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Heinrich Franz Pfeifer auch Heinrich Pfeiffer Decknamen Heinz Stein Heinrich Orb 21 Marz 1905 in Frankfurt am Main 23 Juli 1949 ebenda 1 war ein deutscher Geheimdienstler Offizielle Sterbeurkunde fur Heinrich Pfeifer beim Frankfurter Standesamt mit der Sterbeursache Vergiftung mit Cyankali Ampulle zerkaut Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Tatigkeit im NS Staat 2 Ehen und Nachkommen 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPfeifer war ein Sohn des Postbeamten Heinrich Pfeifer 25 Juli 1865 in Orb Kreis Gelnhausen 3 Januar 1916 in Frankfurt Rodelheim und seiner Ehefrau Maria Therese Katharina geb Schad 10 November 1865 in Hanau 15 Januar 1941 in Frankfurt Hochst die am 19 Oktober 1889 in Frankfurt Standesamt II geheiratet hatten Nach dem Besuch der Realschule in Frankfurt am Main absolvierte Pfeifer eine kaufmannische Lehre Anschliessend betatigte er sich abwechselnd als Kaufmann Ubersetzer Sachbearbeiter in der Abwehrabteilung des Reichswehrministeriums und politischer Geschaftemacher Nach viereinhalbjahrigem Aufenthalt im Ausland kehrte er 1927 nach Deutschland zuruck 1928 liess er sich in Berlin nieder wo er offiziell die Berufsbezeichnung Schriftsteller fuhrte Am 23 Juli 1931 wurde Pfeifer in Berlin in Haft genommen Hintergrund war seine Verwicklung in einen weitverzweigten Komplex dubioser Finanzgeschafte einer Gruppe von Mannern um den Rechtsanwalt Erich Heynau wobei ihm konkret die Veruntreuung von Vermogenswerten der Konsulswitwe Amelie Du Vinage vorgeworfen wurde mit der er trotz erheblichen Altersunterschiedes 1931 eine Affare begonnen hatte und von der er zu ihrem Vermogensverwalter bestellt worden war Am 6 August 1932 wurde Pfeifer im Rahmen des Heynau Prozesses von der Grossen Strafkammer IV des Landgerichts Stuttgart wegen eines fortgesetzten Vergehens des Betrugs zu einer Gefangnisstrafe von acht Monaten verurteilt die durch die Untersuchungshaft als verbusst galt Vom Vorwurf der Veruntreuung wurde er ausdrucklich freigesprochen und ihm stattdessen vorgeworfen dass er seine Klientin nicht vorsatzlich aber frevelhaft leichtsinnig in Schulden hineingeritten und auch sonst im Geschaftsleben nicht unerheblichen Schaden angerichtet hatte Tatigkeit im NS Staat Bearbeiten 1933 wurde Heinrich Pfeifer von Werner Best fur den Sicherheitsdienst der SS als Agent angeworben 1934 leitete er einige Monate lang unter dem Pseudonym Heinrich Stein das so genannte Sonderburo Stein das ab Mai 1934 die Bezeichnung Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS z b V fuhrte Dieses war ein Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich sowie dem Reichswehrministerium zuarbeitendes Geheimburo zur Bearbeitung besonderer nachrichtendienstlicher Falle Nach Differenzen mit Heydrich wurde Pfeifer im August 1934 verhaftet und als Ehrenhaftling ins KZ Columbia eingewiesen wo er bis zum Sommer 1935 gefangen gehalten wurde Anschliessend ging er nach Magdeburg von wo aus er 1936 uber Danzig ins Ausland floh In den folgenden Jahren arbeitete Pfeifer fur den polnischen Geheimdienst bevor er uber mehrere Zwischenstationen u a Grossbritannien in die Schweiz ging wo er bis 1947 als Emigrant lebte Unterstutzung bekam er im Exil von Alfred Kober dessen Tochter Elsbeth er heiratete 2 Pfeifer stand auf der Sonderfahndungsliste G B 3 