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Herbert Hermann Otto Kraus 2 Januar 1884 in Rostock als Herbert Hermann Otto Krause 15 Marz 1965 in Gottingen war ein deutscher Volkerrechtler Er war der Grundungsdirektor des Instituts fur Volkerrecht der Georg August Universitat Gottingen Aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus befand er sich von 1937 bis 1945 zwangsweise im Ruhestand Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Akademische Laufbahn 1919 1937 1 2 Zwangspensionierung 1937 1945 1 3 Nachkriegszeit 1945 1965 2 Familie 3 Auszeichnungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerbert Kraus geboren als Sohn des Mathematikers und Hochschullehrers Johann Martin Krause und dessen Frau Johanna Eleonore Elisabeth geb Maschke wurde am 3 Februar 1884 in Rostock getauft 1 Mit Wirkung vom 7 November 1907 verkurzte Herbert Krause seinen Familiennamen zu Kraus 2 Nach dem Abitur an der Kreuzschule in Dresden 1903 studierte Herbert Kraus zunachst Geschichte Kunstgeschichte und Philosophie an der Universitat Heidelberg dann Rechtswissenschaften an den Universitaten Leipzig und Berlin 1907 wurde er in Berlin mit einer strafrechtlichen Dissertation die von Franz von Liszt betreut wurde promoviert Nach dem Referendariat im sachsischen Justizdienst legte er 1911 das Zweite Juristische Staatsexamen ab Wahrend eines darauf folgenden Studienaufenthaltes an der Columbia University in New York City und an der Harvard University fertigte er seine Habilitationsschrift Die Monroedoktrin und ihre Beziehungen zur amerikanischen Diplomatie und zum Volkerrecht an Im Winter 1913 1914 studierte er in Paris an der Sorbonne Im Sommer 1914 habilitierte er sich an der Universitat Leipzig Wahrend des Ersten Weltkriegs war Kraus in der Zivilverwaltung im besetzten Generalgouvernement Belgien eingesetzt Von 1917 bis 1919 war er in der Rechtsabteilung des Auswartigen Amtes tatig und nahm an den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Brest Litowsk und Friedensvertrag von Versailles teil Akademische Laufbahn 1919 1937 Bearbeiten Auf eine Tatigkeit als Privatdozent 1919 an der Universitat Leipzig folgte ab 1920 ein Wirken als ausserordentlicher Professor und ab 1923 als ordentlicher Professor an der Universitat Konigsberg Zu seinen dortigen Schulern zahlte der 1921 mit einer von Kraus betreuten Dissertation promovierte Hans Simons 1924 gehorte Kraus zu den Grundern der Konigsberger Gelehrten Gesellschaft Wahrend seiner Lehrtatigkeit in Konigsberg standen staats und volkerrechtliche Themen im Vordergrund Im Sommer 1927 lehrte er an der Haager Akademie fur Volkerrecht erneut 1934 auch lehrte er 1924 im Rahmen von Sommerprogrammen in Chicago und Philadelphia Ebenso unternahm er mehrere Vortragsreisen in die Schweiz und die USA 1928 nahm er einen Ruf an die Universitat Gottingen an an der er 1930 ein selbststandiges Seminar fur Volkerrecht und Diplomatie den Vorlaufer des spateren Instituts fur Volkerrecht an der Universitat Gottingen einrichtete 3 Zu seinen dortigen Studenten gehorten der spatere Widerstandskampfer Adam von Trott zu Solz und der spatere Nationalsozialist Christoph Graf Donhoff Kraus war Mitglied der Deutschen Staatspartei DStP Zwangspensionierung 1937 1945 Bearbeiten Nach der Machtubernahme sah sich Kraus schon ab dem Fruhjahr 1933 nach Veroffentlichung seiner Schrift Die Krise des zwischenstaatlichen Denkens nationalsozialistischen Anfeindungen ausgesetzt In dieser Schrift sprach er sich fur die Verbindlichkeit bestimmter ethisch