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J Hermann Siemer auch Hermann Siemer eigentlich Johannes Hermann Siemer 19 Januar 1902 in Bergfeine heute ein Ortsteil von Damme 1 7 Juli 1996 in Vechta war ein deutscher Unternehmer und Politiker der CDU Er war Mitglied des Niedersachsischen Landtages und des Deutschen Bundestages Wahlplakat von Hermann Siemer zur Bundestagswahl 1957 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachleben 3 Ehrungen 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSiemers Vater Heinrich Siemer war Lehrer an einer einklassigen Dorfschule Da er bereits 1911 starb musste die Mutter Caroline gen Bartel die aus der Ehe hervorgegangenen sechs Kinder allein erziehen Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung studierte Siemer Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft in Berlin Lausanne und Paris 1927 legte er seine kaufmannische Diplomprufung ab und wurde 1930 an der Wirtschaftshochschule Berlin mit einer Arbeit uber das Registerpfandrecht promoviert Als Student wurde Siemer Mitglied der katholischen Studentenverbindungen K St V Guestphalia und K St V Semnonia im KV Ab 1929 war Siemer zunachst Geschaftsfuhrer des Berliner Polyphon Verlags danach war er in Berlin in der Textilbranche tatig Mode und Textilhaus Hermann Siemer sowie Textilfabrik Siemer und Gerstendorf 1938 ubernahm er zusatzlich wegen der Bestimmungen des Reichserbhofgesetzes die Betriebsleitung von zwei Bauernhofen eines verstorbenen kinderlosen Onkels Auf dem in dem Dorf Spreda bei Langforden im Kreis Vechta gelegenen Bauernhof betrieb er seit 1942 neben der Bewirtschaftung der Felder und Obstanbau auch eine Sussmosterei Siemer blieb bis 1945 auch in Berlin ansassig und leitete dort weiter seine beiden Textilfirmen Das Textilhaus wurde 1945 durch Bomben zerstort die Textilfabrik die im sowjetischen Sektor lag wurde enteignet In der Weimarer Republik war Siemer Mitglied der Deutschen Zentrumspartei noch vor deren Selbstauflosung im Juli 1933 trat er zum 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 658 864 2 3 Siemer gab spater an er sei 1933 auf Drangen seines Freundeskreises aus seiner Studentenverbindung insbesondere von Josef Wirmer in die Partei eingetreten damit man erfahre was dort vor sich gehe und auch um Einfluss nehmen zu konnen Siemer war in der NSDAP nur einfaches Mitglied und hat dort keinerlei Funktionen gehabt Weil er in seinen Berliner Betrieben Juden beschaftigte wurde er bereits 1933 kurzzeitig von der Gestapo verhaftet Allerdings wurde auch ein Nachbarschaftsstreit mit dem judischen Augenarzt Dr Blumenthal aktenkundig mit dem Siemer in Berlin in einem Haus wohnte und uber den er sich im Marz 1937 bei der Wohnungsgesellschaft beschwerte sowie dieser wegen der Unterbringung des judischen Mitbewohners mit einer Anzeige drohte Sollten Ihrerseits keine entscheidenden Schritte in dieser Angelegenheit unternommen werden bis zum 20 7 37 werde ich die Angelegenheit am 21 sowohl der Partei als auch der geheimen Staatspolizei ubergeben Selbstverstandlich behalte ich mir trotzdem vor gegen das unverschamte Betragen des Dr Blumenthal mit Hilfe der Staatspolizei weitere Schritte zu unternehmen 4 Nach dem 20 Juli 1944 wurde Siemer erneut von der Gestapo verhaftet weil man vermutete dass bei ihm der Dominikanerpater Laurentius Siemer der zur Widerstandsgruppe Kolner Kreis gehorte versteckt war Bei dieser Hausdurchsuchung wurden mehrere Briefe des bereits verhafteten Josef Wirmer gefunden Da diese Briefe aber nichts Belastendes enthielten liess die Gestapo J H Siemer wieder frei Anschliessend hatte Siemer sogar noch den Mut zunachst den jungsten Sohn von Wirmer und nach dessen Hinrichtung am 8 September 1944 auch dessen Witwe und die beiden weiteren Kinder bei sich aufzunehmen Josef Wirmer schrieb vor seiner Hinrichtung seinem Freund J H Siemer am 7 August 1944 Auch der fehlgeschlagene Einsatz hat seinen Wert in sich selbst Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gehorte Siemer gemeinsam mit fruheren Zentrumspolitikern am 22 September 1945 