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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem Publizisten Heinrich Mertens Fur den Burgermeister der Stadt Salzburg siehe Heinrich von Mertens Fur den deutschen Naturforscher siehe Karl Heinrich Mertens Heinrich Mertens 6 Februar 1906 in Dusseldorf 16 Juni 1968 in Osterreich war Publizist und Herausgeber der Monatsschrift Das Rote Blatt der katholischen Sozialisten sowie Oberburgermeister von Halle und Jena 1947 fluchtete er aus der sowjetischen Besatzungszone Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Artikel 4 Literatur 5 FotosLeben BearbeitenHeinrich Mertens entstammte dem rheinisch katholischen Arbeitermilieu er wurde am 6 Februar 1906 in Dusseldorf geboren Der Vater war Stahlarbeiter seine Mutter kam aus einer judischen Handwerkerfamilie Der Besuch des Gymnasiums blieb ihm aus finanziellen Grunden verwehrt Nach der kaufmannischen Lehre 1919 1922 und etwa sechsmonatigem Aufenthalt in der Missionsschule des Franziskanerordens in Moresnet Belgien 1923 ging er gerade 18 jahrig nach Wien zu den Herrgottsknechten Das waren junge Katholiken die unentgeltlich handwerkliche Sozialarbeit leisteten Sie verzichteten dabei auf Statuten und organisatorisches Gefuge und fuhrten ein bewusst bescheidenes Leben Mertens gab fur sie 1925 26 das Werkheft Ruf zur Wende Blatter zur katholischen Erneuerung mit heraus In Wien stiess er zu einem Kreis um den katholischen Sozialreformer Anton Orel 1881 1959 und dessen Wochenblatt Das neue Volk Orels sozial romantischen Antikapitalismus hielt Mertens aber fur uberholt und nicht geeignet fur die Praxis des Alltags Die Uberwindung des Kapitalismus traute er eher dem Sozialismus zu wobei er jedoch die materialistischen und atheistischen Elemente der Marxschen Lehre ablehnte So wendet sich Mertens von Orel ab auch aufgrund des von diesem vertretenen Antijudaismus 1926 fand er durch Vermittlung des Volksvereins fur das katholische Deutschland eine Stelle in der Missionsabteilung der Dusseldorfer Verbandszentrale der Katholischen Jungmannervereine Aufgrund seines offenen Bekenntnisses zum Sozialismus wurde er auf Veranlassung von Generalprases Ludwig Wolker 1887 1955 bald entlassen Er stiess dann auf Vermittlung von Wilhelm Sollmann 1881 1951 zum Redaktionsstab der sozialdemokratischen Rheinischen Zeitung und wurde Herausgeber der Beilage Die Tribune einem Ausspracheblatt zwischen Christen und Sozialisten Vermutlich noch im gleichen Jahr trat er der SPD bei blieb ihr gegenuber aber kritisch 1928 grundete er den Bund der katholischen Sozialisten Deutschlands und gab ihm mit dem monatlich erscheinenden Roten Blatt der katholischen Sozialisten ein Forum Die Zentrale des Bundes befand sich in Koln Die Mitglieder kamen vorwiegend aus den Reihen der Sozialdemokratie Auch einige junge Kaplane traten unter Pseudonymen bei Das Rote Blatt das erstmals im Januar 1929 und letztmals im November Dezember 1930 erschien hatte ca 1800 Abonnenten vorwiegend katholische Korporationen Intellektuelle sowie katholische aber auch einige evangelische Theologen Ab Januar 1931 wurde das Rote Blatt mit der von Georg Wunsch seit 1929 herausgegebenen Zeitschrift fur Religion und Sozialismus dem wissenschaftlichen Organ der evangelischen religiosen Sozialisten zusammengelegt Herausgeber blieb Wunsch die Schriftleitung ubernahm Heinrich Mertens Prominentes Mitglied des Bundes und geistig fuhrend war Ernst Michel Leiter der 1921 von den Gewerkschaften in Frankfurt