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Wahrend der Internierung in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg nahm die Schweiz ab Juni 1940 auslandische Militarpersonen als Internierte auf und brachte sie in rund 600 Lagern in verschiedenen Landesteilen unter Insgesamt nahm die Schweiz zwischen 1940 und 1945 rund 104 000 Militarangehorige aller Kriegsparteien auf Dabei wurden auch Kriegsdienstverweigerer Deserteure und geflohene Kriegsgefangene als Internierte aufgenommen Einzig Angehorige der SS und einiger anderer deutscher Militarverbande wurden abgewiesen 1 Teilweise wurden auch Zivilfluchtlinge interniert Die Internierung dauerte v a bei den Polen bis ins Jahr 1946 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Internierung im Zweiten Weltkrieg 2 1 Ereignisse 2 2 System der Interniertenlager 2 3 Das Leben der Internierten in der Schweiz 2 3 1 Alltag 2 3 2 Interniertenpost 2 3 3 Beziehungen der Internierten zu Zivilpersonen 3 Erinnerung an die Internierten 4 Liste von Standorten wichtiger Internierungslager Auswahl 5 Weblinks 6 Literatur 7 AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenDie Internierung von Militarpersonen ist seit 1907 in den Haager Abkommen geregelt 3 4 Demnach sind nicht Krieg fuhrende Lander berechtigt auslandische Militar und Zivilpersonen in Lagern o a Orten die von der Armee verwaltet werden mit Aufenthaltsverboten ausserhalb eines bestimmten Bereichs zu belegen und mit Ausnahme der Offiziere zur Arbeit zu verpflichten Damit geht eine Entwaffnung der auslandischen Einheiten und i d R die Gewahrung von Asyl einher Die Internierung dauert meist bis zum Ende des Konflikts 1 Erstmals internierte die Schweiz 1870 71 wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges die franzosische Ostarmee sog Bourbaki Armee Die Aufnahme von Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg stellte hingegen keine Internierung dar 1 Internierung im Zweiten Weltkrieg BearbeitenEreignisse Bearbeiten source source source source Film des Armeefilmdienstes uber die Internierung bei GoumoisIn einer ersten Zeit des Zweiten Weltkrieges stellte sich die Frage einer moglichen Internierung von auslandischen Militarpersonen in der Schweiz fur Verwaltung und Armee nicht So waren 1939 nur gerade drei deutsche Fallschirmspringer im Berner Oberland interniert 5 Teile der Schweizer Armee standen der Internierung fremder Militarpersonen zudem lange ausserst skeptisch gegenuber Noch im Juni 1940 ausserte sich General Guisan negativ uber eine allfallige Internierung Unter anderem deshalb weil er eine Verschlechterung der Beziehungen zu Deutschland und damit der schweizerischen Position befurchtete Nach dem Fall von Paris drangten deutsche Panzerverbande das 45 franzosische Armeekorps in den Jura ab Deren General Marius Daille ersuchte um deutscher Kriegsgefangenschaft zu entgehen den schweizerischen Bundesrat um Asyl was dieser am 20 Juni 1940 gewahrte In der Nacht vom 19 auf den 20 Juni erfolgte der Ubertritt uber den Doubs von 12 000 Franzosen und 16 000 Polen darunter 12 500 Polen der 2 Schutzendivision 7 800 Pferde und 1 600 Motorfahrzeuge samt Material und Munition bei den Grenzubergangen in der Nahe von Goumois heute Gemeinde Saignelegier Mit den bereits vorher internierten 12 000 wuchs die Zahl auf 40 000 und mit den Ubertritten der folgenden Tage auf insgesamt 43 000 Soldaten die von der Schweizer Armee entwaffnet und interniert wurde 6 Die polnischen Soldaten wurden in der ganzen Schweiz besonders im Strassenbau eingesetzt Diese Strassen wurden von der Bevolkerung Polenwege genannt Die Franzosen wurden nach dem Waffenstillstand Deutschlands mit Frankreich ab Februar 1941 nach Frankreich repatriiert 1 7 Die rund 15 000 Polen die in der Schweiz verblieben waren die einzige