moralischer Grundsatze und Mindeststandards aus Er kritisierte zwar den Versailler Friedensvertrag bezeichnete aber zugleich indirekt Adolf Hitler als Narr Kraus Wer heute fur heute das tausendjahrige Reich proklamiert ist ein Narr und ein Staatsmann welcher den Faktor Zeit nicht richtig in sein Kalkul einsetzt verkennt grundlegend seine Aufgabe und wird seinem Eid untreu in Die Krise des zwischenstaatlichen Denkens Auch kritisierte er in der Folgezeit das Volkerrechtsverstandnis Carl Schmitts Nach starken Anfeindungen wurde Kraus 1937 seiner Amter enthoben pensioniert und mit einem Publikationsverbot belegt Sein Lehrstuhlnachfolger wurde 1940 Ulrich Scheuner Kraus unternahm 1937 1938 zunachst Auftragsarbeiten fur die Columbia University und arbeitete in der Folgezeit an einem Volkerrechtslehrbuch sowie einer Monographie uber Georg Friedrich von Martens jedoch wurden die Manuskripte dieser Arbeiten wahrend der Luftangriffe auf Dresden am 12 und 13 Februar 1945 zerstort Nachkriegszeit 1945 1965 Bearbeiten 1945 wurde er wieder in sein Amt als Professor in Gottingen eingesetzt Er nahm seine Lehrtatigkeit jedoch erst 1947 wieder auf denn von 1945 bis 1947 war er als einer der Verteidiger von Hjalmar Schacht ehemaliger Reichsbankprasident und Reichswirtschaftsminister unter Hitler im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher tatig Wieder in Gottingen widmete er sich dem Wiederaufbau des Instituts fur Volkerrecht und beschaftigte sich mit Fragen des Besatzungsrechts und volkerrechtlichen Fragen im Hinblick auf die Ostgebiete des Deutschen Reiches Er war Vorsitzender des Sachverstandigengremiums der Bundesregierung zum Montanunionsvertrag 1951 1951 ubernahm er die Prasidentschaft des Gottinger Arbeitskreises der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Wissenschaftler 1952 war Kraus Vorsitzender eines Disziplinarausschusses der Universitat Gottingen der im Rahmen des sogenannten Gottinger Mensurenprozesses einen Studenten wegen Mensurenschlagens mit Nichtanrechnung eines Semesters bestrafte Das Corps Saxonia Gottingen verlieh ihm 1955 die Corpsschleife 4 1953 erfolgte seine Emeritierung die Kraus mit Verweis auf seine vorubergehende Zwangspensionierung erfolgreich bis zum 70 Lebensjahr hinauszogern konnte Ihm folgte Georg Erler auf den Lehrstuhl nach Herbert Kraus erhielt 1957 das Grosse Verdienstkreuz und 1964 das Grosse Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 5 Familie BearbeitenKraus war seit 1911 mit der US amerikanischen Bildhauerin Katherine Thayer Hobson Kraus 1889 1982 verheiratet Sie verliess Deutschland im November 1935 die Ehe wurde 1939 geschieden und sie heiratete 1939 in Athen Diether Thimme Aus Kraus zweiter Ehe mit Mathilde Nagel stammen zwei Sohne Auszeichnungen Bearbeiten1957 Grosses Bundesverdienstkreuz 1958 Preussenschild 1962 Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen 1964 Grosses Bundesverdienstkreuz mit SternSchriften Auswahl BearbeitenDie Monroedoktrin in ihren Beziehungen zur amerikanischen Diplomatie und zum Volkerrecht J Guttentag Berlin 1913 Interesse und zwischenstaatliche Ordnung In Niemeyers Zeitschrift fur Internationales Recht Bd 49 1934 S 22 65 Carl Schmitt Nationalsozialismus und Volkerrecht In Niemeyers Zeitschrift fur Internationales Recht Bd 50 1935 S 151 161 Die im Braunschweiger Remerprozess erstatteten moraltheologischen und historischen Gutachten nebst Urteil Girardet Hamburg 1953 Das Urteil von Nurnberg 1946 Mit einer Vorbemerkung dtv Munchen 1961 Internationale Gegenwartsfragen