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Die in Berlin ansassig gewesene Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums HWJ bestand als akademische Forschungs und Studieneinrichtung von 1872 bis 1942 Ehemaliges Hochschulhaus in der Tucholskystrasse 9 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Schlussphase 3 Nachgeschichte und Situation seit den 1990er Jahren 4 Akademie fur die Wissenschaft des Judentums 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums wurde am 6 Mai 1872 in Berlin als unabhangige Lehranstalt zum Zwecke der Erhaltung Fortbildung und Verbreitung der Wissenschaft des Judentums eroffnet Zu ihren Grundungsmitgliedern gehorten Abraham Geiger Ludwig Philippson und Salomon Neumann Die Initiative und finanzielle Erstausstattung geht auf das Engagement des Berliner Stadtrates Moritz Meyer 1869 welcher die Idee fur die Lehranstalt hatte sein Vermogen der Einrichtung vermachte und dessen Sohn Paul spater im Kuratorium sass 1 und des Volkerpsychologen Moritz Lazarus zuruck Ein eigenes Gebaude in der damaligen Artilleriestrasse 14 heute Tucholskystrasse 9 in Berlin Mitte erhielt die Hochschule im Jahr 1907 Von 1883 bis 1922 und erneut von 1933 bis 1942 trug sie den Namen Lehranstalt fur die Wissenschaft des Judentums 2 Die Hochschule sollte die unparteiische an keine religiose Richtung gebundene wissenschaftliche Forschung und Lehre zur Grundlage haben das Gesamtgebiet der Wissenschaft des Judentums behandeln und allen Studierenden ohne Unterschied des Glaubens und der Fakultat zuganglich sein In der Folgezeit wurde sie aber mehr fur die wissenschaftliche Ausbildung von Rabbinern und Religionslehrern ausgebaut Ab Juni 1923 beginnend mit dem Heft 1 Nissan bis Siwan 5683 3 gab die Hochschule die welterste hebraischsprachige wissenschaftliche Zeitschrift heraus 4 den ד ב יר מ א ס ף ע ת י ל ח כ מ ת י ש ר א ל Dvir Me assef ʿitti le Chochmat Jisra el deutsch Dvir Periodische Sammlung zur Weisheit Israels d h Wissenschaft des Judentums redigiert von den Hochschullehrern Ismar Elbogen Jakob Nachum Epstein und Harry Torczyner und verlegt in Kooperation von Chaim Nachman Bialiks Berliner Hōza at Dvir und Judischem Verlag 5 Beruhmte Lehrer waren unter anderem Leo Baeck David Cassel Hermann Cohen Ismar Elbogen Ernst Grumach Julius Guttmann Leopold Lucas Chajim Steinthal Eugen Taubler Naftali Herz Tur Sinai Max Wiener Zu den Schulern zahlten u a Felix Adler Emil Fackenheim Abraham Joshua Heschel Julius Jelski Regina Jonas Emil Kronheim Joseph Lehmann Alex Lewin Samuel Poznanski 1864 1921 Solomon Schechter Julius Cohn Miroslav Salom Freiberger Leo Trepp Martin Salomonski 1901 08 und David Selver Am 28 Juni 1931 eroffnete Rabbiner Leo Baeck die Akademische Gesellschaft Hausmann Stiftung im damaligen Arendsee in der Villa Hausmann mit dem dazu gehorigen Park als Erholungsheim Tagungsort und Treffpunkt fur judische Akademiker In Form der Hausmann Stiftung Adresse Arendsee Dunenstrasse heute Ostseeallee 44 wurde es durch Frau Dr Herta Marcuse gefuhrt Im Eroffnungsjahr hatte das Haus bereits 104 Gaste Auf Grund der Forderung des NSDAP Burgermeisters Richard Rychlik 1908 1985 fasste die Stadtverordnetenversammlung von Arendsee 1935 den Beschluss die bestehende Stiftung aufzulosen da nach ihrer Auffassung keine Stiftungsgrund mehr vorhanden ware Schlussphase BearbeitenWahrend der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Fortbildungskurse fur judische Sozialarbeit eingerichtet Eine Verlegung des Institutes nach London scheiterte Am 19 Juli 1942 wurde die Einrichtung geschlossen und das wertvolle Inventar beschlagnahmt Der einzig verbliebene Lehrer und Rabbiner Leo Baeck wurde 1943 zusammen mit den restlichen Studenten ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert Regina Jonas die an der Hochschule zur Religionslehrerin und in Folge zur ersten Rabbinerin ausgebildet worden war war bereits am 6 November 1942 zusammen mit ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert worden Nachgeschichte und Situation seit den 1990er Jahren BearbeitenDa es nach der Schliessung der Hochschule keine westeuropaische Rabbinerausbildungsstatte mehr gab wurde 1956 das Leo Baeck College in London gegrundet Grundungsdirektor war der Absolvent der Hochschule der Rabbiner Werner van der Zyl aus Berlin Die ersten Dozenten waren Lehrer der Hochschule wie Rabbiner Leo Baeck Rabbiner Ignaz Maybaum Arjeh Dorfler oder Ellen Littmann Die erste Bibliothekarin J Dorfler war eine ehemalige Bibliothekarin der Hochschule Das ehemalige Hochschulhaus in der Tucholskystrasse 9 wurde vom Zentralrat der Juden in Deutschland erworben und am 19 April 1999 als Leo Baeck Haus eroffnet Es dient dem Zentralrat als Sitz 1979 wurde die Hochschule fur Judische Studien Heidelberg in Tragerschaft des Zentralrates der Juden in Deutschland gegrundet die heute die