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Hans Joachim Christian Oelze 21 September 1896 in Beeskow Brandenburg 31 Mai 1963 in Hann Munden war ein deutscher Polizeibeamter und Oberst Oelze fungierte im NS Staat u a als Abteilungsleiter im Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin und als Regimentskommandeur im Zweiten Weltkrieg Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Fruhe Jahre und Erster Weltkrieg 1 2 Weimarer Republik 1 3 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 1 Laufbahn in der Polizei des NS Staates 1933 bis 1935 1 3 2 Laufbahn in der Wehrmacht 1935 bis 1945 1 4 Nachkriegszeit 2 Familie 3 Archivarische Uberlieferung 4 Einzelnachweise 5 LiteraturLeben und Tatigkeit BearbeitenFruhe Jahre und Erster Weltkrieg Bearbeiten Oelze war der Sohn eines Oberzollinspektors der aus einer Bauernfamilie aus Dahlen bei Stendal stammte Die Mutter war Tochter eines Hoteleigentumers aus Elmshorn Er besuchte die Mittelschule in Kustrin 1903 bis 1906 das Gymnasium in Kustrin 1906 bis 1908 und das Gymnasium in Berlin 1908 bis 1914 das er 1914 verliess Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs trat Oelze am 21 August 1914 als Freiwilliger in das Leib Grenadier Regiment Konig Friedrich Wilhelm III 1 Brandenburgisches Nr 8 der Preussischen Armee ein Mit diesem nahm er von 1914 bis 1918 am Krieg teil wobei er u a in Frankreich und Russland zum Einsatz kam Am 16 Mai 1918 bestand Oelze das Abiturexamen im Rahmen einer Kriegsteilnehmerprufung in Berlin Bei Kriegsende hatte er den Rang eines Leutnants erreicht und wurde 1919 mit dem Charakter als Oberleutnants der Reserve aus der Armee entlassen Fur seine Leistungen im Krieg wurde er mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie dem Ritterkreuz des Koniglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern ausgezeichnet Am 18 Oktober 1918 geriet Oelze in franzosische Kriegsgefangenschaft Im August 1919 gelang es ihm aus dieser zu entkommen und uber die Schweiz nach Deutschland zuruckzukehren Weimarer Republik Bearbeiten Von September 1919 bis September 1925 durchlief Oelze eine kaufmannische Lehre und arbeitete er praktisch in einer Zuckerwarenfabrik und in gastronomischen Betrieben Auch war er Angestellter bei einer Bank und in der Presse Politisch gehorte er ab 1921 der Deutschen Volkspartei an In den Jahren 1924 und 1925 betatigte Oelze sich in dem von dem ehemaligen Hauptmann Paul Rohrbein gefuhrten rechtsgerichteten Wehrverband Frontbann Nord einer im Berliner Raum aktiven Nachfolgeorganisation der nach dem gescheiterten Hitler Putsch von 1923 aufgelosten Sturmabteilung SA der NSDAP Aufgrund der gegen den Bestand der Weimarer Republik gerichteten Tatigkeit des Frontbanns Nord bzw der illegalen Methoden mit denen die Organisation ihre Ziele zu erreichen versuchte wurde im Herbst 1925 eine Reihe von Verhaftungen unter fuhrenden Funktionaren desselben wegen des Verdachtes der Geheimbundelei vorgenommen und ein Verfahren beim Landgericht Berlin III eingeleitet Neben Rohrbein seinem Adjutanten Karl Ernst und den drei Frontbann Bezirksfuhrern Waldemar Geyer Ludwig Dargel und Kurt Daluege sowie Ernst Wetzel wurde auch Oelze fur einige Wochen in Haft genommen Ein weiteres Verfahren in das Oelze zu dieser Zeit verwickelt war betraf einen Vorgang der sich im Jahre 1925 bei einem Frontbannaufmarsch in Zossen zugetragen hatte Dabei war eine schwarz rot gold Fahne durch die vom Regen stark verschmutzte Strasse gezogen worden Im Jahre 1924 war Oelze ausserdem im Grunewald wegen der Fuhrung einer verbotenen militarischen Formation angezeigt worden Zum 1 November 1925 trat Oelze in die preussische Schutzpolizei ein in der er zunachst als Wachtmeister Dienst tat Im Marz 1929 wurde er in der Polizei zum Polizeileutnant befordert womit er zum Polizeioffizier aufruckte Einem zeitgenossischen Aktenvermerk zufolge erklarte er am 11 Dezember 1928 gegenuber dem Berliner Polizeivizeprasidenten Weiss dass er sich von seinem bisherigen politischen Standpunkt losgesagt habe und nunmehr der Republik innerlich treu verbunden sei Intern wurde jedoch angenommen wie eine Beurteilung aus den 1930er Jahren nunmehr lobend gemeint berichtete dass er innerlich nach wie vor die verfassungsfeindliche und auf offenen