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Die Herrschaft Prechtal war ein von 1409 bis 1810 bestehendes Kondominat der Markgrafschaft Baden Hachberg bzw deren Rechtsnachfolger Markgrafschaft Baden und Markgrafschaft Baden Durlach einerseits und der Grafen spater Fursten von Furstenberg andererseits Die Herrschaft lag geografisch im oberen Elztal Wappen der Markgrafen von Baden und der Grafen von Furstenberg am Ladhof in Elzach dem ehemaligen gemeinsamen Amtsgebaude im Kondominat Prechtal Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Teilweise Religionsfreiheit 1 2 Das Ende des Kondominats 1 3 Das Prechtal im Grossherzogtum Baden 2 Das Herrschaftsgebiet und Herrschaftszentrum 3 Bevolkerung 4 Wirtschaft 5 Rechtliche Stellung 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grundherrschaft im Prechtal hatte seit der ersten urkundlichen Erwahnung von Bregen im Jahr 1178 1 das Waldkircher Kloster St Margarethen dessen Vogte seit dem 12 Jahrhundert die Freiherren von Schwarzenberg waren Das Tal Gebreche bildete eines von funf Meiertumern des Klosters Den Niedergang des Benediktinerinnen Klosters im 14 Jahrhundert nutzten die Freiherren von Schwarzenberg um ihre Stellung als Vogte zu einer rechtlich und wirtschaftlich beherrschenden Stellung auszubauen Im Bestreben auch eine Landeshoheit zu erlangen lehnten sich die Schwarzenberg an die Habsburger an und galten ab Ende des 14 Jahrhunderts als Lehensleute der Habsburger Die Vogteirechte uber das Prechtal hatten sie nun als habsburgischen Lehen 2 Die Grafen von Habsburg Laufenburg Hans Rudolf und Gotz Gottfried gaben 1362 das Prechtal dem Grafen Hug von Furstenberg Haslach als Lehen 3 Dessen Nachfolger Graf Johann von Furstenberg Haslach starb 1386 in der Schlacht bei Sempach womit seine Nebenlinie des Hauses Furstenberg endete Die Habsburger betrachteten das Lehen damit als an sie zuruckgefallen und belehnten nicht den Grafen Heinrich IV von der Furstenberger Hauptlinie Graf Hans IV von Habsburg Laufenburg belehnte stattdessen den Markgrafen Hesso von Baden Hachberg mit dem Prechtal der 1390 als Lehensnehmer auftritt 4 Der Habsburger hatte demnach zugesagt dass im Falle seines Todes ohne mannliche Leibeserben das Lehen in das Eigentum der Markgrafen fallen solle Dieser Fall trat 1408 ein Allerdings hatte Graf Hans im Oktober 1406 das Lehen Prechtal an die Grafen Konrad Heinrich und Egon von Furstenberg vergeben wofur diese auf Schuldforderungen verzichteten 5 Heinrich IV von Furstenberg verstarb ebenfalls 1408 und Markgraf Hesso 1409 6 Graf Konrad von Furstenberg Wolfach ein Sohn Heinrich IV hatte bereits 1407 die Regierung uber das Kinzigtal und den Streit mit Baden uber das Prechtal ubernommen wobei er auch militarische Gewalt anwandte 7 1409 waren die Stadt Strassburg und Graf Eberhard von Wurttemberg als Vermittler tatig und Strassburg erreichte einen Waffenstillstand zwischen Markgraf Hesso und Graf Konrad Vor weiteren geplanten Guteterminen verstarb Markgraf Hesso im September 1409 Aus den Schreiben des Grafen Eberhard ist abzuleiten dass Hessos Erben die Verhandlungen weiter fuhrten Es wird angenommen dass es bereits 1409 zu einer Schlichtung kam und seither das Prechtal als Kondominat gefuhrt wurde 8 Bereits 1415 verkaufte der letzte Markgraf