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Die mehrfach verzweigte Imhofstrasse kurz Imhof bis 1936 Judenhof ist ein Areal in der sudostlichen Altstadt von Schwabisch Gmund Blick zur Imhofstrasse von der KornhausstrasseBlick in die Gegenrichtung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bedeutende Gebaude 2 1 Bestehende Gebaude 2 2 Abgegangene Gebaude 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Gebiet der heutigen Imhofstrasse war ein judisches Viertel innerhalb der Staufischen Stadtbefestigung am sudostlichen Rand der alten staufischen Kernstadt Das leicht am Hang zum Zeiselberg liegende Viertel wurde durch die Tierach durchflossen Einzelne Hauser des Viertels tragen Adressen anderer Gassen wie zum Beispiel die Rechbergsche Scheuer die der Rinderbacher Gasse zugehort Wahrend Stadthistoriker wie Albert Deibele in den 1930er Jahren und Klaus Jurgen Herrmann 2012 von der fruheren judischen Besiedlung des Viertels ausgingen ausserte der Gmunder Historiker Klaus Graf noch Bedenken auch aufgrund der sparlichen Quellenlage Eine judische Gemeinde ist indes schon fur 1241 in Schwabisch Gmund bezeugt Die Geschichte der Juden in Gmund ist jedoch wechselhaft so kam es 1349 zu einem Pogrom gegen die Juden der Stadt bei dem samtliche Juden erschlagen wurden Von Anfang des 16 Jahrhunderts bis 1802 war es zudem den Juden untersagt sich in der Stadt niederzulassen Dies ging auf ein 1501 von Kaiser Maximilian erkauftes und von Kaiser Karl V 1521 erweitertes Recht der Stadt zuruck Beim Abriss des an die Imhofstrasse grenzenden und zum Viertel zuzahlbaren Gebaudes Kornhausstrasse 21 wurden 1991 Reste eines romanischen Steinhauses freigelegt Dabei wurde auch eine in den Fels eingearbeitete Badestelle gefunden die als judisches Ritualbad Mikwe gedeutet wurde Diese Badestelle wurde aber nicht erhalten und dokumentiert Funde aus dem Jahr 2016 die ein grosses mediales Interesse weckten nahren die Annahmen des judischen Viertels Aus den neuen Funden an der Bausubstanz allein konnten bis dato zwar noch keine weiteren Beweise fur die Nutzung der Imhofstrasse Nr 9 als Synagoge gewonnen werden Eine solche Nutzung wird jedoch von diversen Seiten angenommen Es sollen dazu belegende Unterlagen im Gmunder Spitalarchiv gefunden worden sein Unter anderem die Denkmalstiftung Baden Wurttemberg der Bund sowie die Stiftung Heiligenbruck unterstutzen den Erhalt des Gebaudes und die Einrichtung eines Dokumentationszentrums zum judischen Leben in Schwabisch Gmund von 1288 1802 1 2 Die Viertel verfugt uber ein sogenanntes Judenhaus auch Judenschule genannt und ein Judenbad sowie ehemals eine Judenmuhle Bis 1936 hiess das Areal Judenhof Es wurde jedoch in der Zeit des Nationalsozialismus in Imhof umbenannt Seit den 2010er Jahren kommt es am ostlichen Rand des Imhof Viertels zu Umgestaltungen An der Stelle der ehemaligen Dehyleschen Silberwarenfabrik die unter anderem an Stelle des Rechbergschen Hauses Mitte Ende des 19 Jahrhunderts errichtet wurde und die 1998 ihren Betrieb einstellte entsteht eine neue Bebauung 3 4 Bedeutende Gebaude BearbeitenBestehende Gebaude Bearbeiten nbsp Bommas Wappen und Anna selbdritt Darstellung am Haus die Katz nbsp Merian Stich der Stadt hervorgehoben ist die Imhofstrasse 9 5 Die Katz Imhofstrasse 2 Das Haus die Katz wurde auf mittelalterlichen Fundamenten und uber einem Vorgangerbau stammenden Keller mit Tonnengewolbe um 1770 von Syndikus Peter Bommas erbaut ein Verwandter von Johann Baptist Bommas Es ist ein dreigeschossiges Haus mit einem Mansarddach An der Aussenfassade ist unter anderem das Portal mit dem Bommas Wappen und die kunstvolle Vergitterung des Oberlichts mit der farbigen Anna selbdritt Darstellung erwahnenswert Im Innenraum verfugt es uber eine Treppe im Rokokostil Im Inneren ist das Gebaude daruber hinaus weitestgehend ausgebaut Das Katzle Imhofstrasse 4 Das Katzle wurde wie das Gebaude Imhofstrasse 2 die Katz von Syndikus Bommas erbaut Es wurde um 1770 als