Kampf gegen den Staat gerichtete Einstellung des Frontbann fur richtig hielt und sogar teilte Dass diese Einschatzung korrekt war spricht dass Oelze sich innerhalb der Schutzpolizei von Ende der 1920er Jahre bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 nachweislich im Sinne der NSDAP betatigte u a indem er im Kreis seiner Kollegen bei der Polizei Agitation zugunsten der NS Bewegung betrieb und indem er den Nationalsozialisten interne Informationen uber von der Polizei geplante gegen sie gerichtete Aktionen Razzien Hausdurchsuchungen usw zuspielte 1931 trat Oelze heimlich in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 346 936 Im Jahre 1932 wurde auf Veranlassung der Abteilung I A des Berliner Polizeiprasidiums Politische Polizei eine Haussuchung sowohl in Oelzes Privatwohnung als auch in seinem Dienstzimmer wegen des Verdachtes auf Betatigung fur die NSDAP vorgenommen Ausserdem wurde er zu dem Verdacht vernommen mit dem im Nachrichtendienst der NSDAP tatig gewesenen Oberleutnant a D Kurt von Possanner wegen der Finanzierung des nationalsozialistischen Nachrichtendienstes bei dem Kommerzienrat Ernst Paul Lehmann in Brandenburg vorstellig geworden zu sein Lehmann war damals Forderer der Matrosenschule Deutschland in der Oelze sich im Fruhjahr 1931 ehrenamtlich als Lehrer betatigt hatte Ein gegen Oelze eingeleitetes Disziplinarverfahren mit dem Ziel ihn als Verfassungsfeind aus dem Polizeidienst zu entfernen kam aufgrund der zwangsweisen Amtsenthebung der preussischen Regierung vom 20 Juli 1932 Preussenschlag nicht mehr zum Abschluss so dass er in der Polizei verbleiben konnte Stattdessen grundete Oelze 1932 zusammen mit Walther Wecke und Franz Nippold die Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Polizeibeamter Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Laufbahn in der Polizei des NS Staates 1933 bis 1935 Bearbeiten Kurz nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde Oelze im Februar 1933 in die von Walther Wecke gefuhrte neu aufgestellte Sonderpolizeigruppe des preussischen Innenministeriums Landespolizeigruppe Wecke z b V aufgenommen eine dem seit dem 30 Januar 1933 als preussischer Innenminister und ab April in Personalunion auch als Ministerprasident amtierenden NS Politiker Hermann Goring unterstehende polizeiliche Spezialeinheit Oelze ubernahm in dieser die Fuhrung einer Hundertschaft Zum 1 April 1933 wurde er in dieser Einheit aufgrund seiner besonderen Verdienste um die Wiedererstehung des nationalen Staates zum Polizeihauptmann befordert Heinrich Himmler verlieh Oelze zudem am 29 April 1933 als ausseres Zeichen der Kameradschaft und Verbundenheit mit der SS die er seit Jahren durch sein Handeln bewiesen habe das SS Zivilabzeichen ohne das Oelze der SS selbst angehorte Zum 1 Juli 1933 wechselte Oelze in das Geheime Staatspolizeiamt in dem er bis zum 15 November desselben Jahres die Abteilung IV Landesverrat und Spionage leitete Sein Nachfolger in dieser Position wurde im November 1933 Gunther Patschowsky Nach der gewaltsamen Zerschlagung der Berliner SA Fuhrung im Zuge der Rohm Affare vom 30 Juni 1934 wurde Oelze von Wecke der am 2 Juli 1934 mit der kommissarischen Fuhrung der Berliner SA beauftragt wurde als kommissarischer Stabsfuhrer der SA Gruppe Berlin Brandenburg eingesetzt ohne selbst Mitglied der SA zu sein Laufbahn in der Wehrmacht 1935 bis 1945 Bearbeiten Zu Beginn des Jahres 1935 wurde Oelze von der Polizei in die Wehrmacht kommandiert In dieser wurde er am 1 Juli 1935 als Hauptmann und Kompaniefuhrer dem Pionierbataillon 4 in Magdeburg zugeteilt Im Oktober 1937 wurde er dort zum Major befordert Durch Verfugung vom 13 Mai 1935 wurde Oelze durch die Ortsgruppe Berlin Westend wegen Interessenlosigkeit aus der NSDAP ausgeschlossen 1937 wurde er durch eine Entscheidung des Obersten Parteigerichtes der NSDAP das die Entscheidung von 1935 aufhob wieder in die Partei aufgenommen nachdem Oelze dargelegt hatte dass er seine Parteiverhaltnisse aufgrund haufiger Fortbildungskurse und Versetzungen vernachlassigt hatte und er ausserdem Empfehlungen einer Reihe hochgestellter Personlichkeiten darunter Daluege Sepp Dietrich Walter Jurk und Dietrich von Jagow beigebracht hatte Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde Oelze