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Ludwig Philippson 28 Dezember 1811 in Dessau gestorben 29 Dezember 1889 in Bonn war ein deutscher Schriftsteller und Rabbiner Er war ein Verfechter humanitarer und liberaler Ideen und ein Wortfuhrer fur die Rechte der Juden welcher ihre Rechtsstellung in Preussen festigte 1 Ludwig PhilippsonGrabstein fur Ludwig Philippson auf dem judischen Friedhof Bonn Castell Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wurdigung 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wurdigung BearbeitenPhilippson war Sohn des Moses Philippson 1775 1814 der in Dessau eine hebraische Druckerei hatte und auch eigene Schriften und Bucher herausgab und der Marianne Mehrle Wust 2 Nach dem fruhen Tod des Vaters kummerte sich fortan sein alterer Bruder Phobus Moses Philippson um die Ausbildung des damals zweijahrigen Ludwig Von 1815 bis 1824 war er Schuler der Franzschule fur Hebraische und Deutsche Sprache Herzogliche Franzschule in Dessau unter anderem bei Gotthold Salomon 3 1825 studierte er am Dessauer Bet Midrasch bei Talmudlehrer H Cohn Er wurde am 9 April 1826 in die Lateinische Schule in Halle aufgenommen 4 Nach der Reifeprufung Abitur nahm Philippson am 27 Oktober 1829 ein Studium der Philosophie an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin auf und besuchte dort bis 1833 Vorlesungen Hegels Steffens besonders aber der klassischen Philologie Boeckhs 3 Erste Arbeiten veroffentlichte er unter dem Namen seines Bruders Er wurde mit der Arbeit De internarum humani corporis partium cognitione Aristotelis cum Platonis sententia comparata promoviert Nach dem Studium strebte er eine Tatigkeit im Bereich der Philologie in Frankreich an wurde dann Dezember 1833 von der Synagogen Gemeinde zu Magdeburg als Prediger und Lehrer berufen 3 1 Am 10 Marz 1834 legte er die preussische Dienstprufung als geistlicher Lehrer ab Ab 1839 trat er in die Funktion des Rabbiners ein Auch initiierte Philippson ein Programm der burgerlichen Bildung fur Juden im Osmanischen Reich 5 1848 folgte die Wahl zum stellvertretenden Abgeordneten der gemassigt liberalen Seite der Frankfurter Nationalversammlung 3 Philippson weihte am 31 August 1850 die neue Synagoge zu Eisleben und am 14 September 1851 die Alte Synagoge Magdeburg feierlich ein Zu seinem bedeutendsten Werk gehort die Ubersetzung der Hebraischen Bibel und die Grundung der Israelitischen Bibelanstalt 1859 Dieses Ubersetzungswerk beschaftigte ihn Jahrzehnte und pragte die judische Glaubenspraxis vor allem in Deutschland bis weit ins 20 Jahrhundert 1837 begrundete er die Allgemeine Zeitung des Judentums welche als Sprachrohr der judischen Reformbewegung galt 6 und welche Philippson von der ersten Ausgabe am 2 Mai 1837 bis zu seinem Tod im Jahr 1889 herausgab und redigierte Die Zeitung entwickelte sich zu einer der wichtigsten Zeitungen fur liberale Juden in Deutschland Sie erschien zunachst wochentlich dann im 14 taglichen Rhythmus bis zu ihrer Einstellung im April 1922 und ist damit die am langsten erschienene deutschsprachige judische Zeitschrift Der Berliner Gesellschaft der Freunde gehorte Philippson seit 1839 an 1849 trat er die Prasidentschaft des Allgemeinen Lehrervereins der Provinz Sachsen an Am 1 Mai 1855 grundete er das Institut zur Forderung der israelitischen Literatur welches 18 Jahre existierte und in dieser Zeit etwa 80 Werke in deutscher Sprache herausgab