zweigeschossiges Mansarddachhaus errichtet und war damit wie das Deminutivum vermuten lasst kleiner als das Haus die Katz 1856 1957 wurde das Gebaude um zwei Geschosse aufgestockt und mit einem Walmdach versehen An der Aussenfassade ist ebenfalls das Portal mit dem Bommas Wappen erwahnenswert Baum mit Wurzel Helmzier ein baumhaltendes Mannchen Im Innenraum ist wie bei der Imhofstrasse 2 eine Treppe im Rokokostil erwahnenswert Imhofstrasse 5Das Gebaude Imhofstrasse 5 ist ein spatklassizistisches fur Julius Riess 1864 von einem Architekten Riess aus Stuttgart errichtetes Wohnhaus das uber einem Sockel aus Quadern einen verputzten Fachwerkaufbau mit Kastenerker und Treppenanbau besitzt Imhofstrasse 8Das Gebaude Imhofstrasse 8 ist ein zweigeschossiges Mansarddachhaus mit einem Keller mit Tonnengewolbe Es wurde wahrscheinlich in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts errichtet 1870 wurde das Haus umfangreich umgestaltet jedoch finden sich im Dachgebalk noch Teile aus der Bauzeit nbsp Judenhaus und Imhofstrasse 11 Nordfassaden mit freigelegten Funden am Judenhaus 2016 Judenhaus auch Judenschule oder Synagoge Imhofstrasse 9 Beim sogenannten Judenhaus handelt es sich um eines der altesten Steinhauser in Schwabisch Gmund Es wurde wahrscheinlich 1288 errichtet Im Erdgeschoss ist noch eine moglicherweise aus dem 13 Jahrhundert stammende Rundbogentur zu erkennen Offengeblieben ist wieweit die Umgestaltungen von 1788 reichten die bei Franz Xaver Debler beschrieben sind Funde aus dem Jahr 2016 zeigen dass das nun dreigeschossige Gebaude ursprunglich zweigeschossig war und im unteren Bereich uber hohe Raumlichkeiten verfugte Ob es sich um eine mittelalterliche Synagoge handelte oder lediglich um einen Adelshof konnte an der Bausubstanz nicht geklart werden Es wird allerdings nach weiteren Archivfunden von einem Synagogenbau ausgegangen Derzeit wird das Gebaude aufwendig saniert Es soll ein Ausstellungs und Veranstaltungsort werden der unter anderem die judische Geschichte Schwabisch Gmunds aufbereitet 1 2 Das Gebaude erfuhr mehrfach Umgestaltung so stammt das Kellertor wohl aus der Zeit des Barock Auch 1890 kam es entsprechend einer Inschrift im Kellerbereich dort zu Umgestaltungen 1965 wurde das Dachgebalk teilweise erneuert wobei dort auch Gebalk aus dem 13 Jahrhundert erhalten ist Imhofstrasse 11 nbsp Im Vordergrund Sudfassade der Imhofstrasse 11 im Hintergrund Sudfassade des Hauses Patritz FranzDas an das Judenhaus angrenzende Gebaude Imhofstrasse 11 ist ein traufstandiger vollstandig unterkellerter Bau aus dem fruhen 17 Jahrhundert Aus dieser Zeit stammt das Gewande der Ture in der Nordfassade Die Obergeschosse wurden in Fachwerkbauweise ausgefuhrt Der Innenausbau stammt aus dem spaten 18 Jahrhundert In dieser Zeit wurde wohl auch die Rokokotreppe eingebaut Die Tur in der Sudfassade tragt im Bogenscheitel die Jahreszahl 1 46 die Richard Strobel als 1746 liest Haus Patritz Franz Imhofstrasse 13 nbsp Blick auf Judenbad Imhofstrasse 17 im Vordergrund der Giebel vom Haus Patritz FranzDas Haus Patritz Franz wurde von einem Handler dieses Namens 1774 errichtet Teilweise wurden offensichtlich altere Elemente ubernommen Es steht auf den Fundamenten eines mittelalterlichen Vorgangerbaus von dem auch die Kelleranlage ubernommen wurde Das traufstandige Gebaude wurde am Westgiebel 1864 um einen eingeschossigen Anbau erweitert An der Nordfassade findet sich uber dem Portal ein Doppelwappen wobei neben einem unbekannten Wappen mit Trauben die Handlermarke von Patritz Fritzs PF abgebildet ist In der Sudfassade ist eine Steingewandetur aus dem 17 Jahrhundert eingelassen die Fenstergitter stammen aus der Zeit des Barock und des Rokokos Im Treppenhaus ebenfalls eine Rokokotreppe Wohnscheuer des Judenmullers auch Judenbad stube Frauenbad Imhofstrasse 17 Das Gebaude Imhofstrasse 17 das als Judenbad zum Beispiel auch im Stadtplan von Dominikus Debler verzeichnet ist ist ein Ackerburgerhaus aus dem 17 Jahrhundert das