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Der Harzburger Gabbro ist eine Intrusion mafischer und ultramafischer plutonischer Gesteine am Harz Nordwestrand Ihre Platznahme erfolgte gegen Ende der Variszischen Orogenese an der Wende ausgehendes Oberkarbon Unterperm Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Erstkartierung 2 Typlokalitat und Aufschlusse 3 Geographie 4 Geologie 5 Intrusionsalter 6 Interner Aufbau 7 Mineralogie 7 1 Kristallisationsabfolge 8 Chemische Zusammensetzung 8 1 Kumulatreihe 8 2 Nichtkumulatreihe 9 Analysen 10 Tholeiitisches Ausgangsmagma 11 Wirtschaftliche Verwendung 12 Literatur 13 EinzelnachweiseEtymologie und Erstkartierung BearbeitenDer Harzburger Gabbro auch Harzburger Gabbromassiv oder Harzburger Basit Ultrabasit Komplex wurde nach dem an seinem Nordrand liegenden Bad Harzburg benannt Er wurde 1888 von Karl August Lossen zum ersten Mal geologisch kartiert 1 Lossen wurde 1896 bei Wernigerode vom Naturwissenschaftlichen Verein des Harzes ein Denkmal aus klassischen Harzgesteinen gewidmet auf dessen Ostseite auch ein Harzburger Gabbro aus dem Radautal Stein Nr 22 zu finden ist 2 Typlokalitat und Aufschlusse BearbeitenIm Radautal inmitten der Intrusion liegt die Typlokalitat fur das Peridotitgestein Harzburgit welches 1887 von Karl Heinrich Rosenbusch erstmals petrographisch beschrieben wurde Die besten Aufschlusse im Harzburger Gabbro sind heute im Radautal in dem noch in Abbau befindlichen Steinbruch am Barenstein zu finden 3 Geographie Bearbeiten nbsp Gabbro Steinbruch bei Bad HarzburgDie Intrusion besteht aus zwei ovalen Teilmassiven die durch eine abgesunkene Bruchzone voneinander abgetrennt werden Ihre maximale Langsausdehnung in Nordnordost Sudsudwest Richtung betragt 6 Kilometer an ihrer breitesten Stelle im nordlichen Teilmassiv werden knapp 4 Kilometer erreicht 4 Die Radau durchfliesst beide Teilmassive ihr Nebenfluss die Baste nur den Sudteil Die Ecker durchzieht den Ostabschnitt im Norden der Riefenbach den aussersten Nordwestrand Geologie Bearbeiten nbsp Geologische Karte des Harzes mit dem Harzburger Gabbro grun schwarz gepunktet Die Bezeichnung Gabbro ist etwas irrefuhrend da die Hauptmasse der Intrusion aus einem Gabbronorit bzw Noritgabbro besteht Ortlich begrenzt treten auch Norit Glimmerhaltig Olivinnorit Gabbrodiorit Diorit und Quarzdiorit auf seltener auch Troktolith Bronzitit Orthopyroxenit Ferrogabbro Ferroolivingabbro und Ferrodiorit Die Harzburgite bilden innerhalb der Gabbronorite kleine inselartige Vorkommen die in die Nordnordost bis Nordostrichtung ausgelangt sind Ihr Vorkommen ist auf den Suden des Nordmassivs und auf das Sudmassiv beschrankt Dunite wurden bisher nur in Bohrungen ab zirka 350 Meter Tiefe angetroffen Die vorherrschenden Gabbronorite lassen sich in eine Augit und in eine Olivinfazies unterteilen Die Intrusion erfolgte im Westabschnitt in gefaltete schwach bis mittelmetamorphe Sedimentgesteine des alteren Palaozoikums Pelite und kieselige Tonschiefer des Oberdevons und Unterkarbons Nordnordostliche Fortsetzung der Sosemulde Die Sedimente wurden hierbei kontaktmetamorph verandert und liegen jetzt als Hornfelse vor Im Ostabschnitt wurden der Eckergneis und der Brockengranit beruhrt Gemass Roland Vinx 1982 