Interniertengruppe die bis Kriegsende und daruber hinaus standig in der Schweiz interniert blieb 8 Erst nach dem Zusammenbruch des Faschismus in Italien wurden ab Herbst 1943 wieder in grosserer Zahl Angehorige fremder militarischer Verbande zunachst Italiener ab Sommer 1944 auch Verbande der deutschen Wehrmacht interniert 1 Hinzu kamen vereinzelte Gruppen wie beispielsweise notgelandete US amerikanische Militarpiloten Im September 1944 befand sich mit rund 44 000 Internierten die Hochstzahl der gleichzeitig anwesenden Internierten in der Schweiz 9 10 In den letzten Kriegsmonaten kamen infolge der allgemeinen Migrationswelle in Europa immer wieder neue Internierte in die Schweiz Zudem gelang es im Fruhling 1945 sowjetischen Kriegsgefangenen aus Deutschland zu fluchten 11 12 Insgesamt waren 1940 1946 uber 100 000 fremde Militarpersonen aus 38 Landern in der Schweiz interniert 13 14 Hinzu kamen spezielle Kategorien von Zivilfluchtlingen die wie die sogenannten politischen Fluchtlinge teilweise ebenfalls interniert wurden Allerdings standen die Zivilinternierten nicht unter der Oberaufsicht der Armee sondern ziviler Behorden 15 Ein weiterer Sonderfall war die Internierung deutscher Bodenseeschiffe in der Schweiz 1945 Im Ganzen befand sich in ungefahr jeder sechsten Ortschaft der Schweiz ein Internierungslager 16 Nach Kriegsende forcierten die Schweizer Behorden die rasche Heimkehr der Internierten teilweise gegen deren Willen Allerdings verblieben noch bis im Sommer 1946 Internierte in der Schweiz 17 18 System der Interniertenlager Bearbeiten nbsp Beispiel eines grossen Internierungslagers Baracken im Interniertenstraflager WauwilermoosDie Internierung des 45 franzosischen Armeekorps traf die Schweizer Armee und Bundesverwaltung unvorbereitet Es stand keine geeignete Lagerstruktur zur Verfugung Dementsprechend improvisiert war die Organisation zur Unterbringung der Internierten zunachst was zur Folge hatte dass die Armee einige Zeit brauchte bis die Kontrolle uber den Standort der Internierten hergestellt war 19 Schliesslich wurden die Internierten des 45 franzosischen Armeekorps anfangs in Sammellagern nahe der Grenze zusammengefasst und spater in Lager im Mittelland gebracht 20 Im Juni 1940 wurde mit dem Eidgenossischen Kommissariat fur Internierung und Hospitalisierung EKIH eine Verwaltungsorganisation geschaffen die sich um die Organisation der Interniertenlager kummerte 19 Zunachst verfolgte das EKIH aus Kosten und Bewachungsgrunden die Strategie moglichst grosse Interniertenlager zentral an moglichst wenigen Orten zu errichten So entstand beispielsweise das Internierungslager Buren an der Aare 21 Diese Strategie offenbarte aber rasch Mangel weshalb man ab 1941 begann rund 600 kleinere Lager zu errichten 22 Im Laufe des Krieges wurde so ein dezentrales System entwickelt das aus Auffang Quarantane Stamm und Arbeitslagern in verschiedenen standig wechselnden Regionen bestand Zunachst kamen die Internierten an der Grenze in Auffang danach in Quarantanelager Schliesslich wurden sie in die eigentlichen Interniertenlager gebracht Stammlager wurden dabei uber eine langere Zeit standig betrieben und bildeten die Basis fur Arbeitslager wohin Internierte aus den Stammlagern geschickt wurden um vor Ort einer bestimmten Arbeit nachzugehen Daneben bestand die Moglichkeit einzelne Internierte ausserhalb der Lager beispielsweise in der Landwirtschaft in einen Arbeitseinsatz zu schicken 23 Das Lagersystem zeichnete sich somit gegen Kriegsende durch einen starkeren Dezentralisierungsgrad aus Die verschiedenen Lager waren regionalen Abschnitten zugeordnet die im Krieg mehrfach reorganisiert wurden Bereits in den Abschnittskommandos wurden internierte polnische Verbindungsoffiziere eingesetzt In der Regel war eine Mannschaft in Kompaniestarke