zunachst vom 1 September 1939 bis 31 Dezember 1940 als Bataillonskommandeur im 95 Infanteriedivision eingesetzt Anschliessend wurde er vom 1 Januar 1941 bis 30 November 1942 Bataillonskommandeur in der 191 Reservedivision verwendet Wahrend dieser Zeit nahm er vom 22 Juni 1941 bis 31 Marz 1942 an Kampfen in Russland teil um anschliessend vom 1 Oktober 1942 bis 30 November 1942 der deutschen Besatzungstruppe in Belgien anzugehoren Vom 1 Dezember 1942 bis 31 Mai 1943 fungierte Oelze dann als Abschnittskommandeur im Korps Holland In dieser Position war er namentlich als Kommandant fur den Verteidigungsabschnitt Haag Scheweningen zustandig wobei ihm die taktischen Truppen aller Wehrmachtsteile sowie der Polizei und Waffen SS unterstanden Nach seiner Ablosung auf diesem Posten tat er vom 1 Juni 1943 bis 28 Februar 1945 als Regimentskommandeur in der 319 Infanteriedivision Dienst mit der er der Besatzungstruppe auf der Kanalinsel Guerney angehorte Zuletzt war Oelze vom 4 Marz 1945 bis 16 April 1945 Infanteriefuhrer an der Atlantikfestung Girondemundung Nord Wahrend der Kriegsjahre wurde Oelze nacheinander zum Oberstleutnant 1 Januar 1941 und Oberst 1 Juli 1942 befordert Am 16 April 1945 ordnete Oelze entgegen ihm erteilten Befehlen die Kapitulation der ihm unterstehenden Truppen an wofur er am 18 April 1945 von einem deutschen Marine Gericht des Atlantikstutzpunktes in La Rochelle in absentia zum Tode verurteilt wurde Das Urteil wurde aber nicht vollstreckt da er sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Kriegsgefangenschaft befand Nachkriegszeit Bearbeiten Bei Kriegsende geriet Oelze in franzosische Kriegsgefangenschaft aus der er zum 16 Marz 1946 entlassen wurde Er liess sich anschliessend in Niedersachsen nieder Dort arbeitete er zunachst als Hilfsarbeiter in einer Tischlerei In seinem Spruchkammerverfahren wurde Oelze durch Entscheidung des 3 Spruchausschusses beim Entnazifizierungs Hauptausschuss Hildesheim Stadt im schriftlichen verfahren vom 5 Marz 1949 rechtskraftig seit 23 Marz 1949 in die Entnazifizierungskategorie V Entlastet eingereiht Nachtraglich wurde 1951 festgestellt dass Oelze im Rahmen seines Spruchkammerverfahrens Fragebogenfalschung begangen hatte Dies hatte er getan indem er in seinen Fragebogen von 1946 seine Betatigung in rechtsgerichteten Verbanden in den 1920er Jahren verschwiegen hatte und seinen Eintritt in die NSDAP der tatsachlich 1930 erfolgt war auf dem Papier in das Jahr 1933 verlegt hatte sowie indem er seine Tatigkeit in der Polizeiabteilung Wecke im Jahr 1933 seine Tatigkeit als Abteilungsleiter im Geheimen Staatspolizeiamt im selben Jahr seine bevorzugte Beforderung durch Hermann Goring im April 1933 sowie seine kommissarische Betrauung mit dem Posten des Stabsfuhrers der Berliner SA im Sommer 1934 unterschlagen hatte Die Behorden beschlossen jedoch die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen Oelze war Mitglied der niedersachsischen CDU 1955 kandidierte er fur den niedersachsischen Landtag fur den Wahlkreis Hann Munden 1 1967 wurde postum gegen Oelze im Zusammenhang mit der Ermordung des Hellsehers Erik Jan Hanussen im Fruhjahr 1933 als potentieller Mitwisser der Umstande unter denen die Tat erfolgte ermittelt Familie BearbeitenOelze war verheiratet mit Margot Manthey Das Ehepaar hatte drei Kinder Archivarische Uberlieferung BearbeitenEine Militarpersonalakte zu Oelze hat sich im Bundesarchiv Freiburg erhalten PERS 6 6644 Seine Entnazifizierungsakte wird im Niedersachsischen Landesarchiv verwahrt NLA HA Nds 171 Hildesheim Nr 35179 Einzelnachweise Bearbeiten Niedersachsische Rundschau vom 1 April 1955Literatur BearbeitenHsi huey Liang Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik 1977 Bernhard Sauer Goebbels Rabauken Zur Geschichte der SA in Berlin Brandenburg in Uwe Schaper Hrsg Berlin in Geschichte und Gegenwart Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2006 Berlin 2006 S 107 164 PersonendatenNAME Oelze HansALTERNATIVNAMEN Oelze Hans Joachim Christian vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Polizeibeamter und OberstGEBURTSDATUM 21 September 1896GEBURTSORT Beeskow BrandenburgSTERBEDATUM 31 Mai 1963STERBEORT Hann Munden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Oelze amp oldid 229116879