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Hispanotherium ist eine ausgestorbene Gattung der Nashorner und lebte im Mittleren und Oberen Miozan vor rund 18 bis 11 Millionen Jahren Es gehort zur naheren Verwandtschaft des Elasmotherium ist aber aufgrund seines Alters und seiner Merkmale ein eher ursprunglicher Vertreter dieser Nashornlinie HispanotheriumZeitliches AuftretenMittleres Miozan bis Oberes Miozan Oberes Burdigalium bis Oberes Serravallium 18 bis 11 2 Mio JahreFundorteWesteuropa Portugal Spanien Frankreich West und Sudasien Turkei Pakistan Ostasien China Mongolei SystematikHohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla RhinocerotoideaNashorner Rhinocerotidae HispanotheriumWissenschaftlicher NameHispanotheriumCrusafont amp Villalta 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Stammesgeschichte 5 Systematik 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenHispanotherium war ein relativ fruher Vertreter der Elasmotherien und zeichnete sich durch einen kleineren und generell schlankeren Korperbau aus Der Schadel erreichte eine Lange von 53 bis 57 cm und war langgestreckt und flach Das Hinterhauptsbein war lang ausgezogen und spitzwinklig und bewirkte so eine tiefe Kopfhaltung Der Hinterhauptswulst als Ansatzstelle der Nackenmuskulatur wies in der Aufsicht eine deutliche Einschnurung auf Weiterhin besass das Nasenbein eine schmale Form ohne seitliche Streckungen Es zeigte in der Seitenansicht eine markant konvexe Biegung so dass der vordere Teil deutlich nach vorn gerichtet und zusatzlich eher flach ausgebildet war Hier setzte auch das Horn an was durch perlartig aufgeraute Strukturen auf der Knochenoberflache angezeigt wird Die Nasenscheidewand wies keine Verknocherungen auf wie es fur einige spatere Elasmotherien Vertreter typisch ist Die Stirnlinie zwischen Nasen und Hinterhauptsbein war leicht gesattelt 1 nbsp Backenzahn von HispanotheriumDer Unterkiefer war bis zu 43 cm lang und relativ kraftig gebaut Dabei war Symphyse weniger kraftig ausgebildet sowie schmal und endete hinter dem zweiten Pramolaren Von der oberen Bezahnung sind die vier Pramolaren und die drei Molaren bekannt Die mehrfach uberlieferten Unterkiefer besitzen je drei Schneidezahne drei Pramolaren und ebenfalls drei Molaren ein Eckzahn war nicht ausgebildet Die gegenuber spateren Elasmotherien deutlich umfangreiche Zahnanzahl zeigt die basale Stellung von Hispanotherium an Die Schneidezahne waren dolchartig geformt wobei der jeweils zweite grosser war und bis zu 3 cm lang wurde so dass er kleinen Stosszahnen ahnelte Die allgemein geringe Grosse zeigt aber dass sie sich insgesamt schon im Reduktionsprozess befanden 2 Die Backenzahne waren relativ hochkronig hypsodont jedoch nicht so extrem wie spatere Elasmotherien Der Anteil an Zahnzement erreichte hohe Werte und auf den Kauflachen befanden deutlich gebogene Schmelzfalten Der vorderste Pramolar war eher klein die Grosse der folgenden nahm nach hinten zu der grosste Zahn im Gebiss war der zweite Molar 1 Skelettelemente des ubrigen Korpers Postcranium sind recht haufig uberliefert und umfassen die Gliedmassen mit den Lang sowie Hand und Fussknochen aber auch Reste der Wirbelsaule und der Schulterblatter Die Langknochen waren relativ grazil auffallend ist die ubereinstimmende Grosse von Humerus und Radius beide wurden jeweils bis zu 30 cm lang Das Femur und die Tibia hatten dagegen Langen von teilweise uber 40 cm 3 1 Die Hintergliedmassen endeten in drei Zehen wobei der Mittelstrahl Metatarsus III mit einer Lange von 15 cm am starksten ausgebildet war Wie fur Elasmotherien typisch wiesen die Vorderbeine allerdings vier Zehen auf Auch hier war der Mittelstrahl Metacarpus III mit 17 cm Lange der massivste Zeh Der zusatzliche vierte Strahl Metacarpus V war mit einer Lange von 3 cm deutlich reduziert 2 Fossilfunde BearbeitenBedeutende Fundstellen stammen aus Spanien wo sie unter anderem im Einzugsgebiet des Tajo vorkommen Neben Schadel und Gebissresten wurden in Torrijos Provinz Toledo auch umfangreiche Reste des postceaniale Skelettteile gefunden