pro Internierungsabschnitt zur Bewachung aller Internierungslager des Abschnittes eingeteilt 24 Dem einzelnen Lagerkommandanten standen neben den zur Bewachung abkommandierten Soldaten einige wenige weitere Ordonnanzen und polnische Offiziere die die Verbindungen zu den internierten Soldaten verbessern sollten zur Verfugung Dabei kam es stets zu Personalengpassen wobei besonders die Suche nach geeigneten Lagerkommandanten oft erfolglos blieb was teilweise dazu fuhrte dass Unteroffiziere oder gar Soldaten ein Interniertenlager leiteten 25 Das Leben der Internierten in der Schweiz Bearbeiten Alltag Bearbeiten Der Alltag der Internierten war vor allem durch die Organisation der Lager und spater auch durch den Arbeitseinsatz gepragt Die Organisation der Lager war gepragt durch Verbote und Weisungen die durch die Bewachungsmannschaften mehr oder weniger strikt durchgesetzt wurden Die haufigen Wechsel der Bewachungsmannschaften erschwerten oftmals eine reibungslose Organisation des Lageralltages Teilweise kam es auch zu Konflikten zwischen Internierten und Schweizer Lagermannschaft 26 Als Beispiel ist der Aufstand im Interniertenlager Buren an der Aare gegen die rigorose Durchsetzung der militarischen Lagerordnung zu erwahnen Es ist zudem zu erwahnen dass es auch innerhalb der Internierten selber zu Spannungen kam Zuwiderhandlungen gegen die Anordnungen der Lagerkommandanten oder der Behorden wurden bestraft Hauptgrunde fur Bestrafungen waren nicht nur verbotene Kontakte zur Zivilbevolkerung sondern auch ubermassiger Alkoholkonsum und vor allem der Tatbestand der Flucht In der Regel wurden die betreffenden Internierten mit Arrest bestraft Fur schwere Falle zum Beispiel bei der Flucht wurden zudem eigene Interniertenstraflager wie beispielsweise im Wauwilermoos 27 eingerichtet Allein im August 1940 versuchten fast 400 internierte Polen zu fliehen Die Fluchtversuche wurden teilweise durch die Zivilbevolkerung gedeckt 28 Die ursprungliche Lagerkonzeption des EKIH sah keine Beschaftigungsmoglichkeiten fur die Internierten vor weshalb das Lagerleben fur die Internierten zu Beginn ausserst monoton war Zudem waren eventuelle Arbeitseinsatze nicht geplant worden und waren deshalb hochstens auf freiwilliger Basis und zeitlich eingeschrankt moglich Daneben wurden in den Lagern als Beschaftigungsmoglichkeit Bastelarbeiten gefertigt Zwar wurden ab Juli 1940 erste Kulturabende durchgefuhrt allerdings blieben auch die kulturellen Beschaftigungsmoglichkeiten fur die Internierten zunachst sparlich Von Beginn weg beauftragte des EKIH den Christlichen Verein Junger Manner CVJM mit der Durchfuhrung der Freizeitbeschaftigungen Mit der Zeit wurde das Angebot vielfaltiger und es konnten Theaterabende mit Internierten als Hauptdarsteller Liederabende Schachkurse und vieles mehr durchgefuhrt werden 29 Bis Fruhling 1941 leisteten viele Internierte freiwillig Arbeitseinsatze in der Landwirtschaft Zudem wurden in den Lagern als Beschaftigungsmoglichkeit Bastelarbeiten gefertigt Angedacht war auch bereits der Einsatz bei Meliorationsvorhaben 30 31 Als sich aber eine ungewisse Aufenthaltsdauer der polnischen Internierten abzuzeichnen begann wurde 1941 vom EKIH eine Arbeitspflicht fur Internierte eingefuhrt Geplant war v a ein Einsatz bei den landwirtschaftlichen Arbeiten des Plans Wahlen Daneben waren aber auch Einsatze auf Baustellen bei Rodungsarbeiten und Meliorationsarbeiten oder anderen Bereichen in denen Arbeitskraftemangel herrschte moglich 32 Die Arbeit der Internierten gestaltete sich dabei je nach Herkunftsland unterschiedlich 1 Fur ihre Arbeit wurden die Internierten mit einem Lohn der zwar dem Sold eines Schweizer Soldaten entsprach aber deutlich unter dem Ansatz fur einen Schweizer Arbeiter oder Knecht lag entlohnt was wiederum zu Konflikten