1945 veroffentlichte Pfeifer beim Schweizer Olten Verlag Otto Walter A G unter dem Pseudonym Heinrich Orb das Buch Nationalsozialismus 13 Jahre Machtrausch in dem er uber seine Erlebnisse im Dienst der NS Fuhrung berichtete 4 Ronn von Uexkull war noch 1976 in seiner Studie Unser Mann in Berlin der Ansicht Gunther Patschowsky ware unter dem Pseudonym Heinrich Orb der Verfasser des Buches 5 und er hielt auch den Namen Heinrich Pfeifer fur ein weiteres Pseudonym Patschowskys Einzelheiten unter Gunther Patschowsky Abschnitt Nachwirken In seinem Buch bezeichnet Heinrich Pfeifer Orb Johannes Schmidt als den Morder Kurt von Schleichers in diesem Zusammenhang prufte der Historiker Rainer Orth in seiner Magisterarbeit Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher die Vertrauenswurdigkeit der Buchangaben Pfeifers und kam fur den Zeitraum bis zu Pfeifers Emigration 1936 zu dem Ergebnis dass die Angaben uberwiegend vertrauenswurdig seien 6 7 Bereits 1940 war von dem Emigranten Walther Korodi beim Pallas Verlag in London das Buch Inside the Gestapo Hitler s Shadow Over the World publiziert worden welches dort unter dem Pseudonym Hansjurgen Koehler erschienen war 8 Dieses enthielt wortwortliche Ubersetzungen einiger Kapitel eines Manuskriptes von Pfeifer uber seine Erlebnisse im Dienst von Himmler und Heydrich das er unter dem Titel Hinter den Kulissen des 3 Reiches dem Pallas Verlag angeboten hatte ohne eine Antwort zu bekommen Pfeifers Manuskript war von dem Verlag und von Korodi ohne seine Erlaubnis ins Englische ubersetzt und durch einige von Korodi verfasste Kapitel zu dem Buch Inside the Gestapo Hitler s Shadow Over the World erganzt worden Nach Aussen hin erweckte das Buch den Eindruck es sei ein von einem einzelnen Autoren verfasster Erlebnisbericht Nachdem sich Heinrich Pfeifer 1947 kurzzeitig in Innsbruck Osterreich aufgehalten hatte kehrte er noch im selben Jahr nach Deutschland zuruck wo er zunachst in Frankfurt am Main und dann in Untermunstertal lebte 9 Der Tod Heinrich Pfeifers ist laut den Ermittlungen des Autors Rainer Orth mysterios und moglicherweise nur fingiert worden Pfeifer wurde demnach am 23 Juli 1949 von zwei Kriminalpolizei Beamten wegen einer geringfugigen Angelegenheit Anerkenntnis einer Finanzschuld zu einem kurzen Besuch ins Frankfurter Polizeiprasidium gebeten Dort habe er im Treppenhaus plotzlich eine Zyankali Kapsel zerbissen Am 28 Juli 1949 kam es zur Einascherung auf dem Hauptfriedhof Die Urne wurde am 4 oder 6 August 1949 auf dem Hausener Friedhof beigesetzt Reihe der Urnen 8 Nr 3 Das Grab wurde routinemassig nach zwanzig Jahren eingeebnet Laut Orth steht in Pfeifers Sterbeeintrag beim Standesamt Frankfurt tatsachlich Vergiftung mit Zyankali Ampulle zerkaut Eine Identifizierung der Leiche durch Angehorige fand jedoch nicht statt und als die Schwester des Verstorbenen einige Wochen nach dessen Tod mit den beiden Beamten im Polizeiprasidium sprechen wollte die ihren Bruder abgeholt hatten waren diese angeblich nicht bekannt wie auch sonst angeblich niemand mit dem Fall zu tun gehabt hatte Mehrere Personen wollen Heinrich Pfeifer nach dessen angeblichen Tod in der Schweiz gesehen haben die Ehefrau Pfeifers verweigerte bis zu ihrem eigenen Tod jedes Gesprach zu der Angelegenheit Pfeifers Sohn Johannes Heinrich glaubte nicht dass sein Vater 1949 starb sondern dass eine Art des