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Helmut Emil Richard Arntz 6 Juli 1912 in Bonn 31 Mai 2007 ebenda war ein deutscher Indogermanist und Runologe Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er von 1951 bis 1957 als Referent im Bundespresseamt Lange Jahre stand er der Deutschen Gesellschaft fur Dokumentation als Prasident vor 1998 wurde ihm das Grosse Bundesverdienstkreuz verliehen Helmut Arntz rechts bei einer Tagung 1967 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Wahrend des Nationalsozialismus 1 2 Nach Kriegsende 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Helmut Arntz studierte nach dem Abitur 1930 auf dem Realgymnasium in Honnef heutiges Siebengebirgsgymnasium 1 vergleichende und germanische Sprachwissenschaft sowie Orientalistik in Koln und Giessen Er promovierte 1933 bei Hermann Hirt uber Sprachliche Beziehungen zwischen Arisch und Baltoslawisch Darin orientierte er sich an einer These Hirts wonach die balto slawischen Sprachen der Gruppe der ostlichen indo arischen Sprachen zuzuordnen seien Wahrend des Nationalsozialismus Bearbeiten Mit dem Ziel einer Karriere im diplomatischen Dienst nahm Arntz anschliessend ein Studium der Rechtswissenschaften in Bonn auf Zugleich setzte er sein sprachwissenschaftliches Studium fort 1935 brach er sein Jurastudium ab und habilitierte sich mit einer vergleichenden Studie zu germanischen Runen und keltischem Ogham In Abgrenzung von Sprachwissenschaftlern wie Wolfgang Krause vertrat er dabei die These die keltische Schrift sei germanischen Ursprungs Zugleich publizierte er ein Handbuch der Runenkunde 1935 Er pladierte in der Frage der Herkunft und Ursprung der Runenschrift mit Carl Marstrander und Magnus Hammarstrom dass das Futhark auf norditalische etruskische Alphabete zuruckzufuhren ist 2 Er stellte sich gegen die mythische Runenkunde wie sie etwa prominent von Herman Wirth und im Umfeld des Amtes Rosenberg betrieben wurde 3 Eine Stelle als Referent fur deutsche Volksforschung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG die er 1935 erhalten hatte musste er nach Intervention von Hans Reinerth einem Vertrauten Alfred Rosenbergs noch im selben Jahr wieder aufgeben In der Folge geriet Arntz in erhebliche politische Schwierigkeiten Im Dezember 1935 wurde er vor dem Sondergericht Hannover der Heimtucke angeklagt aber im Januar 1936 aus Mangel an Beweisen freigesprochen Ausserdem wurden Vorwurfe laut Arntz sei nicht rein arisch so dass der Heidelberger Verlag Winter die Publikation weiterer Bucher von ihm ablehnte Er verlor ein Stipendium der DFG verschaffte sich aber 1936 Fordermittel des Archaologischen Instituts des Deutschen Reiches An der Universitat Giessen baute er mit Geldern aus der Privatwirtschaft das Institut fur Runenforschung auf das im Oktober 1938 offiziell eingerichtet wurde Angegliedert war ein Laboratorium fur wissenschaftliche Photographie mit dem Arntz sein Vorhaben umsetzen wollte die alteren Runendenkmaler vollstandig zu dokumentieren Arntz beantragte am 27 Mai 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 4 611 936 4 Er hatte sich bereits 1932 dem Wehrstahlhelm angeschlossen und war 1933 mit diesem in die SA uberfuhrt worden In seinen Publikationen insbesondere in der von ihm herausgegebenen Festschrift fur Hermann Hirt Germanen und Indogermanen Volkstum Sprache Heimat Kultur 1936 zu der unter anderem auch Hans F K Gunther beitrug adaptierte er die nationalsozialistische Rassenlehre Nach einer Bibliographie der Runenkunde 1937 begann er 1939 gemeinsam mit Hans Zeiss seine Gesamtdokumentation der germanischen Sprachdenkmaler mit Die einheimischen Runendenkmaler des Festlandes Ebenso begann er die Publikation der Zeitschrift Runenberichte Er wurde 1939 zum Dozenten an der Universitat Giessen ernannt Wissenschaftlich geriet Arntz vor allem in Konkurrenz zu Wolfgang Krause der sich an das Ahnenerbe der SS anlehnte Wohl auch angesichts der fortgesetzten Vorwurfe meldete sich Arntz bei Kriegsbeginn 1939 freiwillig zur Wehrmacht und diente als Nachrichtenoffizier