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Johann Friedrich Lowen 13 September 1727 in Clausthal 23 Dezember 1771 in Rostock war ein deutscher Dichter Intellektueller und Theatertheoretiker sowie ein zeitweiliger Vertrauter Gotthold Ephraim Lessings Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Werk 3 Rezeption 4 Literatur 5 WeblinksBiographie BearbeitenDie ersten 18 Jahre seines Lebens einschliesslich seiner Gymnasialzeit und noch einmal eine kurze Zeit um 1750 verlebte Lowen in seinem Geburtsort Clausthal im Harz In der wirtschaftlich vom Bergbau gepragten Region lebte Lowens Familie von Tatigkeiten des Vaters die ziemlich sicher ebenfalls im Zusammenhang mit dem Bergbau standen Von 1746 bis 1747 besuchte Lowen die studienvorbereitende Lehranstalt Collegium Carolinum in Braunschweig Dort war der Theologe Polyhistor und braunschweigische Generalschulinspektor Johann Lorenz von Mosheim ein wichtiger Mentor Lowens Diese Mentorenschaft hatte auch Bestand als Lowen in den Jahren 1747 bis 1749 die Universitaten von Helmstedt und Gottingen besuchte wo Mosheim als ordentlicher Professor bzw Kanzler und Honorarprofessor tatig war Daruber hinaus hatte Mosheim wahrscheinlich die Mitgliedschaft Lowens in den Helmstedter und Gottinger Ablegern der sogenannten Deutschen Gesellschaft unterstutzt die dort nach dem Vorbild der Gottschedschen Koniglich Deutschen Gesellschaft in Leipzig gegrundet worden waren Dadurch kam es unter anderem zu intellektuell pragenden Begegnungen Lowens mit Albrecht von Haller Johann Matthias Gesner Johann David Michaelis Justus Friedrich Wilhelm Zachariae und Johann Wilhelm Ludwig Gleim Weshalb Lowen letztlich keinen Studienabschluss erwarb ist nicht genau bekannt es ist jedoch am wahrscheinlichsten dass er nach dem Tod des Vaters nicht mehr das zur Fortsetzung des Studiums erforderliche Geld aufbringen konnte Nachdem sich Lowen in seinem Heimatort Clausthal moglicherweise erfolglos um eine offentliche Anstellung bemuht hatte wandte er sich 1751 nach Hamburg einem Zentrum der deutschen Aufklarung Dort gehorte er dem Kreis um den Poeten Friedrich von Hagedorn an Neben seinem dichterischen Wirken bestand Lowens Tatigkeit in dieser Zeit auch aus dem Verfassen und Herausgeben von intellektuellen Zeitschriften und Essays Diese Aufgabe nahm er teils allein wahr teils aber auch gemeinsam mit anderen Literaten wie etwa der Dichterin Charlotte Unzer Ziegler 1752 traf er in Hamburg auf die Schauspieltruppe des Theaterprinzipals Johann Friedrich Schonemann die er bereits aus Gottingen kannte Spater ehelichte er die Tochter Schonemanns aus der Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor Ab 1757 gehorte er der Theatertruppe zeitweise in organisatorischer und leitender Funktion an seine Frau wirkte darin als Schauspielerin Vereinbaren musste er all dies mit seiner ebenfalls ab 1757 regelmassig wahrgenommenen Tatigkeit als Privatsekretar des Prinzen Ludwig von Mecklenburg Schwerin in Schwerin die er gelegentlich wohl zuvor schon ausgefuhrt hatte Aus einer Korrespondenz mit Christian Furchtegott Gellert geht hervor dass immerhin auch Lowens Dichtkunst auf eine positive Resonanz bei seinem aristokratischen Arbeitgeber stiess 1766 ging Lowen schliesslich nach Hamburg zuruck Dort war er von 1767 bis 1769 Protagonist und Direktor des ersten Versuchs in Deutschland ein ortlich verankertes Nationaltheater ins Leben zu rufen unter anderem nach dem Vorbild des von Ludvig Holberg in Kopenhagen gegrundeten danischen Nationaltheaters Dieses Hamburgische Entreprise genannte Vorhaben wurde spater als Hamburger Nationaltheater bekannt In Verstandigung mit dem Theaterprinzipal Konrad Ernst Ackermann den Schauspielern Konrad Ekhof und Abel Seyler und einem Konsortium aus zwolf unerlasslichen Geldgebern aus dem wohlhabenden Burgertum konnte Lowen als Dramaturgen Gotthold Ephraim Lessing gewinnen Das Ensemble bildete die Schauspieltruppe Ackermanns der manchmal falschlich als Initiator des Hamburger Nationaltheaters angegeben wird Als Theatergebaude diente eine zuvor bereits