die vor allem die Knochen des Bewegungsapparates umfassen 4 Das gleiche Fundspektrum weisen Reste aus La Retama Provinz Cuenca auf wo rund 40 Knochen gefunden wurden die zu drei Individuen gehoren zwei davon ausgewachsen und eines juvenil 3 Sehr umfangreich sind die Funde aus Corcoles Provinz Guadalajara die zusatzlich noch Funde der Wirbelsaule einschliessen 2 Aus der Nahe von Madrid stammt der erste bekannte vollstandige Schadel aus Spanien der allerdings stark verdruckt ist 5 Ein ebenfalls vollstandiger Schadel stammt aus Lengshuigou bei Lintong in der chinesischen Provinz Shaanxi wahrend aus Laogou im Kreis Hezheng Provinz Gansu zahlreiche isolierte Zahne vorliegen 6 Mindestens zwei Individuen sind mit je einem Schadel Unterkieferresten und postcranialen Skelettelementen aus der Tunggur Formation der Inneren Mongolei uberliefert ein drittes Individuum wird durch einen weiteren juvenilen Unterkiefer angezeigt 1 Palaobiologie BearbeitenDas teils gut erhaltene Fossilmaterial von Hispanotherium erlaubt Ruckschlusse auf die Lebensweise der Nashorngattung Der tiefhangende Schadel und die relativ hochkronigen Zahne mit ihrem hohen Anteil an Zahnzement lassen darauf schliessen dass sie sich hauptsachlich grasfressend ernahrte grazing und ein Bewohner offener Landschaften war Darauf verweisen auch die generell schlanken Gliedmassen Zudem zeigen die Vorderbeine nur wenige Unterschiede in der Lange von Humerus und Radius was dafur spricht das Hispanotherium recht schnelllaufig war fur einen ausdauernden Laufer sind aber die Metadodien zu kurz In der Auspragung der jeweils zweiten Schneidezahne zeichnen sich im Fossilmaterial zwei abzugrenzende Grossengruppen ab Dies wird von einigen Palaontologen als Hinweis auf einen Sexualdimorphismus zwischen den Geschlechtern gedeutet 3 Stammesgeschichte BearbeitenHispanotherium entwickelte sich vermutlich auf der Iberischen Halbinsel in Westeuropa wo es in Portugal und Spanien aber auch in Frankreich nachgewiesen ist Eine mogliche Ausgangsform war die Gattung Caementodon Die altesten Funde der Nashornart stammen aus dem Mittelmiozan und sind rund 18 Millionen Jahre alt Vor rund 15 Millionen Jahren gegen Ende des Mittleren Miozans ist es erstmals in Asien zu finden Funde liegen aus der Turkei und aus China vor Zu jenem Zeitpunkt ist es in Europa nicht mehr nachweisbar wahrscheinlich verschwanden sie hier aufgrund des sich wandelnden Klimas von warmen und trockenen zu kuhleren und feuchteren Bedingungen 7 Die jungsten Funde bisher stammen aus der Inneren Mongolei und sind etwa 11 bis 12 Millionen Jahre alt 6 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Elasmotheriini nach Kampouridis et al 2022 8 Rhinocerotinae Rhinocerotini Menoceratini Elasmotheriini Kenyatherium Bugtirhinus Caementodon Hispanotherium Gobitherium Eoazara Iranotherium Ningxiatherium Parelasmotherium Sinotherium ElasmotheriumVorlage Klade Wartung StyleHispanotherium gehort zu den Elasmotheriini die einen allgemein grossen Korperbau und Backenzahne mit hohen Zahnkronen besitzen Aufgrund seines hoheren Alters seiner geringeren Grosse sowie umfangreicherem Gebiss mit weniger hoch ausgebildeten Zahnkronen stellt es einen fruheren Vertreter dar Innerhalb der Elasmotheriini gehort die Nashornart zur Untertribus Iranotheriina die durch ein Nasalhorn charakterisiert sind und ist so naher mit Iranotherium und Ningxiatherium verwandt als mit dem eigentlichen Elasmotherium Die Elasmotheriini selbst bilden das Schwestertaxon zu den Rhinocerotini welche die heute lebenden Nashorner beinhalten 6 2 Insgesamt wurden im Laufe der Forschungsgeschichte verschiedene Arten von Hispanotherium beschrieben von denen heute aber nur funf allgemein anerkannt sind 5 9 10 H beonense Antoine 1997 H corcolense Antoine Alferez amp Inigo 2002 H matritense Prado 1864 H tungurense Cerdeno 1996 H wushanense Sun Wang Ji Pang Shi Hou Sun amp Wang 2017Die anderen beschriebenen Arten H grimmi H alpani und H lintungensis werden heute als Synonym von H matritense angesehen Es gibt aber noch weitere Synonymarten die ursprunglich