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Gottlieb Heinrich Freiherr von Zedlitz und Neukirch 20 August 1863 in Tiefhartmannsdorf 14 November 1943 in Neukirch war ein deutscher Beamter und Regierungsprasident in Koslin 1915 1919 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Konitzer Affare 3 In der Weimarer Republik 4 Ehen und Kinder 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinrich Freiherr von Zedlitz war ein Sohn des Kammerherrn und Schlosshauptmanns Hugo Freiherr von Zedlitz 1816 1893 und der Ellen von Zedlitz geborene Cowell 1835 1912 Schon als Primaner interessierte er sich fur die junge nationale Bewegung in der Studentenschaft und trat deshalb zu Beginn seines Jurastudiums 1882 dem VDSt Berlin bei Er war dort sehr aktiv daraufhin wurde ihm im Wintersemester 1884 85 der Vorsitz des VDSt ubertragen Gleichzeitig wurde er in den Berliner Studentenausschuss gewahlt Dort kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Ausschussmitglied Alfred Oehlke uber die Teilnahme des Dichters Julius Wolff 1834 1910 am Reichsgrundungskommers des VDSt Berlin am 18 Januar 1884 Dies resultierte in einer Duell Forderung Oehlkes an drei Ausschussmitglieder darunter Zedlitz und Richard Holzapfel 1862 1885 Das Duell am 5 Januar 1885 sorgte reichsweit fur Aufsehen Wahrend der Kugelwechsel Zedlitz Oehlke unblutig endete wurde Holzapfel im folgenden Duell getotet In der anschliessenden Schwurgerichtsverhandlung wurde Zedlitz freigesprochen obwohl er sich als schuldig bekannt hatte Im Jahr 1885 diente Zedlitz als Einjahrig Freiwilliger beim 5 Jager Bataillon in Gorlitz Als Referendar war er am Amtsgericht Muskau darauf beim Amtsgericht Neurode und dann im Landgericht I Berlin tatig Am 30 Juni 1888 wurde er zur Regierung nach Bromberg versetzt Er bestand als Regierungsreferendar am 30 Mai 1891 die zweite Prufung fur den hoheren Verwaltungsdienst und wurde zum Regierungsassessor ernannt Als solcher wurde er 1891 der koniglichen Regierung in Osnabruck zugeteilt und am 1 Juli 1894 an das konigliche Oberprasidium in Hannover versetzt Vom Sommer 1897 an war er Landrat in der westpreussischen Kleinstadt Konitz Dort brachen infolge des Mordes an einem Gymnasiasten 1900 die schwersten antisemitischen Unruhen im wilhelminischen Kaiserreich aus Die Konitzer Affare BearbeitenIn dieser sogenannten Konitzer Affare stand ein antisemitischer Mob der in dem Mord einen judischen Ritualmord sah der preussischen Obrigkeit gegenuber deren hochster ortsansassiger Vertreter der Landrat Zedlitz war Hohepunkt war das antisemitische Pogrom vom 10 Juni 1900 Hierbei trat Zedlitz erfolglos mehreren tausend Personen entgegen Sein gutliches Zureden blieb ergebnislos er selbst und ein judisches Kaufhaus wurden mit Steinen beworfen Die Gendarmen zogen ihre Pistolen und Sabel doch eine Eskalation des Tumults furchtend trat Zedlitz den Ruckzug an Wenige Stunden spater jedoch ruckten 150 von ihm angeforderte Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten gegen die Aufruhrer vor 1 In der Folge flaute die Erregung ab Seine Berichte uber die Konitzer Affare an den preussischen Innenminister zeigen ihn zwar zunachst als Sympathisanten der Antisemiten Fur die Konitzer Juden trat er allerdings entschieden ein als gegen diese