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Hans Eberhard Rotberg 20 Februar 1903 in Unna 23 Februar 1995 war ein deutscher Jurist und von 1952 bis 1969 Richter am Bundesgerichtshof Wahrend dieser Zeit war er in wechselnder Reihenfolge Prasident des 3 4 und 5 Strafsenats Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kaiserreich und Weimarer Republik 1 2 Nationalsozialismus 1 3 Bundesrepublik 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKaiserreich und Weimarer Republik Bearbeiten Der Sohn des Amtsgerichtsrates Ernst Rotberg und seiner Frau Elli geborene Locke wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf Er besuchte die Vorschule in Mulheim an der Ruhr und anschliessend das reformhumanistische Gymnasium Im Sommer 1921 nahm er ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universitat Wurzburg auf das er ein Jahr spater in Munchen fortsetzte und 1924 nach drei weiteren Semestern in Munster beendete Sein erstes Staatsexamen bestand er mit der Note gut Den juristischen Vorbereitungsdienst absolvierte er in Mulheim an der Ruhr Duisburg Altenburg und Dusseldorf Auch im zweiten Staatsexamen erreichte er die Note gut Im Jahre 1927 wurde er mit einer Arbeit uber Das Urteil auf den Namen eines vor Klageerhebung Verstorbenen zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Urteilsnichtigkeit zum Doktor der Rechte promoviert Als junger Assessor fand er 1928 zunachst eine Anstellung als Hilfsarbeiter im Preussischen Justizministerium Wahrend dieser Zeit war er vor allem mit der Abwicklung der Justizgeschafte aus dem Vertrag von Versailles und den Angelegenheiten im Ressort fur Namensanderungen befasst 1931 wurde er Amtsgerichtsrat in Koblenz 1 Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der Machtergreifung trat er in die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt und den Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen ein 1937 wurde er zum Landgerichtsrat in Koblenz ernannt Anfangs war er als Strafrichter beschaftigt Dort ubte er fast ein Jahr lang den Vorsitz der Sonderstrafkammer fur Sittlichkeitsverbrechen gegen Geistliche und Ordensangehorige sogenannte Klosterstrafsachen aus Da seine Urteile von der ortlichen Gauleitung fur zu verstandnisvoll gehalten wurden und daher Missfallen erregten wurde er spater in eine Zivilkammer versetzt 2 Alexander Bergmann der Prasident des Oberlandesgerichts Koln regte 1939 Rotbergs Beforderung zum Landgerichtsdirektor oder Oberlandesgerichtsrat an Die Gauleitung befurwortete dies nicht da sie wegen seiner streng katholischen Einstellung an seinem Bekenntnis zum Nationalsozialismus aus innerer Uberzeugung zweifelte Ende 1941 war es dann der Prasident des Landgerichts Koblenz der sich um eine Beforderung Rotbergs zum Oberlandesgerichtsrat bemuhte Diesmal erteilte die Gauleitung ihr Einverstandnis verlangte jedoch dass Rotberg nicht fur eine behordenleitende oder Landgerichtsdirektorenstelle in Fragen kommen durfe Hiergegen wendete sich Rotberg in einem Beschwerdeschreiben in dem er vor allem seine Tatigkeit als Vorsitzender der Strafkammer fur Klosterstrafsachen hervorhob und erklarte hierdurch seine innere Unabhangigkeit gegenuber der Kirche bewiesen zu haben Letztendlich konnte er damit die Gauleitung uberzeugen ihre Vorbehalte zuruckzuziehen Anfang 1942 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universitat Bonn fur Burgerliches Recht und Verfahrensrecht Widerspruchliche Angaben gibt es zum Zeitpunkt seines Eintritts in die NSDAP Wahrend er laut einer Quelle erst im November 1942 der NSDAP beitrat da dies seit August 1942 Bedingung fur eine Beforderungsstelle war 3 wird in einer anderen Quelle von einem Beitritt schon am 1 Juli 1940 ausgegangen 4 Rotberg wusste den genauen Zeitpunkt selbst