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Jean Sylvain Bailly 15 September 1736 in Paris 12 November 1793 ebenda war ein franzosischer Astronom und erster Burgermeister von Paris Er wurde durch die Berechnung der Umlaufbahn des Halleyschen Kometen im Jahre 1759 bekannt Ferner studierte er die damals vier bekannten Jupitermonde Wahrend der Franzosischen Revolution wurde er mit der Guillotine hingerichtet Er gehorte den Freimaurerlogen Les Neuf Sœurs und Les Amis Reunis an 1 Jean Sylvain Bailly Gemalde von Jean Laurent Mosnier 1789 Baillys Unterschrift Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Akademische Laufbahn 1 2 Politisches Wirken 2 Rezeption 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBailly wurde in den Galerien des Louvre geboren Er entstammte einer angesehenen Malerfamilie die in den Diensten des Konigs stand und den scheinbar erblichen Titel franzosisch garde des tableaux de roi fuhrte Seit mehr als hundert Jahren hatten seine Voreltern den Posten eines Aufsehers der koniglichen Gemaldegalerie bekleidet 2 Er war der Sohn des Jacques II Bailly 3 1700 18 November 1768 des Maler des Konigs und Inspektors der koniglichen Gemaldesammlungen und der Cecile Guichon Er war ein Enkel des Miniaturmalers und Radierers Nicolas Bailly 3 Mai 1659 13 November 1736 4 Nach dem Tod des Vaters 1768 erhielt Bailly dessen Stelle eines Aufsehers der Luxembourggalerie Sein Vater hatte ihn schon fruh auf diese Stellung hin erzogen und ausgebildet und er genoss zudem eine schulische Ausbildung im Hause seiner Eltern Akademische Laufbahn Bearbeiten Latein erlernte er erst in fortgeschrittenem Alter und beherrschte es nie vollkommen Seine ersten Studien beschrankten sich auf das Zeichnen das ihm sein Vater beibrachte Bailly sollte lernen Gemalde und Kunstwerke zu beurteilen um ihn auf seine spatere Laufbahn vorzubereiten Daher beschaftigte er sich zunachst mit Malerei und Dichtung Seine eigenen Zeichnungen waren eher mittelmassig Durch einen glucklichen Zufall kam er mit den Wissenschaften in Verbindung Der Mathematiker Monsieur de Moncarville bot an ihn in der Wissenschaft des Rechnens zu unterrichten Als Gegenleistung erhielt dieser Zeichenunterricht bei seinem Vater Bailly machte schnell Fortschritte in den neuen Studien Nach kurzer Zeit wurde er daher von beruhmteren Meistern unterrichtet darunter Alexis Claude Clairaut und der Abbe Nicolas Louis de Lacaille der ihn fur die Astronomie begeisterte Seite Liebe zur Literatur bleib jedoch erhalten und er verfasste die zwei Tragodien Clotaire die Geschichte eines vom Volk massakrierten Burgermeisters von Paris die einige Parallelen zu seinem eigenen spateren Schicksal enthielt Das zweite Werk trug den Titel Iphigenie en Tauride Er konsultierte den Komiker Jean Baptiste de La Noue der durch einige dramatische Erfolge bekannt war Dieser erkannte jedoch dass Baillys Begabung auf diesem Gebiet nicht sonderlich ausgepragt war und riet ihm sich stattdessen auf die Wissenschaften zu konzentrieren Trotzdem erhielt er in den Jahren 1767 und 1768 einige Anerkennung fur seine Lobreden auf Charles V und Corneille von der Academie francaise und der Academie de Rouen Anfanglich war sein Stil zwar ernst und edel aber nicht frei von Steifheit und Schwellung Die Lobpreisung von Gottfried Wilhelm Leibniz brachte 1769 eine Auszeichnung und viel Anerkennung durch der Berliner Akademie ein Hier kam ihm sein Unterricht durch seine wissenschaftlichen Lehrer zugute Grosse Ehre wurde ihm zuteil als er 1762 vom Unterricht des Abbe Liacaille inspiriert seine erste mathematisch astronomische Arbeit vorgelegt hatte Dieses erste Werk hatte die Juroren derart beeindruckt dass ihm nach dessen Tod Lacailles Platz in dem Gremium angeboten wurde Bailly nahm mit knapp siebenundzwanzig Jahren dieses Angebot an Drei Jahre spater veroffentlichte er seine Theorie des satellites de Jupiter die sich mit den Monden des Planeten befasste Er berechnete deren scheinbare Unregelmassigkeit die bereits von Isaac Newton entdeckt