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Heiligtum von Yria neugriechisch Iero twn Yriwn Iero ton Yrion auch Heiligtum von Iria oder Dionysos Tempel von Iria ist die Bezeichnung einer antiken Tempelanlage auf der griechischen Kykladeninsel Naxos Die Gebaudereste des Heiligtums wurden zwischen 1986 und 1999 freigelegt Die Ausgrabungsstatte befindet sich in der Gemarkung Yria Yria der Ebene von Livadi Libadi etwa drei Kilometer sudlich des Zentrums der Inselhauptstadt Chora und einen Kilometer ostlich des Flughafens von Naxos Der Tempel war dem Gott Dionysos geweiht nach Athenaios von Naukratis wurden hier Dionysos Meilichios und Dionysos Bakcheos verehrt 1 Tempelreste des Heiligtums von Yria Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksBeschreibung BearbeitenDas regionale Heiligtum entwickelte sich nach den archaologischen Grabungsbefunden aus einem ursprunglich mykenischen Naturheiligtum uber einen geometrischen Oikos zu einem monumentalen Prostylos 2 Das ehemalige Ausgrabungsgelande des Heiligtums ist heute inmitten von Olivenbaumen und Weinstocken fur Besucher geoffnet Die Reste des Tempels und der Nebenanlagen bestehen uberwiegend aus Fundamenten und Fundbruchstucken die teilweise hergerichtet wurden aber nur eine geringe Anschaulichkeit der einstigen Gebaude vermitteln Viele der Fundstucke befinden sich in dem kleinen auf dem Gelande befindlichen Museum wo Hintergrundinformationen zur Baugeschichte des Heiligtums zu erfahren sind andere im archaologischen Museum von Naxos Geschichte BearbeitenAb dem 14 Jahrhundert v Chr etablierte sich in der Mitte der Ebene von Livadi an der fruchtbaren Flussmundung des Byblos heute Peritsa drei Kilometer vor der ummauerten mykenischen Stadt ein Fruchtbarkeitskult unter freiem Himmel Nach den Funden war dieser dem Gott Dionysos geweiht dem spateren Schutzherrn von Naxos Auf einem kleinen Hugel des Marschlandes befand sich ein Marmorbecken fur Opfergaben an dessen Stelle die spateren Tempel entstanden Das bei den Grabungen gefundene Becken enthielt dargebrachte Gefasse und Knochen aus der Zeit vor dem Bau des ersten Tempels fur die der mykenischen Zeit nachfolgenden dunklen Jahrhunderte ist die Weiterfuhrung des Kultes durch Keramik belegt 2 nbsp Flache der vier TempelbautenUm 800 v Chr der Epoche der Entstehung der griechischen Stadtstaaten in der geometrischen Zeit erbaute man in Yria einen einraumigen Tempel bestehend aus Holz und Lehmziegelsteinen auf einem Feldsteinfundament von 5 10 Meter Im Innenraum gab es drei Mittelstutzen fur das flache Erddach und einen Opfertisch uber der mykenischen Opferstatte 2 Obwohl das Heiligtum zum nahegelegenen 15 Meter breiten Fluss im Suden durch eine Ufermauer gesichert war wurde der Tempel wahrscheinlich durch eine Uberschwemmung zerstort und um 730 v Chr durch einen etwa 11 15 Meter grossen 160 m Grundflache umfassenden Granitbau mit 75 Zentimeter starken Wanden ersetzt Im Gegensatz zum ersten Tempelgebaude wurde beim Neubau das Innere durch drei Reihen von je 5 runden Holzsaulen in vier Schiffe unterteilt 3 Banke fur etwa 80 bis 100 Besucher des Tempels waren aufgestellt 2 Beiden Bauwerken gemeinsam war die Eschara im hinteren Teil des Raumes und wie auch bei den Nachfolgebauten der sudliche Eingang 4 Um 680 v Chr wurde der Tempel umgebaut Unter teilweiser Beibehaltung der Wande West und Nordmauer ersetzte man die drei Saulenreihen im Innenraum durch zwei Reihen von Holzsaulen auf gerundeten marmornen Basen Vom Flachdach des dritten Tempelbaus haben sich Wasserspeier aus Marmor erhalten An der Sudseite wurde eine Prostase mit wahrscheinlich vier ionischen Holzsaulen errichtet Dadurch wurde das Gebaude einer der ersten Prostyloi der griechischen Welt Der vor dem Tempeleingang liegende Fluss im Suden wurde zugeschuttet und sein Verlauf nach Norden verlegt 5 nbsp Adyton des vierten Tempels nbsp Hestiatorion Festsaal und PropylonIm Zeitraum von 580 bis 570 v Chr begann man den Bau des vierten Tempels als archaisches Hekatompedon ionischer Ordnung mit einer Innenflache von 280 m 