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Heinrich Schneider 22 Februar 1907 in Saarbrucken 12 Januar 1974 in Stuttgart war ein deutscher Politiker im Saarland NSDAP DPS FDP Er war von 1955 bis 1962 Landesvorsitzender der Demokratischen Partei Saar Schneider war von 1955 bis 1965 Mitglied des Landtags des Saarlandes 1956 dessen Prasident und von 1957 bis 1965 Mitglied des Deutschen Bundestages Von 1957 bis 1959 war er saarlandischer Minister fur Wirtschaft Verkehr und Landwirtschaft Heinrich Schneider 1955 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Beruf 2 NSDAP Karriere 3 Politische Karriere nach 1945 4 Postume Aufarbeitung der NS Vergangenheit Schneiders 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusbildung und Beruf BearbeitenSchon als 16 jahriger Schuler wurde Schneider wahrend des franzosisch verwalteten Volkerbundmandats im Saargebiet angeklagt weil er auf dem Saarbrucker Bahnhof einen Wimpel in den Reichsfarben Schwarz Weiss Rot geschwenkt hatte 1 Nach dem Abitur 1926 studierte er Rechtswissenschaften in Heidelberg Berlin Munchen und Marburg und beendete sein Studium 1930 mit der Promotion Thema seiner Dissertation war Die Aktie nach englischem amerikanischem und franzosischem Recht Wahrend des Studiums wurde er Mitglied des Vereins Deutscher Studenten VDSt Heidelberg im Kyffhauserverband 2 Nach der Ruckkehr nach Saarbrucken im August 1931 liess er sich dort als Rechtsanwalt nieder und wurde Mitarbeiter der NS Wochenzeitung Saardeutsche Stimme Nach dem zweiten grossen juristischen Staatsexamen das er mit dem Pradikat gut bestand wurde Schneider im Juni 1933 als Nachfolger von Hans Globke Chef des Saarreferates im Preussischen Innenministerium Die Ministeriumsstelle verliess Schneider 1934 3 Danach war er wieder Rechtsanwalt in Saarbrucken nach Kriegsausbruch arbeitete Schneider in einer Anwaltskanzlei in Mannheim 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen aus gesundheitlichen Grunden wurde er 1942 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Rechtsabteilung des Auswartigen Amts zugewiesen Dort war er fur Zivilinternierte aus Feindstaaten zustandig 4 Nach der Ruckkehr nach Saarbrucken arbeitete Schneider zunachst in der Schreinerei seines Vaters Nach der Entnazifizierung als Mitlaufer eroffnete er erneut eine Anwaltskanzlei Er wurde 1962 zum Justizrat und 1972 zum Geheimen Oberjustizrat ernannt Von 1971 bis 1974 war Schneider Mitglied des Ehrengerichtshofes der Rechtsanwaltskammer des Saarlandes 5 NSDAP Karriere BearbeitenNach einem Besuch Gregor Strassers in Marburg trat Schneider im Oktober 1930 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein die offizielle Aufnahme in die Partei erfolgte zum 1 Februar 1931 Mitgliedsnummer 419 405 6 7 Nach seinem Wechsel nach Saarbrucken fungierte er als Gausprecher der NSDAP und war Schriftleiter der Saardeutschen Volksstimme 8 1933 wurde Schneider Leiter der Saarabteilung der NSDAP Die saarlandische NSDAP unter Alois Spaniol wurde auf Betreiben des pfalzischen Gauleiters und von Hitler zum Saarkommissar ernannten Josef Burckel entmachtet und die Parteiabteilung im Februar 1934 aufgelost 9 1937 wurde aufgrund seiner arbeitsgerichtlichen Verteidigung von Sozialdemokraten und Gegnern des Anschlusses des Saargebiets an das Deutsche Reich wegen dauernden parteischadigenden Verhaltens ein Parteiausschlussverfahren gegen Schneider angestrengt Ein Parteigericht verfugte am 21 Oktober 1937 seinen Ausschluss aus der NSDAP Auf der Ebene des Gaugerichts und im Ehrgerichtsverfahren verteidigte sich Schneider jedoch erfolgreich genug dass die Verfahren gegen ihn auf unbestimmte Zeit vertagt wurden Seine Parteimitgliedsbeitrage zahlte Schneider bis zum Kriegsende 10 11 Politische Karriere nach 1945 BearbeitenSchneider trat 1950 in die Demokratische Partei Saar DPS ein Diese war zunachst liberal ausgerichtet und akzeptierte das Autonomiestatut des Saarlands mit enger Bindung an Frankreich Durch den Eintritt der ehemaligen NSDAP