Dadurch ruhte auch ein Parteigerichtsverfahren gegen ihn Arntz wurde im Oktober 1939 zum Dozenten neuer Art ernannt und erhielt 1940 staatliche Fordermittel fur sein Institut Im Nebenamt arbeitete er 1940 als Lektor am Deutschen Institut in Paris Nach einem positiven Gutachten Hans Steingers aus dem Stab des Stellvertreters des Fuhrers galt Arntz nun politisch und fachlich als forderungswurdig Das Amt Rosenberg stimmte 1942 seiner Ernennung zum ausserordentlichen Professor in Giessen zu wo er zugleich die Leitung des Seminars fur indogermanische Sprachwissenschaft erhielt Nach Kriegsende Bearbeiten Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft erhielt Arntz 1947 zunachst eine Gastprofessur fur Schriftgeschichte in Koln die er bis 1951 wahrnahm 1948 nahm er an der Tagung der Deutschen Gesellschaft fur Dokumentation DGD teil Er wurde stellvertretender Vorsitzender und 1961 schliesslich Prasident der DGD 1972 auch Prasident der Federation Internationale de Documentation Von 1951 bis 1957 arbeitete er als Referent fur fremdsprachliche Publikationen im Presse und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn Im selben Jahr erhielt er wegen angeblicher Verfolgung wahrend des Nationalsozialismus als Wiedergutmachung eine zum 5 April 1940 ruckwirkende Ernennung zum ordentlichen Professor in Giessen Er publizierte kaum noch zur Sprachwissenschaft Zuletzt beschaftigte er sich mit den Flurnamen in Bad Honnef Als Neffe des Architekten Wilhelm Kreis verwaltete Arntz in der elterlichen Villa Burg Arntz auch dessen Nachlass im Wilhelm Kreis Archiv das er 2005 dem Historischen Archiv der Stadt Koln ubergab Schriften BearbeitenSprachliche Beziehungen zwischen Arisch und Baltoslawisch Winter Heidelberg 1933 Handbuch der Runenkunde Niemeyer Halle Saale 1935 Die Runen Schramm Tubingen 1936 Ergebnisse der Kulturhistorie und Anthropologie Winter Heidelberg 1936 Ergebnisse der Sprachwissenschaft Winter Heidelberg 1936 Bibliographie der Runenkunde Harrassowitz Leipzig 1937 Christliche deutsche Runendenkmaler Leipzig 1938 Die Runenschrift Ihre Geschichte und ihre Denkmaler mit 31 Taf Niemeyer Halle 1938 mit Hans Zeiss Die einheimischen Runendenkmaler des Festlandes Harrassowitz Leipzig 1939 Runen Schrift Sinnbilder Lehrmittelverl Rausch Nordhausen 1940 Handbuch der Runenkunde 2 Auflage Niemeyer Halle Saale 1944 Reprint Edition Lempertz Leipzig 2007 ISBN 978 3 939908 07 4 Die Menschenverluste der beiden Weltkriege In Universitas Orientierung in der Wissenswelt 1953 Die Menschenverluste im Zweiten Weltkrieg In Bilanz des Zweiten Weltkrieges Erkenntnisse und Verpflichtungen fur die Zukunft 1953 S 439 447 Das Buch vom deutschen Sekt Hrsg vom Verband deutscher Sektkellereien e V Wiesbadener Graphische Betriebe in Komm Wiesbaden 1956 Facts about Germany Sketches Heinz Schubert Verlag Volk und Heimat Munchen 1956 Tatsachen uber Deutschland Verlag Volk und Heimat Munchen 1957 mit F A Cornelssen Das kleine Weinlexikon Dt Weinwerbg Mainz 1958 Deutschland stellt sich vor Presse u Informationsamt d Bundesregierung Bonn 1959 Die Bundesrepublik Deutschland Ausstellungs u Messeausschuss d deutschen Wirtschaft Koln 1960 Deutschland auf einen Blick 2 Auflage Presse u Informationsamt d Bundesregierung Bonn 1961 Chronik der altesten Rheinischen Sektkellerei Burgeff and Co Hochheim am Main zum 125jahrigen Bestehen Graph Betriebe Wiesbaden 1962 Der Name Honnef In August Haag Hrsg Bad Honnef am Rhein Beitrage zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anlasslich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren Verlag der Honnefer Volkszeitung Bad Honnef 1962 S 15 20 Regierung Adenauer Steiner Wiesbaden 1963 Dokumentation uber Deutschland Auswahl amtlicher und von amtlicher Seite geforderter Publikationen 2 Auflage Steiner Wiesbaden 1964 Deutsche Dokumentation im internationalen Wettbewerb Vortrag In Nachrichten fur Dokumentation nfd Zeitschrift fur Informationswissenschaft und praxis Mitteilungsblatt des Normenausschusses Bibliotheks und Dokumentationswesen im DIN Deutsches