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Johannes Schmidt 11 Marz 1908 in Gotha 23 Dezember 1976 in Offenbach am Main 1 war in der Zeit des Nationalsozialismus ein deutscher SD und SS Offizier letzter Rang Sturmbannfuhrer Zur Zeit der Rohm Morde 1934 war er mutmasslich in den Mord an Kurt von Schleicher verwickelt Danach war er ab 1936 im Thuringischen Innenministerium erst fur die Kontrolle der politischen und dann der gesamten Polizei zustandig Nach 1945 gelang es ihm seine Funktion im SD zu verbergen Ab den 1950er Jahren arbeitete er beim hessischen Gemeindetag zum Schluss als Oberverwaltungsdirektor Johannes Schmidt 1935 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Ausbildung 1 2 Politisches Engagement fur den Nationalsozialismus 1 3 Tatigkeit fur den Sicherheitsdienst 1 4 Tatigkeit bis 1945 1 5 Tatigkeit nach 1945 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenAusbildung Bearbeiten Schmidt war der Sohn des Kohlenhandlers Johannes Schmidt und seiner Ehefrau Olga Uber seine Mutter war er ein Enkel des Orgelbauers Wilhelm Heerwagen Schmidt hatte einen jungeren Bruder Herbert Heinrich Ernst Schmidt 1915 der im Zweiten Weltkrieg verschollen ist Bei der Geburt zog Schmidt sich einen korperlichen Schaden zu seine rechte Ohrmuschel wurde durch eine kunstliche Ohrmuschel ersetzt Er besuchte die Arnoldischule in Gotha wo er 1927 das Abitur bestand Anschliessend studierte er Rechtswissenschaften an der Universitat Jena 1927 28 und an der Universitat Heidelberg 1928 29 und erneut in Jena Hier promovierte er 1933 bei Hellmuth von Weber uber den Begriff der Gewalt zum Dr jur Nach dem Referendarexamen wurde er 1931 in den juristischen Vorbereitungsdienst aufgenommen und war bei verschiedenen Gerichten tatig 1935 legte er das Grosse Staatsexamen ab Politisches Engagement fur den Nationalsozialismus Bearbeiten Schmidt war als Jugendlicher Mitglied des rechtsextremen Deutschnationalen Jugendbundes 1923 storte er in seiner Schule eine Gedenkfeier fur die Errichtung der Weimarer Republik am 9 November 1918 In Heidelberg gehorte er einer Burschenschaft an Im Sommer 1929 trat er in den NS Studentenbund ein in welchem er Gaustudentenfuhrer in Thuringen wurde und etwas spater in die NSDAP Offentlich engagierte er sich nicht in der NSDAP Schmidt konnte sich als Jurist in Ausbildung nicht leisten sich zu ihr zu bekennen ohne seine Ausbildung und seine erstrebte Anstellung beim Staat zu gefahrden Ab 1931 baute er im Gebiet der SS Standarte XIV einen Nachrichtendienst auf Am 30 Juni 1933 trat Schmidt der SS bei und wurde 1933 SS Sturmfuhrer 1934 SS Obersturmfuhrer 1937 SS Hauptsturmfuhrer und 1939 SS Sturmbannfuhrer Tatigkeit fur den Sicherheitsdienst Bearbeiten 1933 wurde Schmidt dem Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS zugeteilt Er trat zu Ausbildungszwecken seinen Dienst in Munchen an und wohnte bis 1934 in Munchen Danach wurde er parallel mit dem mit ihm befreundeten Hermann Behrends nach Berlin versetzt und ubernahm eine Abteilung des SD Oberabschnitts Ost in Berlin der unter Behrends Leitung stand Von Februar bis August 1934 war Schmidt Leiter der Abteilung I Information Sowohl in Munchen als auch in Berlin wohnte Schmidt im SD Gebaude Der SD war zu dieser Zeit im ganzen Reichsgebiet etwa 200 Mann stark 2 Die Gruppe im SD Oberabschnitt Ost die fur Berlin zustandig war und in der Villa in der Eichenallee residierte bestand aus etwa 30 Leuten 1934 ubernahm Himmler die Geheime Staatspolizei Behrends und Schmidt ubernahmen dort Funktionen Schmidt wurde in der Hauptabteilung III Spionage und Spionageabwehr als Leiter Unterabteilung Wirtschaftsspionage eingesetzt Die Mordaktionen vom 30 Juni 1934 an Schleicher und seiner Frau wurden von SD Leuten in Zivil vorgenommen Der Historiker Orth hielt dabei mit anderen Wissenschaftlern die Ermordung Schleichers durch Schmidt fur moglich Diese Einschatzung beruhte unter anderem auf den Inhalten des Buches von Heinrich Orb Heinrich Pfeifer Nationalsozialismus 13 Jahre Machtrausch 1945 3 Orb beschrieb Interna des SD und auch die Ereignisse am 30 Juni 1934 Da Pfeifer aber andrerseits auch manche Fehler machte hielt das manche Historiker ab dieser Quelle zu vertrauen Orth diskutierte