Mitglieder Schneider Richard Becker Paul Simonis und ihrer Anhanger ubernahmen aber nationalkonservative Krafte die Mehrheit in der Partei die sich als deutsch ausgerichtete Opposition verstanden den Anschluss an die Bundesrepublik Deutschland anstrebten und gegen die franzosische Besatzungsmacht agitierten Auf dem richtungsandernden dritten Parteitag am 2 September 1950 wurde Schneider erstmals in den Vorstand gewahlt sein Verbundeter Becker ubernahm den Vorsitz Im Verfahren um das Verbot der DPS durch den franzosischen Hochkommissar Gilbert Grandval 1951 war Schneider Rechtsvertreter seiner Partei Nach Wiederzulassung der Demokratischen Partei Saar infolge des deutsch franzosischen Abkommens uber die Saarfrage 1954 wurde er deren 1 Vorsitzender Schneider war ein entschiedener Gegner eines Europaischen Statuts fur das Saarland das bei der Volksbefragung im Oktober 1955 mehrheitlich auf Ablehnung stiess Danach siegten auch bei der Landtagswahl im Dezember 1955 die pro deutschen Parteien Die DPS wurde zweitstarkste Kraft und Schneider zog als einer von 13 Abgeordneten seiner Partei in den Landtag des Saarlandes ein dem er bis 1965 angehorte Vom 2 Januar bis 31 Dezember 1956 war er Landtagsprasident Anschliessend war er bis Juli 1957 Vorsitzender der DPS Landtagsfraktion Nach dem Beitritt des Saarlands zur Bundesrepublik Deutschland entsandte der Landtag Schneider am 4 Januar 1957 als einen von zehn saarlandischen Abgeordneten in den Deutschen Bundestag Vom 4 Juni 1957 bis zum 26 Februar 1959 war er zudem stellvertretender Ministerprasident des Saarlandes und Minister fur Wirtschaft Verkehr Ernahrung und Landwirtschaft im Kabinett Reinert I Die DPS wurde zum saarlandischen Landesverband der bundesdeutschen FDP der Schneider ab dem 11 August 1957 angehorte Sein Bundestagsmandat wurde bei der Wahl im September 1957 bestatigt bei der er das Direktmandat im Wahlkreis 243 Saarbrucken Stadt gewann Von 1958 bis 1962 gehorte er dem FDP Bundesvorstand an auf dem Parteitag 1960 wurde Schneider zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP unter dem Vorsitzenden Erich Mende gewahlt 1961 verlor er das Direktmandat wurde er aber uber die FDP Landesliste erneut in den Bundestag gewahlt dem er bis zum Ende der Legislaturperiode 1965 angehorte Paul Simonis loste Schneider 1962 als Landesvorsitzenden der FDP DPS ab Aus Protest gegen die sozial liberale Koalition verliess er 1969 die FDP Schneiders dokumentarischer Nachlass ist im Landesarchiv Saarbrucken uberliefert Postume Aufarbeitung der NS Vergangenheit Schneiders BearbeitenDie Publikationen des Historikers Erich Spater uber Heinrich Schneider dem er als Propagandist und hohem Funktionar der NSDAP Verantwortung fur die organisierte Entrechtung Ausplunderung und Vertreibung von Saarlandern judischen Glaubens ab Januar 1935 zuordnet 12 13 hat Schneiders Sohn der Saarbrucker Rechtsanwalt Heinz R Schneider am 24 November 2005 zu einer strafbewehrten Unterlassungserklarung veranlasst 14 Der beklagte Spater weigerte sich seine Aussage zuruckzunehmen mit den Worten Diese Geschichte ist doch im Saarland schon viel zu lange totgeschwiegen worden Heinrich Schneider stand auch nach 1945 positiv zu seiner NS Vergangenheit und befurwortete etwa in einem Artikel die Gleichsetzung der Volksabstimmungen von 1955 und 1935 an der Saar als es um den Anschluss an Deutschland ging Er feierte darin die Protagonisten der Deutschen Front von 1935 Fur ihn waren sie gleich denen von 1955 Ihre Treue blieb unwandelbar schrieb er dazu Schriften BearbeitenDas Wunder an der Saar Ein Erfolg politischer Gemeinsamkeit Seewald Verlag Stuttgart 1974 ISBN 3 512 00350 8 Unsere Saar Hrsg von Heinrich Schneider Edwin Runge Verlag Berlin Tempelhof 1934 Literatur BearbeitenRainer Mohler Rechtsanwalt Dr Heinrich Schneider Trommler oder Mitlaufer In Peter Wettmann Jungblut Saarlandischer AnwaltVerein Hrsg Rechtsanwalte an der Saar 1800 1960 Geschichte eines burgerlichen Berufsstandes Blieskastel Gollenstein 2004 