Volkerrecht Staatenethik Internationalpolitik Ausgewahlte kleine Schriften Der Gottinger Arbeitskreis Bd 281 Holzner Wurzburg 1963 Literatur BearbeitenFrank Halfmann Eine Pflanzstatte bester nationalsozialistischer Rechtsgelehrter Die juristische Abteilung der Rechts und Staatswissenschaftlichen Fakultat In Heinrich Becker u a Hrsg Die Universitat Gottingen unter dem Nationalsozialismus Das verdrangte Kapitel ihrer 250 jahrigen Geschichte K G Saur Munchen u a 1987 ISBN 3 598 10676 9 Hans Jaeger Kraus Herbert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 682 f Digitalisat Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 2 G K Bearb von Gerhard Keiper Martin Kroger Schoningh Paderborn u a 2005 ISBN 3 506 71841 X Hans Kruse und Hans Gunther Seraphim Redaktion Mensch und Staat in Recht und Geschichte Festschrift fur Herbert Kraus zur Vollendung seines 70 Lebensjahres dargebracht von Freunden Schulern und Mitarbeitern Herausgegeben vom Gottinger Arbeitskreis Holzner Kitzingen 1954 Heiko Meiertons An International Lawyer in Democracy and Dictatorship Re Introducing Herbert Kraus In The European Journal of International Law Bd 25 2014 S 255 286 online Dietrich Rauschning Herbert Kraus 1884 1965 In Dietrich Rauschning Donata von Neree Hrsg Die Albertus Universitat zu Konigsberg und ihre Professoren Aus Anlass der Grundung der Albertus Universitat vor 450 Jahren Jahrbuch der Albertus Universitat zu Konigsberg Bd 29 Der Gottinger Arbeitskreis Bd 451 Duncker amp Humblot Berlin 1995 ISBN 3 428 08546 9 S 371 382 Aniko Szabo Vertreibung Ruckkehr Wiedergutmachung Gottinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus mit einer biographischen Dokumentation der entlassenen und verfolgten Hochschullehrer Universitat Gottingen TH Braunschweig TH Hannover Tierarztliche Hochschule Hannover Wallstein Gottingen 2000 ISBN 978 3 89244 381 0 Veroffentlichungen des Arbeitskreises Geschichte des Landes Niedersachsen nach 1945 Bd 15 zugleich Dissertation Universitat Hannover 1998 S 152 157 online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herbert Kraus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Herbert Kraus in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Kirchenbuch Rostock St Johannes Geburts und Taufeintrag Nr 17 1884 Die eigenstandige Pfarre von St Johannes war 1833 eingegangen die Gemeinde wurde fortan von der Pfarre St Nicolai mitversorgt Nach Mitteilung des Standesamtes Rostock 02 01 1908 hat das sachsische Staatsministerium Dresden 07 11 1907 bestimmt dass der Familienname des unter N 17 aufgefuhrten Kindes Kraus zu schreiben ist Randvermerk im Kirchenbuch von St Johannes Heiraten Tote u Taufen 1802 1893 S 164 abgerufen uber ancestry com am 10 Mai 2020 inteurlaw uni goettingen de Memento vom 21 November 2007 im Internet Archive Kosener Corpslisten 1960 45 896 Heiko Meiertons An International Lawyer in Democracy and Dictatorship Re Introducing Herbert Kraus In The European Journal of International Law Bd 25 2014 S 255 286 hier S 277 Fussnote 205 doi 10 1093 ejil chu002 Normdaten Person GND 11871564X lobid OGND AKS LCCN no89012589 VIAF 19807230 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kraus HerbertALTERNATIVNAMEN Kraus Herbert Hermann Otto vollstandiger Name Krause Herbert Hermann Otto Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher VolkerrechtlerGEBURTSDATUM 2 Januar 1884GEBURTSORT RostockSTERBEDATUM 15 Marz 1965STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert Kraus Rechtswissenschaftler amp oldid 237552743