jedoch in seiner Substanz altere Bauteile besitzt Das giebelstandige Fachwerkhaus ist nur teilweise unterkellert Im Untergeschoss befanden sich ehemals wohl Stallungen Wahrend im Innenraum zum Beispiel noch ein Rokokofederschloss an der Tur zum Dachboden erhalten ist stammt der Stuck aus dem 19 Jahrhundert Bereits 1361 bestand wahrscheinlich im Vorgangerhaus ein Frauenbad Anfang des 15 Jahrhunderts wird eine neue Badestube in diesem Bereich erwahnt was Klaus Graf auf einen entsprechenden Neubau zuruckfuhrt Die Bezeichnung Judenbad ist erstmals 1588 nachzuweisen Die Badestellen die in den Vorgangerhausern des heute als Judenbad bezeichneten Hauses und dessen Gebietes lagen durften daher hauptsachlich von Christen genutzt worden sein Rechbergsche Scheuer Hauptartikel Rechbergsche Scheuer Abgegangene Gebaude Bearbeiten JudenmuhleDie Judenmuhle wurde erstmals 1361 als Uberschlagmuhle bezeugt Erst in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts tritt sie dann nachgewiesen als Judenmuhle in Erscheinung Die Getreidemuhle hatte eine wechselvolle Besitzer und Betreibergeschichte Ihre nicht ganz unwichtige Stellung ist mitunter an einer stattlichen Verkaufssumme auszumachen Bis zu ihrem Brand 1887 war die Judenmuhle voll intakt und in Betrieb Noch heute sind Reste des Muhlgrabens im Bereich der Hochstrasse zu erkennen Literatur BearbeitenSimon Paulus Ein Adelshof als judisches Siedlungsquartier Das Gebaude Imhofstrasse 9 und der mittelalterliche Judenhof in Schwabisch Gmund In David Schnur Hrsg Judisches Leben in der Reichsstadt Schwabisch Gmund vom 13 bis ins 17 Jahrhundert Einhorn Verlag Schwabisch Gmund 2021 ISBN 978 3 95747 114 7 S 67 92 Simon Paulus Ein sehr starckes Hauss von Sandquaderstucken gebaut Das Gebaude Imhofstrasse 9 in Schwabisch Gmund und sein judischer Kontext in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 47 Jg 2018 Nr 3 S 169 173 Stefan King Ein sehr starckes Hauss von Sandquaderstucken gebaut Die Baugeschichte des Gebaudes Imhofstr 9 in Schwabisch Gmund in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 47 Jg 2018 Nr 3 S 174 179 Klaus Graf Zur Topographie der Reichsstadt Schwabisch Gmund Leinecker Hof Himmelreich und Judenhof Teil 1 Die chronikalische Uberlieferung Imhof Leinecker Hof Himmelreich und Holle Einhorn Jahrbuch Schwabisch Gmund Band 28 2001 S 191 201 Teil 2 Judenschule und Judenhof Uberschlagmuhle Judenmuhle und Judenbad Einhorn Jahrbuch Schwabisch Gmund Band 29 2002 S 141 156 Richard Strobel Die Kunstdenkmaler der Stadt Schwabisch Gmund Band 3 Profanbauten der Altstadt ohne Stadtbefestigung Deutscher Kunstverlag Munchen 1995 ISBN 3 422 00570 6 S 107 114 Klaus Jurgen Herrmann Zur Geschichte der Juden in Schwabisch Gmund in ostalb einhorn 4 1977 S 271 274 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Imhofstrasse Schwabisch Gmund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Klaus Jurgen Herrmann Schwabisch Gmund und die Juden im Mittelalter aus 850 Jahre Stadtgeschichte Schwabisch Gmund 2012 auf schwaebisch gmuend deEinzelnachweise Bearbeiten a b Ein Haus mit vielen Ratseln Gebaude in der Imhofstrasse 9 wird landesweit bekannt SWR sendet am Freitag Beitrag zum Haus In Gmunder Tagespost vom 18 August 2016 a b Zuschuss fur judisches Erbe Denkmalstiftung Baden Wurttemberg fordert den Erhalt des Gebaudes Imhofstrasse 9 mit 100 00 Euro In Gmunder Tagespost vom 16 August 2016 Hans Wolfgang Bachle Abriss oder Erhalt Rechbergsche Scheuer auf dem Deyhle Areal vor ungewisser Zukunft ein Beitrag zur Stadtgeschichte In Gmunder Tagespost vom 6 April 2005 Kuno Staudenmaier Ende einer Gebaude Odyssee Sanierung der Rechbergschen Scheuer unterm Konigsturm hat begonnen In Gmunder Tagespost vom 5 August 2016 Einordnung durch Angaben im Artikel Wohl das alteste Haus in Gmund auf remszeitung de vom 12 Marz 2016 48 79903 9 79947 Koordinaten 48 47 56 5 N 9 47 58 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Imhofstrasse Schwabisch Gmund amp oldid 218515340