gegrundeten Akademie der Arbeit Doch das Ziel katholischen Glauben mit sozialistischem Gedankengut zu verbinden wurde nur begrenzt erreicht Die Sozialdemokratie zeigte sich wenig interessiert weil sie keinen Mitgliederzuwachs feststellen konnte Die papstliche Enzyklika Quadragesimo anno betonte 1931 die Unvereinbarkeit von Christentum und Sozialismus Als Stipendiat der Abraham Lincoln Stiftung studierte Heinrich Mertens ab dem Sommersemester 1932 in Frankfurt Philosophie Volkswirtschaft Padagogik und Psychologie Aufgrund einer bestandenen Begabtenprufung war er im Fruhjahr 1932 ohne Reifezeugnis zum Studium zugelassen worden In der Mainmetropole arbeitete er dann insbesondere am Institut fur Sozialforschung wo er auch Kontakte zu Theodor W Adorno und Max Horkheimer knupfte Allerdings zwang ihn der politisch motivierte Entzug des Stipendiums 1933 zum vorzeitigen Abbruch Spater erhielt er eine Stelle beim Frankfurter Sender In dieser Position trat er sogar in die SA ein Dabei hoffte er vergebens auf eine zweite Revolution innerhalb des Nationalsozialismus namlich den Aufstand der Sozialisten gegen die Nationalisten Im Februar 1936 wurde Mertens im Zusammenhang mit dem Hochverratsprozess gegen den katholischen Priester Joseph Rossaint 1902 1991 von der Gestapo unter dem Vorwurf illegaler marxistischer Bestrebungen verhaftet aber nach achteinhalb Monaten Einzelhaft mangels Beweisen wieder entlassen Wahrend des Zweiten Weltkriegs fand Mertens eine Anstellung in der Geschaftsstelle des Berliner Sozietatsverlags Hier knupfte er auch Kontakte zu verschiedenen Widerstandsgruppen und beteiligte sich an der Unterstutzung untergetauchter Judinnen und Juden Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Heinrich Mertens am 14 April 1945 von den US amerikanischen Streitkraften zum Burgermeister von Eisleben eingesetzt blieb aber nur ein gutes halbes Jahr bis zum 31 Oktober im Amt Er beteiligte sich an der Grundung der liberalen LDP fur die er im selben Jahr als Nachfolger von Theodor Lieser Oberburgermeister von Halle Saale und nach dem dortigen Wahlsieg der SED am 26 September 1946 von Jena wurde 1947 fluchtete er aus Sorge um seine personliche Sicherheit mit seiner Frau Maria die er 1929 geheiratet hatte und seinen beiden Tochtern in den Westen wurde u a Korrespondent bei der Welt dann Leiter der Presseabteilung des DGB danach Mitarbeiter beim WDR und Herausgeber der Zeitschrift Ost West Handel In dieser Zeit nahm er auch sein zwischenzeitlich unterbrochenes Engagement in der SPD wieder auf Er stand dem spateren nordrhein westfalischen Ministerprasidenten Heinz Kuhn SPD nahe 1968 starb er in Osterreich bei einem Verkehrsunfall Schriften Bearbeiten Hrsg Das Rote Blatt der katholischen Sozialisten Jahrgang 1 und 2 Mittelrheinische Druckerei und Verlagsanstalt Koln 1929 Verlag der religiosen Sozialisten Mannheim 1930 Unveranderter Neudruck Auvermann Glashutten im Taunus 1972 Katholische Sozialisten Verlag der religiosen Sozialisten Mannheim 1930 mit Heinz Kuhn und Walter Dirks Unvergessene Bruckenschlage Hrsg vom Zentralausschuss der sozialistischen Bildungsgemeinschaften des Landes NRW Reddigau Koln 1962 Artikel BearbeitenDie Position des katholischen Sozialisten In Die Schildgenossen 8 1928 Nr 5 S 422 434 Das sehen wir Das wollen wir Ruf an die Katholiken In Das Rote Blatt der katholischen Sozialisten 1 1929 Nr 1 S 1 Bilanz Unser Ursprung Die katholische Kritik Was wird In Das Rote Blatt der katholischen Sozialisten 1 1929 Nr 11 12 S 69 Probleme