www.wikidata.de-de.nina.az
Haemophilus ist eine Gattung stabchenformiger gramnegativer Bakterien aus der Familie der Pasteurellaceae Die 16 Arten dieser Bakterien sind unbewegliche Stabchen die mitunter in den Schleimhauten von Menschen und Tieren leben und Erkrankungen auslosen konnen Beinahe alle Haemophilus Arten sind in der Lage ohne Sauerstoff zu uberleben fakultativ anaerob allerdings sind sie meistens eher aerob Der Name der Gruppe kommt von ihrer besonderen Vorliebe fur Nahrboden mit Blut oder Hamoglobinzusatzen auf denen sie in Kultur gehalten werden konnen HaemophilusKolonien von Haemophilus influenzae in einem BlutagarSystematikDomane Bakterien Bacteria Abteilung ProteobacteriaKlasse GammaproteobacteriaOrdnung PasteurellalesFamilie PasteurellaceaeGattung HaemophilusWissenschaftlicher NameHaemophilusWinslow et al 1917ArtenHaemophilus influenzae Haemophilus ducreyi Haemophilus aegyptius Haemophilus parainfluenzae Haemophilus haemolyticus Haemophilus vaginalis Inhaltsverzeichnis 1 Medizinisch bedeutsame Arten 1 1 Haemophilus influenzae 1 2 Haemophilus ducreyi 1 3 Haemophilus aegyptius 1 4 Haemophilus parainfluenzae 1 5 Haemophilus vaginalis 1 6 Haemophilus haemolyticus 1 7 Haemophilus parasuis 1 8 Haemophilus paragallinarum 1 9 Ehemalige Vertreter 1 10 Therapie 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseMedizinisch bedeutsame Arten BearbeitenHaemophilus influenzae Bearbeiten Das auch als Pfeiffer Influenzabakterium fruher auch Influenzabazillus bzw Bacillus influenzae bekannte Bakterium wurde 1892 erstmals durch den Bakteriologen Pfeiffer 1 nachgewiesen fur den Erreger der Influenza gehalten 2 und stellt den bekanntesten Vertreter der Haemophilus Arten dar Seine Popularitat wurde besonders dadurch erhoht dass es 1995 als erstes Lebewesen vollstandig sequenziert wurde und somit einen Meilenstein der Genomforschung darstellt Das kokkoide Stabchenbakterium wird aufgrund verschiedener Merkmale wie eine unterschiedliche enzymatische Ausstattung in acht Biotypen differenziert Typ I bis VIII 3 Es gibt Haemophilus influenzae Stamme die eine Kapsel bilden Je nach Zusammensetzung der Kapsel verschiedene Gehalte an Polysacchariden werden diese Stamme in die Serotypen a bis f eingeteilt Bekapselt ist H influenzae obligat pathogen der Typ b fuhrt dabei am haufigsten zu invasiven Infektionen 3 Durch die Kapsel wird eine Resistenz gegenuber Phagozytose vermittelt wodurch dies der wichtigste Virulenzfaktor darstellt Daneben werden IgA Proteasen gebildet was die lokale Immunantwort gegen H influenzae mindert 4 Davon abzugrenzen ist die unbekapselte Bakterien Variante die einen Teil der Normalflora des Menschen darstellt Sie macht bei Kindern etwa 1 8 bei Erwachsene 0 15 der Gesamtflora aus 4 Die unbekapselte Variante ist nur unter bestimmten Umstanden z B bei Epithelvorschadigung durch Giftstoffe wie Nikotin pathogen Eine chronische Infektion der Bronchialschleimhaut kann so etwas zum Raucherhusten beitragen 4 Da H influenzae DNA aus der Umgebung aufnehmen kann Kompetenz konnen sowohl bekapselte Stamme ihre Kapsel verlieren als auch vice versa unbekapselte Stamme eine Kapsel bilden Switch 3 H influenzae lebt ausschliesslich in den Schleimhauten des Menschen als Bestandteil der Mundflora vor allem in denen des oberen Atmungssystems Nase Rachen bzw Oropharynx Luftrohre und kann dort und in den unteren Atemwegen entzundliche Erkrankungen Sinusitis Epiglottitis Bronchitis Pneumonie aber auch Otitis Endokarditis und Osteomyelitis 5 verursachen Ubertragen wird das Bakterium vor allem als Tropfcheninfektion durch Kranke oder gesunde Keimtrager ausserhalb der Schleimhaute ist es nur kurz lebensfahig