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Wolfgang Joachim Reichmann 22 April 1923 in Gossnitz Thuringen 30 August 1991 in Halle Saale war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer Als Lehrstuhlinhaber wirkte er an der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Joachim Reichmann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Student in Jena Chirurg in Altenburg 1 2 Oberarzt in Leipzig 1 3 Chefarzt in Altenburg 1 4 Ordinarius in Halle Saale 2 Werke 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenReichmann besuchte die Volksschule und die Oberschule in Gossnitz und das Realgymnasium in Altenburg 1942 bestand er das Abitur Im selben Jahr zur Wehrmacht einberufen diente er in Einheiten von Heer und Luftwaffe 1943 verwundet kam er in Lazarette in Zweibrucken und Neumunster wo er Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus kennenlernte In der Absicht zur Roten Armee uberzulaufen und sich dem Nationalkomitee Freies Deutschland anzuschliessen meldete er sich zur Ostfront Der Plan gelang 1944 er blieb bei einem Vorstoss von Rotarmisten liegen und liess sich gefangen nehmen Nach kurzem Aufenthalt in einem Gefangenenlager wurde er in der Frontschule der 1 Ukrainischen Front in seine neuen Aufgaben eingewiesen Uber die Frontlinie forderte er die deutschen Soldaten der Wehrmacht auf seinem Beispiel zu folgen Mit der Gruppe von Horst Viedt warb er im Hinterland der deutschen Kriegsfront fur eine Kapitulation Im Fruhjahr 1945 gehorte Reichmann zu der Aktionsgruppe die im eingekesselten Breslau fur eine Kapitulation warb Nach der Schlacht um Breslau konnte er mit einer Gruppe antifaschistischer Widerstandskampfer an der Seite der sowjetischen Truppen den Sieg uber den Faschismus feiern 1 Siehe auch Widerstand gegen den Nationalsozialismus Student in Jena Chirurg in Altenburg Bearbeiten Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht arbeitete Reichmann einige Monate als Redakteur bei der Sachsischen Zeitung Als erste Lehranstalt in der Sowjetischen Besatzungszone nahm die Friedrich Schiller Universitat Jena im Oktober 1945 den Betrieb wieder auf Unter schwierigen ideellen und materiellen Bedingungen studierte Reichmann dort Medizin Er bestand 1950 das Staatsexamen und wurde 1951 zum Dr med promoviert 2 Als Pflichtassistent arbeitete er 1951 1953 in Altenburg Im dortigen Kreiskrankenhaus mit 290 chirurgischen Betten durchlief er die vierjahrige Ausbildung zum Chirurgen Er wurde 1957 Facharzt fur Chirurgie und heiratete im selben Jahr die Arztin Anneliese Schuhknecht Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor Seinem Chef Gerhard Engel blieb er auch als 2 und 1 Oberarzt treu Er leitete seit 1954 die hauseigene Blutbank und seit 1958 das hauseigene histologische Labor 1 Oberarzt in Leipzig Bearbeiten 1961 wechselte er an die Karl Marx Universitat Leipzig Dort gelang ihm 1964 die Promotion B 3 Zum Dozenten wurde er 1965 ernannt Bis 1967 war er Oberarzt bei Herbert Uebermuth der ihm im Juni 1967 einen von krankhaftem Ehrgeiz freien und anstandigen Charakter bescheidenes Auftreten hohe Einsatzbereitschaft grosse technische Begabung auf dem Gebiet der Viszeralchirurgie Traumatologie und Urologie unbedingte Zuverlassigkeit und unerschutterliche Ruhe in kritischen Situationen bescheinigte 1967 68 noch bei Werner Kothe war Reichmann zugleich Vertragsarzt im Lazarett der Nationalen Volksarmee in Wiederitzsch 1 Chefarzt in Altenburg Bearbeiten Am 1 Dezember 1968 kehrte er als Arztlicher Direktor und Chefarzt nach Altenburg zuruck Die Chirurgie umfasste immerhin noch 212 Betten Auf Drangen ehemaliger Kampfgefahrten erhielt Reichmann 1969 die Anerkennung als Kampfer gegen den Faschismus Vorteile fur sich leitete er daraus nicht ab 4 1974 lag die Klinik auf dem Gebiet der Organspende mit 11 Entnahmen 5 Transplantationen und 3 Auslandstransplantationen an der Spitze der Einrichtungen in der damaligen DDR 5 Die Karl Marx Universitat ernannte ihn 1971 zum Honorardozenten und 1975 zum Honorarprofessor 6 Ordinarius in Halle Saale Bearbeiten 1977 wurden ihm die chirurgischen Lehrstuhle der Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald und der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg angeboten Da die Familie in Mitteldeutschland beheimatet war und der Sohn Jochen im Thomanerchor sang entschied er sich fur Halle Am 1 September 1977 ubernahm er das Ordinariat fur Chirurgie und das Direktorat der Chirurgischen Klinik Noch im selben Jahr wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat fur Medizin beim Ministerium fur das Hoch und Fachschulwesen der DDR berufen Da er nicht Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands war durfte er im roten Halle trotzdem nicht an den montaglichen Parteisitzungen teilnehmen Uber die dort besprochenen Klinikinterna wurde er am nachsten Tag von loyalen Kollegen unterrichtet 18 inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit observierten Reichmann und seine Familie 7 Wahrend Reichmanns Amtszeit wurde der teilweise Umzug der Chirurgischen Klinik in das als Bezirkskrankenhaus geplante und dann von der Universitat ubernommene Klinikum in Krollwitz durchgefuhrt 4 Die Aufteilung der Klinik auf zwei Standorte Leninallee Magdeburger Strasse und Ernst Grube Strasse bedeutete fur Reichmann eine erhebliche Zusatzbelastung Er fuhrte die alljahrlichen Veranstaltungen der Medizinisch Wissenschaftlichen Gesellschaft fur Chirurgie an der MLU fort Fur die 35 38 Tagung gewann er die Osterreicher Harald Tscherne Alfred Priesching Lainz Erich Wayand und Alfred Zangl Salzburg als Referenten 8 1983 legte er aus gesundheitlichen Grunden das Direktorat nieder Von 1983 bis 1987 arbeitete er noch am Melanomzentrum der Universitatshautklinik Halle Wittenberg wobei er sich unter anderem der regionalen zytostatischen Perfusion beim Malignen Melanom widmete 9 Nach zwei Myokardinfarkten starb er mit 68 Jahren Siehe auch Universitatsklinikum Halle Saale Werke BearbeitenWahrend seiner 37 jahrigen Berufstatigkeit hielt Reichmann auf wissenschaftlichen Kongressen 210 Vortrage Die Schwerpunkte seiner 130 Publikationen waren viszeralchirurgische und viszeralonkologische Themen Daruber hinaus engagierte Reichmann sich auf dem Gebiet der Labordiagnostik Er verbesserte die Lehrprogramme fur Studenten und die Ausbildung mittlerer medizinischer Berufe Sein Lehrbuch Die Chirurgie eine Einfuhrung fur mittlere medizinische Fachkrafte war uber viele Jahre Standard 8 Ehrungen BearbeitenMedaille fur Kampfer gegen den Faschismus 1933 bis 1945 1969 Obermedizinalrat DDR Dr sc med der Martin Luther Universitat 31 Marz 1978 10 Vaterlandischer Verdienstorden in Bronze 1 Mai 1983 11 Ferdinand Sauerbruch Medaille 13 Marz 1989 12 Literatur BearbeitenKlaus Peter Wenzel 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale 1811 2011 Projekte Verlag Cornelius Halle 2011 ISBN 978 3 86237 278 2 S 114 117 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Joachim Reichmann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c Klaus Peter Wenzel 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale 1811 2011 Projekte Verlag Cornelius Halle 2011 ISBN 978 3 86237 278 2 S 115 Dissertation Behandlungserfolge bei Hamangiomen mit der Chaoulschen Nahbestrahlung Thema Erkennung Ursache und Haufigkeit postoperativer Leberschaden beim Menschen und im Tierexperiment a b Henning Dralle Die Chirurgenvereinigung Sachsen Anhalt 1990 2000 S 109 Dankesbrief der Karl Marx Universitat an Reichmann vom 20 November 1974 Klaus Peter Wenzel 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale 1811 2011 Projekte Verlag Cornelius Halle 2011 ISBN 978 3 86237 278 2 S 116 Unterlagen in der Zweigstelle Halle des Bundesbeauftragten fur die Stasi Unterlagen a b Henning Dralle Die Chirurgenvereinigung Sachsen Anhalt 1990 2000 S 19 Dr Jochen Reichmann Sohn von Joachim Reichmann Chirurg in Herford Verleihungsurkunde unterzeichnet von Dieter Bergner Rektor und Leo Zett Dekan Verleihungsurkunde unterzeichnet von Erich Honecker Verleihungsurkunde unterzeichnet von Richard RedingChirurgie Ordinarien der Universitat Halle Karl Heinrich Dzondi 1811 1813 Karl August Weinhold 1817 1829 Carl Wilhelm Wutzer 1830 1831 Ernst Blasius 1834 1867 Richard von Volkmann 1867 1889 Fritz Gustav von Bramann 1889 1913 Victor Schmieden 1913 1919 Friedrich Voelcker 1919 1937 Wilhelm Wagner 1937 1945 Werner Budde 1945 1956 Franz Morl 1956 1965 Karl Ludwig Schober 1966 1977 Joachim Reichmann 1977 1983 Albrecht Glaser 1983 1992 Henning Dralle 1994 2016 Jorg Kleeff seit 2017 Normdaten Person GND 1151423629 lobid OGND AKS VIAF 2932656 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reichmann JoachimALTERNATIVNAMEN Reichmann Wolfgang Joachim vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Chirurg und HochschullehrerGEBURTSDATUM 22 April 1923GEBURTSORT Gossnitz Thuringen STERBEDATUM 30 August 1991STERBEORT Halle Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim Reichmann amp oldid 207430076