mit der einheimischen Bevolkerung fuhrte da die Polen als billige Arbeitskrafte den Schweizern oft vorgezogen wurden Lohnerhohungen standen verschiedene Akteure allen voran die Armeefuhrung und das EKIH aber auch Bergbauern ausserst kritisch gegenuber 33 34 Um polnischen Internierten die Fortsetzung ihrer Ausbildung zu ermoglichen wurden 1940 Internierten Hochschul Lager und Gymnasial Lager geschaffen In Zusammenarbeit mit der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zurich und der Universitat Zurich entstand ein Hochschul Lager in Winterthur mit der Universite de Fribourg in Hauterive und mit der Handelshochschule St Gallen in Gossau und spater Herisau Finanziell getragen wurden diese Lager durch das eidgenossische Kommissariat fur Internierung und Hospitalisierung EKIH sowie den Fonds Europeen de Secours aux Etudiants FESE Aufgelost wurden diese Ausbildungs Lager 1947 35 36 Interniertenpost Bearbeiten Die Feldpost organisierte ab Juni 1940 den Postverkehr der Internierten und richtete dafur in der Nahe von Bern lange in Munchenbuchsee spater in Gumligen ein Stelle fur Interniertenpost ein 37 Wahrend des Kriegs wurden insgesamt rund 24 Mio Sendungen von und fur Kriegsinternierte verschickt Obwohl die Schweiz nicht dazu verpflichtet gewesen ware gewahrte sie den Internierten gleich wie den Schweizer Armeeangehorigen die Portofreiheit 38 Die Regeln fur den Postbetrieb wurden in sogenannten Postbefehlen festgehalten die in zahlreichen Sprachen erschienen Post Arbeiten welche die Internierten betrafen wurden wann immer moglich von diesen selber ausgefuhrt So waren Internierte als Postordonnanzen in den Lagern und als Mitarbeiter in der Stelle fur Interniertenpost tatig 39 Samtlicher Postverkehr lief uber das Interniertenpostburo in Munchenbuchsee wo die Post sortiert und den einzelnen Lagern oder zivilen Adressen zugeordnet wurde 40 Im Interniertenpostburo bestand eine Zentralkartei die standig nachgefuhrt wurde damit die Post fur die einzelnen Internierte ohne Verzogerung an den richtigen Lagerort geleitet werden konnte Die Fuhrung dieser Karthotek war deshalb beschlossen worden weil das EKIH zumindest in der Anfangszeit der Internierung die standigen Lagerwechsel der Internierten nicht schnell genug an die Interniertenpost weiterleiten konnte oder nicht wusste wo sich diese befanden Vor Errichtung der Karthotek fuhrte dies zu zahlreichen temporar unzustellbare Sendungen Das Interniertenpostburo fuhrte zudem weitere Karteien uber verstorbene oder gefluchtete Internierte Bei ihrer Heimschaffung konnten die Internierten zudem Nachsendeadressen angegeben 41 Auch diese wurden in einer Kartei im Interniertenpostburo gesammelt Die Karteien waren derart aktuell und nutzlich dass sie sogar das Interesse des IKRK weckte das damit den Verbleib vieler Fluchtlinge klaren konnte 2 nbsp Beispiel eines in Deutschland und der Schweiz zensierten und an den neuen Lagerort weitergeleiteten Briefs an einen polnischen InterniertenDie Sendungen der Internierten unterlagen der Zensur weshalb samtliche Post zuerst die Zensurstelle in Bern passieren musste Die Post der Internierten wurde zu diesem Zweck lange Zeit mit dem Lastwagen nach Bern gebracht Die raumliche Trennung der beiden Teile der Interniertenpost gab immer wieder Anlass zur Kritik war aber aus Platzgrunden notig gewesen 42 Nach der Zensur gelangte die Post auf gleichem Weg zuruck ins Interniertenpostburo und wurde von dort auf dem Zivilpostweg an die Poststellen der Lagerorte geschickt 43 Der Postdienst in den Lagern wurde durch eine internierte Postordonnanz besorgt Sie stand in engem Kontakt zur Zivilpoststelle des Lagerortes die im internen Verkehr der Interniertenpost als Interniertenpoststelle bezeichnet wurde Die Postordonnanz empfing samtliche Post und alle Geldsendungen