anderen Gattungen wie Caementodon Bergertherium oder Chilotherium zugewiesen wurden 6 1 Die Typusart stellt H matritense dar Diese wurde 1864 vom spanischen Geologen Casiano de Prado als Rhinoceros matritensis erstmals beschrieben Der Holotyp umfasst einzelne Zahne die in Madrid gefunden wurden 11 Die heute korrekte Gattungsbezeichnung Hispanotherium wurde hingegen von den ebenfalls spanischen Geologen Miguel Crusafont und Josep Fernandez de Villalta 1947 eingefuhrt 12 Im Jahr 1996 beschrieb Esperanza Cerdeno die Art H tungurense anhand von Funden aus Tunggur Innere Mongolei China die schon 1928 gefunden wurden und im dortigen Museum aufbewahrt sind 1 Von Pierre Olivier Antoine stammt 1997 die Beschreibung der Art Aegyrcitherium beonensis der mehr als 200 Funde von Schadelresten und postcranialem Skelettmaterial aus Montreal du Gers Departement Gers Frankreich zu Grunde lagen die wenigsten zwolf Individuen zugeordnet werden konnen 13 Kurt Heissig sah in dieser Art aber 1999 die Vorgangerform der Gattung Hispanotherium Heute bildet sie als H beonense die Basisform von Hispanotherium 6 14 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Esperanza Cerdeno Rhinocerotidae from the Middle Miocene of the Tung gur Formation Inner Mongolia China American Museum Novitates 3184 1996 S 1 43 a b c d Carlos Inigo und Esperanza Cerdeno The Hispanotherium matritense Rhinocerotidae from Cercoles Guadalajara its contribution to the systematics of the Miocene Iranotheriina Geobios 30 2 243 266 a b c Esperanza Cerdeno New remains of the rhinocerotid Hispanotherium matritense at La Retama site Tagus basin Cuenca Spain Geobios 25 5 1992 S 671 679 Esperanza Cerdeno und M T Alberdi Estudio descriptivo de esqueleto postcraneal de Hispanotherium matritense de yacimento mioceno de Torrijos Toledo Estudios geologicos 39 1983 S 225 235 a b Oscar Sanisidro Maria Teresa Alberdi und Jorge Morales The First Complete Skull of Hispanotherium matritense Prado 1864 Perissodactyla Rhinocerotidae from the Middle Miocene of the Iberian Peninsula Journal of Vertebrate Paleontology 32 2 2012 S 446 455 a b c d e Deng Tao New material of Hispanotherium matritense Rhinocerotidae erissodactyla from Laogou of Hezheng County Gansu China with special reference to the Chinese Middle Miocene elasmotheres Geobios 36 2003 S 141 150 E Aguirre M T Alberdi E Jimenez C Martin Escorza J Morales und C Sese und D Soria Torrijos nueva fauna con Hispanotherium de la cuenca media del Tajo Acta Geologica Hispanica 17 1983 S 39 61 Panagiotis Kampouridis Josephina Hartung Gabriel S Ferreira und Madelaine Bohme Reappraisal of the late Miocene elasmotheriine Parelasmotherium schansiense from Kutschwan Shanxi Province China and its phylogenetic relationships Journal of Vertebrate Paleontology 2022 S e2080556 doi 10 1080 02724634 2021 2080556 Pierre Olivier Antoine Francisco Alferez und Carlos Inigo A new elasmotheriine Mammalia Rhinocerotidae from the early miocene of Spain Comptes Rendus Palevol 1 2002 S 19 26 Bo Yang Sun Xiu Xi Wang Min Xiao Ji Li Bo Pang Qin Qin Shi Su Kuan Hou Dan Hui Sun und Shi Qi Wang Miocene mammalian faunas from Wushan China and their evolutionary biochronological and biogeographic significances Palaeoworld 2017 doi 10 1016 j palwor 2017 08 001 C de Prado Descripcion fisica y geologica de la provincia de Madrid Junta General de Estadistica Madrid 1864 S 1 219 S 152 1 M Crusafont Pairo und J F de Villalta Comella Sobre un interesante Rinoceronte Hispanotherium nov gen del Mioceno del valle del Manzanares Las Ciencias 12 4 1947 S 869 883 Pierre Olivier Antoine Aegyrcitherium beonensis n g n sp nouvel elasmothere Mammalia Rhinocerotidae du gisement miocene MN 4b de Montreal de Gers Gers France position phylogenetique au sein des Elasmotheriini Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie 204 3 1997 S 399 414 Deng Tao A new elasmothere Perissodactyla Rhinocerotidae from the late Miocene of the Linxia Basin in Gansu China Geobios 41 2008 S 719 728 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hispanotherium amp oldid 224353908