Institut fur Normung e V des VDD Berufsverband Information Dokumentation Kommunikation e V und der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken ASpB 18 Nr 6 1967 S 219 224 Die internationale Organisation der Information Weltweite Informationsdienste In Nachrichten fur Dokumentation nfd Zeitschrift fur Informationswissenschaft und praxis Mitteilungsblatt des Normenausschusses Bibliotheks und Dokumentationswesen im DIN Deutsches Institut fur Normung e V des VDD Berufsverband Information Dokumentation Kommunikation e V und der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken ASpB 22 Nr 2 1971 S 78 83 Das kleine Sektlexikon Seewald Stuttgart 1974 ISBN 3 512 00360 5 Weinbrenner Die Geschichte vom Geist des Weines Seewald Stuttgart 1975 Weinbrand Wasser d Lebens Lubbe Bergisch Gladbach 1978 ISBN 3 404 00889 8 Das Brennzeug Destilliergerat u Fachsprache in fruhneuhochdt Zeit Gesellschaft fur Geschichte des Weines Wiesbaden 1985 Fruhgeschichte des deutschen Sektes Ges fur Geschichte d Weines Wiesbaden 1987 Die Branntweinbesteuerung in Brandenburg Preussen bis zur Beseitigung der Regie 1787 Ges fur Geschichte des Weines Wiesbaden 1989 Die Brenner vor der Obrigkeit Ges fur Geschichte des Weines Wiesbaden 1992 Die Geschichte der Sektkellerei Kloss amp Foerster 1856 1948 Rotkappchen 1948 1994 Ges fur Geschichte des Weines Wiesbaden 1994 Von Sektmarken Champagnefamilien und der Trinkkultur Ges fur Geschichte des Weines Wiesbaden 1995 DNB 944847617 unter Mitarbeit von Adolf Nekum Urkataster und Gewannen am Beispiel der Gemeinde Honnef 1824 1826 Heimat und Geschichtsverein Herrschaft Lowenburg e V Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Bad Honnef am Rhein Heft 13 Bad Honnef 2000 Gesellschaft fur Geschichte des Weines Gesellschaft fur Geschichte des Weines e V Schriften zur Weingeschichte ISSN 0302 0967 Nr 133 Wiesbaden 2000 HerausgeberGermanen und Indogermanen Volkstum Sprache Heimat Kultur Festschrift fur Hermann Hirt Winter Heidelberg 1936 Berichte zur Runenforschung Bd 1 H 23 ff Runenberichte Harrassowitz Leipzig 1939 Deutschland heute Hrsg vom Presse u Informationsamt d Bundesregierung Mit e Geleitw von Konrad Adenauer 4 Aufl Wiesbadener Graph Betriebe Wiesbaden 1955 Literatur BearbeitenGerd Simon Helmut Arntz ein Dokumentar zwischen Runen und Rassenkunde In Jorg Peter Jatho Gerd Simon Giessener Historiker im Dritten Reich Focus Verl Giessen 2008 ISBN 978 3 88349 522 4 S 223 230 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 19 Utz Maas Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933 1945 Stauffenburg Tubingen 2010 ISBN 978 3 86057 016 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Helmut Arntz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Utz Maas Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933 1945 Eintrag Helmut Arntz abgerufen 13 April 2018 Gerd Simon unter Mitwirkung von Dagny Guhr und Ulrich Schermaul Chronologie Arntz Helmut 26 September 2007 PDF 304 kB Biographische Daten zu Helmut Arntz mit Altersfoto bei der Gesellschaft fur Geschichte des Weins e V Einzelnachweise Bearbeiten August Haag Hans Neunkirchen Hrsg Erinnerungsschrift zur Einweihung des stadtischen Siebengebirgsgymnasiums Honnef am Rhein 21 Marz 1959 Siebengebirgsgymnasium Honnef a Rh 1959 S 34 38 Helmut Arntz Handbuch der Runenkunde Niemeyer Halle S 1944 S 30 ff Gerd Simon Helmut Arntz ein Dokumentar zwischen Runen und Rassenkunde In Jorg Peter Jatho Gerd Simon Giessener Historiker im Dritten Reich Focus Verl Giessen 2008 ISBN 978 3 88349 522 4 S 224 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 751052Normdaten Person GND 116352701 lobid OGND AKS LCCN n50001594 NDL 00888482 VIAF 24966445 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arntz HelmutALTERNATIVNAMEN Arntz Helmut Emil Richard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Sprachwissenschaftler Runenforscher und DokumentarGEBURTSDATUM 6 Juli 1912GEBURTSORT BonnSTERBEDATUM 31 Mai 2007STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Arntz amp oldid 230233619