in der Presse eine Hetze einsetzte die mit fur die antisemitischen Unruhen verantwortlich war Er verteidigte die judischen Bewohner von Konitz und erklarte dass er einen Ritualmord seitens der judischen Cultusgemeinde selbstverstandlich als Aberglaube betrachte Gepragt durch die Ereignisse verliess er seine westpreussische Heimat aber im folgenden Jahr Vom 1 Juli 1901 an war er Landrat in Linden bei Hannover ab Januar 1904 Oberleutnant a D ab 1904 Geheimer Regierungsrat und Vortragender Rat im Preussischen Kultusministerium Drei Jahre spater wurde er zum Oberregierungsrat ernannt Als parlamentarischer Kommissar war er in beiden Hausern des Preussischen Landtages und im Reichstag tatig Um 1912 wechselte er in das Preussische Innenministerium und wurde schliesslich 1914 Regierungsprasident in Koslin Im Kriegsjahr 1917 erhielt er das Eiserne Kreuz am schwarz weiss roten Band 1918 erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat und das Osterreichische Kriegskreuz fur Zivilverdienste 2 Klasse verliehen In der Weimarer Republik BearbeitenDie Revolution 1918 lehnte er entschieden ab und stellte sich dem Arbeiter und Soldatenrat in Koslin im Rahmen seiner Moglichkeiten entgegen Dies wurde ihm durch seinen personlichen Einfluss und durch das Ansehen erleichtert dass er genoss Am 1 Juli 1919 verliess er aber nach Verabschiedung der Verfassung schliesslich den Staatsdienst Organ der sozialdemokratischen Staatsregierung konnte ich nicht sein Der Ehrenritter des Johanniterordens wohnte zunachst in Gorlitz zog aber dann 1934 auf das Zedlitzsche Stammschloss in Neukirch an der Katzbach Die Erfahrungen in Konitz der Kriegstod zweier Sohne die schwere Kriegsbeschadigung eines Dritten sowie Zusammenbruch und Revolution 1918 19 hatten bei ihm zu schweren seelischen Erschutterungen gefuhrt Ehen und Kinder BearbeitenZedlitz heiratete in erster Ehe am 23 September 1889 in Berlin die Oberstentochter Helene von Ohlen und Adlerskron 1867 1901 Mit ihr hatte er sechs Kinder Friedrich 1891 1915 gefallen als Leutnant in Russland Eberhard 1892 Werner 1894 1918 gefallen im Ersten Weltkrieg Hertha Viktoria 1895 Wilhelm 1899 Helene 1901 In zweiter Ehe heiratete er am 15 Oktober 1909 in Potsdam die Rittmeisterstochter Natalie von Bredow aus dem Hause Senzke 1862 1934 und in dritter Ehe am 18 November 1938 in Bennigsen die Landratstochter Margareta von Benningsen 1891 1966 Werke BearbeitenBerechtigung und Bedeutung studentischer Bestrebungen fur die Zukunft In Akademische Blatter 1 Jg 1886 87 S 135 136 Was thut uns not In Akademische Blatter 2 Jg 1887 88 S 45 46 Die Stellung des Kyffhauser Verbandes zur Judenfrage In Akademische Blatter S 161 162 mit Johannes Quandt und Christian Rogge Hrsg Taschenbuch fur die Mitglieder des Kyffhauser Verbandes der Vereine Deutscher Studenten Berlin 1888 Sollen wir agitieren In Ak Bl 6 Jg 1891 92 S 106 107 Unsere praktische Arbeit In Otto Hoetzsch Hrsg Taschenbuch fur den Kyffhauser Verband der Vereine Deutscher Studenten 4 Auflage Berlin 1903 S 66 72 Unsere praktische Arbeit In Karl Kormann Hrsg Taschenbuch fur den Kyffhauser Verband der Vereine Deutscher Studenten 5 Auflage Berlin 1910 S 63 68 Einzelerinnerungen aus meinem Leben Weihnachten 1935 Familienarchiv Caspar v Zedlitz und Neukirch