fur die Internierten des Lagers von der Interniertenpoststelle und lieferte alle abgehenden Postsendungen wieder in der Poststelle ab Vor der Verteilung an die Internierten legte die Postordonnanz dem Lagerkommandanten die Sendungen zur Kontrolle vor Dieser kontrollierte unter anderem die Pakete die nicht an die Zensurstelle gelangten auf Briefe und zensierte teilweise selber Briefe Die Postordonnanz verfugte im Lager uber ein eigenes Postlokal oder mindestens uber einen abschliessbaren Ort wo nicht abgeholte Sendungen Postutensilien und Formulare aufbewahrt wurden Daneben wurde in den Lagern ein abschliessbarer Briefkasten aufgestellt und sichtbar der Postbefehl aufgehangt Zudem war die Postordonnanz fur die Nachfuhrung einer lagerinternen Interniertenkartei und die Meldung der Mutationen an das Interniertenpostburo in dem sich die Zentralkartei befand zustandig Des Weiteren stand die Postordonnanz auch mit sich nicht am Lagerort in einem Einzelarbeitseinsatz befindenden Internierten zustandig Sie leitete ihnen ihre Post auf dem Postweg in einem speziellen Umschlag weiter und leitete deren Post an die Interniertenpoststelle weiter Alle aus dem Interniertenlager abgehende Post landete wieder in Munchenbuchsee Gumligen 44 Die haufigen Ortswechsel der Internierten wurden auch fur die Interniertenpost zum Problem Denn immer wieder mussten Interniertenpostordonanzen das Lager wechseln obwohl das bisherige Lager gar nicht geschlossen wurde Den Lagerkommandanten wurde deshalb von der Feldpost nahegelegt Interniertenpostordonanzen so wenig wie moglich zu versetzen Weitere Probleme fur die Interniertenpost ergaben sich aus der Adressierung der Post an die Internierten an Pseudonymadressen was die Feldpost verboten hatte 45 Daneben kam es auch zu Problemen mit einzelnen Lagerkommandanten die ihre Kontrollrechte missbrauchten Besonders bekannt ist der Fall des Lagerkommandanten des Interniertenstraflagers Wauwilermoos Andre Beguin der widerrechtlich uber 500 Briefe von und an Internierte zuruckbehalten hatte Der grenzuberschreitende Postverkehr wurde vom Feldpostdienst in enger Zusammenarbeit mit dem IKRK organisiert Dabei ergaben sich kriegsbedingt immer wieder Zustellungs und Transportschwierigkeiten 39 Beziehungen der Internierten zu Zivilpersonen Bearbeiten Die Schweizer Behorden vor allem das EKIH waren bestrebt den Kontakt zwischen Internierten und Schweizern moglichst zu minimieren Aus diesem Grund wurde 1941 der sogenannte Orange Befehl erlassen der die Beziehungen der Zivilbevolkerung zu den Internierten regelte und die Internierten strengen Disziplinierungsmassnahmen unterstellte Er ersetzte ahnliche fruhere Bestimmungen Gemass dem Orangen Befehl war es Zivilpersonen u a verboten den Internierten Geld Zivilkleidung oder Fahrkarten abzugeben ihnen bei der Umgehung der Postzensur zu helfen oder Zugang zu einem Telefon zu verschaffen sowie ihnen selbstgefertigte Gegenstande abzukaufen Internierten war es weiter verboten ohne Bewilligung Fahrrad zu fahren eine Privatwohnung ein Wirtshaus Theater Kino oder eine andere offentliche Veranstaltung zu betreten oder zu besuchen 46 Allerdings belegen bereits die vielen Klagen offizieller Behorden dass diese Bestimmungen durch die Bevolkerung oft umgangen wurden Es entstanden nichtsdestotrotz vielfach enge Beziehungen zwischen Internierten und Schweizern 47 So schlug besonders den Polen seitens der Bevolkerung und auch seitens der Presse eine breite Sympathiewelle entgegen wie beispielsweise Zeitzeugenberichte aus Buren a A belegen 48 Je langer die Anwesenheit der Internierten dauerte desto ofter waren sie aber auch Gegenstand der offentlichen Kritik 49 Besonders ungern sahen Behorden und Offentlichkeit Beziehungen zwischen Internierten und Schweizerinnen Aus diesem Grund waren