worden waren und bestimmte ihren Durchmesser Mit diesen Untersuchungen war er rund neun Jahre lang bis 1771 beschaftigt Es folgte die Histoire de l astronomie ancienne depuis son origine jusqu a l etablissement de l ecole d Alexandrie der 1775 als erster Teil einer mehrbandigen Reihe erschien und sich mit der alteren Geschichte der Astronomie befasste Vier Jahre spater erschien Histoire de l astronomie moderne jusqu a l epoque de 1782 Zwischen diesen Werken hatte er zudem einen regen Briefwechsel mit Voltaire in dem es um die Wiege der Wissenschaften und Kunste ging uber den sie sehr unterschiedliche Ansichten hatten Seine Lettres sur l Atlantide de Platon et sur l ancienne histoire de l Asie waren hingegen nicht ungefahrlich fur sein Ansehen da vieles auf Spekulationen beruhte und nicht auf nachweisbaren Erkenntnissen 5 Bailly wurde im November 1783 anstelle von Louis Elisabeth de la Vergne de Tressan zum Mitglied der Academie Francaise ernannt 6 Bailly war Mitglied der franzosischen Academie des sciences der Academie francaise und der Academie des inscriptions et belles lettres 7 Politisches Wirken Bearbeiten Am 21 April 1789 wurde Bailly zum ersten Wahlmann seines Bezirks ernannt Wenige Tage spater wurde er als Schriftfuhrer der Mitgliederversammlung berufen Er verfasste die Protokolle der Sitzungen des Pariser Wahlkollegiums Am 12 Mai 1789 ging die Generalversammlung der Wahler zur Wahl fur die Ernennung des ersten Abgeordneten von Paris uber Bailly wurde Deputierter des dritten Standes bei den Generalstanden Am 17 Mai 1789 wurde beschlossen die Nationalversammlung zu grunden und am 3 Juni 1789 wurde Bailly zu deren Prasidenten gewahlt Er leitete am 20 Juni 1789 die wichtige Sitzung im Saal des Ballhauses Ballhausschwur Nach dem Sturm auf die Bastille erhielt die Nationalversammlung vom Konig am 15 Juli 1789 die Ermachtigung eine Deputation nach Paris zu entsenden um die Ordnung und Ruhe wiederherzustellen Bailly wurde am 15 Juli 1789 zum ersten Burgermeister von Paris ernannt aber wegen seiner streng konstitutionellen Gesinnung und weil er bei dem Auflauf auf dem Marsfeld am 17 Juli 1791 auf die Aufruhrer hatte schiessen lassen von den Jakobinern angefeindet und als Royalist bezeichnet Er trat am 16 November 1791 von dem Amt zuruck und zog auf sein Landgut in Nancy Im Prozess der 1793 gegen die abgesetzte Konigin Marie Antoinette gefuhrt wurde trat er als Zeuge fur deren Unschuld auf Er verliess anschliessend Paris wieder und lebte im Verborgenen um nicht selbst angeklagt zu werden Auf dem Weg zu seinem Freund Laplace wurde er in Melun von Agenten Robespierres gefasst und in Paris als Konigsfreund und gewalttatiger Unterdrucker der Volksfreiheit am 11 November 1793 zum Tode auf der Guillotine verurteilt und am darauffolgenden Tag hingerichtet Anhanger der Jakobiner sollen nach einem Augenzeugenbericht den Karren mit dem Bailly zum Schafott gebracht wurde tanzend und Freiheitslieder singend begleitet haben Seine letzten Worte waren an sie gerichtet Euch sollte eher als mir die Guillotine zuteil werden 8 Rezeption BearbeitenNach ihm ist seit 1935 der Mondkrater Bailly und seit 2014 der Asteroid 100229 Jeanbailly 9 benannt Werke Auswahl BearbeitenBaillys Werke wurden teilweise ins Deutsche ubersetzt Seine fruheste Arbeit war eine Veroffentlichung uber die Reduktion von Lacailles Mondbeobachtungen im Jahr 1762 der 1763 eine Schrift uber die 515 Sternpositionen seines Lehrmeisters folgte Auch eine Berechnung der Bahn des Kometen von 1759 zahlte zu seinen fruhen Werken Er verfasste ab 1770 mehrere Elogen so unter anderem zu Charles V Moliere Nicolas Louis de Lacaille und Leibniz Astronomie Sur les inegalites de la lumiere des satellites de Jupiter 1771 Essai sur la theorie des satellites de Jupiter 1776 Histoire de l astronomie ancienne depuis son origine jusqu a l etablissement de l ecole d Alexandrie 1775 Histoire de l astronomie moderne depuis la fondation de l ecole d Alexandrie jusqu a l epoque de1730 2 Bande 1785 gallica bnf fr gallica