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Das Abkommen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Franzosischen Republik uber das Statut der Saar zwischen dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem franzosischen Ministerprasidenten Pierre Mendes France vom 23 Oktober 1954 ist eine der Abmachungen des Vertragswerks das als Pariser Vertrage bezeichnet wird Es sah vor dem Saarland im Rahmen der Westeuropaischen Union vorbehaltlich eines kunftigen Friedensvertrages ein europaisches Statut zu geben falls eine Volksabstimmung dies billigen wurde Diese Vereinbarung sollte zur Losung der sogenannten Saarfrage fuhren die bereits in der Zwischenkriegszeit ein Streitpunkt zwischen Deutschland und Frankreich gewesen war und die das erste Jahrzehnt der deutsch franzosischen Beziehungen nach 1945 belastet hatte Das Statut wurde in der Volksabstimmung am 23 Oktober 1955 jedoch abgelehnt und damit hinfallig Diese Ablehnung durch die Saarbevolkerung eroffnete den Weg zu einer bilateralen Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland uber die Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Europaisches Saarstatut 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAm 10 Januar 1920 trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft der in den Artikeln 45 bis 50 nebst Anlage die Abtrennung des Saargebiets vom Deutschen Reich zur Wiedergutmachung der franzosischen Kriegsschaden und dessen Verwaltung als Mandatsgebiet des Volkerbunds regelte Manchmal werden diese Bestimmungen als Erstes Saarstatut bezeichnet Es sprach fur 15 Jahre Frankreich die Eigentumsrechte an den saarlandischen Kohlengruben und den Eisenbahnen westlich der Saar des Saarbecken Gebiets zu In dieser Zeit verwaltete eine vom Volkerbund eingesetzte Regierungskommission des Saargebietes das Gebiet 1922 wurde mit dem so genannten Landesrat eine politische Mitbestimmung der Saarlander geschaffen eine demokratisch gewahlte parlamentarische Vertretung fast ohne Befugnis Die Verlegung der Zollgrenzen sollte eine Umorientierung der saarlandischen Wirtschaft vom deutschen zum franzosischen Markt bewirken und brachte grosse Umstellungsprobleme mit sich Wegen der Einfuhrung des Franzosischen Francs als Wahrung am 1 Juni 1923 blieben der saarlandischen Bevolkerung die Endphase der Hyperinflation im Deutschen Reich und deren verheerende soziale Auswirkungen erspart Auf Grund des Ergebnisses der Volksabstimmung vom 13 Januar 1935 in der sich 90 3 Prozent fur eine Wiedereingliederung ins Deutsche Reich ausgesprochen hatten kehrte das Saargebiet zum 1 Marz 1935 in das deutsche Zollgebiet zuruck wieder gab es grosse Umstellungsprobleme diesmal umgekehrt Nach dem deutschen Uberfall auf Polen 1939 erklarte Frankreich Deutschland den Krieg Im Mai Juni 1940 eroberte das nationalsozialistische Deutschland Frankreich und besetzte es bis 1944 Europaisches Saarstatut Bearbeiten nbsp Journalistengesprach am 3 November 1953 uber die Saarfrage mit den Bundestagsabgeordneten Hermann Trittelvitz SPD 3 v l und Eugen Gerstenmaier CDU 4 v l und vier Journalisten nbsp Stimmzettel der Volksbefragung am 23 Oktober 1955Das europaische oder zweite Saarstatut wurde als Teil der Pariser Vertrage von 1954 zwischen dem franzosischen Ministerprasidenten Pierre Mendes France und dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer ausgehandelt und am 23 Oktober im Rahmen dieser unterzeichnet und sah im Wesentlichen eine Europaisierung des Saarlandes vor die jedoch an einer ablehnenden Volksabstimmung durch die Saarlander scheiterte Die Vorgeschichte dieser Regelung bestand vor allem aus der franzosischen Besatzung des Saarlandes nach dem Zweiten Weltkrieg Frankreich wollte nachdem das Saargebiet nach Ablosung der amerikanischen Besatzung am 10 Juli 1945 zur franzosischen Besatzungszone