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Hans Karl Schumacher 12 Juni 1907 in Barmen 16 September 1992 in Kassel war ein deutscher Jurist SS Sturmbannfuhrer Kriminalrat Leiter der Gestapo in Kiew und Stalino und nach dem Zweiten Weltkrieg Mitarbeiter der Organisation Gehlen Er ist nicht zu verwechseln mit dem SS Unterscharfuhrer Hans Schumacher 31 August 1906 in Dusseldorf 28 Januar 1948 in Krakau hingerichtet Aufseher im KZ Auschwitz Birkenau Inhaltsverzeichnis 1 Schule Studium und Promotion 2 Politische Orientierung 3 Kriminalpolizei und SS 4 Dozent an der Grenzpolizeischule Pretzsch 5 Kommando in der Einsatzgruppe C 6 Gestapochef in Kiew 7 Liquidierung von Juden 8 Kommando in Breslau 9 Nachkriegszeit 10 Angestellter im Rheinland 11 Prozess und Verurteilung 12 Mitarbeiter in der Organisation Gehlen 13 Dienstgrade der SS 14 Literatur 15 EinzelnachweiseSchule Studium und Promotion BearbeitenNach dem Umzug seiner Eltern dem Prokuristen Carl Schumacher und seiner Ehefrau Paula Joge im Jahre 1912 nach Gladbach Rheydt besuchte er dort die Volks und Oberrealschule wo er im Jahre 1926 die Prufung zum Abitur bestand Danach studierte er das Fach der Staats und Rechtswissenschaften an den Universitaten von Wurzburg Erlangen und Bonn Das Studium beendete er im Jahre 1930 am 15 Februar mit der Ersten Juristischen Staatsprufung beim Oberlandesgericht Koln 1 Sein Vorbereitungsdienst fur die Laufbahn im hoheren Justizdienst begann er am 15 Marz 1930 Die Promotion zum Dr jur erlangte er als Referendar am Amtsgericht Monchengladbach im Jahre 1930 an der Universitat Erlangen mit dem Thema Die Sicherungs Ubereignung unter besonderer Berucksichtigung der Stellung des Treunehmers im Konkurs des Treugebers und bei der Zwangsvollstreckung gegen denselben wobei Friedrich Lent der Referent war der das Thema Schumacher gestellt hatte Am 19 Juli 1932 wurde ihm die Approbation erteilt Die Grosse Juristische Staatsprufung bestand er im Marz 1934 beim Preussischen Justizministerium Politische Orientierung BearbeitenIm Jahre 1925 wurde er Mitglied der nationalistischen Kampforganisation Wehrwolf Mitglied fur wenige Monate war er im Jahre 1932 bei der Deutschnationalen Volkspartei DNVP Als Beamter der Kriminalpolizei trat er am 1 Mai 1933 der NSDAP Mitgliedsnummer 2 880 022 bei Das Landgericht Karlsruhe bescheinigte ihm im Urteil vom 20 Dezember 1961 dass er kein willfahriger Parteiganger und Mitstreiter des Nationalsozialismus gewesen sei Im Prozess gegen ihn kam zur Sprache dass er es abgelehnt habe den Dienst bei der Gestapo aufzunehmen Sein Pflichtgefuhl und seine Gehorsamspflicht seien mehr von den Grundsatzen althergebrachten Beamtentums als von nationalsozialistischem Gedankengut und Zielsetzung bestimmt gewesen 2 Mintert beurteilte ihn als einen Typus eines Opportunisten und Konformisten nicht als radikaler Nationalsozialist kein Weltanschauungs oder Exzesstater 3 Kriminalpolizei und SS BearbeitenDa seine Laufbahnaussichten im juristischen Staatsdienst nicht aussichtsreich waren wegen der grossen Anzahl von Bewerbern entschied er sich fur den Beruf des Kriminalisten Im Juli 1934 trat er eine Tatigkeit als Kriminalkommissaranwarter in Berlin an Nach entsprechender Ausbildung wurde er am 1 Juli 1936 zum Kriminalkommissar ernannt Danach ging er zur Kriminalpolizeileitstelle Dusseldorf wo er ab dem 1 Oktober 1936 die Personalstelle und den Erkennungsdienst leitete 4 Mitglied der SS Mitgliedsnummer 306 629 wurde er am 1 Januar 1939 Nach Wien wurde er am 15 Februar 1939 versetzt wo er im Polizeidienst eine Dienststelle leitete In gleicher Funktion war er ab November 1939 in Prag tatig Seine Ernennung zum Kriminalrat erfolgte