bnf fr Traite de l astronomie indienne et orientale ouvrage qui peut servir de suite a l histoire de l astronomie ancienne Quai des Augustins Paris 1887 archive org Weitere Essays und Memoires Lettres sur l origine des sciences et sur celle des peuples de l Asie adressees a Monsieur de Voltaire M Elmesly London Paris 1777 archive org Lettres sur l Atlantide de Platon et sur l ancienne histoire de l Asie 1779 gallica bnf fr Essai sur les fables et sur leur histoire Paris 1798 Memoires d un temoin de la Revolution 3 Bande Paris 1804 archive org archive org Recueil de pieces interessantes sur les sciences 1810 Saint Albin Berville Francois Barriere Hrsg Memoires de Bailly avec une notice sur sa vie des notes et des eclaircissemens historiques Baudouin freres Paris 1821 franzosisch archive org Memoires Band 1 La Revolution du Tiers Etat 29 decembre 1786 14 juillet 1789 ISBN 2 84909 089 1 Band 2 Premier maire de Paris ISBN 2 84909 093 X Paleo Clermont Ferrand 2004 Sources de l histoire de France la Revolution francaise Literatur BearbeitenBaur Bailly Jean Sylvain In Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Allgemeine Enzyklopaedie der Wissenschaften und Kunste Sektion 1 7 Teil B Barzeletten J F Gleditsch 1821 S 184 186 Textarchiv Internet Archive Bailly Jean Sylvain In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 2 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 266 Baillly In Jean Felix Nourrisson Trois revolutionnaires Turgot Necker Bailly 2 Auflage Paris 1885 S 345 ff franzosisch babel hathitrust org Jean Sylvain Bailly In Henry Morse Stephens A History of the French Revolution C Scribner s Sons 1886 S 51 englisch books google de Jerome Lalande Jean Sylvain Bailly In The annual necrology for 1797 8 including also various articles of neglected biography Band 1 London 1800 S 79 87 englisch babel hathitrust org Jean Sylvain Bailly French astronomer In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 4 September 2022 englisch Helen Sawyer Hogg Jean Sylvain Bailly The Guillotined Astronomer In The Journal of the Royal Astronomical Society of Canada Band 43 1949 Heft 3 S 117 122 Heft 5 S 195 204 Heft 6 S 237 241 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Sylvain Bailly Sammlung von Bildern Literatur von und uber Jean Sylvain Bailly im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jean Sylvain Bailly deutsche digitale bibliothek de Dirk Lorenzen Das Leben des Jean Sylvain BaillyAstronom Burgermeister Revolutionsopfer 15 September 2021 deutschlandfunk de Schiller Institut Jean Sylvain Bailly The French Revolution s Benjamin Franklin englisch Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Briefwechsel von Jean Sylvain Bailly mit Carl von LinneEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Hasselbacher Wissenschaftler Gelehrte und Enzyklopadischen In Entlarvte Freimaurerei Hintergrundanalysen Band 13 Band 3 Auf den Pfaden der internationalen Freimaurerei das geschichtliche Wirken der uberstaatlichen Machte 1941 S 64 Textarchiv 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1854 S 247 426 franzosisch Volltext Wikisource Jean Sylvain Bailly 1736 93 In Nature Band 138 Nr 3489 1936 S 431 432 doi 10 1038 138431c0 Revoluzionsgallerie der franzosischen Republik 1794 S 38 books google de Minor Planet Circ 89388 PDF 1 7 MB VorgangerAmtNachfolger Bon Albert Briois de BeaumetzPrasident der Nationalversammlung 17 Juni 1789 3 Juli 17898 Juni 1790 21 Juni 1790Louis Philippe JosephLouis Michel Le Peletier de Saint Fargeau Burgermeister von Paris 15 Juli 1789 16 November 1791Jerome Petion de VilleneuveNormdaten Person GND 118656880 lobid OGND AKS LCCN n81052400 VIAF 27174087 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bailly Jean SylvainKURZBESCHREIBUNG franzosischer Astronom und erster Burgermeister von ParisGEBURTSDATUM 15 September 1736GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 12 November 1793STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Sylvain Bailly amp oldid 237102529