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Hollerland bezeichnete ursprunglich eine Kulturlandschaft im Norden und Osten Bremens die von hollandischen Siedlern im 12 Jahrhundert urbar gemacht wurde der sogenannten Hollerkolonisation Zum historischen Goh Hollerland gehorten auch die heutigen Bremer Stadtteile Horn Lehe und Oberneuland sowie Teile vom Ortsteil Borgfeld und vom Stadtteil Osterholz Durch die Anlage ausgedehnter Vorstadtsiedlungen vor allem seit den 1960er Jahren sind von der ursprunglichen von den Hollandern urbar gemachten Kulturlandschaft nur noch Reste erhalten geblieben Heute bezeichnet man nur noch den im Stadtteil Horn Lehe gelegenen und als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Teil als Hollerland Morgennebel uber dem Hollerland Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Naturschutzgebiet 2 1 Pflanzenwelt 2 2 Tierwelt 3 Burgerinitiative fur die Erhaltung des Hollerlandes 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Medien 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte Bearbeiten1106 erschienen zur Zeit der Regierung des Konigs Heinrich IV in Bremen sechs Manner aus Utrecht Holland Angefuhrt durch einen Priester namens Heinrich boten sie dem Erzbischof Friedrich an das sumpfige Odland um Bremen zu entwassern und zu bewirtschaften Der Erzbischof kam dem Ersuchen nach und schloss mit ihnen einen Vertrag In dem Vertrag verpflichteten sich die Siedler das Land urbar zu machen in jedem Jahr fur jede Hufe mit einer Lange von 720 und einer Breite von 30 Konigsruten einen Pfennig zu entrichten und den Zehnten des Ertrages abzufuhren Die Siedler unterwarfen sich der Synodalgerichtsbarkeit und Verfassung der Utrechter Kirche Ihre weltlichen Rechtshandel durften sie unter sich selbst entscheiden ohne von einem fremden Richter beeintrachtigt zu werden Durch dieses Hollerrecht waren sie gegenuber gewohnlichen norddeutschen Bauern privilegiert 1 2 Der Name Hollerland leitete sich von der Kolonisation des Gebietes durch hollandische Siedler ab 1188 wurde es Hollandria oder auch Nova terra genannt Die Vogtei des Gebietes gehort zunachst zu den im Umland regierenden Welfen Sie war seit 1219 beim Erzbischof von Bremen Um 1212 bis 1220 wurde das Hollerland eine Landgemeinde von Bremen An die Stelle mehrerer Vogte war seit Anfang des 14 Jahrhunderts das Goh Hollerland zustandig Zum Goh gehorten auch die Dorfer Horn Osterholz 1426 Oberneuland und Rockwinkel Der Gohgrafe war der Richter des Gohs und Vorsitzender des Gohgerichts Das Gericht tagte bei der Uppe Angst genannten Gerichtsstatte Auf dem Ruten in Rockwinkel Die alten Geschworenengerichte blieben bestehen Gohgrafe waren zunachst Bremer Ministerialen Beamte aus der Familie Monik bzw von der Helle die als Anhanger des Erzbischofs auf Gut Hodenberg residierten Seit 1500 wurden die Gohgrafe aus dem Bremer Rat gewahlt Da Schwachhausen und Hastedt nicht der Reichsstadt sondern dem Erzstift Bremen unterstanden wurden die Grenzen des Hollerlandes nicht nur im Norden gesichert wo der Wummedeich gleichermassen als Landwehr diente sondern auch nach Suden und Sudwesten wo die Landwehr nach einem Bogen um das Dorf Osterholz dem Vahrer Fleth folgte heute am Strassenzug Vahrer Strasse In der Vahr Burgermeister Spitta Allee zu erkennen 1598 wurden Hollerland und Blockland zusammengefasst Mit dem Zweiten Stader Vergleich 1741 kam aber das Gebiet des Gohgerichtes Blockland mit Ausnahme des Oberblocklandes unter die Hoheit des Kurfurstentums Hannover wobei Bremen allerdings die Gerichtsbarkeit behielt Auf dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 erhielt Bremen die Landeshoheit zuruck Als Kirchspiel war anfanglich fur das Hollerland nur das Kirchspiel Horn zustandig und spater fur den ostlichen Teil des Hollerlandes das Kirchspiel Oberneuland sowie fur den nordlichen Teil das Kirchspiel Borgfeld Nach der Bremer Franzosenzeit mit seinen Kantonen im Departement der Wesermundungen von 1811 bis 1814 wurde seit 1815 das Hollerland durch den Landherren auf dem rechten Weserufer im Landherrnamt regiert Seit 1946 sind fur das Hollerland die Ortsamter von Horn Lehe Oberneuland und Osterholz zustandig