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Der Jakobinerkonvent also das Kloster des Dominikanerordens in der sudfranzosischen Stadt Toulouse ist ein aussergewohnlicher Baukomplex aus dem Mittelalter Die Klosterkirche ist dem heiligen Thomas von Aquin um 1225 1274 geweiht der im Jahr 1325 heiliggesprochen wurde und dessen Gebeine am 28 Januar 1369 in die Ordenskirche von Toulouse transferiert wurden wo sie heute in einem Schrein unter der Altarplatte ruhen Der gesamte Bautenkomplex des ehemaligen Jakobinerkonvents von Toulouse wurde bereits im Jahr 1840 in die erste Liste der Monuments historiques aufgenommen 1 Kirche des JakobinerkonventsInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 3 1 Kirche 3 2 Glockenturm 3 3 Kreuzgang 3 4 Kapitelsaal 3 5 Refektorium 3 6 Antoninuskapelle 4 Mausoleum Thomas von Aquins 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Anlage befindet sich etwa 200 m nordlich der Garonne inmitten der Altstadt von Toulouse Die ehemalige Abteikirche Saint Sernin liegt etwa 1 km nordlich und die Kathedrale Saint Etienne etwa 2 km sudostlich Geschichte Bearbeiten nbsp Grundriss der Konventsgebaude nach Viollet le Duc A Kirche B Kreuzgang C Refektorium D Kapitelsaal E Abtskapelle F AntoninuskapelleDie Entstehung und fruhe Entwicklung des Dominikanerordens in den Jahren 1206 1215 ist eng mit der Bekampfung der Katharer im Sudwesten Frankreichs verbunden Die Stadt Toulouse und ihre Umgebung Kloster Prouille waren wichtige Zentren dominikanischer Aktivitat Im Jahr 1229 erwarb der Orden ein innerstadtisches Grundstuck und begann im Folgejahr mit dem Bau einer Kirche Diese wurde 1245 1252 nach Osten erweitert und mit Grabkapellen versehen Gegen Ende des 13 Jahrhunderts erhielt der Chorbereich seine Zweischiffigkeit und in dessen Zentrum den beruhmten 22 m hohen Palmettenpfeiler Das Langhaus wurde erst im Verlauf des folgenden Jahrhunderts auf dieselbe Hohe und Breite gebracht Am 22 Oktober 1385 erhielt die ehedem der Gottesmutter Maria geweihte Kirche das Patrozinium des hl Thomas von Aquin Wahrend der Franzosischen Revolution wurde der Dominikanerorden in Frankreich aufgelost und sein Besitz verstaatlicht Der Konvent von Toulouse wurde als Kaserne und Lagerraum genutzt die Kirche diente als Pferdestall die Antoninuskapelle als Veterinarstation Die mittelalterlichen Bauten blieben dabei aber insgesamt weitgehend erhalten und wurden im Jahr 1865 von der Stadt Toulouse erworben Grundliche Instandsetzungen im 19 Jahrhundert und in den Jahren 1920 bis 1972 pragen den heutigen Zustand Architektur BearbeitenKirche Bearbeiten nbsp Palmettenpfeiler in der ApsisDie Kirche ist aus Ziegelstein erbaut und durch machtige aber dennoch schlank wirkende Strebepfeiler gegliedert und stabilisiert Nur die Stabe und das Masswerk der hohen dreibahnigen Fenster und die Basen und bildlosen Kapitelle des auf der Sudseite gelegenen Archivoltenportals sind aus Sandstein gefertigt Die Westseite ist weitgehend schmucklos und wird von einem mittigen Strebepfeiler zweigeteilt Die zweischiffige Kirche ist ca 80 m lang und ca 20 m breit Die beiden Schiffe sind durch 22 m hohe Saulen voneinander getrennt die im Mittelalter zu den hochsten ihrer Art gehorten Wahrend die zwolf Langhausjoche von einfachen Kreuzrippengewolben uberspannt sind tragt die polygonal gebrochene Apsis ein unregelmassiges elfzackiges Sterngewolbe Es ist zusatzlich durch den farblichen Wechsel von rot schwarzen Rippen und hellen Zwischenfeldern hervorgehoben In entsprechendem Farbwechsel sind auch viele andere Bauteile im Innern der Kirche Halbsaulenvorlagen Fensterumrandungen etc und im Kapitelsaal gestaltet nbsp Kreuzgang und Glockenturm des JakobinerkonventsGlockenturm Bearbeiten Der ca 45 m hohe Glockenturm befindet sich auf der Nordseite der Kirche auf der Hohe des Ubergangs vom Langhaus zur Apsis Sein Grundriss ist achteckig und der obere Teil ist in vier Geschosse unterteilt Jedes Geschoss ist durch acht Doppelarkaden mit Giebelbogen arcs en mitre die