von Baden Hachberg Otto II die Markgrafschaft an seinen entfernten Vetter Markgraf Bernhard von Baden womit die Markgrafen von Baden die Mitherrschaft im Prechtal antraten In der 1414 fur den geplanten Verkauf aufgestellten Vermogensverzeichnis des Markgrafen Otto wurde fur zu Gebrech das tal ein Wert von 450 Gulden angesetzt und ein Streit nicht erwahnt Allerdings wurde fur das Prechtal als einzigem Ort der Zusatz so es in friden setze angebracht 9 was darauf hindeutet dass die Situation noch als labil eingeschatzt wurde Wie sich der Konflikt um die Herrschaft im Prechtal zwischen Hachbergern Badenern einerseits und Furstenberger Habsburger andererseits abspielte bleibt unscharf Jedenfalls wurde in einer Urkunde der Furstenberger vom 11 November 1419 dokumentiert dass sie nur einen Anteil am Prechtal besitzen 10 Teilweise Religionsfreiheit Bearbeiten In der Erbteilung unter den Sohnen des Markgrafen Christoph I kam die Markgrafschaft Hachberg mit dem Anspruch auf die Herrschaft Prechtal an Ernst den Begrunder der baden durlachischen Linie Dessen Sohn Karl II fuhrte 1556 die Reformation ein 1570 entsandte er auch in das Prechtal einen lutherischen Pradikanten Im furstenbergischen Kinzigtal wurde unter Graf Wilhelm bereits nach 1540 die Reformation eingefuhrt aber von dessen Bruder Friedrich II sehr rasch und nachhaltig wieder unterdruckt Ob wahrend der Regierungszeit des Grafen Wilhelm und des Markgrafen Ernst A 1 im Prechtal lutherische Pradikanten tatig waren ist nicht uberliefert Die Furstenberger waren nicht in der Lage die Tatigkeit der lutherischen Prediger einzuschranken Oberprechtal wurde uberwiegend protestantisch wahrend das untere Prechtal wegen seiner Orientierung nach Elzach uberwiegend katholisch blieb Im Prechtal hatten die Untertanen wegen der unterschiedlichen Konfession der beiden Kondominaten die Freiheit zwischen der katholischen und der lutherischen Konfession zu wahlen Das Ende des Kondominats Bearbeiten nbsp Tracht aus dem PrechtalBereits im 16 und 17 Jahrhundert hatte Furstenberg Versuche unternommen das Kondominat aufzulosen und den Gemeinschaftsbesitz aufzuteilen was von Baden jeweils abgelehnt wurde Spater gab es von Baden Bestrebungen den Anteil der Furstenberger zu kaufen was aber auch zu keinem Erfolg fuhrte 11 Die Rheinbundakte Art XXIV hatte 1806 die Mediatisierung des Furstentums Furstenberg und dessen Aufteilung auf Baden Wurttemberg und Hohenzollern Sigmaringen zur Folge wobei der grosste Teil mit dem Prechtal an Baden fiel Staatsrechtlich wurde das Kondominat am 10 September 1806 beendet 12 Privatrechtlich war das Gemeinschaftseigentum damit aber noch nicht getrennt Erst per 1 Januar 1810 endete das Kondominat auch privatrechtlich aufgrund eines Vertrages zwischen der Standesherrschaft Furstenberg und dem Grossherzogtum Baden 13 Das Prechtal im Grossherzogtum Baden Bearbeiten Im Grossherzogtum Baden wurde Prechtal zunachst dem neuen Amt Hornberg zugeteilt aber schon 1808 dem Bezirksamt Triberg zugewiesen 1815 kam das Tal zum Bezirksamt Elzach Nach dessen Auflosung wurde es 1819 dem Bezirksamt Waldkirch zugeschlagen Von 1936 bis 1939 gehorte Prechtal zum Landkreis Wolfach und seither ist es Bestandteil des Landkreises Emmendingen Das Herrschaftsgebiet und Herrschaftszentrum Bearbeiten