6 Der 13 5 Meter breite und 28 3 Meter lange Tempel bei einer 20 Zentimeter langeren ostlichen Langswand als auf der Westseite war damit grosser als seine drei Vorgangerbauten Die Saulenhohe betrug 7 2 Meter der Saulendurchmesser 80 Zentimeter und das Saulenjoch 4 Meter 7 Die Kannelurenanzahl der Tempelsaulen betrug an der Front 24 variierte aber bis zu 28 32 und 36 in der Cella 8 Der vierte Tempelbau von Yria gilt als fruhester ionischer Prostylos der mit Ausnahme der verputzten Granitwanden in allen gestaltenden Teilen aus Marmor errichtet war dies betraf die vier Frontsaulen ebenso wie die acht Innensaulen und die Turwand samt Laibung und die Dachdeckung Bestandteil des tetrastylen Tempels war ein Adyton im hinteren Bereich Das Tempeldach mit den lichtdurchlassigen Marmorziegeln verlegt in lakonischer Ordnung uber einem wohl offenen Dachstuhl 9 ein Werk des naxischen Steinmetzes Byzes 5 neigte sich leicht nach Osten und Westen Zwolf Meter vor dem vier Meter hohen sudlichen Tempeleingang mit seiner Prachttur stand ein Marmor Altar 4 5 Kurz nach dem Beginn des Tempelbaus wurde dem Heiligtum ein Hestiatorion ein zeremonieller Festsaal angefugt bestehend aus zwei Raumen auf beiden Seiten des Propylon an der Westseite des Gelandes Moglicherweise war auch der aus dem fruhen 6 Jahrhundert v Chr stammende nicht fertiggestellte Kouros von Apollonas fur das Heiligtum von Yria bestimmt 10 und sollte neben dem Tempel aufgestellt werden 11 Nachdem der Dionysos Tempel um 550 540 v Chr das Marmordach und sein Kultbild erhalten hatte stellte man die Arbeiten an dem unfertigen Bau ein Dies konnte mit der Machtubernahme des Tyrannen Lygdamis um 538 v Chr zusammenhangen der private Stiftungen verhinderte Die dadurch freigewordenen Kapazitaten verwendete Lygdamis fur Staatsauftrage wie den Apollon Tempel auf der Insel Palatia vor Chora und den Demeter Tempel bei Ano Sangri Auch nach dem Sturz des Lygdamis um 524 v Chr blieb der vierte Tempel des Heiligtums von Yria unvollendet die Saulen wurden in verschiedenen unfertigen Werkstadien belassen 11 nbsp Panzerstatue des Marcus AntoniusIn romischer Zeit vom 1 Jahrhundert v Chr bis zum 3 Jahrhundert n Chr kam es wegen der Instabilitat des Untergrunds zu umfangreichen Reparaturmassnahmen da die Erbauer des Tempels wahrscheinlich aus Unerfahrenheit beim Bau grosser Gebaude ein zu schwaches Fundament angelegt hatten Ab 41 v Chr wurde das Hestiatorion restauriert und ein Peribolos um das 4500 m grosse Temenos den Tempelbezirk des Heiligtums angelegt Zu dieser Zeit verehrte man im Tempel von Yria neben dem Gott Dionysos auch den romischen General Marcus Antonius der sich als neuer Dionysos darstellte In der Cella des Tempels stand vor dem Eingang zum Adyton eine uberlebensgrosse Statue des Marcus Antonius Sie stellt ihn im Panzer mit unten abschliessenden Pteryges dar Auf dem Brustpanzer ist die Bestrafung der Dirke als Relief ausgearbeitet in der linken Hand halt er eine Manade Nach dem Sieg Octavians uber Marcus Antonius in der Schlacht bei Actium 31 v Chr tauschte man den Kopf und die Namen in der Inschrift an der Statuenbasis aus Teile der Statue wurden bei den Ausgrabungen gefunden und sind heute im archaologischen Museum von Naxos ausgestellt nbsp Grabungsfunde von GebaudeteilenVermutlich im 5 oder 6 Jahrhundert wandelte man den Tempel in eine dreischiffige christliche Basilika um Nach haufigen Uberschwemmungen 12 der letzten grossen im 12 Jahrhundert wurde die Basilika aufgegeben und an einem ungefahrdeten Ort in der Nahe die heutige Kirche Agios Georgios errichtet fur die man Teile des antiken Tempels verwendete Als in den 1920er Jahren der deutsche Archaologe Gabriel Welter in der Ebene von Livadi zwei vollstandige aber leicht unterschiedliche Saulentrommeln und ein grosses archaisches ionisches Kapitell verbaut in einem Brunnen fand war die Lage des ehemaligen Dionysos Tempels oder der fruhchristlichen Basilika nicht mehr bekannt 4 Erst 1982 begannen Mitarbeiter der Universitat Athen und der Technischen Universitat Munchen mit der gezielten