri defensi Hamburg 1659 Judismus Hamburg 1644 Warnung fur El Praetorii Schan Buch von den Missbrauchen des Predigt Amts Hamburg 1645 Wiederlegung der Dordrechtischen absoluti decreti Hamburg 1649 und 1652 Hamburgische Schul Predigten Hamburg 1651 Morgenrothe der Gute und Barmherzigkeit Gottes aus Thren III Hamburg 1651 Erklarung des 51 Psalms in 17 Predigten Hamburg 1666 Erklarung des 23 Psalms in 7 Predigten Hamburg 1627 Erklarung des 8 Psalms in 8 Predigten Hamburg 1628 Grun Donnerstags Predigt vom hochwurdigen Abendmahl Hamburg 1627 Predigt am Sonntag Eraudi vor dem Konig von Schweden Gustav Adolph gehalten Hamburg 1631 Ob iemand jemals sonderlich die Layen im Alten Testament ohne Christi Erkanntnis sind selig worden Hamburg 1628 Neun Predigten uber das Symbelum Athanasii Hamburg 1626 Vertheidigung des Berichts von der neuen Propheten Religion wider Niclas Teting Hamburg 1636 Einweihungspredigt eines Taufsteins Hamburg Grundliche Antwort und Wiederlegung der Papstlichen Einwurffe durch welche die Lutherische Kirche verdachtig gemachet und die Leute zum Abfall vom wahren Evangelischen Glauben zu bereden geachtwet wird Hamburg 1631 Menschlich Gedichte von Verstossung des grosten Theils der Menschen zur ewigen Verdamniss ohn Ansehen des Unglaubens aus blossen Rathschluss Gottes Hamburg 1637 Anabaptismus Hamburg 1644 und 1669 Luneburgische Valet und Hamburgische Anzugs Predigt Hamburg 1626 Vermahnung an die Gemeinde in Hamburg Hamburg 1630 Atheismus devictus Hamburg 1672 Acerra Biblica Leipzig 1697Quellen BearbeitenWerner Raupp Hrsg Mission in Quellentexten Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910 Erlangen Bad Liebenzell 1990 ISBN 3 87214 238 0 3 88002 424 3 S 71 74 Grundliche Antwort und Widerlegung der Einwurffe Mit welchen die Papstische Lehrer die Lutherische Kirche verdachtig machen und die Leute zum Abfall vom Wahren Evangelischen Glauben zu bereden sich unterstehen Hamburg 1673 2 1631 1 S 162 169 vgl das auch die Romisch kath Entgegnung Jacob Keller Catholisch Papstthumb Munchen 1614 Christoph von Ranzau ca 1650 Literatur BearbeitenG Bartsch Hrsg De tribus impostoribus Anno MDIIC Von den drei Betrugern 1598 lat dt 1960 Berlin Jutta Braden Muller Johannes In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 2 Christians Hamburg 2003 ISBN 3 7672 1366 4 S 294 296 Jutta Braden Hamburger Judenpolitik im Zeitalter lutherischer Orthodoxie 1590 1710 Christians Hamburg 2001 ISBN 978 3 7672 1355 5 Jutta Braden Von der Juden Wohnung Lutherisch orthodoxe Positionen zum Zusammenleben von Juden und Christen In Hamburger Schlusseldokumente zur deutsch judischen Geschichte 22 September 2016 doi 10 23691 jgo article 63 de v1 Heinz Kathe Die Wittenberger Philosophische Fakultat 1502 1817 Mitteldeutsche Forschungen Band 117 Bohlau Koln Weimar Wien 2002 ISBN 3 412 04402 4 Heinrich Graetz Geschichte der Juden Muller Johann wurde zu Bresslau gebohren In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 22 Leipzig 1739 Sp 230 232 Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Johannes Muller im VD 17 Juden in Hamburg Eintrag von Muller in Deutsche Biographie de zahlreiche weiterfuhrende LinksEinzelnachweise Bearbeiten Vgl bes seine polemische Schrift Grundliche Antwort und Widerlegung der Einwurffe 1631 u o siehe Werkauswahl u Quellen Ursula Winter Die Europaischen Handschriften der Bibliothek Diez in der Deutschen Staatsbibliothek Berlin Abschlussband S 73 Barbara Moller Schuldspruch fur BACH In Die Welt 25 Juni 2016 S 22VorgangerAmtNachfolgerValentin WudrianHauptpastor an St Petri zu Hamburg 1626 1672Hermann von PetkumNormdaten Person GND 104093447 lobid OGND AKS LCCN no98110454 VIAF 29960752 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller JohannesALTERNATIVNAMEN Muller JohannKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer TheologeGEBURTSDATUM 6 Juni 1598GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 29 September 1672STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Muller Pastor amp oldid 226436784