sehr ausfuhrlich das Fur und Wider des Buches von Pfeifer und kommt zum Schluss dass Pfeifer bis 1936 dem Jahr seiner Emigration uberwiegend vertrauenswurdig ist Pfeifer Orb bezeichnete 1945 in seinem Buch Schmidt als Schleicher Morder Beweisen liess sich diese These nie da die als Morder in Frage kommenden Personen nach den Morden alle Spuren verwischen konnten Hitler teilte Behrends ein Geheimburo im Preussischen Abgeordnetenhaus zu aus dem heraus dieser seine Vertuschungstatigkeit fur die Mordtaten veruben konnte Orth halt im Ubrigen den Mord eher fur eine versehentliche Totung da die Tater uberfordert gewesen seien sollen Nach Orths und Orbs Darstellung kamen funf der folgenden Manner des SD Abschnitts Ost und des SD Abschnitts III fur die Begleitung Schmidts bei der Mordtat in Frage SS Obertruppfuhrer Kurt Brunow SS Obersturmfuhrer Werner Gottsch SS Untersturmfuhrer Kurt Graaf SS Untersturmfuhrer Richard Gutkaes SS Oberscharfuhrer Alfred Naujocks SS Mann Josef Pospischil SS Mitglied SS Obersturmfuhrer Richard Pruchtnow und die folgenden Mitglieder des SD Abschnittes III SS Obersturmfuhrer Willy Falkenberg SS Untersturmfuhrer Heinz Schildt V Mann Ernst Werner sowie SS Obersturmbannfuhrer Walter Sohst Tatigkeit bis 1945 Bearbeiten Ab Herbst 1934 kam Schmidt nach Thuringen hier bekleidete er zunachst den Posten eines Amtsrichters in Gotha Ab 1936 wurde er Leiter des Buros des Staatssekretars Walter Ortlepp im Thuringischen Innenministerium Im April 1938 wurde er Referent fur die politische Polizei in der dortigen Polizeiabteilung deren Leitung er kurz darauf ubernahm 4 Schmidt bekleidete zuletzt den Rang eines Oberregierungsrates Tatigkeit nach 1945 Bearbeiten Am 28 April 1945 wurde Schmidt von der amerikanischen Armee verhaftet Die nachsten drei Jahre verbrachte er in verschiedenen amerikanischen Entnazifizierungslagern Schmidt versuchte die Zeit sinnvoll zu nutzen und belegte Unterrichtskurse fur Haftlinge in der Camp University Daneben fungierte er als Barackenrechtsberater und machte beim Lagerarbeitsdienst mit 1946 47 liess sich Schmidt von Verwandten und Freunden eine Anzahl von Leumundszeugnissen ausstellen Diese Entlastungszeugnisse in denen ihm durchweg eine moralisch grossartige menschliche Haltung attestiert wurde dienten ihm in seinem Spruchkammerverfahren 1948 49 zum Beweise seiner Unschuld Dabei wussten viele seiner Entlastungszeugen so auch seine zweite Ehefrau nichts von seiner Tatigkeit beim SD und in der Gestapo in den Jahren 1933 34 Im Juni 1948 wurde Schmidt durch die Spruchkammer Darmstadt Lager in die Gruppe der Minderbelasteten eingestuft III und gegen eine Geldbusse von 300 Reichsmark auf Bewahrung freigelassen Er wohnte von 1948 bis 1952 im Hause der Eltern seiner Frau in Epterode bei Kassel von 1953 bis 1957 in der Nachbarstadt Grossalmerode und ab 25 September 1957 in Muhlheim a M 1949 wurde Schmidt in einem Nachverfahren durch die Spruchkammer Kassel in die Gruppe der Mitlaufer eingereiht und galt als entnazifiziert Er arbeitete zu der Zeit als Schreibkraft bei den Vereinigten Grossalmeroder Thonwerken In Muhlheim a M war er als Verwaltungsrat Verwaltungsdirektor und zuletzt als Oberverwaltungsdirektor beim Hessischen Gemeindetag beschaftigt z T firmierte er auch als Verwaltungsrechtsdirektor und Oberverwaltungsrechtsdirektor 1966 legte er einen umfangreichen Kommentar zum Erschliessungsrecht vor der bis heute zahlreiche aktualisierte Neuauflagen erlebt hat und sich als Hilfsmittel an Gemeinden Stadte Kreise Baubehorden Verwaltungsgerichte und Fachanwalte fur Verwaltungsrecht richtet Er besorgte die Bearbeitung dieses Werkes bis zur 4 Auflage von 1976 Schmidt wurde 1969 zeugenschaftlich durch das Hessische Landeskriminalamt Wiesbaden zur Struktur des SD dem Mord an Herbert von Bose und der Anschuldigung Morder von Schleicher zu sein vernommen Diese Befragung war auf Anregung des niedersachsischen Ministerialrates Fritz Tobias zustande gekommen der das Buch von Orb kannte und in Bezug auf die Darstellungen der Mordaktionen des 30 Juni als verlasslich einschatzte Schmidt behauptete in dieser Vernehmung er sei 1934 nur besuchsweise beim SD gewesen und habe nicht die Abteilung Information des Oberabschnitts