Suche nach dem Tempel Wahrend der zweiten Kampagne stiess man 1986 etwa 200 Meter nordostlich des Brunnens auf das Fundament der Prostase die Marmorturschwelle und die Wand des Adytons des vierten Dionysos Tempels Bis 1999 folgten 14 Grabungskampagnen unter der Leitung von Vassilis Lambrinoudakis und Gottfried Gruben finanziert durch die Universitat Athen und die Gerda Henkel Stiftung in Dusseldorf 4 Nach Abschluss der Ausgrabungen wurde das Grabungsgelande zunachst zugeschuttet 13 Heute ist das Gelande fur Besucher geoffnet Neben den Ausgrabungsflachen ist ein kleines Museum eingerichtet Die abschliessende Publikation der Ausgrabung steht noch aus Literatur BearbeitenVassilis Lambrinoudakis Gottfried Gruben Das neuentdeckte Heiligtum von Iria auf Naxos In Archaologischer Anzeiger 1987 S 569 621 Vassilis Lambrinoudakis Gottfried Gruben u a Yria The campaigns of 1986 1987 In Archaiognosia Band 5 1987 1988 1990 S 133 191 Vassilis Lambrinoudakis The sanctuary of Iria on Naxos and the birth of monumental Greek architecture In New perspectives in early Greek art Proceedings of the symposium Washington 27 28 May 1988 Washington 1991 S 173 188 Gottfried Gruben Die Entwicklung der Marmorarchitektur auf Naxos und das neuentdeckte Dionysos Heiligtum in Iria In Nurnberger Blatter zur Archaologie Nr 8 1991 1992 S 41 51 Gottfried Gruben Naxos und Delos In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 112 1998 ISSN 0070 4415 S 261 416 Gottfried Gruben Klassische Bauforschung Hirmer Munchen 2006 ISBN 978 3 7774 3085 0 S 79 81 216 241 Chris Blencowe Judith Levine Yria The Guiding Shadow Google eBook Sidewalk Editions 2013 ISBN 978 0 9926761 0 0 Google Books abgerufen am 29 Oktober 2021 Cover des Buches Einzelnachweise Bearbeiten Athenaios 78c In Die Fragmente der griechischen Historiker 499 F 4 Karen Schoch Die doppelte Aphrodite alt und neu bei griechischen Kultbildern Universitatsverlag Gottingen 2009 ISBN 978 3 941875 19 7 S 281 books google de a b c d Gottfried Gruben Klassische Bauforschung Hirmer Munchen 2006 ISBN 978 3 7774 3085 0 S 79 Yria Istoriko odysseus culture gr 2012 abgerufen am 2 Marz 2014 griechisch a b c d Aenne Ohnesorg Das Dionysos Heiligtum von Yria auf Naxos Kykladen Technische Universitat Munchen Fakultat fur Architektur abgerufen am 2 Marz 2014 a b c Gottfried Gruben Klassische Bauforschung Hirmer Munchen 2006 ISBN 978 3 7774 3085 0 S 231 Hocharchaischer Dionysos Tempel von Yria Tempel IV in der archaologischen Datenbank Arachne Gottfried Gruben Klassische Bauforschung Hirmer Munchen 2006 ISBN 978 3 7774 3085 0 S 216 217 Gottfried Gruben Klassische Bauforschung Hirmer Munchen 2006 ISBN 978 3 7774 3085 0 S 222 Michael Striewe Ionisch Kykladische Saulen und Marmordacher PDF Michael Striewe Ruhr Universitat Bochum 8 Oktober 2013 S 9 abgerufen am 2 Marz 2014 Rainer Schmitt Handbuch zu den Tempeln der Griechen Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 7322 7739 1 Naxos S 156 books google de a b Gottfried Gruben Naxos und Delos In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 112 1998 ISSN 0070 4415 S 416 books google de Vassilis Lambrinoudakis The ancient sanctuary Dionysus at Yria Nicht mehr online verfugbar In naxos gr 2013 archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 2 Marz 2014 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www naxos gr Ursula Spindler Niros Streifzuge durch die Krone der Kykladen Naxos Teil 2 Kunstexport in alle Welt In Griechenland Zeitung Abgerufen am 2 Marz 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heiligtum von Yria Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Yria Yria odysseus culture gr 2012 abgerufen am 2 Marz 2014 griechisch Aenne Ohnesorg Das Dionysos Heiligtum von Yria auf Naxos Kykladen Technische Universitat Munchen Fakultat fur Architektur abgerufen am 2 Marz 2014 Der Dionysos Tempel in Iria In azalas de Abgerufen am 2 Marz 2014 37 077694444444 25 38075 Koordinaten 37 4 39 7 N 25 22 50 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heiligtum von Yria amp oldid 216783564