in Lohne zu den Mitbegrundern der Christlich Demokratischen Partei CDP im Land Oldenburg Am 19 November 1945 wurde er Vorsitzender des CDP Kreisverbandes Vechta Nach der Umgrundung der CDP zum CDU Landesverband Oldenburg wurde Siemer am 11 Marz 1946 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewahlt Er war Mitunterzeichner des am 1 Marz 1946 verabschiedeten CDU Programms an dem Konrad Adenauer massgeblichen Anteil hatte 5 Siemer war von 1945 bis 1946 Landrat des Landkreises Vechta sowie 1946 Abgeordneter im Ernannten Oldenburgischen Landtag und in der Gemeindevertretung der damals noch selbstandigen Gemeinde Langforden die 1974 ein Teil der Stadt Vechta wurde Im Marz 1946 legte er seine Amter als Landrat und als Abgeordneter aus Protest gegen die von ihm als unangemessen und ungerecht empfundenen Entnazifizierungsbestimmungen der Militarregierung nieder 6 1947 48 war er Mitglied des Zonenbeirates der Britischen Besatzungszone wo er im Finanzausschuss und im Ausschuss fur Wohnungswesen vertreten war 7 Er gehorte dem Niedersachsischen Landtag in der 1 Wahlperiode von 1947 bis 1951 an und vertrat dort den Wahlkreis Vechta Von 1953 bis 1972 war Siemer Mitglied des Deutschen Bundestages Er war 1957 und 1965 als direkt gewahlter Abgeordneter des Wahlkreises Delmenhorst Wesermarsch und ansonsten uber die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag eingezogen Siemer der im Bundestag als Hinterbankler galt wurde 1972 von seiner Partei nicht wieder nominiert 8 Als CDU Bundestagsabgeordneter bezog Siemer unter anderem deutlich Position gegen Wehrdienstverweigerer er verglich sie mit Wuhlmausen die wir kappen mussen 9 Neben seiner Abgeordnetentatigkeit war Siemer beruflich als Unternehmer Kaufmann und Bauer tatig wobei er sich auch berufspolitisch engagierte wie als Vorsitzender des Sussmoster Fachverbands Niedersachsen 10 1961 erwarb er in der Schweiz die Rechte fur ein Kalt Trocknungsverfahren zur Pulverisierung von Lebensmitteln das er als Aufsichtsratsvorsitzender der von ihm mitgegrundeten Spreda Nahrungsmittelwerke AG mit Sitz in Cloppenburg unter Kapitalbeteiligung des Weinbrenners Ludwig Eckes umsetzen wollte 1963 wurde im Cloppenburger Ortsteil Emstekerfeld das Spreda Werk gebaut der dabei fur das Trocknungsverfahren errichtete 76 Meter hohe Spreda Spruhturm wurde spater als Pfanni Turm zu einem Wahrzeichen der Stadt Die Spreda AG erreichte bei der Herstellung von Schnellgerichten wie kuchenfertige Kartoffelprodukte keine Rentabilitat und gab 1965 die Produktion auf 11 Nachleben BearbeitenSiemers Fruchtsaftbetrieb die Dr Siemer Getranke GmbH in Vechta Langforden gehort inzwischen nach Beteiligungsubernahme zu der Valensina GmbH in Rheinberg In der Produktionsstatte in Langforden Spreda werden Fruchtsafte und Fruchtgetranke in Kartonverpackungen sowie kaltaseptischen PET Flaschen produziert und unter der Marke Dr Siemer im Lebensmittelhandel vermarktet Ausserdem ist der Betrieb in der Lohnabfullung fur andere Unternehmen und Handelsmarken tatig 12 Uber die NS Vergangenheit von ehemaligen niedersachsischen Landtagsabgeordneten der CDU FDP und DP kam 2008 eine offentliche Diskussion in Gang angeregt durch eine Initiative der niedersachsischen Landtagsfraktion der Linken und durch eine von ihr in Auftrag gegebenen Studie des Oldenburger Zeithistorikers Hans Peter Klausch 13 Dabei wurden auch die CDU Landtagsabgeordneten Siemer und der ebenfalls den Wahlkreis Vechta vertretende Hans Watermann als NSDAP Mitglieder mit aufgelistet 3 was 2008 09 auf Kritik der als konservativ geltenden Oldenburgischen Volkszeitung OV stiess Die OV liess Professor Joachim Kuropka von der Hochschule Vechta zu Wort kommen der Klauschs Studie als unserios unfair und ausschliesslich aus der Perspektive der Linken geschrieben bezeichnete Kuropka der im CDU Kreisverband Vechta aktiv ist und dem Landesfachausschuss Bildung der CDU in Niedersachsen angehort meinte mit Bezug auf Siemer und Watermann unter anderem dass deren politischen Haltung das katholisch christliche Menschenbild zugrunde lag an dem sie