nicht zu benennen 5 Am 1 August 1943 erfolgte seine Ernennung zum Landgerichtsdirektor in Bonn Kurze Zeit spater sah sich Rotberg mit einem Ermittlungsverfahren wegen Nichtanzeige eines hochverraterischen Unternehmens nach 139 StGB konfrontiert Der Gestapo war zur Kenntnis gelangt dass er im Juli 1943 Besuch von seinem ehemaligen Schulfreund Otto Weiss erhalten hatte der sich auf Heimaturlaub von der Ostfront befand und ihm von Umsturzplanen berichtete Im August 1943 wurde er deshalb von der Gestapo vorgeladen In der Vernehmung relativierte er einerseits die Aussagen die Weiss gegenuber ihm gemacht hatte und ubertrieb andererseits seine Tatigkeit fur das NS Regime indem er sich als Mitarbeiter des SD der SS und Amtstrager im Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund darstellte der zu rechtspolitischen Aufgaben wie die Abfassung von Berichten und Gutachten uber die Stimmungslage im Allgemeinen und uber rechtspolitische Fragen im Besonderen herangezogen worden sei In Wirklichkeit waren Rotberg nur von jungen Referendaren als deren Gemeinschaftsleiter er zeitweise fungierte Arbeiten vorgelegt worden die sie fur SD und SS angefertigt hatten Mit seiner Einlassung gelang es ihm eine Verhaftung und eine Wohnungsdurchsuchung abzuwenden 6 Im Juli 1944 stellte der Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof das Verfahren ein Dennoch blieb die Angelegenheit nicht ohne Folgen fur Rotberg Von der Gestapo wurden ihm fur den Fall einer erneuten Zuwiderhandlung scharfste staatspolizeiliche Massnahmen angedroht Sein Lehrauftrag an der Universitat Bonn wurde ihm entzogen Zudem wurde seine UK Stellung mit Wirkung vom 5 Oktober 1944 aufgehoben was seine Einziehung als Rekrut zur Wehrmacht zur Folge hatte Weiss wurde Anfang 1944 vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und wenig spater hingerichtet Bundesrepublik Bearbeiten Nach dem Krieg kehrte er im Juli 1945 nach Koblenz zuruck Von den Alliierten wurde er als entlastet entnazifiziert 7 1946 wurde er zum Direktor des Landgerichts Koblenz und 1948 zum Senatsprasidenten beim Oberlandesgericht Koblenz ernannt Diese juristische Tatigkeit ubte er jedoch nicht aus da er seit 1946 auch mit der Leitung der Gesetzgebungsabteilung im Justizministerium von Rheinland Pfalz beschaftigt war Am 1 Februar 1950 wurde er zum Ministerialdirigenten im Bundesministerium der Justiz berufen Dort ubernahm er die Leitung der fur das Strafrecht zustandigen Abteilung II Adolf Susterhenn Justizminister von Rheinland Pfalz hatte sich bei Bundesjustizminister Thomas Dehler fur Rotberg eingesetzt Rotberg war selbst kein Parteimitglied stand aber der CDU nahe 8 Im Jahre 1952 wurde er zum Richter am Bundesgerichtshof ernannt Nach wenigen Monaten erfolgte 1953 seine Beforderung zum Senatsprasidenten Zunachst fuhrte er den Vorsitz des 3 Strafsenats Dieser wurde ihm im Juli 1954 von BGH Prasident Hermann Weinkauff entzogen Anlass war die haufige unangemeldete Abwesenheit Rotbergs Durch Verfugung des Bundesjustizministeriums wurde er daraufhin als Senatsprasident dem in Berlin ansassigen 5 Strafsenat zugewiesen in dem eine freie Planstelle zu besetzen war Rotberg war jedoch gewillt wieder nach Karlsruhe zuruckzukehren was bei der nachsten Neubesetzung der Vorsitzendenstellen gelang Von 1956 bis 1962 stand er dem 4 Strafsenat vor Als Nachfolger von Heinrich Jagusch der seinerseits in den 4 Strafsenat wechselte ubernahm er 1963 den Vorsitz des 3 Strafsenats der damals als einzige Instanz fur Staatsschutzdelikte zustandig war Diese Versetzung erfolgte gegen seinen Willen und er artikulierte in der Folgezeit immer wieder den Wunsch von dieser Aufgabe entbunden zu werden 9 Im Herbst 1965 kamen Vorwurfe auf er habe fur den SD gearbeitet Bundesjustizminister Karl