am 1 August 1940 Dozent an der Grenzpolizeischule Pretzsch BearbeitenZur Grenzpolizeischule Pretzsch wurde er durch eine Anweisung aus dem Reichssicherheitshauptamtes RSHA am 1 November 1940 versetzt und zwar zur Abteilung Bad Schmiedeberg Bis zum Mai 1941 hatte er dort die Aufgabenstellung die Aufsicht uber den Lehrbetrieb zu fuhren wobei er selbst das Fach Strafrecht unterrichtete 5 Er bereitete in dem Lehrgang der acht Wochen dauerte Reservisten der Waffen SS auf den Dienst in der Gestapo und der Kriminalpolizei vor Ein Lehrgang umfasse dabei 400 Manner der SS Wahrend der erste Lehrgang bis Anfang Januar 1941 unterrichtet wurde begann der zweite Lehrgang danach bis Marz Diese SS Manner wurden allerdings schon auf den Dienst in den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD vorbereitet 6 Wegen einer Erkrankung der Stimmbander am Kehlkopf brach Schumacher seinen Dienst in Bad Schmiedeberg ab und reiste nach Prag zuruck Kommando in der Einsatzgruppe C BearbeitenNach erfolgreicher Behandlung wurde er am 1 Juni 1941 nach Duisburg versetzt wo er bei der Kriminalpolizei als Inspektionsleiter tatig werden sollte In Essen nahm er die Position eines Vertreters der Kriminalabteilung ein Gegen Ende Oktober Anfang November 1941 erfolgte seine Abkommandierung zur Einsatzgruppe C in Kiew Am 9 November 1941 reiste er aus er aus Essen ab zum Reichskommissariat Ukraine im Rang eines SS Hauptsturmfuhrers 7 In Kiew wurde ihm vom SS Gruppenfuhrer Max Thomas als Chef der Einsatzgruppe C und Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD BdS der Ukraine befohlen eine Abteilung IV V der Kriminalpolizei aufzubauen Dienstlich war er dabei dem BdS als auch dem Einsatzkommando 5 EK 5 unterstellt Aus volksdeutschen und ukrainischen Milizen einerseits und anderen Kraften erreichte die Polizeieinheit bis Ende Dezember 1941 eine Starke von etwa 150 Mann Danach trat Schumacher einen Urlaub vom 26 Dezember bis zum 20 Januar 1942 an Gestapochef in Kiew BearbeitenThomas konfrontierte ihn nun mit einer neuen Aufgabenstellung die mit der Bekampfung von Partisanen im Zusammenhang stand Vergeblich versuchte Schumacher darauf hinzuweisen dass er als Kriminalist fur solche Aufgaben nicht geeignet sei Schumacher hatte inzwischen erfahren dass sich solch eine Tatigkeit auch gegen Juden richten wurde 8 Schumacher gab schliesslich nach weil Thoma ihm eine Ablosung beim Eintreffen eines Vertreters zusagte Schumacher trat seine neue Dienststelle in der Melnikastrasse in Kiew bei SS Obersturmbannfuhrer August Meier beim EK 5 an Meier fuhrte weitgehend die laufenden Verwaltungsaufgaben aus wahrend Schumacher die Aufgaben der Staatspolizei und teilweise der Kriminalpolizei ubernahm Liquidierung von Juden BearbeitenIn seinen Aufgabenbereich gehorte auch die Festnahme und Liquidierung aller angezeigten Juden die in das Gefangnis in der Karolenkastrasse 33 in Kiew eingeliefert wurden Zu diesem Zweck stand ihm eine Gruppe von etwa 20 Mann zur Verfugung Zum Zwecke der Hinrichtung diente ein von Schumacher angeforderter Gaswagen um Erschiessungen zu vermeiden 9 In den folgenden vier Wochen liess Schumacher drei bis vier Vergasungseinsatze vornehmen bei denen etwa 120 Personen getotet wurden darunter etwa 100 Juden mit Frauen und Kindern Mitte Februar 1942 traf in Kiew SS Obersturmbannfuhrer Erich Ehrlinger ein der die Dienststelle eines Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD KdS aufbaute Schumacher wurde von Ehrlinger zum Abteilungsleiter der Abteilungen IV der Gestapo und V der Kriminalpolizei ernannt In dieser Dienststellung unterschrieb er die Exekutionslisten und liess sie sich bestatigen In den nachsten Wochen beteiligte