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Gunther Patschowsky beziehungsweise nach einer Namensanderung ab 1937 Gunther Palten 3 Marz 1903 in Schnellewalde 17 Mai 1945 in Vorderstade oder Hamburg 1 war ein deutscher Jurist SD Beamter und Regierungsprasident Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend Ausbildung und Laufbahn in der Weimarer Republik 1 2 Tatigkeit bei der Breslauer Polizei und beim Geheimen Staatspolizeiamt 1933 bis 1935 1 3 Spatere Karriere im NS Staat 1935 bis 1945 1 4 Nachwirken 2 Beforderungen 3 Archivarische Uberlieferung 4 Schriften 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend Ausbildung und Laufbahn in der Weimarer Republik Bearbeiten Patschowsky war der Sohn eines Pastors Nach dem Schulbesuch studierte Patschowsky Rechtswissenschaften an der Universitat Breslau Die erste juristische Staatsprufung bestand er am 28 Februar 1925 mit dem Pradikat befriedigend Anschliessend absolvierte er von 1925 bis 1928 den Juristischen Vorbereitungsdienst beim Amtsgerichts in Breslau Juli bis Oktober 1925 Strafprozess Abteilung Oktober 1925 bis Januar 1926 Zivilprozessabteilung beim Landgericht in Breslau Januar 1926 bis September 1926 beim Amtsgericht Breslau September 1926 bis Juni 1927 und beim Oberlandesgericht Breslau Dezember 1927 bis Juni 1928 Seine Ausbildung beendete Patschowsky am 11 Dezember 1928 mit der Ablegung der Grossen Juristischen Staatsprufung die er mit dem Pradikat ausreichend bestand Wahrend seines Vorbereitungsdienstes wurde Patschowsky mit einer Arbeit uber die Die Anerkennungsgebuhr in der stadtischen Selbstverwaltung zum Dr jur promoviert Wahrend seines Studiums war er ausserdem Mitglied der Sangerschaft Leopoldina Breslau 2 Nachdem Patschowsky sich kurzzeitig als freier Rechtsanwalt versucht hatte trat er mit Dienstantrittsalter vom Juni 1929 in den Justizdienst zuruck indem er der Staatsanwaltschaft in Breslau beitrat Als Staatsanwalt in Breslau nutzte Patschowsky der politisch der radikalen politischen Rechten nahestand seine Stellung indem er von 1930 bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 die politischen Vergehen von Sozialdemokraten und Kommunisten mit sehr grossem Nachdruck verfolgte wahrend er umgekehrt bei der Verfolgung politischer Straftaten von Rechts grosse Zuruckhaltung an den Tag legte Mit Aufnahmedatum vom 1 Juni 1931 wurde Patschowsky Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer 566 217 Am 4 April 1932 trat er in die SS SS Nr 40 064 ein 3 4 Aronson zufolge wurde er am 15 August 1932 Truppenfuhrer in einer regularen SS Einheit in Breslau und am 15 September desselben Jahres einer der ersten akademischen Mitarbeiter im Sicherheitsdienst SD von Reinhard Heydrich Tatigkeit bei der Breslauer Polizei und beim Geheimen Staatspolizeiamt 1933 bis 1935 Bearbeiten 1933 wurde Patschowsky in die Polizeiverwaltung in Breslau aufgenommen in der er als Stellvertreter von Edmund Heines das Amt des stellvertretenden Polizeichefs der Stadt ubernahm Im Dezember 1933 5 wurde Patschowsky als Jurist im Rang eines Oberregierungsrates ins Geheime Staatspolizeiamt Gestapa in Berlin geholt Dort ubernahm er als Nachfolger von Hans Oelze die Leitung der Hauptabteilung IV Landesverrat und Spionage die nach einer Neudurchnummerierung der Hauptabteilung bald danach die Nummer III erhielt Aufgabe dieser kurz als Abwehrabteilung bezeichneten Hauptabteilung war die polizeiliche Untersuchung und Bekampfung des Landesverrats durch Reichsangehorige sowie die Bekampfung von auslandischer Spionage im Reichsgebiet Patschowskys Ernennung zum Leiter der Abwehrabteilung war das Ergebnis einer komplexen Intrige der SS Als der SS feindliche Gestapo Chef Rudolf Diels Ende 1933 beim Reichswehrministerium anfragte ob man ihm dort einen geeigneten Mann zur Leitung der geplanten neuen Abteilung im Gestapa nennen konnte empfahl man ihm dort auf Rat des Sohnes des Generals Remus von Woyrsch