www.wikidata.de-de.nina.az
Laurentius M Siemer OP 8 Marz 1888 in Elisabethfehn 21 Oktober 1956 in Koln war Provinzial der Dominikaner und gehorte zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLaurentius Siemer wurde als sechstes von zehn Kindern des Elisabethfehner Kanalbaumeisters Franz Joseph Siemer und dessen Ehefrau Maria Josephine Franziska geb Diekhaus geboren und am 10 Marz 1888 auf den Namen Joseph Franz Bernhard getauft Nach dem Abitur 1908 trat er am 25 Mai 1908 in den Dominikanerorden ein und nahm den Ordensnamen Laurentius an Er studierte anschliessend von 1909 bis 1916 Philosophie und Theologie an der Hochschule des Dominikanerordens in Dusseldorf Am 4 August 1914 empfing er durch den Kolner Erzbischof Felix von Hartmann die Priesterweihe und absolvierte wahrend des Ersten Weltkriegs den Militardienst als Sanitater in einem Reservelazarett im Dusseldorfer Dominikanerkloster Ab 1918 studierte er in Munster klassische Philologie und Geschichte und legte Ende 1920 sein Staatsexamen in den Fachern Religion Philosophie Deutsch und Geschichte ab Am 10 Marz 1921 wurde er Rektor des Gymnasiums mit Internat der Dominikaner in Vechta dem heutigen Kolleg St Thomas in Fuchtel Laurentius Siemer wurde am 13 September 1932 zum Provinzial der deutschen Ordensprovinz der Dominikaner Teutonia gewahlt seine Amtszeit dauerte bei mehrfacher Wiederwahl bis 1946 1 Siemer trat von Anfang an dem Nationalsozialismus kompromisslos entgegen In der Osterausgabe der Zentrumszeitung Germania kritisierte er offen die Rassenideologie der Nazis er bezeichnete in einem spateren Leitartikel in dieser Zeitung die Gleichsetzung von Rasse und Religion als Degeneration und forderte die Katholiken auf sich von den derzeitigen geistigen Stromungen nicht beeinflussen zu lassen Am 9 April 1935 wurde Siemer wegen angeblicher Devisenvergehen von der Gestapo verhaftet 1 und verbrachte mehrere Monate im Gefangnis in Oldenburg Nach seiner Verurteilung durch das Oldenburger Schoffengericht im Zuge der Devisenprozesse legte Siemer Berufung ein und wurde am 31 Januar 1936 freigesprochen das Oberlandesgericht Oldenburg bestatigte diesen Freispruch am 21 Dezember 1936 nach einer Revisionsverhandlung Seine mitangeklagten Ordensbruder Thomas Stuhlweissenburg und Titus Horten uberlebten den Prozess allerdings nicht Pater Stuhlweissenburg nahm sich am 3 Oktober 1935 in tiefster Verzweiflung das Leben Pater Horten starb am 25 Januar 1936 an den Folgen der menschenunwurdigen Haft 1 Nach seiner Freilassung reiste Laurentius Siemer Anfang 1937 nach Rom und wurde aufgrund der Vermittlung von Kardinalstaatssekretar Eugenio Pacelli dem spateren Papst Pius XII von Papst Pius XI in Privataudienz empfangen Von Januar bis Mai 1937 unternahm Laurentius Siemer eine Missionsreise die ihn von Genua aus uber Sri Lanka China Manila Japan Honolulu und San Francisco zuruck nach Deutschland fuhrte 1 Ab 1941 unterstutzte Siemer aktiv Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus und stellte das Kloster Walberberg fur konspirative Treffen zur Verfugung Siemer wurde Mitglied des Kolner Kreises 2 Er erklarte es zur Pflicht alles daranzusetzen damit der Nationalsozialismus vernichtet wurde Er postulierte die rucksichtslose und konsequente Teilnahme an der Verschworung gegen den Nazistaat 3 Siemer war eng mit Josef Wirmer der als Justizminister nach dem Sturz Hitlers vorgesehen war befreundet 1942 arbeitet Siemer fur Carl Goerdeler mit dem er haufiger zusammentraf einen Entwurf uber das zukunftige Verhaltnis von Staat und Kirche in Deutschland aus Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20 Juli 1944 konnte Siemer unter abenteuerlichen Umstanden seinen Haschern entkommen und sich in seiner Heimat bis zum Kriegsende versteckt halten Zunachst nahm ihn die Familie Kurre in Schwichteler auf dann wurde er von September 1944 bis zum Einmarsch der Alliierten Truppen im April 1945 bei der Familie Trumme in Handorf bei Holdorf versteckt Sein Steckbrief lautete Sucht den Provinzial des Dominikanerordens Josef Siemer genannt Pater Laurentius der sich fuhrend an der Vorbereitung des Attentats auf den Fuhrer vom 20 Juli 1944 beteiligt hat Es gelang ihm unmittelbar vor der Verhaftung zu entfliehen Siemer gab zusammen mit seinem Mitbruder Eberhard Welty ab 1946 die Zeitschrift Die Neue Ordnung heraus und versuchte vergeblich wie auch Jakob Kaiser Walter Dirks und andere massgeblichen Einfluss auf das Programm der neuen christlichen Partei dahin zu nehmen dass Christentum und Sozialismus miteinander versohnt wurden Das erste Parteiprogramm das am 1 Juli 1945 als