sich Schumacher an acht bis zehn Hinrichtungen bei denen etwa 280 bis 350 Personen getotet wurden Davon waren wenigstens 70 Juden mit Frauen und wenigstens drei Kindern Schumacher erschoss dabei mindestens 25 Personen darunter auch zwei Kinder Er begrundete seinen personlichen Einsatz damit dass er das seinen Untergebenen schuldig sei 10 Um die Zahl der Erschiessungen zu verringern erreichte Schumacher ab April 1942 dass die Festgenommenen in ein Konzentrationslager am Stadtrand von Kiew eingewiesen wurden das als Arbeitslager dienen sollte Mintert vermutet dass es sich dabei um ein Aussenlager des KZ Sachsenhausen das KZ Syrez gehandelt habe Dorthin liess Schumacher alle arbeitsfahigen Personen einweisen 11 Im Sommer 1942 nahm Schumacher Urlaub und erreichte mit Unterstutzung des Leiters der Personalabteilung SS Sturmbannfuhrers Fritz Braune im Amt I des RSHA dass er seinen Einsatz in der Ukraine in nachster Zeit beenden konnte Vorerst erhielt er jedoch nach seinem Urlaub die Aufgabe in Stalino beim KdS dort mit die Abteilungen IV und V mit aufzubauen Daneben wurde er auch am Kampf gegen die Partisanen eingesetzt so beispielsweise beim Unternehmen Blau Im Juni 1942 kehrte Schumacher wieder nach Deutschland zuruck Sein Nachfolger wurde der SS Obersturmfuhrer Erich Wagner 1916 1960 12 Kommando in Breslau BearbeitenVon August 1942 bis Juli 1943 betatigte er sich im RSHA im Amt V als Untersuchungsfuhrer und Gerichtsoffizier im Referat I D 2 in Angelegenheiten der Disziplin der Sicherheitspolizei Daneben wurde er mit Aufgaben bei der Kriminalpolizeileitstelle Berlin beauftragt Ab Juli 1943 wurde er zur Kriminalpolizeileitstelle Breslau als Vertreter des Leiters versetzt Ab Oktober 1944 ubernahm er die Leitung der Abteilung V beim neu aufgebauten KdS Breslau Da er an einer Nierenbeckenentzundung erkrankte konnte er noch im Marz 1945 aus Breslau zu einem Lazarett in Nurnberg ausgeflogen werden Nachkriegszeit BearbeitenAls er nach seinem Lazarettaufenthalt nach Hamburg ging wurde er dort von der deutschen Kriminalpolizei festgenommen und der britischen Militarpolizei ubergeben Da er behauptete in der NS Zeit nur bei der Kriminalpolizei tatig gewesen zu sein wurde er wieder entlassen Er ging nach Monchengladbach und wurde dort Kanal und Bauarbeiter Als er in Verdacht geriet als Leiter der Kriminalpolizei in Breslau an der Ermordung von 50 Offizieren der Royal Air Force siehe Gesprengte Ketten im Zeitraum Marz bis April 1944 beteiligt gewesen zu sein wurde er erneut im Februar 1946 festgenommen Nach mehreren Monaten wurde er im August 1946 wieder frei gelassen da man ihm keine Mittaterschaft nachweisen konnte Im Curiohaus Prozess benannte ihn die Verteidigung sogar als Entlastungszeugen Angestellter im Rheinland BearbeitenIn den Jahren von 1946 bis 1958 arbeitete er als Angestellter im kaufmannischen Bereich bei Firmen in Monchengladbach Wuppertal und Darmstadt Im Adressbuch von Wuppertal ist er bis zum Jahre 1965 unter verschiedenen Berufsbezeichnungen aufgefuhrt Seine letzte Stelle hatte er in Wuppertal als Personalchef und Rechtsberater inne In Dusseldorf nahm er am 1 November 1958 eine Stellung als Jurist in der Rechtsabteilung des Zentralverbandes der Deutschen Haus und Grundbesitzer an Prozess und Verurteilung BearbeitenAm 18 August 1959 erstattete die Ludwigsburger Zentralstelle fur Kriegsverbrechen Strafanzeige wegen seiner Tatigkeiten bei der KdS in Kiew Das Amtsgericht Karlsruhe erliess am 27 August 1959 einen Haftbefehl gegen ihn Die Wuppertaler Polizei nahm ihn nach einem ersten Verhor in Untersuchungshaft die vom 4 September 1959 bis zum 13 Dezember 1961 andauerte Am 20 Dezember 1961 wurde er vom