weist der Harzburger Gabbro eine schichtige Anordnung auf und bildet somit eine Geschichtete Intrusion englisch layered intrusion 5 Durch die tektonische Uberpragung des Massivs wird die Schichtung aber nur selten in Kumulatlagen im Zentimeter und Dezimeterbereich sichtbar Uberdies wird es durch generell Sudost Nordwest verlaufende Verwerfungen stark gestort Intrusionsalter BearbeitenA Baumann u a 1991 datierten das Intrusionsalter des Harzburger Gabbros mit 297 bis 293 Millionen Jahren BP 6 Dies entspricht dem ausgehenden Oberkarbon bzw genauer dem Kasimovium bis Gzhelium laut Felix Gradstein u a 2004 gehort dieser Zeitabschnitt jedoch bereits zum untersten Perm Cisuralium Asselium bis Sakmarium 7 In etwa zeitgleich drangen auch der Brocken und der Okergranit auf 8 Interner Aufbau BearbeitenDas Harzburger Gabbromassiv besitzt eine grosse Bandbreite unterschiedlicher Gesteinstypen die von Ultramafiten uber Mafite bis hin zu Gesteinen intermediarer Zusammensetzung reicht Die am starksten differenzierten Gesteine Diorit und Quarzdiorit treten am Nordwestrand des Massivs auf und zeigen Spuren von Kontamination mit den Wirtssedimenten Sie enthalten beispielsweise assimilierte Fremdgesteine Sedimentxenolithen wie beispielsweise Kalksilikatmarmore und Kalksilikathornfelse Aber selbst die Gabbronorite sind kontaminiert erkennbar an blauem Korund in Sedimentxenolithen 9 sowie an feinkornigen Metasedimentinschlussen bestehend aus einer felsischen Bitotit Quarz Plagioklas Mineralogie Intern lasst sich in der Vertikalen eine deutliche Abfolge erkennen die im Liegenden des Massivs mit den Ultramafititen Dunit und Harzburgit und mafitreichen Gabbros beginnt Liegendserie mit auffalliger rhythmischer Schichtung und uber die Gabbronorite schliesslich zu Ferrogabbros und Ferro Olivingabbros im Hangenden fuhrt mit eintoniger kryptischer Schichtung Gleichzeitig nimmt die Eisenzahl von unten Fe 0 2 nach oben stetig zu Fe 0 95 und dementsprechend die Magnesiumzahl Mg stetig ab Das Nordmassiv zeigt in etwa einen fraktionierten konzentrischen Aufbau mit zentralem Norit umgeben von Gabbronoriten An seinem Sudrand finden sich in Form von Olivingabbros primitivere Kumulatsgesteine Mineralogie BearbeitenDie Gabbronorite als haufigster Gesteinstyp zeigen ein holokristallines Gefuge und setzen sich aus den folgenden Mineralen zusammen wobei Klino und Orthopyroxen in etwa gleiche Mengenanteile aufweisen Plagioklas hypidiomorp bis idiomorph An70 bis An50 70 Volumenprozent Klinopyroxen Diopsid 15 Volumenprozent Orthopyroxen Bronzit bis Hypersthen 13 Volumenprozent Olivin sehr gering Biotit in unregelmassiger Ausbildung 1 Volumenprozent Hornblende primar oder auch sekundar 1 Volumenprozent Spinell sehr gering Quarz minimal als Zwickelfullung Apatit akzessorisch Zirkon akzessorisch Erzminerale z B Ilmenit relativ seltenDie mehr oder weniger stark serpentinisierten Dunite besitzen jedoch ein Kumulatgefuge Adkumulus Typ mit uber 90 Volumenprozent Olivin Als Interkumulusphasen treten Pargasit Hornblende Phlogopit sowie Plagioklas oder Klinopyroxen auf Chromspinelle sind als idiomorphe Kristalle in diesen Interkumulusmineralen eingeschlossen jedoch nie in Olivin Die Harzburgite sind ebenfalls serpentinitisiert Ihr Gefuge ist vom