Naturschutzgebiet Bearbeiten nbsp Blick von der Spitze des Bremer Fallturms auf das Hollerland vorne die A 27Das Naturschutzgebiet westliches Hollerland umfasst einen 293 ha grossen Restteil der von Hollandern urbar gemachten Kulturlandschaft im Stadtteil Horn Lehe zwischen Kuhgrabenweg Lehesterdeich Hollergrund und Autobahn A 27 Mit Wirkung vom 3 April 1985 wurden Dreiviertel des westlichen Gebietes unter Schutz gestellt eine Erweiterung erfolgte im Jahre 1991 Das zur Entwasserung angelegte etwa 90 km lange Grabennetz ist zusammen mit dem grossraumig naturvertraglich genutzten Feuchtgrunland ein uberregional bedeutender Lebensraum fur seltene Tiere und Pflanzen wie zum Beispiel fur mehrere hunderttausend Krebsscheren Im Norden grenzt es an das Naturschutzgebiet Untere Wumme Pflanzenwelt Bearbeiten Im Gebiet wachsen mehr als 40 gefahrdete Pflanzen der Roten Liste Besondere Bedeutung kommt der Pannlake zu einer Binnensalzstelle deren Quelle aus dem Salzstock Lilienthal entstammt In der Pannlake wachsen Erdbeerklee Salz Binse Brackwasserrohrichte und grossere Bestande von Salzteich und Strandsimse die sonst nur im Kustenbereich anzutreffen sind Tierwelt Bearbeiten Das Hollerland zahlt zu den wertvollsten Brutgebieten fur Wiesenvogel wie Uferschnepfe Bekassine Kiebitz und Rotschenkel fur die Zugvogel ist es wichtiges Vogel Rastgebiet Auf Grund des dichten Grabennetzes zahlreicher Senken und Kleingewasser hat das Hollerland ebenfalls eine herausragende Bedeutung fur Amphibien und Insekten insbesondere Libellen Es wurden bislang 26 Libellenarten darunter die hier sehr haufige Grune Mosaikjungfer Libellenart die mit der in den Graben des Hollerlandes weit verbreiteten Krebsschere eine Symbiose zur Fortpflanzung eingeht In den Graben leben unter anderem die Fischarten Moderlieschen Steinbeisser und Schlammpeitzger die bundesweit gefahrdet sind Burgerinitiative fur die Erhaltung des Hollerlandes Bearbeiten nbsp Emblem der Burgerinitiative HollerlandSeit 1978 kampften Naturschutzer um Gerold Janssen 1923 2012 die sich in der Burgerinitiative fur die Erhaltung des Hollerlandes zusammengeschlossen haben um den Erhalt dieser einmaligen norddeutschen Kulturlandschaft mit schutzenswerten Pflanzen und Tieren In den 1960er Jahren wurden von der Neuen Heimat weite Flachen des Hollerlandes aufgekauft um sie einer Bebauung zuzufuhren Ahnlich wie die Neue Vahr sollte hier ein riesiges Wohngebiet die Hollerstadt mit 15 000 Wohneinheiten fur annahernd 50 000 Einwohner entstehen Geplant waren auch Arbeits Einkaufs und Sportstatten einschliesslich einer Regattastrecke Angesichts nachlassender Nachfrage der wachsenden Kritik an Grossvorhaben und des Baulandskandals wurde die Planung zunachst eingestellt 1977 wurden die Planungen durch den Bausenator Stefan Seifriz mit der Vorlage einer Pilotstudie der sogenannten Osthaus Studie wieder aufgenommen Die daraufhin von Gerold Janssen dem Horner Pastor Friedrich Bode und Dieter Stratmann gegrundete Burgerinitiative zur Abwehr der Hollerstadt begann mit der Mobilisierung der Burger gegen die neuerlichen Plane Auf Drangen der Burger und Naturschutzer schaltete der Bausenator den Wissenschaftler Professor Pflug aus Aachen zur Erstellung eines landschaftsokologischen Gutachtens ein Die erste Skizze Pflugs in der er das Hollerland aufteilt in Naturschutzgebiet und vorgeschlagene Bauflachen wurde den Politikern als Endgutachten vorgelegt Die Baudeputation beschloss eine Teilbebauung des Hollerlandes 270 ha sollten als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden Damit war die Hollerstadt gestorben Die BI benannte sich um in Burgerinitiative fur die Erhaltung des Hollerlandes Im Juli 1984 musste das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren fur den Bau eines Schmutzwasserkanals in die Bremer Stadthalle verlegt werden die Proteste der Teilnehmer fuhrten zum Abbruch der Versammlung und damit zur Verzogerung der Massnahme um ein Jahr Die BI liess schutzenswerte Flora und Fauna von Professoren der Bremer Uni kartieren sammelte Unterschriften gegen die Hollerlandbebauung organisierte eine vielbeachtete Ausstellung in der unteren Rathaushalle des Bremer Rathauses