in der Ziegelsteinarchitektur von Toulouse und seiner Umgebung haufiger zu sehen sind nach aussen geoffnet Die Zweierarkaden werden von einem weiteren Giebelbogen uberfangen Im so entstehenden Zwickel befindet sich je ein quadratischer auf der Spitze stehender Okulus Jedes Geschoss schliesst mit einem Zahnschnittfries aus schraggestellten Steinen Das von figurlich gestalteten Wasserspeiern umgebene Dach hatte ursprunglich einen Spitzhelm der jedoch im Jahr 1794 zerstort wurde Bei der Restaurierung des Turms wurde eine neue Losung mit einer fialenbesetzte Brustungskrone im Stil des Turms der Kathedrale von Pamiers gewahlt Kreuzgang Bearbeiten nbsp KreuzgangDer vierflugelige Kreuzgang des Klosters entstand von 1306 bis 1309 Seine Pultdacher ruhen auf einer Vielzahl von Doppelsaulen aus grauem Marmor Die Kapitelle haben einen Dekor aus Pflanzenmotiven Im Zentrum des Kreuzgangs befindet sich ein Brunnen von einer runden Steinbrustung eingefasst Sud und Ostflugel des Kreuzgangs waren im fruhen 19 Jahrhundert abgebaut und ausgelagert worden und wurden 1965 bis 1970 unter Verwendung alter Teile rekonstruiert Kapitelsaal Bearbeiten Der Kapitelsaal aus den Jahren 1299 1301 grenzt an den Ostflugel des Kreuzgangs und ist wie ublich dreischiffig Sein Gewolbe ruht auf Wandkonsolen unterhalb derer sich noch ausserst schlanke Halbsaulen befinden und zwei schlanken oktogonalen Mittelsaulen Wande und Gewolbe sind verputzt und mit Fugenmalereien versehen Beiderseits des Eingangsportals das dem Sudportal der Kirche nachgebildet ist befinden sich weite Fensteroffnungen Refektorium Bearbeiten Das etwa 20 m lange Refektorium befindet sich auf der der Kirche abgewandten Seite des Kreuzgangs der ca 17 m hohe Raum wird von einem offenen Dachstuhl uberspannt Es gehort neben dem Refektorium der Abtei des Mont Saint Michel und einiger weniger anderer Kloster zu den grossten und hochsten des Mittelalters Antoninuskapelle Bearbeiten Die kleine Antoninuskapelle stammt von 1335 1341 und wurde von Dominique Grima Anm 1 Bischof von Pamiers als dessen Grablege erbaut Die Gewolbe und Wandfresken zeigen Engel mit verschiedenen Musikinstrumenten sowie Szenen aus dem Leben des hl Antoninus eines halb legendaren Bischofs von Pamiers aus dem 5 Jahrhundert nbsp Altar und ReliquienschreinMausoleum Thomas von Aquins BearbeitenEin wahrend der Franzosischen Revolution zerstortes ca 19 50 m hohes Grabmonument fur Thomas von Aquin entstand in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts in Stilformen der Spatrenaissance in der Kirche Erhaltene Zeichnungen zeigen seinen architektonischen Aufbau und Reisende des 17 und 18 Jahrhunderts ausserten sich bewundernd uber die Monumentalitat und kunstlerische Ausgestaltung des Werks Nach der Sakularisation in den Jahren 1792 1974 wurden die Gebeine des Heiligen in der Abteikirche Saint Sernin aufbewahrt Anlasslich seines 600 Todestags 1974 wurde ein neuer Reliquienschrein gefertigt unter der Altarplatte aufgestellt und der Heilige dorthin umgebettet Siehe auch BearbeitenJakobinerkloster Paris Liste der Backsteinbauwerke der Gotik in FrankreichLiteratur BearbeitenRolf Legler Sudwestfrankreich Vom Zentralmassiv zu den Pyrenaen Kunst und Geschichte DuMont Koln 1988 S 206ff ISBN 3 7701 0986 4 Le Couvent des Jacobins de Toulouse MSM 2018 ISBN 978 2 9564217 0 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jakobinerkonvent Toulouse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jakobinerkonvent Foto Infos franzosisch Jakobinerkonvent Fotos Kurzinfos structurae Jakobinerkonvent Fotos Luftbild Jakobinerkonvent Fotovideo Inneres der Jakobinerkirche im Abendlicht FotoAnmerkungen Bearbeiten In der Liste der Bischofe von Pamiers wird er als Dominique Grenier gefuhrt Einzelnachweise Bearbeiten Ancien couvent des Jacobins Toulouse in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch 43 603611111111 1 44 Koordinaten 43 36 13 N 1 26 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakobinerkonvent Toulouse amp oldid 229816006