gehorte das Industrierevier an der Saar starker an sich binden so wie nach dem Ersten Weltkrieg Wegen des Widerstands der Alliierten gab es dieses Vorhaben das der gemeinsamen Berliner Erklarung der Siegermachte zuwidergelaufen ware zugunsten einer Wahrungs Wirtschafts und Verteidigungsunion bei einer ansonsten gewahrten Autonomie des Saarlandes auf Am 8 Oktober 1946 bildete sich eine Verwaltungskommission und am 22 Dezember 1946 schloss Frankreich die Grenze des Saarlandes zum ubrigen Deutschland und trieb damit die Entwicklung im franzosischen Sinne voran etwa durch die Einfuhrung des Franzosischen Franc als Wahrung am 20 November 1947 und durch die Verabschiedung einer eigenen Verfassung am 15 Dezember 1947 Eine Annexion wurde in der franzosischen Offentlichkeit diskutiert es existiert aber kein Nachweis dass die franzosische Regierung sie 1945 konkret anstrebte 1 Ab 1950 begann der ungeloste Status des Saargebiets die westeuropaische und atlantische Zusammenarbeit zu behindern Frankreichs Aussenminister Robert Schuman hatte um die unter dem Zankapfel Saarland leidende deutsch franzosische Verstandigung in Gang zu bringen 1952 eine Europaisierung der Saar ins Gesprach gebracht Eigentlicher Vordenker der Europaisierung war aber Johannes Hoffmann der Ministerprasident des Saarlands zu dieser Zeit Das Saarland sollte zu einem ausserstaatlichen Territorium und Standort verschiedener europaischer Institutionen werden Das 1954 zwischen Pierre Mendes France und Konrad Adenauer ausgehandelte und am 23 Oktober unterzeichnete Saarstatut sah dementsprechend bis zum Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland die Unterstellung des Saarlandes unter einen Kommissar der Westeuropaischen Union vor 2 Dieser sollte das Land nach aussen vertreten Die saarlandische Regierung sollte jedoch weiter fur die inneren Angelegenheiten zustandig und die wirtschaftliche Anbindung an Frankreich erhalten bleiben Allerdings war auch eine engere wirtschaftliche Vernetzung mit der Bundesrepublik vorgesehen In der deutschen Innenpolitik wurde Adenauer wegen des Saarstatuts scharf angegriffen Vor allem die SPD sah darin eine De facto Abtretung des Saarlands an Frankreich Vor dem endgultigen Inkrafttreten sah das Saarstatut eine Volksabstimmung vor 3 Vor dieser kam es zu einem heftigen Abstimmungswahlkampf Da das Saarstatut die Wiederherstellung der Meinungs und Versammlungsrechte vorsah konnten sich im Sommer 1955 die pro deutschen Parteien des Saarlandes zum Deutschen Heimat Bund formieren Da sich darunter auch die CDU befand ergab sich die paradoxe Situation dass die Saar CDU zum Ablehnen des Statuts aufrief wahrend CDU Bundeskanzler Adenauer eine Zustimmung propagierte Wahrend des Wahlkampfes kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit deutsch nationalistischen Tonen sowie Angriffen auf Ministerprasident Hoffmann Der Dicke muss weg und seine von ehemaligen Emigranten getragene Regierung andererseits riskierten Neinsager Diffamierungen und Repressalien 4 Zusatzlich hatte die Ablehnung der Europaischen Verteidigungsgemeinschaft durch Frankreich das Vertrauen in den europaischen Einigungskurs erschuttert und Frankreichs Wirtschaft geriet gegenuber dem deutschen Wirtschaftswachstum ins Hintertreffen Zur Rolle der katholischen Kirche im Abstimmungswahlkampf siehe den Artikel uber Michael Schulien den damaligen Papstlichen Apostolischen Visitator des Saargebietes In der Volksabstimmung am 23 Oktober 1955 votierten 67 7 Prozent der abstimmenden saarlandischen Burger bei einer Beteiligung von 96 6 Prozent 620 000 Teilnehmer gegen das Saarstatut Dieses Votum wurde als Ausdruck des Willens zu einem Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland angesehen Da der deutsch franzosische Vertrag von 1954 keine Regelungen fur den Fall einer Ablehnung des Saarstatuts