Darunter Werke aus den Bereichen der judischen Wissenschaft Poesie und der judischen Geschichte so auch sieben Bande des Historikers Heinrich Graetz zur Geschichte der Juden 3 7 1 1855 wurde das Institut von der Regierung des Kaisertum Osterreichs verboten und Philippson der sich 1858 auf einem Besuch in Mailand befand aus dem Gebiet des Kaisertums ausgewiesen 7 Wegen eines Augenleidens welches zur fast vollstandigen Erblindung fuhrte trat er am 1 Mai 1862 in den Ruhestand und zog sich nach Bonn als Ehrenrabbiner zuruck 3 Dort setzte er sich weiterhin als Schriftsteller und Publizist fur die Emanzipation der judischen Bevolkerung Deutschlands ein Er ubersetzte nicht nur theologische Texte sondern veroffentlichte mit den Schwerpunkten Exegese und Homiletik mehrere wichtige Bucher Mit seinem Werk Haben die Juden Jesum gekreuzigt wurde er 1866 uber die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und entfachte damit zum Teil sehr emotional gefuhrte Diskussionen 1868 war Philippson Initiator der liberalen Kasseler Rabbiner Versammlung 3 und der judischen Synode 1869 in Leipzig 1 Er war 1869 einer der Grunder des Deutsch Israelitischen Gemeindebundes und war neben Abraham Geiger und Salomon Neumann an der Ende desselben Jahres erfolgten Grundung der Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums in Berlin beteiligt welche am 6 Mai 1872 eroffnet wurde und deren Kuratorium er ab 1870 angehorte 3 8 Philippson war ab 1835 verheiratet mit Julie geb Wolffstein welche 1843 verstarb Danach heiratete er 1844 Mathilde geb Hirsch 1822 1891 eine Tochter des Moses Hirsch 3 9 Seine zwei Tochter aus erster Ehe heirateten die Rabbiner Tobias Cohn und Meyer Kayserling Sein Sohn der Historiker Martin Philippson 1846 1916 ubernahm ab 1896 den Vorsitz des Deutsch Israelitischen Gemeindebundes Sein jungstes Kind war der Geograph Alfred Philippson 1864 1953 3 Im Alter von 78 Jahren starb Ludwig Philippson am 29 Dezember 1889 in Bonn Im Jahr 2021 wurde vor dem Grundstuck Julius Bremer Strasse 10 ehem Apfelstrasse in Magdeburg eine Gedenktafel fur Philippson enthullt 10 Werke BearbeitenHyle anthrōpine De internarum humani corporis partium cognitione Aristotelis cum Platonis sententia comparata Berlin 1831 Volltext Saron eine Sammlung von Gedichten 1843 Staat und Religion die religiose Gesellschaft 1845 aus Weltbewegende Fragen in Politik und Religion Aus den letzten dreissig Jahren Erster Theil Politik Baumgartner Leipzig 1868 Volltext dieses Auszugs Abschnitt 84 des Buches PDF 228 kB 19 S Die Entwickelung der Religiosen Idee im Judenthum Christenthum und Islam Leipzig 1847 Neunte Vorlesung Die Religion der Gesellschaft in ihrer Begrundung und Entwickelung In Die Religion der Gesellschaft und die Entwickelung der Menschheit zu ihr dargestellt in zehn Vorlesungen Leipzig 1848 Volltext PDF 228 kB Die politische Gesinnung der Juden 1849 Volltext PDF 68 kB Stimmen und Stimmungen aus der Zeit 1849 Predigt zur Einweihung der neuen Synagoge zu Eisleben am 30 Aug 1850 gehalten Der Verfall der Volker Leipzig 1858 Volltext PDF 81 kB Resultate in der Weltgeschichte 1860 Blicke auf die gegenwartige Weltlage und politische Briefe 4 Am 30 Januar 1861 Die Nationalitaten Leipzig Volltext PDF 83 kB Die industrielle Mission der Juden Leipzig 1861 Volltext PDF 135 kB Der Judenhass der Atheisten und Rothen Leipzig 1862 Volltext PDF 53 kB Die drei Gewalten Leipzig 1862 