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Iranotherium ist eine ausgestorbene Gattung der Nashorner und gehort zu den Elasmotheriini nahen Verwandten der heute lebenden Nashornern die sich durch einen grossen Korperbau und Zahnen mit hohen Zahnkronen auszeichnen Sie lebte im spaten Miozan und ist vor allem in Ost und Sudasien nachgewiesen Bedeutend fur Iranotherium ist ein nachgewiesener ausgesprochen deutlicher Sexualdimorphismus Der Name setzt sich zusammen aus der Bezeichnung des Fundgebietes der ersten bekannt gewordenen Fossilien Iran und dem griechischen Wort 8hrion therion fur Tier ab IranotheriumSchadel von IranotheriumZeitliches AuftretenOberes Miozan Tortonium 9 5 bis 7 Mio JahreFundorteSudasien OstasienSystematikHohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla RhinocerotoideaNashorner Rhinocerotidae IranotheriumWissenschaftlicher NameIranotheriumRingstrom 1924ArtenIranotherium morgani Mecquenem 1908 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenIranotherium war ein grosser Nashornvertreter erreichte allerdings nicht die Ausmasse der gleichzeitig auftretenden oder nachfolgenden Gattungen der Elasmotherien Die Tiere sind von einigen sehr gut erhaltenen Schadelfunden bekannt Dieser war zwischen 71 und 78 cm lang sehr langgestreckt und schmal Das Hinterhauptsbein war deutlich verlangert und spitzwinklig so dass die Tiere eine tiefe Kopfhaltung besassen Es wies einen ausgepragten Wulst als Ansatzstelle der Nackenmuskulatur auf der in der Aufsicht in der Mitte stark eingewinkelt war Das Nasenbein war kraftig gebaut sowie lang ausgezogen und verschmalerte sich markant im vorderen Bereich Zudem zeigte es in der Seitenansicht eine deutlich gerundete Form Die typischen Verknocherungen der Nasenscheidewand der spateren Elasmotherien waren bei Iranotherium noch nicht ausgebildet Aufgeraute Strukturen auf der Nasenbeinoberflache zeigen zum einen die Lage des Horns auf dem mittleren Bereich des Nasenbeins an zum anderen verweisen sie auch aufgrund der kraftigen Auspragung dieser Bildungen dass es recht gross gewesen sein muss Die Stirnlinie zwischen dem Nasen und dem Hinterhauptsbein wies weiterhin eine sehr auffallige Sattelung auf Die Augenhohle befand sich oberhalb der Mitte des hintersten Molaren 1 Der Unterkiefer war schmal aber robust und wies eine Lange von etwa 54 cm auf Er besass eine kraftige Symphyse die bis zur Mitte des dritten Pramolaren reichte Im Gebiss fehlte wie bei allen spateren Elasmotherien die vordere Bezahnung bestehend aus den Schneide und Eckzahnen und besass dadurch eine reduzierte Zahnanzahl Die Backenzahne waren weit nach vorn geruckt und umfassten jeweils drei Pramolaren und drei Molaren so dass die Gebissformel ausgewachsener Tiere folgendermassen lautete 0 0 3 3 0 0 3 3 displaystyle frac 0 0 3 3 0 0 3 3 nbsp Das Milchgebiss wies aber noch den vordersten Pramolaren auf Die Pramolaren waren weitgehend molarisiert der erste hatte jedoch nur eine geringe Grosse Dagegen glichen die hinteren Pramolaren in ihrer Grosse eher den Molaren Von diesen hatte der zweite Molar die jeweils grossten Ausmasse im Gebiss Die Zahnkronen der hinteren Backenzahne waren sehr hoch hypsodont erreichten aber noch nicht die Werte der spateren Elasmotherien Die maximale Hohe betrug 10 cm Sie enthielten viel Zahnzement besassen aber nur leicht geschwungene Zahnschmelzfalten die die starken Verwinkelungen der Molaren der nachfolgenden Gattungen noch nicht ausgebildet hatten 1 Das nur wenige Skelettelemente umfassende Fundmaterial des Rumpfes