und legt einen gemalten Naturlehrpfad mit Spruchen wie hier kurvte die Mosaikjungfer oder hier leuchtete das Nachtpfauenauge auf den Wegen um das Hollerland an 1985 wurden dann mehr als 3 4 des westlichen Hollerlandes als Naturschutzgebiet ausgewiesen 1986 erhielt die Burgerinitiative von der Umweltsenatorin Evi Lemke den Umweltschutzpreis und ubergab zahlreiche Proteste von Libellenspezialisten aus der ganzen Welt gegen die Zerstorung der Libellenbiotope Im gleichen Jahr errang die erstmals zur Deichverbandswahl auftretende von der BI und dem BUND ins Leben gerufene Naturschutzliste unter dem Motto Deichschutz ja Naturzerstorung nein auf Anhieb die Mehrheit der Sitze Der Vorstand setzt sich aus vier Umweltschutzern und einem Landwirt zusammen Gerold Janssen wurde zum Deichhauptmann gewahlt Im Oktober 1989 kam es zum Hollerland Kompromiss Bausenator Konrad Kunick der Sprecher der Baudeputation Schreiber und der Umweltschutzer Janssen legten die Baugrenze zwischen dem zu bebauenden Hollergrund und den in das Naturschutzgebiet einzubeziehenden Flachen des Hollerwaldes und der westlichen Wiesenflachen fest Auch nach Ausweisung als NSG gab es immer wieder Plane das Hollerland zu bebauen Im Gesprach waren z B der Bau einer Technologiestadt 2003 eine Nutzung als Gewerbegebiet und immer wieder der Bau einer Schnellstrasse durch das Gebiet Hollerlandtrasse Einer Initiative des Beirates Borgfeld zum Bau einer Trasse erteilen samtliche politische Parteien eine Absage 3 2004 ist das Naturschutzgebiet Westliches Hollerland mit 293 ha das drittgrosste in Bremen nach uber 25 jahriger Auseinandersetzung endgultig unter den Schutz der Fauna Flora Habitat Richtlinie gestellt worden Fur seinen Einsatz gegen die Bauunternehmen erhielt Janssen 2009 den Burgerpreis der Bremer Sparkasse 4 Siehe auch BearbeitenListe der Naturschutzgebiete in der Freien Hansestadt BremenLiteratur Bearbeiten800 Jahre Horn Lehe Hrg Kirchengemeinden Horn I und II Ortsamt und Burgerverein Horn Lehe Gerold Janssen u Dieter Mazur Hor ich recht Trasse durch das Hollerland Die spinnen wohl Bremen 1999 Gerold Janssen Hier weiht de Wind Hande weg vom Hollerland Donat Verlag Bremen ISBN 978 3 938275 24 5 Michael Koppel Horn Lehe Lexikon Edition Temmen Bremen 2012 ISBN 978 3 8378 1029 5 Senator fur Frauen Gesundheit Jugend Soziales und Umweltschutz Hrg Naturschutzgebiete und Naturschutzarbeit in Bremen Bremen 1999 E Dunzelmann Zur Geschichte des Bremischen Landgebietes In Bremisches Jahrbuch Band 15 Bremen 1889 S 96 117 Medien BearbeitenDer Traum des Gerold Janssen Buch Kamera Schnitt Jorg Streese streese film produktion D 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Chronik fur Oberneuland aus der Geschichte Abgerufen am 27 Juli 2022 Chronik Horn Lehe aus der Geschichte Abgerufen am 27 Juli 2022 Maren Brandstatter Hollerland bleibt tabu In Stadtteil Kurier vom 17 Marz 2022 Nr 64 S 1 Vorausschauend engagiert Der Deutsche Burgerpreis in Bremen Sparkasse Bremen 23 Oktober 2017 abgerufen am 27 Juli 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hollerland Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chronik Horn Lehe Burgerinitiative fur die Erhaltung des Hollerlandes Nr 4 Westliches Hollerland Leherfeld Naturschutzgebiete Die Senatorin fur Umwelt Klima und Wissenschaft Westliches Hollerland Leher Feld Erlebnisraum Natur Internetprasentation der Bremer Naturschutzbehorde mit Informationen Detailkarten und Download Bereich fur Faltblatter zu Schutzgebieten im Land BremenNaturschutzgebiete in der Freien Hansestadt Bremen Borgfelder Wummewiesen Dullhamm Dunger See Eispohl Sandwehen und Heideweiher Grambker Feldmarksee Hammersbecker Wiesen Hochwasserschutzpolder zwischen Senator Apelt Strasse und Neustadter Hafen Krietes Wald Im Holze Kuhgrabensee Luneplate Neue Weser Ochtumniederung bei Brokhuchting Ruschdahlmoor Am Stadtwaldsee Uni Wildnis Untere Wumme Vogelschutzgebiet Arsten Habenhausen Vogelschutzgeholz Sodenmatt Werderland Weserportsee Westliches Hollerland Leher Feld mit Erweiterung 53 119444444444 8 8666666666667 Koordinaten 53 7 10 N 8 52 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hollerland amp oldid 236547974