www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Fur den gleichnamigen Rennfahrer siehe Max Wiener Rennfahrer Max Wiener geboren am 22 April 1882 in Oppeln Provinz Schlesien gestorben am 30 Juni 1950 in New York war ein deutscher Rabbiner Philosoph und Theologe Er galt neben Leo Baeck als der bedeutendste Vertreter des liberalen Judentums in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Laufbahn als Rabbiner in Deutschland 1 2 Wissenschaftliche Laufbahn 1 3 Emigrant in Amerika 1939 1950 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenJugend und Laufbahn als Rabbiner in Deutschland Bearbeiten Wiener war eines von vier Kindern des Lederwarenhandlers Isidor Wiener und seiner Frau Amalie geborene Marcus Er wuchs in einem traditionell judisch gepragten aber auch der deutschen Bildung verpflichteten Elternhaus auf Sein Grossvater war der Rabbiner Adolph Wiener 1812 1895 ein Schuler Akiba Egers Seine Heimatstadt Oppeln hat eine bis ins Mittelalter zuruckreichende judische Geschichte Die neuzeitliche Gemeinde entwickelte sich zu einem Vorposten des liberalen Judentums in Oberschlesien Mit Leo Baeck 1873 1956 dem herausragenden deutschen Liberalen des Judentums traf Wiener bereits 1897 zum ersten Mal zusammen als dieser Gemeinderabbiner in Oppeln wurde und Wiener sein Schuler im Religionsunterricht des dortigen Gymnasiums Es entstand zwischen den beiden eine freundschaftliche und spater auch kollegiale Verbindung die bis zu Wieners Emigration nach den USA 1939 anhalten sollte Nach seinem Abitur am Oppelner Koniglichen Katholischen Gymnasium studierte Wiener ab 1902 am konservativen Breslauer Rabbinerseminar dem Judisch Theologischen Seminar Fraenkelscher Stiftung und der liberal gepragten Lehranstalt fur die Wissenschaft des Judentums in Berlin Gleichzeitig belegte er Philosophie und Psychologie an den jeweiligen Universitaten Wiener promovierte 1906 an der Breslauer Universitat uber J G Fichtes Lehre vom Wesen und Inhalt der Geschichte 1907 erfolgte seine Ordination zum Rabbiner Auf Fursprache Leo Baecks wurde Wiener 1908 dessen Assistent in Dusseldorf 1 Wiener war dort vor allem fur den Religionsunterricht zustandig Am 19 April 1912 erhielt Max Wiener in der liberal gepragten Gemeinde Stettin seine erste volle Rabbinatsstelle 1916 grundete Wiener dort ein Gemeindeblatt vor allem um auch Gemeindemitglieder zu erreichen die seine Gottesdienste nicht besuchten 2 Ab Juli 1917 war Max Wiener als Frontrabbiner im Ersten Weltkrieg tatig Er verfasste an der Front regelmassig Berichte an seine Gemeinde die im Gemeindeblatt abgedruckt wurden Nach dem Krieg kehrte er zunachst wieder nach Stettin zuruck widmete sich weiterhin seinen Gemeindeverpflichtungen und intensivierte in der zweiten Halfte der zwanziger Jahre seine wissenschaftlichen Studien An Schawuot 1926 wurde Wiener in sein neues Amt als Berliner Gemeinderabbiner eingefuhrt Auch diese Stelle hatte er der Fursprache Leo Baecks zu verdanken 3 In seiner Berliner Position engagierte sich Wiener wiederum vor allem in der Bildungsarbeit Er leitete die Erwachsenenbildung der Berliner Gemeinden und organisierte Vortragsreihen 4 Ausserdem nahm er in den spaten zwanziger Jahren eine Berufung zum Studentenseelsorger an der Universitat Berlin an Wiener wurde damit der erste und vor dem Krieg einzige deutsche Studentenrabbiner 5 Von 1936 bis 1939 war Wiener Vorstandsmitglied im Kulturbund Deutscher Juden Wissenschaftliche Laufbahn Bearbeiten Eine Bewerbung auf den Hermann Cohen Lehrstuhl fur Judische Philosophie an der Berliner Lehranstalt 1912 war noch erfolglos geblieben nicht zuletzt durch ein Gutachten Cohens in dem dieser ihm eine bedenkliche philosophische Unreife attestierte 6 Doch im Sommersemester 1924 konnte er als Vertretung fur den Philosophen Julius Guttmann zum ersten Mal dort als Hochschuldozent tatig werden Im Wintersemesters 1928 29 lehrte er in Vertretung des Bibelprofessors Harry Torczyner spater Naftali