Landgericht Karlsruhe zu vier Jahren Zuchthaus wegen der gemeinschaftlichen Beihilfe in 240 Mordfallen verurteilt Wahrend der Verhandlung gestand Schumacher seine Straftaten denen er sich als Volljurist bewusst war Sein Karlsruher Verteidiger Hans Ingenohl stellte auf Forderung von Schumacher keinen Antrag auf Freispruch Die Revision des Urteils vor dem Bundesgerichtshof BGH war aus Verfahrensgrunden erfolgreich das Strafmass blieb aber bestehen Im Dezember 1963 wurde er wegen der gleichen Straftaten in 82 Mordfallen wiederum zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt Eine erneute Revision vor dem BGH scheiterte Mitarbeiter in der Organisation Gehlen BearbeitenErstmals in der Hauptverhandlung gestand Schumacher seine Tatigkeit bei der Organisation Gehlen OG nach dem Jahre 1946 bis spatestens im Jahre 1956 Er brachte fur die OG mit seinen Kenntnissen und Tatigkeiten in Prag Breslau und der Ukraine beste Voraussetzungen mit Ausserdem kamen ihm seine Beziehungen zum RSHA zugute Ein Zeuge bestatigte ausserdem in einer Vernehmung vom 10 Februar 1960 dass Schumacher im Umgang mit eigenen und feindlichen Agenten Erfahrungen gesammelt hatte 13 Welche Funktion und welche Art von Tatigkeit er bei der OG ausfuhrte kam im Prozess nicht zur Sprache Dienstgrade der SS BearbeitenJanuar 1939 SS Untersturmfuhrer September 1939 SS Obersturmfuhrer Oktober 1940 SS Hauptsturmfuhrer November 1943 SS SturmbannfuhrerLiteratur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Andrej Angrick amp Klaus Michael Mallmann Hrsg Die Gestapo nach 1945 Karrieren Konflikte Konstruktionen Veroffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg 14 Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2009 ISBN 978 3 534 20673 5 LG Karlsruhe 13 Dezember 1963 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XIX bearbeitet von Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1978 Nr 560 S 559 593 Verfahrensgegenstand Massen und Einzeltotungen judischer und anderer sowjetischer Zivilisten durch Vergasen in Gaswagen und ErschiessenEinzelnachweise Bearbeiten Justiz und NS Verbrechen Band 18 Lfd 526 Amsterdam 1978 S 65 132 hier S 71 72 Justiz und NS Verbrechen Band 18 Lfd 526 Amsterdam 1978 S 113 David M Mintert Seitdem in tiefer Schuld Der Ausnahmetater Dr Hans Schumacher in Klaus Michael Mallmann Andrej Angrick Die Gestapo nach 1945 Karrieren Konflikte Funktionen Darmstadt 2009 S 151 163 hier S 156 Justiz und NS Verbrechen Band 18 1978 S 72 David M Mintert in Mallmann und Angrick 2009 S 151 In einer Vernehmung vom 23 September 1959 behauptete Schumacher keine Kenntnisse uber die Vorbereitungen der Lehrgangsteilnehmer fur die Einsatzkommandos besessen zu haben siehe David M Mintert in Mallmann und Angrick 2009 FN 7 S 152 und S 161 Andrej Angrick Besatzungspolitik und Volkermord Die Einsatzgruppe D in der sudlichen Sowjetunion 1941 1943 Hamburg 2003 S 451 Justiz und NS Verbrechen Band 18 1978 S 99 Raul Hilberg Die Vernichtung der europaischen Juden Band 2 Frankfurt Main 1990 S 349 Justiz und NS Verbrechen Band 18 1978 S 104 105 David M Mintert in Mallmann und Angrick 2009 S 154 155 Justiz und NS Verbrechen Band 18 1978 S 102 David M Mintert in Mallmann und Angrick 2009 S 159 Normdaten Person GND 137602448 lobid OGND AKS VIAF 81772717 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schumacher HansALTERNATIVNAMEN Schumacher Hans KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Kriminalrat und SS SturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 12 Juni 1907GEBURTSORT BarmenSTERBEDATUM 16 September 1992STERBEORT Kassel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Schumacher Jurist amp oldid 220856420