enthielt musste erneut verhandelt werden Diese Verhandlungen fuhrten zum Saarvertrag vom 27 Oktober 1956 in dem Frankreich der Ruckgliederung des Saarlandes unter deutsche Hoheit zum 1 Januar 1957 zustimmte Am 14 Dezember 1956 erklarte der saarlandische Landtag den formlichen Beitritt zum Geltungsbereich des deutschen Grundgesetzes Durch das Gesetz uber die Eingliederung des Saarlandes 5 wurde das Saarland am 1 Januar 1957 in die Bundesrepublik eingegliedert Dieser Beitritt wurde 1990 zum Vorbild fur die verfassungsrechtliche Gestaltung der deutschen Wiedervereinigung Der Termin fur die wirtschaftliche Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik und die Einfuhrung der D Mark an der Saar wurde vor der Bevolkerung lange geheim gehalten und als Tag X hoffnungsvoll erwartet Erst mit dem wirtschaftlichen Anschluss am 6 Juli 1959 war die kleine Wiedervereinigung vollstandig und so endete nach 14 Jahren der zweite saarlandische Sonderweg Literatur BearbeitenZur Epoche von 1920 bis 1935Philippe Soupault Theodor Balk und Ilja Ehrenburg Hier spricht die Saar Ein Land wird interviewt Drei Reportagen Kommentiert und mit einem Nachwort herausgegeben von Ralph Schock Spuren Gollenstein Blieskastel 2005 ISBN 3 935731 76 0 Zur Volksbefragung 1955Die Saarabstimmung vom 23 Oktober 1955 In Saarpfalz Kreis Hrsg Saarpfalz Blatter fur Geschichte und Volkskunde Sonderheft 2006 ISSN 0930 1011 Herbert Elzer Konrad Adenauer Jakob Kaiser und die kleine Wiedervereinigung Die Bundesministerien im aussenpolitischen Ringen um die Saar 1949 bis 1955 Geschichte Politik und Gesellschaft Schriftenreihe der Stiftung Demokratie Saarland Band 9 Rohrig St Ingbert 2008 ISBN 978 3 86110 445 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wilfried Busemann Hrsg Saarabstimmungen 1935 und 1955 Dokumentation einer Vortragsreihe Schriftenreihe der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt der Universitat des Saarlandes Universaar Saarbrucken 2016 Volltext Weblinks BearbeitenVerfassung des Saarbeckens vom 28 Juli 1919 Abkommen uber das Statut der Saar vom 23 Oktober 1954 Vertrag zur Regelung der Saarfrage vom 27 Oktober 1956 Literatur uber das Europaische Saarstatut in der Saarlandischen Bibliographie Ein langer Weg nach Europa Landtag des Saarlandes Radiobeitrag des Deutschlandfunks zu Saarstatut und Abstimmung von 1955 Brudermorder Adenauer Die Zeit 2005 Heim ins Reich Die Zeit 2006 Volksbefragung und Abstimmungskampf 1955 deutsch und franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Hudemann Die Saar zwischen Frankreich und Deutschland 1945 1947 In derselbe und Raymond Poidevin Die Saar 1945 1955 La Sarre 1945 1955 Ein Problem der europaischen Geschichte Un probleme de l histoire europeenne 2 Auflage Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 978 3 486 82956 3 S 23 30 Vgl Bruno Thoss Der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur WEU und NATO im Spannungsfeld von Blockbildung und Entspannung in Hans Ehlert Christian Greiner Georg Meyer u a Hrsg Die NATO Option Anfange westdeutscher Sicherheitspolitik Band 3 Herausgegeben vom Militargeschichtlichen Forschungsamt Munchen 1993 S 59 Vgl Bruno Thoss Der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur WEU und NATO im Spannungsfeld von Blockbildung und Entspannung in Ehlert Greiner Meyer u a Hrsg Die NATO Option Anfange westdeutscher Sicherheitspolitik Bd 3 Munchen 1993 S 60 Saarreferendum 1955 Professor Dr Wolfgang Kermer erinnert sich In Neunkircher Stadtnachrichten Nr 44 2 November 2005 Gesetz uber die Eingliederung des Saarlandes vom 23 Dezember 1956Normdaten Werk GND 4381447 5 lobid OGND AKS VIAF 214765375 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abkommen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Franzosischen Republik uber das Statut der Saar amp oldid 226219910