nbsp nbsp Gemarkung PrechtalZum Herrschaftsgebiet gehorten Prechtal Oberprechtal Landwasser 14 und Hintertal Reichenbach 15 Frischnau 16 Fisnacht 17 und Ladhof 18 Die Flache belief sich auf etwa 50 km 19 Den Anspruch der badischen Markgrafen auch die Heidburg und Breitebene 20 in das Kondominat einzubeziehen konnten diese nicht durchsetzen dieser Anspruch gab aber immer wieder Anlass zu Auseinandersetzungen zwischen Baden und Furstenberg Zentrum der Herrschaft wurde der Ladhof der 1522 1525 von den Kondominanten gekauft und neu aufgebaut wurde Die erste bekannte urkundliche Erwahnung des Ladhofs datiert von 1465 66 Sein Name wird auf seine Funktion als Umladestation im Guterverkehr zwischen dem Breisgau und Schwaben zuruckgefuhrt 21 Hier fanden die Treffen der badischen und furstenbergischen Amtleute statt Etwa um 1550 wurde das sogenannte Regierjahr eingefuhrt womit im jahrlichen Wechsel die Amtleute eines Kondominanten die gewohnlichen Geschafte der Herrschaft allein fuhrten fur aussergewohnliche oder fur die Herrschaft grundlegende Geschafte war weiterhin die unmittelbare Abstimmung beider Parteien notig Wenn die Amtleute sich mehrere Tage im Prechtal aufhielten so kamen sie im Ladhof unter der zudem auch als Gerichtssitz Archiv und Gefangnis diente Nach der Zerstorung durch einen Grossbrand wurde 1745 der Ladhof neu errichtet und das noch heute sichtbare Wappenbild mit den Wappen der beiden Kondominanten dort angebracht Bevolkerung BearbeitenUm 1816 nach den napoleonischen Kriegen lebten 2185 Menschen in 219 Hausern im Prechtal wovon 328 Protestanten waren A 2 Wirtschaft BearbeitenEs wurde Obst und Hanf angebaut sowie Viehwirtschaft betrieben Die Forstwirtschaft spielte eine bedeutende Rolle Rechtliche Stellung BearbeitenDie Kondominanten in Person des jeweiligen Markgrafen von Hachberg und des Grafen von Furstenberg bildeten eine Gemeinschaft zur gesamten Hand was jeweils gemeinsame Entscheidungen in allen Herrschaftsfragen erforderte Von badischer Seite war das Prechtal dem Oberamt Hachberg unterstellt Furstenberg hatte in Haslach den Verwaltungssitz seiner Herrschaft Kinzigtal dem in der furstenbergischen Verwaltung das Prechtal zugeordnet war Mit dem zunehmenden Einfluss der badischen bzw furstenbergischen Zentralverwaltungen in Karlsruhe bzw Donaueschingen wurde die Koordination der gemeinsamen Verwaltung im Prechtal schwieriger Mitte des 16 Jahrhunderts war das Prechtal ein selbstandiger Hochgerichtsbezirk und stellte staatsrechtlich ein eigenstandiges Gebilde dar 22 Bei allen Differenzen der Kondominanten untereinander waren sie gemeinsam bestrebt die Rechte ihres Kondominats gegenuber der Nachbarschaft insbesondere dem habsburgischen Vorderosterreich und der Stadt Elzach zu wahren Die grundherrlichen Rechte des Stiftes Waldkirch beschrankten sich auf ein rein privatrechtliches Nutzungsrecht an seinen Gutern Die dorfliche Gemeinschaft konnte sich insbesondere im Bereich der Niedergerichtsbarkeit einige Rechte wahren Literatur BearbeitenKarl Siegfried Bader Das badisch furstenbergische Kondominat im Prechtal Ortschaftsverwaltung Prechtal 1996 Reprint der Ausgabe von 1934 Ronald G Asch Dagmar Freist Herausgeber Staatsbildung als kultureller Prozess Strukturwandel und Legitimation Digitalisat Karl Siegfried