gegenuber den neuen nationalsozialistischen Werten festgehalten haben 6 Klausch wies die Kritik zuruck und stellte das sorgfaltig gepflegte Bild vom christlich motivierten NS Gegner Hermann Siemer in Frage 4 Ehrungen Bearbeiten1972 Grosses Verdienstkreuz der Bundesrepublik DeutschlandVeroffentlichungen BearbeitenAufzeichnungen und Erinnerungen In Deutscher Bundestag Wissenschaftliche Dienste Abteilung Wissenschaftliche Dokumentation Hrsg Abgeordnete des Deutschen Bundestages Aufzeichnungen und Erinnerungen Band 2 Boldt Boppard am Rhein 1983 ISBN 3 7646 1833 7 S 285 312 Literatur BearbeitenArt Siemer J Hermann In Rudolf Vierhaus Ludolf Herbst Hrsg Bruno Jahn Mitarb Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949 2002 Bd 2 N Z Anhang K G Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 23782 0 S 821 CDU Landesverband Oldenburg Hrsg 60 Jahre CDU Landesverband Oldenburg Ein Ruckblick in Lebensbildern Verlag Isensee Oldenburg 2006 ISBN 3 89995 293 6 S 59ff Siegfried Koss Wolfgang Lohr Hrsg Biographisches Lexikon des KV 7 Teil Revocatio historiae Band 9 Akadpress Essen 2010 ISBN 978 3 939413 12 7 S 140 ff W Baumann in Dorf und Familienchronik Spreda Dorf und Familienchronik Spreda Chronik anlasslich des 800 jahrigen Jubilaums Vechta Spreda 2005 ohne ISBN Barbara Simon Abgeordnete in Niedersachsen 1946 1994 Biographisches Handbuch Hrsg vom Prasidenten des Niedersachsischen Landtages Niedersachsischer Landtag Hannover 1996 S 360 Einzelnachweise Bearbeiten Art Siemer J Hermann In Rudolf Vierhaus Ludolf Herbst Hrsg Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949 2002 Saur Munchen 2002 S 821 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 41521185 a b http www dielinke cloppenburg de html braune wurzeln html Link nicht abrufbar a b Zitiert nach Hans Peter Klausch Leserbrief zu den Artikeln Ein unserioser Blick auf braune Wurzeln und um nicht die Existenz der Familie zu gefahrden in der OVZ vom 15 November 2008 und 2 Januar 2009 Nicht mehr online verfugbar Die Linke Kreisverband Cloppenburg 5 Januar 2009 ehemals im Original abgerufen am 9 April 2010 Leserbrief an die Oldenburgische Volkszeitung OV 1 2 Vorlage Toter Link www dielinke cloppenburg de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Aufruf PDF Datei 2 1 MB Nicht mehr online verfugbar Der Zonenausschuss der Christlich Demokratischen Union der britischen Zone Neheim Husten 1 Marz 1946 archiviert vom Original am 3 Februar 2013 abgerufen am 9 April 2010 a b Joachim Kuropka um nicht die Existenz der Familie zu gefahrden PDF Datei Nicht mehr online verfugbar Oldenburgische Volkszeitung 2 Januar 2009 ehemals im Original abgerufen am 9 April 2010 1 2 Vorlage Toter Link www ov online de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Bundesarchiv Institut fur Zeitgeschichte Hrsg Walter Vogel Christoph Weisz Bearb Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945 1949 Band 1 September 1945 Dezember 1946 Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1989 ISBN 3 486 52641 3 S 612 614 Bernd Rosema Wahlkampf in der Provinz Lumpi nach Bonn In Die Zeit Nr 46 1972 Zweiter Klasse In Der Spiegel Nr 15 1970 S 36 49 online Kurt Pritzkoleit Die neuen Herren Die Machtigen in Staat und Wirtschaft Verlag K Desch Munchen 1955 ohne ISBN S 212 Ludwig Eckes Pulver und Brei In Der Spiegel Nr 16 1965 S 61 62 online Internetauftritt der Valensina GmbH Dr Siemer Hans Peter Klausch Braune Wurzeln Alte Nazis in den Landtagsfraktionen von CDU FDP und DP PDF Datei 1 8 MB Die Linke Fraktion im Niedersachsischen Landtag S 3 4 abgerufen am 9 April 2010 Broschure als Digitalisat Online frei verfugbar Normdaten Person GND 128627328 lobid OGND AKS VIAF 5989363 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Siemer J HermannALTERNATIVNAMEN Siemer Hermann Siemer Johannes Hermann wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker CDU MdL MdBGEBURTSDATUM 19 Januar 1902GEBURTSORT Bergfeine bei DammeSTERBEDATUM 7 Juli 1996STERBEORT Vechta Abgerufen von https de wikipedia org w index php title J Hermann Siemer amp oldid 237029532