Orthokumulus Typ mit Olivin als Kumulusphase sowie Klinopyroxen Hornblende Phlogopit Plagioklas und Orthopyroxen als Interkumuluskristallisate Auch die Norite legen ein Kumulatgefuge an den Tag Kumulusphasen sind in diesem Fall Orthopyroxen und Plagioklas 10 Die Diorite und Quarzdiorite weisen eine heterogene hypidiomorphe Granulartextur auf Sie bestehen aus grossen Plagioklas und Orthopyroxenkornern mit kleineren interstitiellen Hornblende Biotit und Quarzkornern Kristallisationsabfolge Bearbeiten Anhand der mikroskopischen Befunde lasst sich fur die Intrusion folgende Kristallisationsabfolge ermitteln Olivin Pargasit Phlogopit Spinell Orthopyroxen Plagioklas Klinopyroxen Plagioklasoder vereinfacht Olivin Spinell Plagioklas und Orthopyroxen KlinopyroxenChemische Zusammensetzung BearbeitenAufgrund der Fraktionierungs und Assimilationsprozesse variiert die chemische Zusammensetzung der Harzburger Intrusion sehr stark Es lassen sich aber im Wesentlichen zwei Magmentrends erkennen die Kumulatreihe Dunit Harzburgit Norit Olivingabbro die Nichtkumulatreihe Gabbronorit Fayalit fuhrender Ferrogabbro FerrodioritDie Zusammensetzungen beider Reihen aber insbesondere die Nichtkumulatreihe werden von Hybridgesteinen Metasedimente Quarz Feldspatgesteine sowie Diorit und Quarzdiorit zusatzlich uberlagert was eine bedeutende Streuung nach sich zieht Kumulatreihe Bearbeiten Die Magesiumzahlen der Kumulatreihe bewegen sich zwischen 0 76 und 0 89 Der SiO2 Gehalt schwankt zwischen rund 35 und 55 Gewichtsprozent und ist negativ mit den Magnesiumzahlen korreliert Auch Al2O3 20 bis 2 Gewichtsprozent CaO 15 bis 0 Gewichtsprozent und Na20 1 2 bis 0 Gewichtsprozent sind eindeutig negativ korreliert Nur MgO 10 bis 37 Gewichtsprozent zeigt wie zu erwarten eine deutliche positive Korrelation Nichtkumulatreihe Bearbeiten Die Magnesiumzahlen der Nichtkumulate liegen alle unterhalb von 0 76 Ihr SiO2 Gehalt bewegt sich vorwiegend zwischen 45 und 55 Gewichtsprozent und zeigt eine nur relativ schwache positive Korrelation mit den Magesiumzahlen Die Diorite und Quarzdiorite liegen abseits dieses Trends bei 60 Gewichtsprozent die Metasediment und Quarz Feldspat Hybride konnen sogar bis zu 75 Gewichtsprozent SiO2 erreichen Die Magnesiumzahlen der assimilierten Gesteine liegen alle unterhalb 0 50 Schwach positive Korrelationen besitzen auch Al2O3 13 bis 17 Gewichtsprozent und CaO 5 bis 10 Gewichtsprozent MgO ist deutlich positiv korreliert 0 bis 10 Gewichtsprozent Negative Korrelationen sind bei TiO2 2 5 bis 0 5 Gewichtsprozent MnO 0 4 bis 0 15 Gewichtsprozent FeO Gesamteisen 20 bis 7 Gewichtsprozent und Na2O 3 bis 1 Gewichtsprozent zu erkennen Analysen BearbeitenZur Veranschaulichung der chemischen Zusammensetzungen folgende aus Bohrungen stammende Gesteinsanalysen sowie die errechnete Zusammensetzung des Ausgangsmagmas 10 Chemische Zusammensetzung von Gesteinen des Harzburger Gabbromassivs in Gew Oxid Dunit 7 Proben Harzburgit Gabbronorit PrimitivesTholeiitmagmaSiO2 36 74 38 45 39 05 51 50Ti02 0 06 0 22 0 11 0 45Al2O3 2 20 3 14 10 28 16 02Fe2O3 4 57 4 82 4 93FeO 5 00 6 08 3 62 7 09MnO 0 15 0 18 0 12 0 15MgO 40 67 35 61 25 89 10 15CaO 1 08 2 21 5 87 10 16Na2O lt 0 10 0 13 0 44 1 25K2O 0 04 0 12 0 07 0 80P2O5 0 02 0 04 0 01 0 07H2O 