Bader Die Glaubensspaltung und die Entwicklung des kirchlichen Simultanverhaltnisses im Prechtal 1934 In Schau ins Land Band 61 1934 S 57 65 Digitalisat Karl Siegfried Bader Das kirchliche Simultanverhaltniss im Prechtal In Zeitschrift der Gesellschaft fur Beforderung der Geschichts Altertums und Volkskunde von Freiburg dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften Band 48 1938 S 123 128 Digitalisat Franz Xaver Kraus Hrsg Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Beschreibende Statistik Band 6 Kreis Freiburg Erste Abtheilung Landkreis Freiburg Tubingen und Leipzig 1904 S 506 Digitalisat Albert Krieger Badische Historische Kommission Hrsg Topographisches Worterbuch des Grossherzogtums Baden Band 2 Heidelberg 1904 Spalte 502 Krieger Johann Baptist Kolb Hg Historisch statistisch topographisches Lexicon von dem Grossherzogthum Baden 3 Band O Z Karlsruhe 1816 S 70 73 Digitalisat Philipp Ludwig Hermann Roder Herausgeber Geographisches Statistisch Topographisches Lexikon von Schwaben Band 1 A K Ulm 1791 Spalte 292 294 Eintrag Brechthal online Bayerische Staats Bibliothek digitalSigmund Ritter von Riezler Geschichte des furstlichen Hauses Furstenberg und seiner Ahnen bis zum Jahre 1509 Tubingen 1883 S 313 Digitalisat S 355 DigitalisatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Prechtal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Gemeinde Elzach Geschichte von Prechtal Eintrag Prechtal Altgemeinde Teilort auf Landeskunde entdecken online leobwAnmerkungen Bearbeiten dem Markgrafen wurde auch eine Neigung zum Luthertum nachgesagt wobei er aus Furcht vor den Habsburgern keine klare Stellung bezog s Kolb bei Roder Spalte 293 wird 1791 nur von 800 Einwohnern gesprochen Einzelnachweise Bearbeiten Furstenbergisches Urkundenbuch Sammlung d Quellen zu Geschichte d Hauses Furstenberg u seiner Lande in Schwaben 5 Quellen zur Geschichte der Furstenbergischen Lande in Schwaben vom Jahre 700 1359 1885 Nr 106 S 67 Digitalisat der ULB Dusseldorf s Bader S 17 s Bader S 22 Furstenbergisches Urkundenbuch Sammlung d Quellen zu Geschichte d Hauses Furstenberg u seiner Lande in Schwaben 2 Quellen zur Geschichte der Grafen von Furstenberg vom Jahre 1300 1399 1877 Nr 542 S 358 359 Digitalisat der ULB Dusseldorf siehe Arnold Munch Regesten der Grafen von Habsburg laufenburgischer Linie 1198 1408 In Argovia 10 1879 S 255 Nr 753 und 754 doi 10 5169 seals 22568 Furstenbergisches Urkundenbuch Sammlung d Quellen zu Geschichte d Hauses Furstenberg u seiner Lande in Schwaben 3 Quellen zur Geschichte der Grafen von Furstenberg vom Jahre 1400 1479 1878 Nr 59 S 46 und Nr 60 S 47 Digitalisat der ULB Dusseldorf siehe Riezler S 355 siehe Bader S 28 29 siehe Richard Fester Die Erwerbung der Herrschaften Hachberg und Hohingen durch Markgraf Bernhard I von Baden In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 49 1895 S 658 im Internet Archive Furstenbergisches Urkundenbuch Sammlung d Quellen zu Geschichte d Hauses Furstenberg u seiner Lande in Schwaben 3 Quellen zur Geschichte der Grafen von Furstenberg vom Jahre 1400 1479 1878 Nr 141 S 109 110 Digitalisat der ULB Dusseldorf s Bader S 132 s Bader S 133 s Bader S 135 Eintrag Landwasser Wohnplatz auf Landeskunde 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