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Die Humanistenbibliothek franzosisch Bibliotheque humaniste in Schlettstadt besitzt eine bedeutende Sammlung von Werken aus Renaissance und Humanismus von denen ein Teil heute zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehort HumanistenbibliothekHauptlesesaal der Bibliothek nach der Umgestaltung durch Rudy Ricciotti 2018 Bibliothek des Beatus Rhenanus mit Buste von Johannes MentelinDas alteste Buch der Bibliothek eine merowingische Handschrift aus dem 7 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bibliothek der Lateinschule 1 2 Bibliothek des Beatus Rhenanus 1 2 1 Entstehung 1 2 2 Welterbe 1 2 3 Besonderheiten 1 3 Vereinte Bibliotheken 2 Gegenwart 3 Architektur 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBibliothek der Lateinschule Bearbeiten Die Humanistenbibliothek in Schlettstadt hat ihre Wurzeln in der Tatsache dass die Lateinschule Schlettstadt an der Wende vom 15 zum 16 Jahrhundert ein weit uber die Region hinaus bedeutender Ort der Bildung war Eine ganze Reihe von Humanisten erhielten hier ihre Ausbildung Der historische Bibliotheksbestand setzt sich weitgehend aus ihren Nachlassen zusammen Da Bucher und Handschriften nur in geringer Auflage hergestellt wurden die Herstellung selbst kostspielig war stellten sie auch materiell einen hohen Wert da Die Stiftungen zugunsten der Bibliothek begannen mit dem Vermachtnis des Pfarrers Johannes von Westhuss der 1452 seine Bucher der Pfarrkirche St Georg vermachte alles noch Handschriften 1 Eng verbunden mit St Georg war die Lateinschule von Schlettstadt die so zum Grundstock einer eigenen Bibliothek kam Johannes von Westhuss liess einen geeigneten Raum fur die Aufbewahrung der Bucher mit Arbeitsplatzen einrichten an denen Schuler die Werke abschreiben konnten Lehrer und ehemalige Schuler der Lateinschule erganzten der Bibliothek um weitere Bucher Zu den Stiftern gehorten Ludwig Dringenberg 1410 1477 ab 1441 Lehrer der ortlichen Lateinschule Jakob Wimpfeling 1450 1528 Johannes Fabri 1504 1558 und Martin Ergersheim Letzterer schenkte 1535 mehr als 100 Bucher Inzwischen befanden sich nachdem in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts die Ausbreitung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern rasant um sich griff zunehmend Drucke unter den geschenkten Buchern wertvolle Inkunabeln 2 1579 erfolgte eine weitere Schenkung durch den in Schlettstadt geborenen Jakob Oechsel Taurellus Notar und kaiserlicher Sekretar 3 Bibliothek des Beatus Rhenanus Bearbeiten Entstehung Bearbeiten 1547 starb Beatus Rhenanus und vermachte seine fur damalige Verhaltnisse riesige Privatbibliothek die er an seinen Studien und Wirkungsorten Strassburg Basel Paris und Schlettstadt zusammengetragen hatte der Stadt Schlettstadt Die Bibliothek war schon damals beruhmt und von unschatzbarem Wert Sie umfasste 600 Bande wobei nach damaligem Brauch auch mehrere Werke zu einem Band zusammengebunden waren in diesem Fall bis zu 24 Die Bibliothek wurde zunachst im Stadtarchiv untergebracht damals aber nicht komplett inventarisiert Deshalb ist davon auszugehen dass einige Werke im Laufe der Zeit abhandenkamen So gab es 1709 einen Streit zwischen der Stadt und ortlich ansassigen Jesuiten uber ausgeliehene und nicht zuruckgegebene