Wirbel Rippen und des Bewegungsapparates Langknochen Hand und Fussknochen zeigt kaum charakteristische zu anderen Elasmotherien Vertretern trennende Merkmale 2 Fossilfunde BearbeitenUberreste von Iranotherium stammen weitgehend aus Sud und Ostasien Bedeutende Funde sind aus Maragha und Kerjavol beide Iran bekannt Vor allem aus Maragha sind neben einem relativ vollstandigen Schadel bei dem auch noch die hinteren Backenzahne vorhanden sind zusatzlich einige postcraniale Skelettelemente wie z B der erste Halswirbel Atlas uberliefert Die Funde stellen das Typusexemplar der Gattung dar Weitere Funde kamen im Linxia Becken in der nordchinesischen Provinz Gansu zu Tage Diese entstammen rotlich gefarbten tonigen Ablagerungen der obermiozanen Liushu Formation wobei ein Schadel eines jungen mannlichen und der eines ausgewachsenen weiblichen Tieres beim Dorf Houshan entdeckt wurde wahrend vom Dorf Shanzhuang ein Unterkiefer eines erwachsenen Bullen vorliegt 1 Mehrere isolierte Zahnfunde und Reste des Bewegungsapparates sowie Rippen wurden in der ebenfalls obermiozanen Loh Formation bei Builstyn Khudag im Tal der Gobiseen Mongolei gefunden 2 Palaobiologie BearbeitenVor allem die vorhandenen und weitgehend vollstandigen Schadelfunde ermoglichen eine Differenzierung der Geschlechtsunterschiede bei Iranotherium was bei nur wenigen fossilen Nashornarten bisher moglich ist So wiesen die Bullen einen allgemein robusteren Schadelbau auf und besassen ein breiteres vorn abgerundetes Nasenbein wahrend dies bei Kuhen eher spitz zulief Die Aufrauungen des Nasenbeins zeigen dass mannliche Tiere ein wesentlich grosseres Horn besassen als weibliche welches sie wohl auch haufiger im Dominanz und Paarungskampf einsetzten Ein sehr markanter Unterschied sind halbkugelartige Knochenhypertrophien an den ausseren Bereichen der Jochbeine wie sie die Schadel von Moragha und der subadulte Fund von Houshan zeigen Diese werden als starkere Muskelansatzstellen fur die Kaumuskeln Musculus masseter und Musculus temporalis bei Bullen gedeutet was die allgemein hohere Robustizitat der Bullen aufzeigt 1 3 Die iranischen Funde sind verbunden mit der sogenannten Maragha Fauna deren Charaktertier das dreizehige Urpferd Hipparion darstellt Dieses ist ebenfalls die Leitform der Hipparion Fauna aus dem Linxia Becken Beide Faunenkomplexe werden als Hohepunkt der Entwicklung der obermiozanen Savannengemeinschaften angesehen Pollenanalysen aus den Rottonsedimenten der Liushu Formation des Linxia Beckens ergaben eine Mischung aus Offen und Waldlandschaften warm temperierter teils trockener Klimate welche sich auch in der Zusammensetzung der Fauna widerspiegeln Aufgrund der hohen Zahnkronen der Backenzahne von Iranotherium mit hohen Zementanteil und des tiefhangenden Kopfes lebt die Nashorngattung in eher offenen Landschaften und ernahrte sich von kieselsaurereichen Grasern grazer die enorme Grosse der Tiere lasst aber auch auf einen hohen Anteil von faserigen Pflanzenteilen schliessen 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Elasmotheriini nach Kampouridis et al 2022 4 Rhinocerotinae Rhinocerotini Menoceratini Elasmotheriini Kenyatherium Bugtirhinus Caementodon Hispanotherium Gobitherium Eoazara Iranotherium Ningxiatherium Parelasmotherium Sinotherium ElasmotheriumVorlage Klade Wartung StyleIranotherium gehort zur Tribus der Elasmotheriini die sich durch einen allgemein grossen bis sehr grossen Korperbau und hohe Zahnkronen auszeichnen Sie stellen das Schwestertaxon der Rhinocerotina dar zu denen wiederum die heute