Ehen zwischen Schweizerinnen und Internierten verboten Allerdings sind zahlreiche Liebesbeziehungen bekannt die in uber 300 Fallen zur Eheschliessung fuhrten 50 Erinnerung an die Internierten Bearbeiten nbsp Polen Denkmal in Winterthur nbsp Gedenktafel an die Internierung der Franzosen in Seedorf BE im Jahr 1940 Gestiftet von den Internierten selbst Durch die ubliche Unterbringung der Internierten in bestehenden Gebauden so beispielsweise Schulhauser Gemeindehauser oder andere offentliche Gebaude die nach dem Krieg ihrer angestammten oder einer neuen Funktion zugefuhrt wurden entstanden in der Regel keine eigenen Lagerbauten Wo dies trotzdem geschah wurden die verwendeten Baracken meist teilweise noch wahrend des Krieges abtransportiert und an einem anderen Ort weiterverwendet Nicht mehr verwendete Gebaude die keinem neuen Zweck zugefuhrt werden konnten wurden in der Regel abgebrochen So besteht beispielsweise vom Interniertenlager Buren an der Aare von ehemals uber 120 Gebauden im Jahr 2017 nur noch die ehemalige Wascherei die zwischenzeitlich als landwirtschaftliches Gebaude genutzt wurde 51 In der Stadt Winterthur wurden die internierten Polen sogar bei Privaten untergebracht 52 nbsp Tafel beim Polenweg in RueunBereits wahrend des Kriegs entstanden an mehreren Standorten von ehemaligen oder zu dieser Zeit betriebenen Interniertenlagern Denkmaler an die Internierung was auch durch die standige Dislokation der Interniertenlager gefordert wurde Diese wurden teilweise von den Internierten selber erstellt und stellten so Dankesbezeugungen an die einheimische Bevolkerung fur die Aufnahme dar 53 Vielerorts existieren auch sogenannte Polenwege die die polnischen Internierten als Arbeitsbeschaftigungen zu erstellen hatten An diesen Wegen wurden oftmals Erinnerungstafeln angebracht Zudem sind auf Friedhofen teilweise Erinnerungssteine fur in der Schweiz verstorbene Internierte zu finden beispielsweise auf dem Friedhof Rosenberg in Winterthur 54 In Gedenken an die Internierten entstanden auch in den Jahrzehnten nach dem Kriegsende Denkmaler an den Orten ehemaliger Interniertenlager v a um gegen das Vergessen dieser Lager anzuwirken Zum Beispiel wurden in Buren an der Aare im Jahr 2000 zwei Gedenksteine eingeweiht 55 Die Geschichte der internierten Polen wird zudem im Polenmuseum im Schloss Rapperswil dargestellt 56 Mittlerweile stehen einige Interniertendenkmaler unter Heimatschutz Vielerorts wurde allerdings nie an die Internierten erinnert 57 Liste von Standorten wichtiger Internierungslager Auswahl BearbeitenInsgesamt existierten mindestens 1100 Internierungslager in der Schweiz wahrend des Zweiten Weltkriegs Die genaue Zahl ist nicht bekannt Der Schlussbericht der EKIH nennt insgesamt 1200 Ortsnamen aus der ganzen Schweiz 58 Die folgende Liste enthalt eine Auswahl besonders wichtiger Internierungslager Interniertenhospital Leysin Internierungslager Adliswil Internierungslager Buren an der Aare Internierungslager Girenbad Internierungslager Giswil Interniertenlager Munchenbuchsee angegliedert an die Interniertenpost Interniertenstraflager Wauwilermoos Hochschullager WinterthurWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Internierung in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schlussbericht des Eidgenossischen Kommissariats fur Internierung und Hospitalisierung EKIH uber die Internierung fremder Militarpersonen 1940 1945 Bern 1950 OnlineLiteratur BearbeitenHans Frutiger Die schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 2 Bande Bern 1946 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerung wahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des Internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 1991 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 Jurg Stadelmann Umgang