Volltext PDF 81 kB Die ultramontan und pietistisch feudale Partei Leipzig 1862 Volltext PDF 111 kB Blicke auf die gegenwartige Weltlage und politische Briefe 5 Im Marz 1864 ebenda Volltext PDF 140 kB Judenthum und Deutschthum 1865 ebenda Volltext PDF 96 kB Blicke auf die gegenwartige Weltlage und politische Briefe 7 Im Februar 1866 Leipzig Volltext PDF 122 kB Haben wirklich die Juden Jesum gekreuzigt 1866 diss duisburg de PDF Sepphoris und Rom 1866 Jakob Tirado Geschichtlicher Roman aus der zweiten Halfte des sechszehnten Jahrhunderts Leipzig 1867 Weltbewegende Fragen 1868 69 Stoff und Geist in der Menschheit 1853 In Weltbewegende Fragen in Politik und Religion Aus den letzten 30 Jahren Zweiter Theil Religion Erster Band Allgemeines Zur vergleichenden Religionswissenschaft Leipzig 1869 S 68 81 Volltext PDF 119 kB Gedenkbuch an den Deutsch Franzosischen Krieg 1871 An den Stromen 1872 73 Rath des Heils 1882 Die Rhetorik und judische Homiletik In Briefen und Abhandlungen hrsg v M Kayserling Leipzig 1890 Digitalisat PDF Die Tora Die Funf Bucher Mose und die Prophetenlesungen hebraisch deutsch in der revidierten Ubersetzung von Rabbiner Ludwig Philippson hrsg von Walter Homolka Hanna Liss und Rudiger Liwak Freiburg 2015 Literatur BearbeitenAdolf Brull Philippson Ludwig In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 56 f Meyer Kayserling Ludwig Philippson Eine Biographie 1898 Andreas Bramer Philippson Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 397 f Digitalisat Karl Gutzmer Bearb Die Philippsons in Bonn Deutsch judische Schicksalslinien 1862 1980 Dokumentation einer Ausstellung in der Universitatsbibliothek Bonn 1989 Bonn 1991 Harald Lordick Beata Mache nahm in Hauptsachen so entschieden das Wort L Philippson Rabbiner und Publizist 1811 1889 In Kalonymos 14 Jg Heft 4 Dezember 2011 S 1 6 zahlr Abb Online Ausgabe PDF 1 0 MB Hans Otto Horch Auf der Zinne der Zeit Ludwig Philippson der Journalist des Reformjudentums In Bulletin des Leo Baeck Institutes 86 1990 S 5 21 Elias S Jungheim Auf der Suche nach einer Religiositat ohne zu frommeln Aschkenas 2020 30 1 S 79ff George Y Kohler Ein notwendiger Fehler der Weltgeschichte Ludwig Philippsons Auseinandersetzung mit dem Christentum In Gorge K Hasselhoff Hrsg Die Entdeckung des Christentums in der Wissenschaft des Judentums Berlin 2010 S 33 62 Michael Nagel Allgemeine Zeitung des Judentums In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 1 A Cl Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02501 2 S 36 42 Johanna Philippson The Philippsons a German Jewish Family 1775 1933 In Leo Baeck Institute Yearbook 7 1962 S 95 118 englisch Johanna Philippson Ludwig Philippson und die Allgemeine Zeitung des Judentums In Hans Liebeschutz Arnold Paucker Hrsg Das Judentum in der deutschen Umwelt 1800 1850 Tubingen 1977 S 243 291 Fabian Wilhelmi Die Zerstorung des Zweiten Jerusalemer Tempels in Ludwig Philippsons Der Fluchtling aus Jerusalem 1839 In Rainer Kampling Hrsg Diverse City The Jewish Berlin External Insights Berlin Leipzig 2022 Jahrbuch Selma Stern Zentrum fur judische Studien Berlin Brandenburg 6 S 101 125 Philippson Ludwig In Georg Herlitz Bruno Kirschner Hrsg Judisches Lexikon Ein enzyklopadisches Handbuch des judischen Wissens in vier Banden Band 4 1 Athenaum Frankfurt am Main 1982 ISBN 3 610 00400 2 S 901 Nachdruck Philippson Ludwig Dr In Michael Brocke Julius Carlebach Hrsg