Weber war den Vorwurfen bereits im Fruhjahr personlich nachgegangen sah aber keinen Grund zum Einschreiten Kurze Zeit spater wurde seine vermeintliche Tatigkeit im SD erneut thematisiert als Rotberg die Verhandlung gegen den fruheren Verfassungsschutzangestellten Werner Patsch leitete Im November 1965 sah sich das Bundesjustizministerium zu einer Stellungnahme herausgefordert keine Schritte gegen Rotberg einzuleiten Rotberg sei als Leiter einer Arbeitsgemeinschaft fur junge Referendare beim Landgericht Koblenz nur jungen Juristen die dem SD Stimmungsberichte und rechtspolitische Gutachten zu liefern hatten behilflich gewesen Als er wegen seiner Kontakte zu einem Widerstandskampfer von der Gestapo vernommen wurde habe er die Tatigkeit beim SD aufgebauscht um sich selbst zu schutzen 10 Ende 1966 konnte Rotberg den ungeliebten Vorsitz des 3 Strafsenats endlich abgeben und ubernahm 1967 noch einmal den Vorsitz des 4 Strafsenats Bei seinem vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand 1969 wurde ihm das Grosse Bundesverdienstkreuz verliehen Er war ab 1925 in erster Ehe mit Anneliese Rabe Tochter des verstorbenen Geheimen Justizrats und Landgerichtsrats Georg Rabe aus Halberstadt und in zweiter Ehe ab 1956 mit Gabriele Kuhnen verheiratet Er hat einen Kommentar zum Gesetz uber Ordnungswidrigkeiten herausgegeben der in funf Auflagen erschien darunter drei unter seiner Leitung Literatur BearbeitenKlaus Detlev Godau Schuttke Der Bundesgerichtshof Justiz in Deutschland Berlin 2005 ISBN 978 3 922654 66 7 S 383 394 Lutz Meyer Gossner Hans Eberhard Rotberg In Neue Juristische Wochenschrift Band 48 Nr 20 1995 S 1337 Walter Habel Hrsg Wer ist Wer Das deutsche Who s who 16 Ausgabe von Degeners Wer ist s 1969 70 Band 1 Arani Berlin 1970 S 1074 Hans Eberhard Rotberg Das Urteil auf den Namen eines vor Klageerhebung Verstorbenen zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Urteilsnichtigkeit Dissertation Wurzburg 1927 eigener Lebenslauf auf der Ruckseite Otto Wenig Hrsg Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn 1818 1968 Bouvier Bonn 1968 ISBN 978 3 416 00495 4 S 251 Internationales Biographisches Archiv 46 170 vom 2 November 1970 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Detlev Godau Schuttke Der Bundesgerichtshof Justiz in Deutschland S 383 unter Verweis auf die Personalakte Rotbergs beim Bundesarchiv in Koblenz Im Internationalen Biographischen Archiv 46 170 vom 2 November 1970 und Wer ist Wer Das deutsche Who s who ist dagegen von 1932 die Rede Internationales Biographisches Archiv 46 170 Godau Schuttke S 388 Manfred Gortemaker Christoph Safferling Hrsg Die Rosenburg Das Bundesministerium der Justiz und die NS Vergangenheit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen und Bristol 2013 ISBN 978 3 647 30046 7 S 64 f Godau Schuttke S 389 und Gerhard Mauz Der Zustand der Justiz entspricht dem des Volkes In Der Spiegel Ausgabe 48 Jahrgang 1965 S 53 Der Spiegel 48 1965 S 53 Gortemaker und Safferling S 65 Udo Wengst Staatsaufbau und Regierungspraxis 1948 1953 zur Geschichte der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland Droste Dusseldorf 1984 ISBN 3 7700 5122 X S 166 Der Spiegel 48 1965 S 53f Eberhard Rotberg in Internationales Biographisches Archiv 46 1970 vom 2 November 1970 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Normdaten Person GND 1030234094 lobid OGND AKS NDL 00454764 VIAF 15286148 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rotberg Hans EberhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Richter am BundesgerichtshofGEBURTSDATUM 20 Februar 1903GEBURTSORT Unna Nordrhein WestfalenSTERBEDATUM 23 Februar 1995 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Eberhard 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