mit Fremden in bedrangter Zeit Schweizerische Fluchtlingspolitik 1940 1945 und ihre Beurteilung bis heute Zurich 1998 Jurg Stadelmann Selina Krause Concentrationslager Buren an der Aare Das grosste Fluchtlingslager der Schweiz im Zweiten Weltkrieg Baden 1999 Kurt Imhof Patrik Ettinger Boris Boller Die Fluchtlings und Aussenwirtschaftspolitik der Schweiz im Kontext der offentlichen politischen Kommunikation 1938 1950 In Unabhangige Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Hrsg Veroffentlichungen der UEK Band 8 Zurich 2001 Andre Lasserre Frontieres et camps Le refuge en Suisse de 1933 a 1945 Lausanne 1995 Marie Isabelle Bill Interniert Polnisch schweizerische Familiengeschichten Chroos Zurich 2020 ISBN 978 3 0340 1589 9 Andres Betschart Polenwege Via Storia Wege und Geschichte 02 2022 Thun 2022 ISSN 1660 1122Anmerkungen Bearbeiten a b c d e f Herve de Weck Internierungen In Historisches Lexikon der Schweiz 1 November 2007 abgerufen am 24 Mai 2017 a b PTT P 00 Post 217 A 0068 7 Tagebucher der Feldpostdirektion Internierung 3 2 1946 23 6 1946 Bd 7 7 Abkommen betreffend die Gesetze und Gebrauche des Landkriegs In Systematische Sammlung des Bundesrechts 0 515 112 Abgerufen am 24 Mai 2017 Abkommen betreffend die Rechte und Pflichten der neutralen Machte und Personen im Falle eines Landkriegs In Systematische Sammlung des Bundesrechts 0 515 21 Abgerufen am 24 Mai 2017 PTT Post 217 A 0346 1 Berichte des Feldpostdirektors uber den Aktivdienst 1939 1945 Bericht 2 Halbjahr 1939 S 29 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerung wahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des Internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 1991 S 9 12 Andre Lasserre Frontieres et camps Le refuge en suisse de 1933 a 1945 Lausanne 1995 S 151 152 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerung wahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des Internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 119 Auflage 1991 S 12 Georg Kreis Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg Ihre Antworten auf die Herausforderungen der Zeit 2 Auflage Innsbruck 2011 S 109 111 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 227 229 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 229 230 Fotoreportage zu russischen Internierten in Schweizer Illustrierte Zeitung 14 Marz 1945 S 6 7 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 225 226 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerung wahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des Internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 119 Auflage 1991 S 12 Jurg Stadelmann Umgang mit Fremden in bedrangter Zeit Schweizerische Fluchtlingspolitik 1940 1945 und ihre Beurteilung bis heute Zurich 1998 S 118 122 Georges Schild Die Internierung von Militar und Zivilpersonen in der Schweiz 1939 1946 Bern 2016 S 180 210 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerung wahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des Internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 119 Auflage 1991 S 23 24 Jurg Stadelmann Selina Krause Concentrationslager Buren an der Aare Das grosste Fluchtlingslager der Schweiz im Zweiten Weltkrieg Baden 1999 S 110 114 a b Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 230 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerung wahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des Internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 119 Auflage 1991 S 9 15 Jurg Stadelmann Selina Krause Concentrationslager Buren an der Aare Das grosste Fluchtlingslager der Schweiz im Zweiten Weltkrieg Baden 1999 S 17 31 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 230 232 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 230 241 