europaweit grosste Einrichtung ihrer Art ist und uber ein eigenes Promotionsrecht verfugt Sie bietet judischen wie nichtjudischen Studierenden verschiedene wissenschaftsorientierte und gemeindebezogene Bachelor und Masterprogramme einschliesslich Staatsexamensstudiengangen fur Judische Religionslehre an 1999 wurde fur die Ausbildung liberaler Rabbiner das Abraham Geiger Kolleg an der Universitat Potsdam gegrundet Es erhielt Teile der Bibliothek Leo Baecks die 2006 der Familie restituiert worden waren Am 14 September 2006 wurden die ersten drei Rabbiner in Deutschland seit der Shoa in der Neuen Synagoge Dresden ordiniert Akademie fur die Wissenschaft des Judentums BearbeitenNeben der Hochschule bzw Lehranstalt fur die Wissenschaft des Judentums gab es die ebenfalls in Berlin und zwar im Jahr 1919 als freie Statte der Forschung gegrundete Akademie fur die Wissenschaft des Judentums die auf Initiative Hermann Cohens angeregt durch Franz Rosenzweigs Schrift Zeit ist s zustande kam Sie existierte bis 1934 und startete mit den Sektionen Talmud Allgemeingeschichte Literaturgeschichte Philosophie Statistik und Wirtschaftskunde Innerhalb dieser Akademie gab es ein Forschungsinstitut Fritz Bamberger war einer seiner bekannten Forscher Erster Direktor war Eugen Taubler Eine weitere judische Lehranstalt war die aus dem Nachlass von Veitel Heine Ephraim 1783 gegrundete Veitel Heine Ephraimsche Lehranstalt die sich ebenfalls in Berlin dem Studium des Talmud und der judischen Wissenschaft widmete Ihre Schliessung erfolgte gegen Ende der 1920er Jahre 6 Siehe auch BearbeitenLehrpersonal der Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums Leo Baeck HausLiteratur BearbeitenFestschrift zum 50jahrigen Bestehen der Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums in Berlin Philo Verlag Berlin 1922 auch online in der Freimann Sammlung Judaica Frankfurt Siegmund Kaznelson Hrsg Juden im deutschen Kulturbereich Ein Sammelwerk 3 Ausgabe mit Erganzungen und Richtigstellungen Judischer Verlag Berlin 1962 Kurt Wilhelm Hrsg Wissenschaft des Judentums im deutschen Sprachbereich Ein Querschnitt Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts Bd 16 1 2 ISSN 0459 097X 2 Bande Mohr Siebeck Tubingen 1967 Marianne Awerbuch Die Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums In Reimer Hansen Wolfgang Ribbe Geschichtswissenschaft in Berlin im 19 und 20 Jahrhundert Personlichkeiten und Institutionen Berlin de Gruyter 1992 S 517 551 Herbert A Strauss Die letzten Jahre der Hochschule Lehranstalt des Judentums Berlin 1936 1942 In Julius Carlebach Hrsg Wissenschaft des Judentums Anfange der Judaistik in Europa Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992 S 36 58 Avraham Barkai Oscar Wassermann und die Deutsche Bank Bankier in schwieriger Zeit Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52958 5 Irene Kaufmann Die Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums 1872 1942 Mit einem Beitrag von Daniela Gauding Herausgegeben vom Centrum Judaicum Hentrich amp Hentrich Teetz Berlin 2006 ISBN 3 938485 19 1 Judische Miniaturen Band 50 Christian Wiese Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 3 He Lu Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02503 6 S 75 81 ISBN 978 3 476 02500 5 alle sieben Bande Michael Brenner Akademie fur die Wissenschaft des Judentums In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 1 A Cl Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02501 2 S 20 22 Weblinks BearbeitenHochschule fur die Wissenschaft des Judentums auf der Website des Vereins fur die Geschichte Berlins Berichte der Hochschule fur die Wissenschaft des Judenthums in Compact Memory Als NS Raubgut identifizierte Bucher aus dem Bestand der Hochschule fur die Wissenschaft des JudentumsEinzelnachweise Bearbeiten Gabor Lengyel Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn ungarische Horer in Bildungsinstitutionen des deutschen Judentums 1854 1938 LIT Verlag Munster 2012 ISBN 978 3 643 11725 0 S 83 Belegte Schreibweise auch Judenthums z B 1910 Joseph Meisl Umschau Geschichte Bucheranzeige in Der Jude eine Monatsschrift Jg 7 1923 H 10 11 S 661 667 hier S 661seq Michael Brenner Blutezeit des Hebraischen Eine vergessene Episode im Berlin der zwanziger Jahre in Frankfurter Allgemeine Zeitung 23 September 2000 Beilage Ereignisse und Gestalten S III Robert S Schine Hebraische Sprache und Wissenschaft des Judentums Chaim Nachman Bialiks Brief an die Herausgeber der Zeitschrift Dwir in Die Wissenschaft des Judentums Eine Bestandsaufnahme Andreas B Kilcher und Thomas Meyer Hrsg Paderborn Wilhelm Fink 2015 S 139 145 hier S 140 ISBN 978 3 7705 5784 4 Veitel Heine Ephraim sche Lehranstalt Berlin Normdaten Korperschaft GND 4455517 9 lobid OGND AKS LCCN nr93018761 VIAF 124901850 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums amp oldid 238551426