Udo von Woyrsch Patschowsky Was man jedoch nicht wusste war dass Udo von Woyrsch ein Vertrauensmann Himmlers und Heydrichs war und er Patschowsky fur den Posten des Leiters der Abwehrabteilung empfahl da dieser ebenfalls ein Vertrauensmann der SS Fuhrer war Neben seiner Tatigkeit als Leiter der Hauptabteilung III IV war Patschowsky im Fruhjahr 1934 als Beauftragter von Heydrich und Himmler an der Intrige gegen Rudolf Diels beteiligt die im April 1934 in Diels Sturz und der Ernennung Heydrichs zum neuen Leiter des Geheimen Staatspolizeiamtes gipfelte Im Zuge des Machtkampfes um die Kontrolle der Geheimen Staatspolizei mit Himmler und Heydrich auf der einen und Hermann Goring und dem Gestapochef Diels auf der anderen Seite war Patschowsky und seinen von ihm aus Breslau mitgebrachten Mitarbeitern Ernst Damzog und Walter Kubitzky sowie den Berliner Vertretern von Heydrichs Sicherheitsdienst die Aufgabe zugefallen als eingeschleuste Maulwurfe Diels Stellung als Leiter des Geheimen Staatspolizeiamtes systematisch zu untergraben und zu sabotieren um ihn schliesslich aus dem Amt zu befordern und so den Weg zur Ubernahme des Amtes durch Himmler und Heydrich frei zu machen Von April bis Juni 1934 war Patschowsky im Auftrag Heydrichs an der Beschaffung und Fabrikation von Belastungsmaterial gegen die Fuhrer der nationalsozialistischen Sturmabteilung SA beteiligt die Hitler schliesslich dazu bewog die Rohm Affare auszulosen der zahlreiche SA Fuhrer und andere Personen zum Opfer fielen Vom 30 Juni bis 2 Juli 1934 soll Patschowsky federfuhrend an der Organisation der Aktion beteiligt gewesen sein Der angebliche fruhere Gestapo Beamte Hansjurgen Koehler erinnerte sich in seinem 1940 in England veroffentlichten Buch Inside the Gestapo an Patschowsky fur diese Zeit 6 Nachdem Patschowsky noch am 17 Januar 1935 an einer gemeinsamen Konferenz mit Wilhelm Canaris Rudolf Bamler Heydrich Werner Best und Heinz Jost teilgenommen hatte in deren Verlauf die Arbeit der verschiedenen Geheimdienste im NS Staat untereinander abgestimmt wurde wurde er im Fruhjahr 1935 auf Betreiben der Wehrmacht die inzwischen von der Intrige vom Jahreswechsel 1933 1934 erfahren hatte von seinem Posten als Leiter der Hauptabteilung III entfernt und durch Best ersetzt 7 Spatere Karriere im NS Staat 1935 bis 1945 Bearbeiten Von 1935 bis 1937 oder 1938 amtierte Patschowsky als stellvertretender Polizeiprasident von Gleiwitz Im Oktober 1937 legte er seinen bisherigen Familiennamen ab der ihm nun im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie zu polnisch klang und nahm den Namen Gunther Palten an Am 18 Juli 1938 wurde Palten zum Polizeiprasidenten des oberschlesischen Industriegebietes mit Dienstsitz in Gleiwitz ernannt Dort war er an der massenweisen Aussiedlung und Abschiebung von Juden uber die Reichsgrenze nach Polen beteiligt die im letzten Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in grossem Umfang betrieben wurde Danach amtierte er von 1939 bis 1940 als Regierungsprasident in Regierungsbezirk Bromberg Danzig Westpreussen und schliesslich vom 23 September 1941 bis Mai 1945 als Nachfolger von Hans von Helms als Regierungsprasident von Oberdonau mit Dienstsitz in Linz 8 Einer Quelle zufolge wurde Palten zudem am 6 April 1940 zum stellvertretenden Regierungsprasidenten in Oppeln ernannt 9 In seiner Funktion als Regierungsprasident nahm Patschowsky auch als Laienrichter an Kriegsgerichtsverfahren in seinem Zustandigkeitsbereich teil wobei er auch an der Verhangung von Todesurteilen beteiligt war so z B im Februar 1945 gegen acht Mitglieder eine Freistadter Widerstandsgruppe 10 Kurz vor Kriegsende erreichte Palten mit der Beforderung zum SS Brigadefuhrer am 21 Juni 1944 den Hohepunkt seiner SS Karriere Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges nahm Palten sich in alliierte Kriegsgefangenschaft geraten das Leben wahrscheinlich um der Auslieferung an die Polen zu