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Heinz Tietjen 24 Juni 1881 in Tanger Marokko 30 November 1967 in Baden Baden war ein deutscher Regisseur Dirigent und Intendant Heinz Tietjen sitzend mit Marta Fuchs und Ivar Andresen 1936 Signatur 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Karriere 1 1 Bayreuther Festspiele 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegszeit 4 Auszeichnungen und Ehrungen 5 Mitgliedschaften 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKarriere BearbeitenTietjen absolvierte zunachst eine Kaufmannsausbildung in Bremen und arbeitete im Anschluss fur die Bremer Westafrika Gesellschaft im Ausland ehe er begann sich der Musik zuzuwenden und unter anderem bei dem ungarischen Dirigenten Arthur Nikisch zu lernen den er bei der Ruckreise aus Kamerun auf dem Schiff personlich kennenlernte Tietjen erhielt 1904 sein erstes Engagement als Kapellmeister und Regisseur am Theater Trier avancierte dort 1907 zum Direktor und war von 1919 bis 1922 schliesslich Intendant des Hauses Zusatzlich war Tietjen als Intendant des Theaters Saarbrucken tatig Er wurde im Anschluss zum Intendanten des Breslauer Theaters berufen was er u a wohl seinen Forderern dem spateren preussischen Kultusminister Carl Heinrich Becker und den Fachreferenten seines Ministeriums Ludwig Seelig und Leo Kestenberg zu verdanken hatte Von 1925 bis 1931 war Tietjen Intendant der Stadtischen Oper Berlin und ubernahm ab 1926 zudem die Leitung der staatlichen Opernhauser Unter den Linden und Krolloper 1927 wurde er Generalintendant aller Preussischen Staatstheater die das konigliche Schauspielhaus am Gendarmenmarkt das Schillertheater sowie die Theater Wiesbaden und Kassel umfassten und behielt diesen Posten bis 1945 bei Seine spatere Vertraute Winifred Wagner berief Tietjen 1931 zum kunstlerischen Leiter der Bayreuther Festspiele die er von 1934 bis 1944 in Zusammenarbeit mit ihr leitete Nach Deutung von Hannes Heer war Tietjen 1931 zum machtigsten Theaterleiter in der Endphase der Weimarer Republik geworden der seine Karriere seinem Doppeltalent als wirtschaftlich wie kunstlerisch gleich effektiver Theatermanager und als ebenso gerissener wie verschwiegener Kulturpolitiker verdankte 1 Tietjen befurwortete die Schliessung der Krolloper die 1931 von der nationalsozialistischen Presse als rotlich judisches Kulturinstitut angegriffen wurde 2 Bayreuther Festspiele Bearbeiten Heinz Tietjen war der erste Regisseur neben den Mitgliedern der Familie Wagner der in Bayreuth mehrere Opern inszenierte Ausser den Familienmitgliedern war vor Tietjen uberhaupt nur ein Regisseur August Harlacher 1888 Die Meistersinger von Nurnberg tatig Heinz Tietjen inszenierte sechs der sieben in Bayreuth aufgefuhrten Opernwerke Ausnahme Tannhauser Diese Breite erreichten ausser ihm nur die beiden Wagner Enkel Wieland und Wolfgang Wagner Er ist ausserdem neben Wieland Wagner der einzige Regisseur der in einem Festspieljahrgang zwei Opern inszenierte 1933 Die Meistersinger von Nurnberg Der Ring des Nibelungen Von 1933 bis 1941 und nochmals 1959 war er auch Dirigent in Bayreuth Die Meistersinger von Nurnberg 1933 34 Der Ring des Nibelungen 1934 1936 1938 39 1941 Lohengrin 1936 37 1959Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenNach Machtubernahme der Nationalsozialisten ernannte ihn Joseph Goebbels am 15 November 1935 zum Mitglied des Reichskultursenats Von Hermann Goring wurde Tietjen am 11 September 1936 zum Leiter der Berliner Staatsoper und im Dezember desselben Jahres gemeinsam mit Gustaf Grundgens zum Preussischen Staatsrat ernannt Als Generalintendant der preussischen Staatstheater war Heinz Tietjen Vertrauter von Goring sowie Freund der Hitler Verehrerin Winifred Wagner eine wichtige Stutze der nationalsozialistischen Kulturpolitik Am 1 Juni 1933 entliess Tietjen 27 Angestellte von Staatsoper und Schauspielhaus Im Schauspielhaus kundigte er dem Kommunisten Hans Otto An der Absprache Tietjens mit Goring war auch Wilhelm Furtwangler Operndirektor der Staatsoper beteiligt Fur Hannes Heer besteht kein Zweifel an Tietjens Rolle als Steigbugelhalter der Nationalsozialisten Belege dafur lieferten Personalakten die er im Preussischen Staatsarchiv Dahlem und von Entnazifizierungsakten die er im Berliner Landesarchiv fand Danach drang Tietjen bei Hans Hinkel nicht darauf zumindest die in Mischehe lebenden Ensemblemitglieder weiter zu beschaftigen 3 Heinz Tietjen wohnte von 1934 bis Ende 1944 in Berlin Landhausstrasse 13 Anfang 1945 zog er gemeinsam mit Gustaf Grundgens in das Hotel Adlon um dort im Hotelbunker vor den Bombenangriffen auf Berlin geschutzt zu sein Nachkriegszeit BearbeitenNach Kriegsende wurde gegen Tietjen ein Entnazifizierungsverfahren eingeleitet das im April 1947 mit seiner vollstandigen Entlastung geschlossen wurde Die Kommission bescheinigte ihm zwar eine opportunistische Haltung