Ost geleitet Er stritt ab Schleicher jemals gesehen zu haben Er habe ihn auf keinen Fall ermordet 5 Der Historiker Orth bemangelte dass die Ermittlungsbehorden in Berlin die Angaben Schmidts so hinnahmen ohne die Angaben mit den Eintragungen in den SD und SS Unterlagen gegenzuprufen die sich damals im Berlin Document Center befanden Orth fand jedenfalls muhelos die Unterlagen uber Schmidts SS und SD Tatigkeit in den Unterlagen die seit 1994 vom Bundesarchiv Deutschland verwaltet werden ebenso die Abschrift eines Briefes im Nachlass Louis Muldner von Mulnheim wonach sich Schmidt entgegen seiner Behauptung von 1969 zum genannten Zeitpunkt in Berlin an Verhaftungen aktiv und leitend beteiligte 6 Seit 1937 war Schmidt mit Gerda Kuttner verheiratet beide hatten funf Kinder Nach der Scheidung seiner ersten Ehe heiratete er 1948 im Internierungslager Elli Oetzel beide hatten eine Tochter Werke BearbeitenDer Begriff der Gewalt nach der Rechtsprechung des deutschen Reichsgerichts und des Osterreichischen Obersten Gerichtshofes unter Berucksichtigung des Entwurfes zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch Erfurt 1934 Dissertation Handbuch des Erschliessungsrechts Monographische Darstellung des Erschliessungsrechts und Erschliessungsbeitragsrechts Deutscher Gemeindeverlag Kohlhammer Koln u a 1966 das Werk hat bis in die Gegenwart zahlreiche Neuauflagen erlebt Schmidt besorgte diese bis einschliesslich zur 4 Auflage 2 erweiterte Auflage Koln u a 1967 3 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Koln 1972 4 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Koln u a 1976 nach Schmidts Tod wurde das Werk von Walter Bogner und Reimer Steenbock fortgefuhrt 5 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Koln u a 1981 6 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Kol u a 1998 als Loseblattsammlung letztmals 2007 erweitert Erschliessungsbeitrage Erlauterungen zur Mustersatzung des Deutschen Gemeindetages Fassung Februar 1967 Kommunale Schriften fur Hessen Bd 32 2 neubearbeitete und erweiterte Auflage Koln u a 1967 Der Stadtverordnete Gemeindevertreter und das Hessische Beitrags und Gebuhrenrecht fur Wasser und Kanal Schriftenreihe des Freiherr vom Stein Instituts Bd 14 Gemeindetag Muhlheim am Main 1975 Literatur BearbeitenShlomo Aronson Heydrich und die Fruhgeschichte von Gestapo und SD 1971 Mario Dederichs Heydrich Das Gesicht des Bosen Piper Hamburg 2005 Rainer Orth Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Tectum Marburg 2012 ISBN 978 3 8288 2872 8 Magisterarbeit Humboldt Universitat Berlin Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johannes Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sammlung Aronson beim Institut fur Zeitgeschichte mit einem Lebenslauf aus der Personalakte Schmidts PDF 8 1 MB Einzelnachweise Bearbeiten Standesamt Offenbach Sterberegister fur das Jahr 1976 Sterbeurkunde Nr 1976 1842 Digitalisat des Namensverzeichnisses zum Sterbebuch bei LAGIS online siehe Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 S 247 Das Buch erschien unter dem Pseudonym Heinrich Orb Verlag Walter Olten 1945 Orb war das Pseudonym des ehemaligen SS und SD Mitgliedes Heinrich Pfeifer der Insiderkenntnisse aus der Grundungszeit des SD und der Gestapo besass Thuringische Forschungen Festschrift fur Hans Eberhardt zum 85 Geburtstag am 25 September 1993 S 536 Rainer Orth Der SD Mann Johannes Schmidt Der Morder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Tectum Munster 2012 ISBN 978 3 8288 2872 8 S 74 78 Entnazifizierungsakte bei der Spruchkammer Kassel Zentral im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden unter der Signatur Abt 520 Kassel Zentral Nr 1289 Das Archiv der Zentralstelle Ludwigsburg Bundesarchiv Ludwigsburg verwahrt unter der Signatur B 162 26250 eine Vernehmung Schmidt vom 2 Oktober 1969 Normdaten Person GND 1022165445 lobid OGND AKS LCCN no2012098169 VIAF 256041773 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmidt JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher SD MannGEBURTSDATUM 11 Marz 1908GEBURTSORT GothaSTERBEDATUM 23 Dezember 1976STERBEORT Offenbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Schmidt SS Mitglied amp oldid 233337631