Vorlaufiger Entwurf zu einem Programm der Christlichen Demokraten Deutschlands veroffentlicht wurde und spater als Kolner Leitsatze bekannt wurde hat er massgeblich mit beeinflusst Als Namen fur die spater CDU genannte neue Partei schlug er Christlich Sozialistische Union vor In der Britischen Besatzungszone bereitete Siemer zusammen mit Welty das Ahlener Programm von 1947 vor das sich allerdings innerhalb der CDU gegenuber der wirtschaftspolitische Strategie der sozialen Marktwirtschaft massgeblich vorangetrieben von Konrad Adenauer nicht durchsetzen konnte Von seiner Tatigkeit im Widerstand gegen Hitler hat Siemer selten gesprochen da er sich als Vertreter einer uberstaatlichen Macht sah hielt er Widerstand gegen Hitler fur selbstverstandlich Nach seiner Tatigkeit als Provinzial der Dominikaner war Siemer Mitbegrunder und Generalsekretar bis 1951 der Katholischen Akademikerarbeit Deutschlands Im Oldenburger Munsterland setzte er sich fur den Ausbau der wiedereroffneten Ordensschule in Vechta ein und entfaltete von Koln aus eine intensive uber die Grenzen der Konfessionen hinausgehende seelsorgerische Tatigkeit Ab 1950 wurde Siemer durch zahlreiche Radio Vortrage und Fernsehansprachen bekannt die auch als Buch So sind wir Menschen veroffentlicht wurden Am 21 Oktober 1956 starb Siemer plotzlich an einem Herzversagen fur das Jahr 1957 war er von der Aachener Karnevalsgesellschaft als Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst ausersehen gewesen Siemer gehort zu den bedeutendsten Gestalten des deutschen Katholizismus seiner Zeit Er erhielt ein Grosses Bundesverdienstkreuz und Ehrenmitgliedschaften verschiedener katholischer Verbindungen im KV CV und UV Nach ihm ist das Laurentius Siemer Gymnasium in Ramsloh Saterland benannt Werke BearbeitenWie ich den fernen Osten erlebte Reiseerinnerungen So sind wir Menschen 1957 Aufzeichnungen und Briefe 1958 Frankfurt M Literatur BearbeitenRudolf Uertz Christentum und Sozialismus in der fruhen CDU Grundlagen und Wirkungen der christlich sozialen Ideen in der Union 1945 1949 Stuttgart 1981 Wolfgang Ockenfels Laurentius Siemer 1888 1956 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 5 Matthias Grunewald Verlag Mainz 1982 ISBN 3 7867 0990 4 S 147 160 Digitalisat Siemer Joseph In Hans Friedl und andere Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Herausgegeben im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 673 ff PDF Vera Bucker Der Kolner Kreis und seine Konzeption fur ein Deutschland nach Hitler In Historisch politische Mitteilungen 2 1995 S 49 ff Antonia Leugers Gegen eine Mauer bischoflichen Schweigens Der Ausschuss fur Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941 1945 Frankfurt am Main 1996 Rainer Maria Groothuis Im Dienste einer uberstaatlichen Macht Die deutschen Dominikaner unter der NS Diktatur Regensberg Munster 2002 ISBN 3 7923 0754 5 S 301 316 sowie 361 405 Michael Hirschfeld Maria Anna Zumholz Oldenburgs Priester unter NS Terror 1932 1945 Herrschaftsalltag in Milieu und Diaspora Aschendorff Verlag Munster 2006 ISBN 3 402 02492 6 S 572 591 Wolfgang Ockenfels Das hohe C Wohin steuert die CDU Sankt Ulrich Verlag Augsburg 2009 insb S 49 ff Elias H Fullenbach Zur Geschichte des Ordens im 19 und 20 Jahrhundert In Mehr als Schwarz und Weiss 800 Jahre Dominikanerorden Pustet Regensburg 2016 S 147 165 Weblinks BearbeitenArnd Kuppers Laurentius Siemer OP 1888 1956 Biographie im Portal Rheinische Geschichte beim Landschaftsverband Rheinland 23 Februar 2011 Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Nikolaus Heuer Laurentius Siemer Laurentius Siemer Gymnasium Ramsloh archiviert vom Original am 10 April 2018 abgerufen am 13 April 2018 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Laurentius Siemer eine Kurzbiographie In Moor und Fehnmuseum Elisabethfehn Hrsg Pater Laurentius M Siemer O P Sonderausstellung aus Anlass seines 50 Todestages Rhauderfehn 2006 S 4ff Stefan Noethen Plane fur das Vierte Reich Der Widerstandskreis im Kolner Kettelerhaus 1941 1944 In Geschichte in Koln Heft 39 Juli 1996 ISSN 0720 3659 S 51 73 hier S 51 Wolfgang Ockenfels Zeitgeschichte in Lebensbildern Band V Mainz 1982 S 147 160Normdaten Person GND 133349322 lobid OGND AKS VIAF 280442531 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Siemer LaurentiusALTERNATIVNAMEN Siemer Joseph Franz Bernhard ursprunglicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher DominikanerGEBURTSDATUM 8 Marz 1888GEBURTSORT ElisabethfehnSTERBEDATUM 21 Oktober 1956STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laurentius Siemer amp oldid 239161821