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 17 20 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 19 20 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 17 24 Straflager des Grauens In Neue Zurcher Zeitung vom 2 November 2015 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 29 30 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 24 26 May B Broda Verbotene Beziehungen Polnische Militarinternierte und die Schweizer Zivilbevolkerungwahrend des Zweiten Weltkrieges am Beispiel auch des internierten Hochschullagers Herisau St Gallen In Appenzellische Jahrbucher 1991 S 35 36 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 22 23 35 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 232 240 255 260 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 260 263 Ruben Mullis Die Internierung polnischer Soldaten in der Schweiz 1940 1945 Zurich 2003 S 38 39 Andreas Pospischil Stephan Hasler Zur Geschichte internierter polnischer Tierarzte in der Schweiz 1940 1947 In Schweiz Arch Tierheilk Band 158 Nr 1 2016 S 27 38 doi 10 17236 sat00048 Filmdokumentation May B Broda Verbotene Beziehungen Polen in der Schweiz Hrsg SF DRS 12 Dezember 1990 srf ch Hans Frutiger Die schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 1 Bern 1946 S 295 296 Hans Frutiger 60 Jahre schweizerische Feldpost Bern 1950 S 32 a b Hans Frutiger Die schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 1 Bern 1946 S 305 317 Hans Frutiger Die Schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 2 Bern 1946 S 309 317 Hans Frutiger Die Schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 1 Bern 1946 S 297 299 Hans Frutiger Die Schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 1 Bern 1946 S 300 307 309 PTT Post 217 A 0346 1 Berichte des Feldpostdirektors uber den Aktivdienst 1939 1945 Bericht 3 Quartal 1940 S 20 22 Hans Frutiger Die Schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 1 Bern 1946 S 317 319 Frutiger Hans Die Schweizerische Feldpost im Aktivdienst 1939 1945 Band 2 Bern 1946 S Anhange 27 29 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 317 319 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 283 288 Jurg Stadelmann Selina Krause Concentrationslager Buren an der Aare Das grosste Fluchtlingslager der Schweiz im Zweiten Weltkrieg Baden 1999 S 65 69 Kurt Imhof Patrik Ettinger Boris Boller Die Fluchtlings und Aussenwirtschaftspolitik der Schweiz im Kontext der offentlichen politischen Kommunikation 1938 1950 In Unabhangige Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Hrsg Veroffentlichungen der UEK Band 8 Zurich 2001 S 140 143 Bettina Volland Polen Schweizerinnen und Schweizer Militarinternierte und Zivilbevolkerung 1940 1945 In Jahrbuch der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubunden 1993 S 295 303 Jurg Stadelmann Zerfall des Grosslagers Buren an der Aare Abgerufen am 24 Mai 2017 Martin Gmur Polnische Dankbarkeit wahrt Jahrzehnte In Tages Anzeiger 8 Oktober 2007 S 17 Peter Steiger Denkmal fur die internierten Soldaten Berner Zeitung 30 September 2014 abgerufen am 24 Mai 2017 Polen Denkmal auf dem Friedhof Rosenberg In Winterthurer Zeitung 10 Marz 2007 abgerufen am 24 Mai 2017 Ein warmer Empfang und genug zu essen In Bieler Tagblatt 15 September 2000 abgerufen am 24 Mai 2017 Polenmuseum in Rapperswil Abgerufen am 24 Mai 2017 Bauinventar der Gemeinde Melchnau PDF Denkmalpflege des Kantons Bern 7 Februar 2017 abgerufen am 24 Mai 2017 Schlussbericht des Eidgenossischen Kommissariats fur Internierung und Hospitalisierung EKIH uber die Internierung fremder Militarpersonen 1940 1945 Schweizerische Eidgenossenschaft 1950 abgerufen am 28 November 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Internierung in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg amp oldid 236424115