der katholisch sozialen Bewegung und die Position der katholischen Sozialisten In Zeitschrift fur Religion und Sozialismus 2 1930 S 20 34 Das Recht und die Aufgabe der katholischen Sozialisten in Kirche und Arbeiterschaft In Zeitschrift fur Religion und Sozialismus 2 1930 S 351 365 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die neueste katholische Sozialismuskritik In Zeitschrift fur Religion und Sozialismus 3 1931 S 389 397 Stand oder Klasse In Rhein Mainische Volkszeitung Nr 96 vom 26 April 1928 S 1f und Nr 97 vom 27 April 1928 S 1f Literatur BearbeitenGeorg Humbert Katholiken und religiose Sozialisten in der Weimarer Zeit insbesondere Heinrich Mertens Ernst Michel und das Rote Blatt der katholischen Sozialisten Unveroffentlichte Diplomarbeit Bochum 1975 Georg Humbert Katholische Sozialisten in Weimar Das Rote Blatt und der Kreis um Ernst Michel und Heinrich Mertens In Christ und Sozialist Blatter des Bundes der Religiosen Sozialisten Deutschlands e V 2 Vierteljahr Bielefeld 1984 S 34 40 Wolfgang Klein Das Rote Blatt der katholischen Sozialisten In Jahrbuch fur Christliche Sozialwissenschaften 16 1975 S 139 159 Klaus Kreppel Feuer und Wasser Katholische Sozialisten in der Weimarer Republik In kritischer Katholizismus Zeitung fur Theorie und Praxis in Gesellschaft und Kirche Fruher Rothenfelser Hefte 4 Jahrgang Koln 1971 Nr 6 S 4 Ulrich Brockling Katholische Intellektuelle in der Weimarer Republik Zeitkritik und Gesellschaftstheorie bei Walter Dirks Romano Guardini Carl Schmitt Ernst Michel und Heinrich Mertens Fink Munchen 1993 Andreas Lienkamp Theodor Steinbuchels Sozialismusrezeption Eine christlich sozialethische Relecture Schoningh Paderborn Munchen Wien Zurich 2000 S 275 353 Digitalisat Fotos BearbeitenFotos von Heinrich Mertens findet sich in Ulrike Nyassi Wilhelm Sollmann Teil 2 Zum hundertsten Geburtstag am 1 April 1981 Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Koln in der Halle des Historischen Rathauses vom 2 April 30 Mai 1981 Kolner Biographien Bd 16 Histor Archiv Koln 1981 S 56 Archiv der Sozialen Demokratie Bildarchiv 3 Fotos aus dem Jahr 1947 VorgangerAmtNachfolgerTheodor LieserOberburgermeister von Halle Saale 1945 1946Karl PretzschHeinrich TroegerOberburgermeister von Jena 1946 1947Johannes HerdegenErste Burgermeister bzw Oberburgermeister der Stadt Halle Saale 1798 1808 Christian Friedrich Christoph Stelzer 1808 1827 Ludwig Carl Heinrich Streiber 1827 1837 Carl Albert Ferdinand Mellin 1838 1842 Johann Ferdinand August Schroner 1843 1855 Karl August Wilhelm Bertram 1856 1880 Franz von Voss 1880 1881 Richard Wilhelm Bertram 1882 1906 Gustav Staude 1906 1933 Richard Robert Rive 1933 1945 Johannes Weidemann NSDAP 1945 Theodor Lieser 1945 1946 Heinrich Mertens LDP 1946 1951 Karl Pretzsch SED 1951 1955 Kurt Rossner SED 1955 1957 Herbert Schuberth SED 1957 1984 Hans Pfluger SED 1984 1989 Christoph Anders SED 1989 1990 Eckhard Pratsch SED 1990 1991 Peter Renger CDU 1991 2000 Klaus Peter Rauen CDU 2000 2007 Ingrid Haussler SPD 2007 2012 Dagmar Szabados SPD seit 2012 Bernd Wiegand parteilos Normdaten Person GND 129965715 lobid OGND AKS VIAF 161108623 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mertens HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Publizist Herausgeber und Burgermeister von Halle und JenaGEBURTSDATUM 6 Februar 1906GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 16 Juni 1968STERBEORT Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Mertens amp oldid 237912596