Herz Tur Sinai und im darauf folgenden Wintersemester wiederum in Philosophie in Vertretung fur Julius Guttmann 7 In den folgenden Jahren arbeitete Wiener an seiner Habilitationsschrift Die judische Religion im Zeitalter der Emanzipation mit der er eine Professur fur Philosophie an der Universitat Berlin zu erlangen hoffte Diese schien Wieners Aspirationen auch durchaus positiv gegenuberzustehen 8 Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und mit ihr die Ausschliessung judischer Dozenten von den Universitaten machten jedoch alle Hoffnungen und Plane in dieser Richtung zunichte Wiederum war es die Berliner Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums die Wiener rief und ihm doch noch eine Anstellung als ordentlicher Dozent ermoglichte Nach der Emigration Julius Guttmanns nach Palastina im Jahr 1935 wurde Wiener zu dessen Nachfolger ernannt und hatte dort ab dem Wintersemester 1935 36 den Lehrstuhl im Fachbereich Judische Religionsphilosophie und Ethik bis zu seiner eigenen Emigration 1939 inne Emigrant in Amerika 1939 1950 Bearbeiten Das weitere Leben Wieners steht sehr im Schatten seiner Emigration nach den USA und der damit verbundenen kulturellen Unterschiede die er nie vollig uberwinden konnte Aufgrund einer Einladung des Direktors des Hebrew Union College in Cincinnati Julian Morgenstern gelang Wiener die Ausreise aus Deutschland wenige Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Er erreichte New York am 5 September 1939 Allerdings zerschlug sich schnell Wieners Hoffnung am Hebrew Union College als ordentliches Mitglied des Lehrkorpers in seinen Fachgebieten Bibel oder Philosophie angestellt werden zu konnen Stattdessen wurde ihm lediglich angeboten Praparandenkurse in Mischna und Talmud abzuhalten und auch als 1940 der dortige Philosophieprofessor Zwi Diesendruck starb wurde Wiener dessen Position nicht angeboten 9 1941 vermittelte ihm das College eine Rabbinerstelle in Fairmont einer Kleinstadt in West Virginia Wiener war mit seiner neuen Gemeinde sehr unzufrieden sie erschien ihm unkultiviert und ungebildet 10 Erst 1943 fand Wiener einen Platz an dem er gebraucht wurde Hugo Hahn vermittelte ihm in seiner Gemeinde Habonim in New York eine Stelle als Special Rabbi und Verantwortlicher fur die Bildungsarbeit Es handelte sich um eine deutsche liberale Fluchtlingsgemeinde bei der er Vortrage Kurse und an den hohen Feiertagen auch Gottesdienste hielt Von 1949 bis 1950 war Wiener Prasident der Theodor Herzl Gesellschaft der Zionist Organisation of America Max Wiener starb in New York am 30 Juni 1950 im Alter von 68 Jahren Sein Sohn Theodore Wiener legte das Rabbinerexamen am Hebrew Union College Cincinnati ab und wurde Bibliothekar an der Library of Congress Werke BearbeitenDie Anschauungen der Propheten von der Sittlichkeit Berlin 1909 Schriften der Lehranstalt fur die Wissenschaft des Judenthums Bd 1 Nr 3 4 Zur Geschichte der religiosen Aufklarung In Liberales Judentum Bd 3 1911 S 13 15 155 158 207 210 259 263 274 278 Die Religion der Propheten Frankfurt 1912 Volksschriften uber die judische Religion Bd 1 Nr 1 Zur Geschichte des Offenbarungsbegriffs In Judaica Festschrift zu Hermann Cohens siebzigstem Geburtstage Berlin 1912 Neudruck 1980 S 1 24 Nationalismus und Universalismus bei den judischen Propheten In Der judische Wille Bd 2 Nr 4 5 1920 S 190 200 Judische Frommigkeit und religioses Dogma In Monatsschrift fur die Geschichte und Wissenschaft des Judentums MGWJ Bd 67 1923 S 153 167 225 244 Bd 68 1924 S 27 47 Wieder abgedruckt in Kurt Wilhelm Hrsg Wissenschaft des Judentums im deutschen Sprachbereich Tubingen 1967 Bd 2 S 679 735 Vernunft und Offenbarung In Der Morgen Bd 1 Nr 3 1925 S 253 267 Der Offenbarungsglaube im Lichte der Bibelkritik und Diskussion In Die erste Weltkonferenz liberaler Juden Reden Diskussion Beschlusse Berlin 1926 S 27 32 97 98 Der Begriff der Religion und die Eigentumlichkeit der judischen In Die judische Idee und