lebenden Nashornarten gehoren Dabei steht die Gattung aufgrund der Lage des Horns auf dem Nasenbein den Gattungen Parelasmotherium und Ningxiatherium naher als dem stirnhorntragenden Elasmotherium Die fehlenden Verknocherungen der Nasenscheidewand und die allgemein nicht so extrem hochkronigen Zahne verweisen noch auf die stammesgeschichtlich alteren Vertreter der Elasmotheriini aus dem mittleren Miozan 5 Fur die Elasmotherien mit Nasalhorn wurde vom ungarischen Palaontologen Miklos Kretzoi 1907 2005 im Jahr 1943 die Untertribus Iranotheriina eingefuhrt 6 Die Nashorngattung trat im Oberen Miozan vor 10 bis 7 Millionen Jahren auf Oberes Vallesium bis Unteres Turolium Die fruhesten Funde liegen alle aus dem nordlichen China und der Mongolei vor so dass Iranotherium moglicherweise dort seinen Ursprung hatte und erst spater in sein sudliches Verbreitungsgebiet einwanderte Wahrscheinlich ging es aus Hispanotherium oder Gobitherium hervor welche ebenfalls in Ostasien nachgewiesen sind und mit denen es zahlreiche Merkmale teilt Die ungenaue Verwandtschaftsbestimmung verweist damit auf die komplexe Stammesgeschichte der Elasmotheriini 1 2 Die Erstbeschreibung von Iranotherium und die Zuweisung zu den Elasmotherien erfolgte 1929 durch Torsten Ringstrom Als Lectotyp gelten die Funde aus Maragha Die einzige heute anerkannte Art ist I morgani die 1908 von R Mecquenem anhand der Maragha Fossilien aufgestellt worden war Dabei erkannte Mecquenem zwar die nahe Verwandtschaft der neuen Art mit Elasmotherium benannte sie aber Rhinoceros morgani Bereits 1885 waren die Skelettreste aus Maragha von den Palaontologen Hans Pohlig und E Keyser als Rhinoceros var tichorhinus bestimmt worden spater im Jahr 1888 wies E Kittl sie Aceratherium aff antiquitatis zu 1 Eine moglicherweise zweite noch nicht genauer bestimmte Art liegt aus der Luh Formation in der Mongolei vor Diese weicht morphologisch von I morgani ab und zeigt vor allem im Zahnbau noch Reminiszenzen an Hispanotherium und Gobitherium war aber schon deutlich grosser als diese Wahrscheinlich stellt sie verbunden mit ihrem etwas hoheren Alter die Basalform von Iranotherium dar 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Deng Tao New discovery of Iranotherium morgani Perissodactyla Rhinocerotidae from the late Miocene of the Linxia basin in Gansu China and its sexual dimorphism Journal of Vertebrate Paleontology 25 2 2005 S 442 450 a b c d Kurt Heissig Rhinocerotidae Perissodactyla Mammalia In Gudrun Daxner Hock Hrsg Oligocene Miocene Vertebrates from the Valley of Lakes Central Mongolia Morphology phylogenetic and stratigraphic implications Annalen des Naturhistorischen Museums zu Wien 108 A 2007 S 233 269 Deng Tao Linxia Basin An Ancient Paradise for Late Cenozoic Rhinoceroses in North China Paleomammalogy 24 2 2010 S 103 106 Panagiotis Kampouridis Josephina Hartung Gabriel S Ferreira und Madelaine Bohme Reappraisal of the late Miocene elasmotheriine Parelasmotherium schansiense from Kutschwan Shanxi Province China and its phylogenetic relationships Journal of Vertebrate Paleontology 2022 S e2080556 doi 10 1080 02724634 2021 2080556 Pierre Olivier Antoine Middle miocene elasmotheriine Rhinocerotidae from China and Mongolia taxonomic revision and phylogenetic relationships Zoologica Scripta 32 2 2003 S 95 118 Deng Tao A new elasmothere Perissodactyla Rhinocerotidae from the late Miocene of the Linxia Basin in Gansu China Geobios 41 2008 S 719 728 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iranotherium amp oldid 227403914