entgehen Nachwirken Bearbeiten Ronn von Uexkull meinte noch 1976 in seiner Studie Unser Mann in der Berlin Patschowsky ware der Verfasser des 1945 unter dem Pseudonym Heinrich Orb veroffentlichten Buches Nationalsozialismus 13 Jahre Machtrausch gewesen dem Erlebnisbericht eines angeblichen ehemaligen fuhrenden SD Mitarbeiters 11 Nach den Feststellungen der neueren Forschung war der Verfasser dieses Buches jedoch ein anderer SD Mitarbeiter namens Heinrich Pfeifer den Uexkull noch fur ein weiteres Alias Pseudonym Patschowskys gehalten hatte von dem Mario Dederichs indessen zeigen konnte dass er eine separate zweite Person war 12 Gegen eine Identitat von Patschowsky mit Orb spricht zudem das von Kreuzer eruierte Todesjahr 1945 13 Beforderungen Bearbeiten15 August 1932 SS Truppfuhrer 5 Marz 1933 SS Untersturmfuhrer 9 November 1933 SS Obersturmfuhrer 4 Juli 1934 SS Hauptsturmfuhrer 20 Juni 1935 SS Standartenfuhrer 9 November 1938 SS Oberfuhrer 21 Juni 1944 SS BrigadefuhrerArchivarische Uberlieferung BearbeitenIm Bundesarchiv Berlin hat sich Patschowskys Personalakte aus seiner Zeit im Juristischen Vorbereitungsdienst und im Justizdienst erhalten R 3001 70363 Im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center liegen Akten mit Parteikorrespondenz der NSDAP zu ihm PK Mikrofilm I 380 Bilder 2153 2158 und Mikrofilm I 364 Bilder 583 614 Schriften BearbeitenDie Anerkennungsgebuhr in der stadtischen Selbstverwaltung Breslau 1926 Dissertation Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gunther Patschowsky im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsdatum und Sterbejahr nach Bernd Kreuzer Reichsgau Oberdonau 2005 S 309 Umstand der Namensanderung im Jahre 1937 ebendort und bestatigt bei Wolf Gruner Deutsches Reich 1933 1937 2008 S 363 Paul Meissner Hrsg Alt Herren Verzeichnis der Deutschen Sangerschaft Leipzig 1934 S 75 Shlomo Aronson Reinhard Heydrich und die Fruhgeschichte von Gestapo und SD 1971 S 157 B Sauer Alte Kampfer und starke Bande Kurt Daluege und Herbert Packebusch In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Band 62 Nr 12 Metropol Verlag 2014 ISSN 0044 2828 S 977 996 bernhard sauer historiker de PDF abgerufen am 16 Juli 2021 Gunther Patschowsky 1903 1945 trat der NSDAP Mitglieds Nr 566 217 und der SS Nr 40 064 bei und wurde 1933 in die Polizeiverwaltung in Breslau aufgenommen in der er das Amt des stellvertretenden Polizeichefs der Stadt ubernahm Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes 2002 S 351 Hansjurgen Koehler Inside the Gestapo 1940 S 36 Im Original lautet die Passage A tall stiff but not fat man with thick black hair parted in the middle he has dark and penetrating eyes a little rasping unpleasant voice with a siliesain accent and overbearing manner a brutal and egotistic man Heinz Hohne Der Orden unter dem Totenkopf Die Geschichte der SS 1967 S 172 Wolf Gruner Deutsches Reich 1933 1937 S 363 Bernd Kreuzer Reichsgau Oberdonau 2005 S 309 Walter Schuster Deutschnational nationalsozialistisch entnazifiziert 1999 Ronn von Uexkull Unser Mann in Berlin 1976 Mario R Dederichs Heydrich Das Gesicht des Bosen 2005 S 11 Dederich beruft sich dabei unter anderem auf den von ihm ausfindig gemachten Sohn Pfeifers Hans Pfeifer Bernd Kreuzer Reichsgau Oberdonau 2005 S 309 Da das mehr als vierhundertseitige Buch von Orb bereits 1945 also im Todesjahr Patschowskys erschien hatte er in der kurzen Zeit bis zu seinem Ableben nur schwerlich die Zeit gehabt dieses abzufassen Normdaten Person GND 125805101 lobid OGND AKS VIAF 985867 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Patschowsky GuntherALTERNATIVNAMEN Palten Gunther ab 1937 KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist SD Beamter und RegierungsprasidentGEBURTSDATUM 3 Marz 1903GEBURTSORT SchnellewaldeSTERBEDATUM 17 Mai 1945STERBEORT Vorderstade oder Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Patschowsky amp oldid 236826561