Bucher 4 Erst 1739 veranlasste Johann Daniel Schopflin die erste vollstandige Erfassung des damaligen Bestandes der Bibliothek 5 Die Bibliothek des Beatus Rhenanus ist die einzige grossere Humanistenbibliothek die nahezu vollstandig als Ganzes erhalten ist Andere grosse Bibliotheken wie die des Erasmus von Rotterdam oder Johannes Reuchlin wurden nach dem Tod ihrer Besitzer zerstreut Gegen Ende des 17 Jahrhunderts erhielt die Bibliothek einen neuen Raum im Zollgebaude am Kornmarktplatz in Schlettstadt Dort wurde 1843 das Kornhaus gebaut 6 Welterbe Bearbeiten Die Bibliothek von Beatus Rhenanus wurde am 24 April 2011 in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenommen 7 Besonderheiten Bearbeiten 2015 fand der amerikanische Forscher James Hirstein im Bestand der Bibliothek des Beatus Rhenanus ein Exemplar von Martin Luthers Von der Freiheit eines Christenmenschen von 1520 mit Luthers eigenen handschriftlichen Anmerkungen und Anderungen fur die zweite Auflage die 1521 in Basel erschien 8 Vereinte Bibliotheken Bearbeiten 1757 wurden die beiden Bibliotheken in einem Raum des Turms der St Georgskirche vereinigt 1774 ernannte der Magistrat erstmals einen Bibliothekar und erliess eine Benutzungs Verordnung 9 Die Franzosische Revolution verschonte die Bibliothek ganz im Gegenteil erhielt sie sogar noch Erganzungen aus den Bibliotheken von im Zuge der Revolution aufgelosten geistlichen Einrichtungen 1841 beschloss der Magistrat eine offentliche Bibliothek einzurichten Grundlage war der uberkommene Bestand Die Bibliothek wurde im zweiten Stock des Rathauses eingerichtet Neben weiter eingehenden Spenden und Nachlassen wurde nun auch systematisch Literatur angekauft und die Bibliothek wuchs standig 10 Die Raume im Rathaus wurden zu eng Zugleich war aufgrund wirtschaftlicher Entwicklungen das Kornhaus der Stadt Schlettsadt inzwischen zu gross So wurde eine Halfte des Gebaudes fur die Nutzung durch die Bibliothek freigeraumt modern umgebaut und am 6 Juni 1889 eroffnet Schon damals gab es hier museal gestaltete Raume in denen die wertvollsten Bucher ausgestallt waren 11 Im Ersten Weltkrieg wurde die Bibliothek in den Keller des Kornhauses evakuiert im Zweiten Weltkrieg 1939 zunachst im Chateau de Hautefort im Departement Dordogne Nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht kam sie nach Schlettstadt zuruck um 1942 aus Angst vor Luftangriffen erneut ausgelagert zu werden diesmal in Kellerraume der Hohkonigsburg Trotz all dieser Transporte uberstand der Bestand den Krieg ungeschmalert 12 1953 erhielt die Bibliothek anlasslich des 500 Jahrestages der Schenkung von Pfarrer Johannes von Westhuss einen neuen Lesesaal im ersten Stock des Kornhauses Einige Jahre spater wurden die wertvollsten Objekte auch wieder offentlich ausgestellt 13 Gleichzeitig war die Bibliothek aber weiter auch die offentliche Bucherei der Stadt Letztere Funktion wurde Mitte der 1990er Jahre an ein interkommunales Medienzentrum abgegeben 14 Die Bibliothek war 2012 13 Teil der zweisprachigen Drei Lander Ausstellung zum Oberrheinischen Humanismus hier unter dem Titel Zwischen Basel und Schlettstadt Der Humanismus im 16 Jahrhundert 15 Gegenwart BearbeitenDie Bibliothek ist auch ein offentliches Museum in dem die bedeutendsten Werke gezeigt werden Gleichzeitig