sah aber aufgrund zweier beigebrachter Zeugenaussagen eine aktive Beteiligung am Widerstand gegen den Nationalsozialismus als gegeben an Hannes Heer halt die Selbstinszenierung Tietjens als Schutzpatron des Ensembles als Judenretter oder gar als Widerstandskampfer fur geschont 4 Ende Mai 1945 wurde auf Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin Heinz Tietjen zum Generalintendanten aller Berliner Theater ernannt und sollte den Aufbau des Theaterwesens nach dem Krieg organisieren Auf Grund einer Denunziation des Dirigenten Leo Borchard wurde er von dieser Aufgabe Ende Juni 1945 wieder abgesetzt und lebte in Berlin weiter als Musiklehrer Musikwissenschaftler bis 1948 Im August 1948 wurde Tietjen vom Berliner Magistrat erneut die Intendanz der Deutschen Oper ubertragen die er diesmal bis 1954 ausfuhrte Unter seiner Leitung wurden 1951 erstmals die Berliner Festwochen veranstaltet 1954 ging Tietjen an die Hamburgische Staatsoper wo er von 1957 an als Intendant tatig war ehe er sich 1959 in Baden Baden zur Ruhe setzte 1908 heiratete Tietjen in Trier die Sangerin Johanna Steyer 1886 1971 ab 1946 war er mit einer ehemaligen Solotanzerin an der Staatsoper Berlin Liselotte Lieselot Michaelis 1911 2015 verheiratet 5 Michaelis starb 2015 im hohen Alter von 104 Jahren Das gemeinsame Grab der Eheleute befindet sich auf dem Stadtfriedhof Baden Baden 6 Auszeichnungen und Ehrungen BearbeitenHeinz Tietjen erhielt im Jahr 1941 die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft Er wurde 1953 mit dem Grossen Verdienstkreuz und 1956 mit dem Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet Anlasslich seines 50 Buhnenjubilaums erhielt er am 26 September 1954 vom Berliner Senat die Ernst Reuter Plakette 1956 wurde er mit dem Silbernen Blatt der Dramatiker Union und 1958 mit dem Ehrensiegel der Stadt Trier ausgezeichnet 7 Im Februar 1974 wurde im Berliner Bezirk Tempelhof die Tietjenstrasse nach ihm benannt 8 In der Trierer Innenstadt am Theater wurde der Heinz Tietjen Weg nach ihm benannt Mitgliedschaften BearbeitenMitglied der Gesellschaft fur Theatergeschichte Berlin 1926 1945 Mitglied im Kuratorium der Emmy Goring Kunstlerstiftung Heim fur altere Buhnenkunstler Weimar 1938 1945 Staatsrat und Mitglied im Preussischen Staatsrat 1936 1945 Mitglied der Berliner Akademie der Kunste gewahlt seit 1955 Siehe auch BearbeitenListe der Inszenierungen der Bayreuther Festspiele Bayreuther Premierenbesetzungen des Parsifal Liste der Dirigenten der Bayreuther FestspieleLiteratur BearbeitenHeinz Tietjen Selbstportrait In Hannes Reinhardt Herausgeber Das bin ich Piper Munchen 1970 S 169 205 Heinz Tietjen 1881 1967 Intendant Dirigent und Regisseur Bilder aus seinem Leben Katalog zu einer Ausstellung im Theater Trier in Zusammenarbeit mit dem Richard Wagner Verband Trier veroffentlicht zur Vernissage am 10 Mai 1992 Trier 1992 Frederic Spotts Phantom of the opera on the remarkable career of Heinz Tietjen London Opera Februar 2006 Seite 135 143 Hannes Heer Boris von Haken Der Uberlaufer Heinz Tietjen Der Generalintendant der Preussischen Staatstheater im Dritten Reich In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 58 2010 H 1 S 28 53 Ulrike Krone Balcke Tietjen Heinz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 217 Digitalisat Weblinks BearbeitenWerke von und uber Heinz Tietjen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Tietjen Heinz in der Datenbank Saarland Biografien Gefahrliches Doppelspiel In Neue Zurcher Zeitung 2005 Erinnerungen von Lieselot Tietjen 2009 Heinz Tietjen Archiv im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Michael Struck Schloen 24 Juni 1881 Dirigent Regisseur und Theaterleiter Heinz Tietjen wird geboren WDR ZeitZeichen vom 24 Juni 2021 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Hannes Heer Boris Haken Der Uberlaufer Heinz Tietjen Der Generalintendant der Preussischen Staatstheater im Dritten Reich In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 58 2010 H 1 S 28 Hannes Heer Boris von Haken Der Uberlaufer Heinz Tietjen In ZfG 58 2010 H 1 S 32 Hannes Heer Boris von Haken Der Uberlaufer Heinz Tietjen In ZfG 58 2010 H 1 S 40 und 43 Hannes Heer Boris von Haken Der Uberlaufer Heinz Tietjen In ZfG 58 2010 H 1 S 42 f Tietjen Heinz in Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 S 217 Grab Heinz und Lieselotte Tietjen Abgerufen am 28 Marz 2023 Ehrensiegel der Stadt Trier Tietjenstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Normdaten Person GND 117379069 lobid OGND AKS LCCN no94003000 VIAF 5120408 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tietjen HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher Regisseur Dirigent und IntendantGEBURTSDATUM 24 Juni 1881GEBURTSORT Tanger MarokkoSTERBEDATUM 30 November 1967STERBEORT Baden Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Tietjen amp oldid 234031891