ISBN 3 935731 19 1 S 301 324 Erich Spater Das Wort des Fuhrers ist unser Befehl Heinrich Schneider ein deutscher Patriot In Saarbrucker Hefte Nr 89 Fruhjahr 2003 S 95 103 Maik Tandler Bearbeiter Heinrich Schneider Biografische Einzeldarstellung In Die NS Belastung saarlandischer Landtagsabgeordneter Vorstudie und Forschungsempfehlungen Friedrich Schiller Universitat Jena Lehrstuhl fur Neuere und Neueste Geschichte Prof Dr Norbert Frei Jena 2016 S 36 51 online als PDF bei landtag saar de Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Schneider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schneider Heinrich II in der Datenbank Saarland Biografien Saar FDP feiert ihren Nazi Opa In die tageszeitung 26 November 2005 Einzelnachweise Bearbeiten Maik Tandler Heinrich Schneider Biografische Einzeldarstellung In Die NS Belastung saarlandischer Landtagsabgeordneter Vorstudie und Forschungsempfehlungen Friedrich Schiller Universitat Jena 2016 S 36 51 hier S 37 Die Geschichte des VVDSt KV In Praktisches Handbuch des Verbandes der Vereine Deutscher Studenten Kyffhauserverband 6 Auflage 2006 S 8 46 hier S 25 Rainer Mohler Rechtsanwalt Dr Heinrich Schneider Trommler oder Mitlaufer S 305 307 Maik Tandler Heinrich Schneider Biografische Einzeldarstellung In Die NS Belastung saarlandischer Landtagsabgeordneter Vorstudie und Forschungsempfehlungen Friedrich Schiller Universitat Jena 2016 S 36 51 hier S 40 Schneider Heinrich II in der Datenbank Saarland Biografien Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 38771463 Hans Peter Klausch Liste 1 Alphabetische Aufstellung der saarlandischen Landtagsabgeordneten mit einer nachgewiesenen NSDAP Mitgliedschaft PDF 2 15 MB In Braune Spuren im Saar Landtag Die NS Vergangenheit saarlandischer Abgeordneter Die Linke Fraktion im Landtag des Saarlandes Saarbrucken 2013 S 19 abgerufen am 25 Januar 2016 Gerhard Paul Die NSDAP des Saargebiets 1920 1935 Saarbrucker Druckerei und Verlag SDV Saarbrucken 1987 ISBN 3 925036 11 3 S 188 Rainer Mohler Rechtsanwalt Dr Heinrich Schneider Trommler oder Mitlaufer S 305 307 Rainer Mohler Rechtsanwalt Dr Heinrich Schneider Trommler oder Mitlaufer S 308 312 Gerhard Paul Die NSDAP des Saargebiets 1920 1935 S 189 Erich Spater Das Wort des Fuhrers ist unser Befehl Heinrich Schneider ein deutscher Patriot In Saarbrucker Hefte Nr 89 Fruhjahr 2003 S 95 103 boell saar de PDF 1 7 MB Erich Spater Deutsch ist die Saar 50 Jahre Saar Referendum In grun konkret Nr 2 2005 S 18 19 Internet Archive PDF 733 kB Klaus Peter Klingelschmitt Saar FDP feiert ihren Nazi Opa taz am Wochenende vom 26 November 2005 S 7 Landesvorsitzende der FDP Saarland Heinrich Schneider 1955 1962 Paul Simonis 1962 1967 Reinhard Koch 1967 1970 Werner Klumpp 1970 1984 Horst Rehberger 1984 1990 Uta Wurfel 1990 1991 Harald Cronauer 1991 1994 Walter Teusch 1994 1998 Werner Klumpp 1998 2000 Karl Josef Jochem 2000 2002 Christoph Hartmann 2002 2011 Oliver Luksic seit 2011 Prasidenten des Saarlandischen Landtages Peter Zimmer Heinrich Schneider Wilhelm Kratz Julius von Lautz Alfons Dawo Josef Schmitt Hans Maurer Franz Schneider Ludwig Schnur Albrecht Herold Hans Kasper Hans Ley Klaus Meiser Stephan Toscani Heike BeckerSaarlandische Wirtschaftsminister seit 1946 Franz Singer Franz Ruland Eugen Huthmacher Norbert Brinkmann Heinrich Schneider Manfred Schafer Eugen Huthmacher Reinhard Koch Manfred Schafer Erwin Sinnwell Werner Klumpp Edwin Hugel Walter Henn Horst Rehberger Hans Joachim Hoffmann Reinhold Kopp Christiane Krajewski Hanspeter Georgi Joachim Rippel Christoph Hartmann Peter Jacoby Heiko Maas Anke Rehlinger Jurgen Barke Normdaten Person GND 128378875 lobid OGND AKS LCCN n86147473 VIAF 8437123 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schneider HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP FDP DPS MdBGEBURTSDATUM 22 Februar 1907GEBURTSORT SaarbruckenSTERBEDATUM 12 Januar 1974STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Schneider Politiker 1907 amp oldid 238239765