von Ackermann errichtete Baulichkeit am Gansemarkt Dort wurde 1881 auch ein entsprechendes Denkmal aufgestellt das jedoch nur Lessing gewidmet ist Trotz der ubereinstimmenden theatertheoretischen Auffassungen Lowens und Lessings und anfanglicher Erfolge erwies sich die Unternehmung recht bald als wirtschaftlich und organisatorisch kaum durchfuhrbar Nachdem Lessing 1768 die Unternehmung wieder verlassen hatte versuchte Lowen noch eine Zeit lang den Betrieb aufrecht zu halten etwa auch durch einen zeitweiligen Ortswechsel nach Hannover 1769 musste die Hamburgische Entreprise dann aber endgultig eingestellt werden Die Hauptgrunde fur das Scheitern dieses ersten Nationaltheaters in Deutschland sind neben internen Unstimmigkeiten vor allem wohl im Fehlen von Erfahrungswerten bei Organisatoren und Schauspielern mit den Gepflogenheiten an festen Theatern zu sehen Die Gewohnheiten des Publikums das noch durch die eher anspruchslose Unterhaltung der Haupt und Staatsaktion der Wanderbuhnen gepragt war konnten mit den aufklarerisch erzieherischen Vorsatzen Lowens und Lessings letztlich nicht in Einklang gebracht werden Dennoch ging mit Lessings Hamburgischer Dramaturgie ein nahezu einzigartiger literarischer Ertrag aus dieser Episode der Theatergeschichte hervor Ausserdem wurde Lessings Massstabe setzende Komodie Minna von Barnhelm 1767 im Hamburger Nationaltheater uraufgefuhrt Noch 1769 siedelte Lowen mit seiner Familie nach Rostock uber Dort arbeitete er bis zu seinem Tod im Jahr 1771 als stadtischer Justizsekretar Trotz seiner sich zunehmend verschlechternden Gesundheit konnte er dabei noch einige kleinere dichterische Werke fertigstellen Ein Nachlass Lowens ist entweder nicht erhalten oder zumindest verschollen Werk BearbeitenInsgesamt steht das Wirken Lowens vor allem im Zeichen des Aufklarungszeitalters Haufig uberwiegt dabei der Einfluss der englischen Aufklarung gegenuber dem der franzosischen Das im engeren Sinne poetische Werk Lowens umfasst beinahe ausschliesslich ein nichtsdestoweniger reichhaltiges Spektrum an lyrischen oft rokokohaften Formen die fur die Dichtung gegen Mitte des 18 Jahrhunderts als typisch gelten konnen Ein grosser Teil davon ist in der vierteiligen Ausgabe Johann Friedrich Lowens Schriften 1765 66 zusammengestellt Zu verschiedensten Romanzen Oden Bankelsangen und der Vertextung von wenigstens einer von Johann Wilhelm Hertel komponierten Passionskantate kommt auch gesellschaftskritische politisch zu nennende Lyrik So fallen etwa seine wenigen Versepen aus der Kategorie des sogenannten Komischen Heldengedichts durch ihre satirische gesellschaftskritische Note auf Buhnenstucke sind lediglich zwei bekannt wovon zumindest eines mehr oder weniger ein Plagiat von Lessings Minna von Barnhelm auch im Hamburger Nationaltheater aufgefuhrt wurde Innerhalb des journalistischen Werks sind die Hamburgischen Beytragen des Witzes und der Sittenlehre 1753 1755 als ein typisches Beispiel der aufklarerischen intellektuellen Zeitschrift anzusehen Darin findet sich unter anderem eine der ersten theatertheoretischen Auseinandersetzungen mit dem Werk Shakespeares im deutschsprachigen Raum Das mehr oder weniger einzige Werk Lowens das auch bis in die Gegenwart manchmal noch aufgelegt wird ist jedoch die Geschichte des deutschen Theaters 1766 Darin wird allerdings nicht generell die deutsche Theatergeschichte behandelt sondern vor allem der buhnenpraktische Werdegang der Wanderbuhnen der Prinzipale Ackermann und Schonemann Eine wichtige Substanz dafur waren die Aufzeichnungen des Schauspielers Konrad Ekhof Rezeption BearbeitenInfolge der im 19 Jahrhundert ausgebildeten Auffassung von Literaturgeschichte als Geschichte grosser Personlichkeiten wurde die Bedeutung Lowens ahnlich wie die von etlichen anderen Autoren auch innerhalb der norddeutschen Poetik des Aufklarungszeitalters oftmals verkannt So glaubt selbst Lowens Biograph Potkoff im Jahr 1904 sich fur seine Arbeit geradezu permanent rechtfertigen zu mussen da Gottsched Gellert und Lessing doch die weitaus grosseren Dichter der