sind die historischen Bucher fur die Forschung zuganglich Die Sammlung umfasst 550 Inkunabeln 460 mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften 2200 Druckwerke aus dem 16 Jahrhundert 1600 Druckwerke aus dem 17 Jahrhundert und 2600 Druckwerke aus dem 18 Jahrhundert 16 Insgesamt hat die Bibliothek einen Buchbestand von 72 000 Einheiten 17 Daneben werden auch sakrale oberrheinische Kunstwerke aus dem 15 und 16 Jahrhundert aufbewahrt und ausgestellt Architektur BearbeitenDas historische Kornhaus wurde ab 2016 komplett entkernt 18 Im Zuge der Arbeiten fand auch eine archaologische Ausgrabung statt bei der neben zahlreichen Zeugnissen des Alltagslebens des 15 und 16 Jahrhunderts auch ein Friedhof aus der Merowingerzeit angeschnitten wurde Das Gebaude erhielt eine neue Raumstruktur im ersten Obergeschoss befindet sich der grosse Ausstellungssaal und der Lesesaal Von 2014 bis 2018 wurde das historische Gebaude um einen Neubau von Rudy Ricciotti erweitert Die Wiedereroffnung fand am 18 Juni 2018 statt 19 Es stehen jetzt 2 500 m zur Verfugung davon fast 500 m fur Ausstellungen sowie zusatzliche Raume fur Konferenzen und andere Veranstaltungen 20 Literatur BearbeitenBibliotheque humaniste de Selestat Cinquieme centenaire de la naissance a Selestat de Beatus Rhenanus Exposition a la Bibliotheque humaniste de Selestat 2 mai 31 decembre 1985 Selestat 1985 Benjamin Fendler Bibliotheque Humaniste Schatz der Renaissance Bibliotheque Humaniste Selestatt vor 2023 Ohne ISBNWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Humanistenbibliothek in Schlettstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der BibliothekWebseite der Freunde der Humanistenbibliothek Schlettstadt mit Fotos R Dringenberg Ludwig Dringenberg ein gelehrter Westfale im Elsass Essen 2003 pdf 274 kB Einzelnachweise Bearbeiten Fendler S 8 Fendler S 9 Fendler S 9f Fendler S 13 Fendler S 14 Fendler S 13 Beatus Rhenanus Library In Memory of the World Register UNESCO 2011 abgerufen am 5 Juli 2013 englisch Werk von Martin Luther in einer Bibliothek im Elsass entdeckt Kleine Zeitung vom 21 Mai 2015 abgerufen am 21 Mai 2015 Fendler S 14 Fendler S 14 Fendler S 15 Fendler S 15 Fendler S 15 Fendler S 17 Ausstellungsbeschreibung Zahlen und Daten auf der Webseite der Bibliothek Stand 2011 archivierte Seite abgerufen am 11 10 2023 Hompage der Bibliothek abgerufen am 11 10 2023 Fendler S 17 Hompage der Bibliothek abgerufen am 11 10 2023 Laurent Nass La Nouvelle Jeunesse de la Bibliotheque humaniste In Les Saisons d Alsace Nr 76 DNA Strasbourg 2022 S 4 ff Weltdokumentenerbe in Frankreich Erklarung der Menschen und Burgerrechte 2003 Appell vom 18 Juni 2005 Bibliotheca Corviniana 2005 Einfuhrung des metrischen Dezimalsystems 2005 Filme der Bruder Lumiere 2005 Teppich von Bayeux 2007 Bibliothek der Zisterzienserabtei Clairvaux zur Zeit von Pierre de Virey 2009 Bannregister von Chatelet 2011 Bibliothek des Beatus Rhenanus 2011 Lichtspiele von Emile Reynaud 2015 Louis Pasteur Archiv 2015 Mappa mundi d Albi 2015 Archive von Pere Castor 2017 Normdaten Korperschaft GND 26829 X lobid OGND AKS LCCN n86872743 VIAF 136801929 48 260399 7 455038 Koordinaten 48 15 37 4 N 7 27 18 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Humanistenbibliothek in Schlettstadt amp oldid 238193110