Bergisch Gladbach Literatur BearbeitenJ Paalzow J Rindermann Hrsg Das Duell Holzapfel Oehlke vor dem Schwurgericht Stenographischer Bericht der Verhandlungen vom 18 Marz 1885 Berlin 1885 Die Vereine Deutscher Studenten 12 Jahre akademischer Kampfe Hrsg von Herman v Petersdorff unter Mitwirkung von Christian Rogge Waldemar Zetsche u a 3 Auflage Leipzig 1900 Frhr v Zedlitz und Neukirch an die Verbandstagung 1935 In Ak Bl 50 Jg 1935 36 134 Walter von Hueck Friedrich Wilhelm Euler Genealogisches Handbuch des Adels Freiherrliche Hauser A Band X Band 65 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Limburg an der Lahn 1977 S 474 475 ISSN 0435 2408 Norbert Kampe Studenten und Judenfrage im Deutschen Kaiserreich Die Entstehung einer akademischen Tragerschicht des Antisemitismus In Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Band 76 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1988 ISBN 978 3 525 35738 5 Norbert Kampe Studentische Judenfrage und Neuer Nationalismus im Deutschen Kaiserreich Zur Wirkungsgeschichte der Vereine Deutscher Studenten In Marc Zirlewagen Hrsg Kaisertreue Fuhrergedanke Demokratie Beitrage zur Geschichte des Verbandes der Vereine Deutscher Studenten Kyffhauser Verband SH Verlag Koln 2000 S 37 77 ISBN 978 3 89498 077 1 Helmut Walser Smith The Butcher s Tale Murder and Anti Semitism in a German Town Norton New York 2002 Christoph Nonn Eine Stadt sucht einen Morder Gerucht Gewalt und Antisemitismus im Kaiserreich Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 ISBN 978 3 525 36267 9 Marc Zirlewagen Kurzbiografien Tubinger VDSter In Gebhard Keuffel Hrsg 120 Jahre Verein Deutscher Studenten zu Tubingen Essen 2003 S 189 192 DNB Marc Zirlewagen ZEDLITZ UND NEUKIRCH Gottlieb Heinrich Frhr v In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 25 Bautz Nordhausen 2005 ISBN 3 88309 332 7 Sp 1561 1566 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenSchloss TiefhartmannsdorfEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Walser Smith The Butcher s Tale Murder and Anti Semitism in a German Town Norton New York 2002 S 48 49 Regierungsprasidenten des Regierungsbezirks Koslin in Pommern Heinrich zu Dohna Wundlacken 1818 1832 Wilhelm von Bonin 1832 1834 August Ludwig Leopold von Fritsche 1834 1852 Carl von Senden 1852 1856 Johann Naumann 1856 1864 Hans Wilhelm von Kotze 1864 1866 Alexander von Gotz und Schwanenflies 1867 1871 Ludwig von Kamptz 1872 1874 Achatius von Auerswald 1874 1883 Max Clairon d Haussonville 1883 1893 Eberhard von der Recke 1893 1898 Viktor von Tepper Laski 1898 1903 Kurt Detloff von Schwerin 1903 1906 Paul Johannes von Funck 1908 1911 Bill Drews 1911 1915 Heinrich von Zedlitz und Neukirch 1915 1919 Otto Junghann 1919 1925 Curt Cronau 1925 1934 Konrad Goppert 1934 1936 Albert Leister 1936 1938 Johannes Muller 1938 1944 Emil Popp 1944 1945 PersonendatenNAME Zedlitz und Neukirch Heinrich vonALTERNATIVNAMEN Zedlitz und Neukirch Gottlieb Heinrich Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG preussischer Regierungsprasident in Koslin 1915 1919 GEBURTSDATUM 20 August 1863GEBURTSORT TiefhartmannsdorfSTERBEDATUM 14 November 1943STERBEORT Neukirch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich von Zedlitz und Neukirch amp oldid 231174900