ihre Trager Beitrage zur Frage des judischen Liberalismus und Nationalismus Berlin 1928 S 23 26 Tradition und Kritik im Judentum In Paul Tillich Hrsg Protestantismus als Kritik und Gestaltung Darmstadt 1929 S 347 407 Begriff und Aufgabe der judischen Theologie In Monatsschrift fur die Geschichte und Wissenschaft des Judentums MGWJ Bd 77 1933 S 3 16 Judische Religion im Zeitalter der Emanzipation Berlin Philo 1933 Neudruck mit einem Nachwort von Daniel Weidner Berlin Judische Verlagsanstalt 2002 Religionsphilosophie und Religion In Monatsschrift fur die Geschichte und Wissenschaft des Judentums MGWJ Bd 83 1938 Unveroffentlicht Erstmals gedruckt Tubingen 1963 S 568 581 Veroffentlichungen des Leo Baeck Instituts Aufriss einer judischen Theologie In Hebrew Union College Annual HUCA Bd 18 1943 S 353 396 Abraham Geiger and liberal Judaism The challenge of the nineteenth century New York Jewish Publication Society of America 1962 Wichtige Werke Geigers zusammengestellt und mit biographischer Einleitung versehen von Wiener Ursprunglich deutsches Manuskript das Buch ist aber nie auf deutsch erschienen Literatur BearbeitenMarkus Brann Geschichte des Judisch Theologischen Seminars Fraenckel sche Stiftung in Breslau Festschrift zum 50 Jubilaum der Anstalt Breslau 1904 S 201 Salomon Wininger Grosse judische National Biographie Band VI Czernowitz 1932 S 279 Magnus Davidsohn Einem Grossen in Israel In Allgemeine judische Wochenzeitung Bd 5 Nr 19 1950 S 6 Hans Liebeschutz Von Georg Simmel zu Franz Rosenzweig Studien zum judischen Denken im deutschen Kulturbereich Tubingen 1970 Hans Liebeschutz Max Wiener s reinterpretation of liberal Judaism In Leo Baeck Institute Yearbook LBIY Bd 5 1960 S 35 57 Pinchas E Rosenbluth Gesetzesreligion als positiver Begriff Max Wieners Verstandnis der Thora In Peter von der Osten Sacken Hrsg Treue zur Thora Beitrage zur Mitte des christlich judischen Gesprachs Festschrift fur Gunther Harder zum 75 Geburtstag Berlin 1979 S 101 107 Robert S Schine Jewish Thought adrift Max Wiener 1882 1950 Atlanta 1992 2 Aufl Providence RI 2020 Brown Judaic Studies Bd 259 Robert S Schine Deutsches Judentum judisches Deutschtum Der Weg Max Wieners 1882 1950 In Trumah Bd 3 1992 S 129 149 Daniel Weidner Max Wiener Sakularisierung und das Problem der judischen Philosophie In Transversal Bd 6 Nr 1 2005 S 41 63 Eintrag WIENER Max Dr In Michael Brocke und Julius Carlebach Herausgeber bearbeitet von Katrin Nele Jansen unter Mitwirkung von Jorg H Fehrs und Valentina Wiedner Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 2 Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871 1945 K G Saur Munchen 2009 ISBN 978 3 5982487 4 0 Nr 2671 S 651 ff Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Wiener im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Bericht der Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums BHWJ Bd 27 1909 S 9 Jacob Peiser Geschichte der Synagogengemeinde zu Stettin Stettin 1935 S 59 Hans Liebeschutz Von Georg Simmel zu Franz Rosenzweig Studien zum judischen Denken im deutschen Kulturbereich Tubingen 1970 S 176 Robert S Schine Jewish thought adrift Max Wiener 1882 1950 Atlanta 1992 S 12 Alfred Jospe A Profession in Transition The German Rabbinate 1910 1939 In Leo Baeck Institute Yearbook LBIY Bd 19 1974 S 58 Das Gutachten ist abgedruckt bei Robert S Schine Jewish thought adrift S 181f Siehe die Berichte der Hochschule der jeweiligen Jahre Schine Jewish thought adrift S 167 f sowie 168 Fussnote 6 Schine Jewish thought adrift S 171 Schine Jewish thought adrift S 172 Normdaten Person GND 119109220 lobid OGND AKS LCCN n81023140 VIAF 40181138 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wiener MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Rabbiner Philosoph und TheologeGEBURTSDATUM 22 April 1882GEBURTSORT Oppeln OberschlesienSTERBEDATUM 30 Juni 1950STERBEORT New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Wiener amp oldid 215190700