Zeit gewesen seien Als Folge dieser Einstellung finden sich vereinzelt immer noch einseitige Bewertungen von Lowens Werk die unreflektiert aus alteren nicht mehr zeitgemassen Darstellungen ubernommen wurden Erst ab der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts mit einem Verstandnis der Aufklarung als einem breit angelegten Phanomen begann man neben deren herausragenden Vertretern auch Literaten aus der zweiten Reihe angemessen zu wurdigen In diesem Zusammenhang wurde Lowen vor allem das Pradikat eines Pioniers der Nationaltheaterbewegung zuerkannt Auch dass er in gewisser Weise am Zustandekommen von Lessings Hamburgischer Dramaturgie beteiligt war wird ublicherweise positiv kommentiert Parallel dazu wurde auch die Goethe und Faust Forschung auf Lowen aufmerksam Denn in einer der Versdichtungen Lowens befindet sich einer der fruhesten schriftlichen Hinweise auf die Puppenspiele uber den Faust Ausserdem hat Lowen in seinem Komischen Versepos Die Walpurgis Nacht von 1756 rund 50 Jahre vor Goethes Faust I eine Faust Gestalt mit einer Walpurgisnacht zusammengebracht und hat dabei in einem satirischen lacherlichen Kontext eine knappe aber sehr ungewohnliche Zeichnung des prototypischen Schwarzkunstlers als Muse vorgenommen Und nicht zuletzt gilt Lowens Geschichte des deutschen Theaters trotz ihrer eingeschrankten inhaltlichen Ausdehnung als eines der ersten theaterhistorischen Werke der Neuzeit Letztlich ist Lowen einer ganzen Riege von Literaten zuzuordnen die zwar von den Zeitgenossen durchaus als Grossen ihrer Kunst wahrgenommen wurden im Fall Lowens ist das unter anderem an einer Totenklage von Ludwig Holty die ihn mit Christian Adolph Klotz quasi auf eine Stufe stellt zu ersehen Doch spater waren diese Leute aufgrund eben des exklusiven Interesses der Nachwelt allein an wenigen herausragenden Vertretern der Epoche beinahe in Vergessenheit geraten Literatur BearbeitenAlfred Anger Literarisches Rokoko 2 Aufl Stuttgart Metzler 1968 Britta Berg Lowen Johann Friedrich In Horst Rudiger Jarck Dieter Lent u a Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 46 7 S 453 454 Hansjoachim Finze Johann Friedrich Lowen 1727 1771 Journalist und Mitstreiter Lessings In Arbeiten zur deutschen Philologie XII Debrecen 1979 S 341 347 Hans Wolf Jager Lowen Johann Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 88 f Digitalisat Herbert Lommatzsch Johann Friedrich Lowen In Unser Harz Zeitschrift des Harzklubs e V Bad Harzburg 12 Jg H 4 1964 S 4 6 Gunther Mahal Faust Untersuchungen zu einem zeitlosen Thema Neuried 1998 Burkhard Moennighoff Intertextualitat im scherzhaften Epos des 18 Jahrhunderts Gottingen 1991 Gerhard Muschwitz Literarische Schatzgraberei im Harz Munchen Gesellschaft der Bibliophilen e V 1993 Ossip D Potkoff Johann Friedrich Lowen 1727 1771 Mit naherer Berucksichtigung seiner dramaturgischen Tatigkeit Heidelberg Winter 1904 online Albrecht Schone Gotterzeichen Liebeszauber Satanskult Neue Einblicke in alte Goethetexte 3 Aufl Munchen Beck 1993 S 145 147 L u Lowen Johann Friedrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 312 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Friedrich Lowen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johann Friedrich Lowen Quellen und Volltexte Werke von und uber Johann Friedrich Lowen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Friedrich Lowen in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Johann Friedrich Lowen im Projekt Gutenberg DE Ausfuhrliche aber punktuell fehlerhafte Biografie Johann Friedrich Lowen Kurzgefasste Grundsatze von der Beredsamkeit des Leibes Hamburg 1755 urn nbn de gbv 9 g 3151391Normdaten Person GND 119139804 lobid OGND AKS LCCN n85825572 VIAF 54951484 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lowen Johann FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Dichter und TheatertheoretikerGEBURTSDATUM 13 September 1727GEBURTSORT ClausthalSTERBEDATUM 23 Dezember 1771STERBEORT Rostock Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Friedrich Lowen amp oldid 199866238