7 66 7 53 8 47 2 1Mg 0 88 0 86 0 85 0 71Tholeiitisches Ausgangsmagma BearbeitenDie chemischen Zusammensetzungen der Nichtkumulate definieren insbesondere ausserhalb des Kontaminationsbereichs d h oberhalb von Mg 0 50 einen deutlichen Trend der zur Annahme eines fraktionierten Ausgangsmagmas berechtigt Da die abgesaigerten Kumulusminerale in chemischem Gleichgewicht mit einer primitiven Ausgangsschmelze stehen konnten Sano u a 2002 ihre Magnesiumzahl als 0 71 berechnen wobei sie von den Magnesium reichsten Olivinkumulaten mit Fo89 5 ausgingen und einen Partizipationskoeffizienten zwischen Olivinkristallen und Schmelze von KD 0 3 hinzuzogen Die entsprechende chemische Zusammensetzung mit 51 5 Gewichtsprozent SiO2 ist subalkalischer basaltischer Natur und entspricht insbesondere aufgrund der niedrigen TiO2 und der erhohten MgO Werte einem Inselbogen Tholeiit und nicht wie eigentlich zu erwarten einem kontinentalen Flutbasalt 10 Wirtschaftliche Verwendung BearbeitenDer vorwiegend mittelkornige Harzburger Gabbro wird wegen seiner guten physikalischen Eigenschaften Frostbestandigkeit herausragende Druckfestigkeit hohe Abriebfestigkeit vorwiegend im Strassenbau als Splitt und Schotter verwendet 11 Literatur BearbeitenWolfhard Wimmenauer Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine Enke Verlag Stuttgart 1985 Roland Vinx Das Harzburger Gabbromassiv eine orogenetisch gepragte Layered Intrusion In Neues Jahrbuch fur Mineralogie Abhandlungen Band 144 Heft 1 1982 S 1 28 S Sano u a Petrological Geochemical and Isotopic Constraints on the Origin of the Harzburg Intrusion Germany In Journal of Petrology Band 43 Nr 8 2002 S 1529 1549 Einzelnachweise Bearbeiten K A Lossen Mittheilungen des Herrn K A Lossen uber die geologische Kartenaufnahme im Harzburger Revier im Jahre 1888 In Jahrbuch der Koniglich Preussischen Geologischen Landesanstalt Band 1888 Nr VIII 1889 S XXXV XLIII Lossendenkmal Memento des Originals vom 6 August 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www harzregion de PDF Geopark Harz Braunschweiger Land abgerufen am 14 Januar 2014 Friedhart Knolle Beatrice Oesterreich Rainer Schulz Volker Wrede Der Harz Geologische Exkursionen Perthes Gotha 1997 ISBN 3 623 00659 9 S 145 W Sohn Der Harzburger Gabbro In Geologisches Jahrbuch Band 72 1956 S 117 172 R Vinx Das Harzburger Gabbromassiv eine orogenetisch gepragte Layered Intrusion In N Jb Miner Abh Band 144 1982 S 1 28 A Baumann u a Isotopic age determinations of crystalline rocks of the Upper Harz Mountains Germany In Geologische Rundschau Band 80 1991 S 669 690 F Gradstein u a A geological time scale 2004 Cambridge University Press 2004 ISBN 0 521 78142 6 G Muller Die magmatischen Gesteine des Harzes In Clausthaler Geologische Abhandlungen Band 31 1978 S 92 L Harries Saphirblauer Korund aus dem Harz In Lapis Band 11 1999 S 30 a b c S Sano u a Petrological Geochemical and Isotopic Constraints on the Origin of the Harzburg Intrusion Germany In Journal of Petrology Band 43 Nr 8 2002 S 1529 1549 Joachim Marten Uwe Steinkamm Gabbro 150 Jahre Steinindustrie im Radautal Hrsg ISV Ilseder Mischwerke Dr Schmidt Gruppe Bode Verlag Haltern 1988 S 48 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harzburger Gabbro amp oldid 225667742