Ausstiegs arrangiert wurde 10 Ehen und Nachkommen BearbeitenIn erster Ehe heiratete Pfeifer am 16 September 1932 Helene Wolf geschiedene Lichte Aus dieser Verbindung die am 16 Mai 1947 geschieden wurde stammte der Sohn Johannes Heinrich Hans Pfeifer 19 Dezember 1931 in Berlin Aus der fruheren Ehe seiner Frau mit dem Photographen Arthur Lichte hatte er zudem die Stieftochter Ursula Lichte 11 November 1919 in Berlin und den Stiefsohn Helmut Wilhelm Lichte 20 September 1924 in Langenberg 21 Oktober 1944 der im Zweiten Weltkrieg umkam Am 23 Mai 1946 heiratete er in Bern in zweiter Ehe Elsbeth Kober 18 Juli 1911 in Basel Schweiz 1990 Aus dieser Ehe gingen die beiden Sohne Michael Pfeifer 30 September 1947 in Innsbruck und Tadeus Pfeifer 5 April 1949 in Freiburg im Breisgau 11 September 2010 in Basel hervor von denen der erste Rechtsanwalt wurde wahrend der zweite als Dichter Bekanntheit erlangte Schriften BearbeitenUnter dem Pseudonym Heinrich Orb Nationalsozialismus 13 Jahre Machtrausch Walter Olten 1945 Literatur BearbeitenShlomo Aronson Heydrich und die Fruhgeschichte des Sicherheitsdienstes und der Gestapo Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1971 Rainer Orth Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Tectum Marburg 2012 ISBN 978 3 8288 2872 8 Magisterarbeit Humboldt Universitat Berlin Hier besonders das Kapitel Der Nachrichtenmann Heinrich Pfeifer alias Heinz Stein alias Hansjurgen Koehler alias Heinrich Orb Seite 27f Einzelnachweise Bearbeiten Standesamt Frankfurt am Main III Sterbeurkunde Nr 212 1949 eingesehen am 18 August 2022 bei Ancestry com Hierin wird er als Schriftsteller und als wohnhaft in Untermunsterthal Schwarzwald 123 bezeichnet Sterbeort ist in Frankfurt am Main im Polizeiprasidium 2 Stock im Treppenhaus Todesursache ist Vergiftung mit Cyankali Ampulle zerkaut Rainer Orth Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Tectum Marburg 2012 ISBN 978 3 8288 2872 8 S 34 im Artikel Sonderfahndungsliste G B siehe unter P 62 und P 63 Rainer Orth Der Nachrichtenmann Heinrich Pfeifer alias Heinz Stein alias Hansjurgen Koehler alias Heinrich Orb In Ders Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Marburg 2012 S 26 Ronn von Uexkull Unser Mann in Berlin 1976 Rainer Orth Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Tectum Marburg 2012 ISBN 978 3 8288 2872 8 Magisterarbeit Humboldt Universitat Berlin eingehender im Artikel Johannes Schmidt SS Mitglied dargestellt Siehe DNB 992545307 Rainer Orth Der Nachrichtenmann Heinrich Pfeifer alias Heinz Stein alias Hansjurgen Koehler alias Heinrich Orb In Ders Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Marburg 2012 S 36 Rainer Orth Der Nachrichtenmann Heinrich Pfeifer alias Heinz Stein alias Hansjurgen Koehler alias Heinrich Orb In Ders Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Marburg 2012 S 37 u 38Normdaten Person GND 126669244 lobid OGND AKS LCCN no2015056822 VIAF 32996971 Wikipedia Personensuche Anmerkung Ansetzungsform GND Heinrich Orb PersonendatenNAME Pfeifer HeinrichALTERNATIVNAMEN Pfeiffer Heinrich Stein Heinz Deckname Koehler Hansjurgen Deckname Orb Heinrich Deckname KURZBESCHREIBUNG deutscher NachrichtenmannGEBURTSDATUM 21 Marz 1905GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM unsicher 23 Juli 1949STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Pfeifer amp oldid 227642355