bearbeitet von Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 1 Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 K G Saur Munchen 2004 ISBN 3 598 24871 7 S 702 ff Knorzer Heidi La presse juive espace politique transnational entre la France et l Allemagne le cas des Archives israelites et de l Allgemeine Zeitung des Judenthums 1840 1900 in Archives Juives Bd 46 H 2 Paris 2013 Les Belles lettres S 81 96 Knorzer Heidi 1887 La reception de la pensee raciale dans l Allgemeine Zeitung des Judenthums et les Archives israelites in Archives Juives Bd 50 H 2 Paris 2017 Les Belles lettres S 14 33 Knorzer Heidi Publicistes juifs entre France et Allemagne champions de la meme cause Bibliotheque d etudes juives Bd 56 Paris 2016 Honore Champion Editeur Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig Philippson Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ludwig Philippson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Ludwig Philippson in der Universitatsbibliothek JCS Frankfurt am Main Digitale Sammlungen Judaica Erinnerung an Ludwig Philippson im Gemeinschaftsprojekt TSURIKRUFN vom Arbeitskreis selbstandiger Kultur Institute 2021 Digitalisierte Werke von Ludwig Philippson in der Bibliothek des Leo Baeck InstitutsEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Georg Herlitz Bruno Kirschner Hrsg Judisches Lexikon Ein enzyklopadisches Handbuch des judischen Wissens in vier Banden Band 4 1 Athenaum Frankfurt am Main 1982 ISBN 3 610 00400 2 S 901 Nachdruck zur Familie Philippson insgesamt siehe Astrid Mehmel Philippson In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 395 Digitalisat a b c d e f g h i j Philippson Ludwig Dr In Michael Brocke Julius Carlebach Hrsg bearbeitet von Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 1 Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 K G Saur Munchen 2004 ISBN 3 598 24871 7 S 702 ff Halle Franckesche Stiftungen AFSt S L8 S 57 Knorzer Heidi La presse juive espace politique transnational entre la France et l Allemagne le cas des Archives israelites et de l Allgemeine Zeitung des Judenthums 1840 1900 In Archives Juives Band 46 Nr 2 Les Belles lettres Paris 2013 S 87 Georg Herlitz Bruno Kirschner Hrsg Judisches Lexikon Ein enzyklopadisches Handbuch des judischen Wissens in vier Banden Band 4 1 Athenaum Frankfurt am Main 1982 ISBN 3 610 00400 2 S 1104 Nachdruck a b Gotthard Deutsch S Mannheimer Institut zur Forderung der Israelitischen Literatur In Jewish Encyclopedia Abgerufen am 29 Dezember 2016 Hochschule fur die Wissenschaft Verein fur die Geschichte Berlins abgerufen am 29 Dezember 2016 Dieser war ein Onkel des sozialliberalen Gewerkschaftsfuhrers Max Hirsch Max Hirsch war also obwohl 21 Jahre junger kein Neffe von Philippson wie fast durchweg behauptet wird sondern ein angeheirateter Cousin vgl Wolfgang Ayass Max Hirsch Sozialliberaler Gewerkschaftsfuhrer und Pionier der Volkshochschulen Berlin 2013 Judische Miniaturen 141 S 61 Gedenktafel erinnert an Rabbiner Philippson In Glaube und Heimat vom 12 Dezember 2021 S 7Normdaten Person GND 116176288 lobid OGND AKS LCCN n87893720 VIAF 39529223 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Philippson LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und RabbinerGEBURTSDATUM 28 Dezember 1811GEBURTSORT DessauSTERBEDATUM 29 Dezember 1889STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Philippson amp oldid 237467547