Aufgrund seiner Prasenz besonders bei Grippeerkrankungen hielt man es fruher fur den Erreger der Grippe bis man das Grippevirus als tatsachlichen Verursacher identifizieren konnte H influenzae wird daher bei der Grippe als Erreger sekundarer Symptome angesehen der von der Schwachung des Menschen durch die Viren profitiert Vor allem bei ungeimpften Kleinkindern ist dieses Bakterium auch Erreger von Hirnhautentzundungen Meningitis und weiteren entzundlichen Erkrankungen Als Prophylaxe wird eine Schutzimpfung gegen eine Haemophilus influenzae b Infektion die HIB Impfung empfohlen Im Jahr 2000 vor der grossflachigen Etablierung der HIB Impfung im fruhkindlichen Alter in den WHO Mitgliedsstaaten starben jahrlich geschatzt 371 000 Kinder unter 5 Jahren an dieser impfpraventablen Infektion 6 Die Zahl der Todesopfer in Landern in denen die HIB Impfung heute standardmassig durchgefuhrt wird 183 Staaten darunter auch Deutschland ist um bis zu 90 gesunken 7 Der Nachweis erfolgt aus Sputum Blut und Liquor per kultureller Anzucht Idealerweise erfolgt diese auf Kochblutagar Der Nahrboden wird auch mit Bacitracin versetzt um das Wachstum anderer Bakterien zu verhindern 8 Alternativ schafft die oft zusatzlich verwendete Amme Staphylococcus aureus bei Verwendung von Blutagar durch starke NAD und Hamin Produktion ideale Wachstumsbedingungen Ammenwachstum Nach 1 bis 2 tagiger Inkubation bei 37 C lassen sich glatte leicht durchsichtige Kolonien feststellen 4 Die Spezialdiagnose erfolgt dann biochemisch oder via MALDI TOF die Kapseltypisierung durch Objekttrageragglutination und via PCR 8 In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von Haemophilus influenzae namentlich meldepflichtig nach 7 des Infektionsschutzgesetzes soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist In der Schweiz ist der positive laboranalytische Befund zu Haemophilus influenzae meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz EpG in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 3 der Verordnung des EDI uber die Meldung von Beobachtungen ubertragbarer Krankheiten des Menschen Haemophilus ducreyi Bearbeiten nbsp Haemophilus ducreyiHaemophilus ducreyi ist als Streptobacillus des Weichen Schankers auch Ulcus molle bekannt und ist der Erreger dieser im Gegensatz zu Osterreich in Deutschland nicht meldepflichtigen Geschlechtskrankheit Die Krankheit und damit auch ihr Erreger kommen vor allem in den tropischen und armen Regionen in Afrika Sudostasien und Lateinamerika vor Sichtbare Symptome sind rundliche Geschwure an den Schamlippen und im Scheidenvorhof der Frau bzw an der Eichel und am Penisschaft des Mannes Seit 2003 ist auch das Genom dieses Bakteriums bekannt Haemophilus aegyptius Bearbeiten Haemophilus aegyptius auch als Koch Weeks Bacillus bezeichnet ist morphologisch nicht von H influenzae zu unterscheiden Er ist vor allem in Nordafrika und anderen tropischen und subtropischen Kontinenten verbreitet und ist der Erreger der als purulente Konjunktivitis bekannten Augenbindehautentzundung Haemophilus parainfluenzae Bearbeiten Haemophilus parainfluenzae tritt nur sehr selten als Krankheitserreger einer Form der Endokarditis entzundliche Veranderung der Herzinnenhaut auf Haemophilus vaginalis Bearbeiten Hierbei handelt es sich um eine alte Bezeichnung der jetzt als Gardnerella vaginalis benannten Bakterien die ziemlich haufig bei unspezifischen Entzundungen der Vagina und der Gebarmutter auftreten Das Bakterium ist allerdings wahrscheinlich nicht immer pathogen da es auch bei gesunden Frauen haufig festgestellt wird Haemophilus haemolyticus Bearbeiten Anders als die anderen Vertreter der Gattung ist Haemophilus haemolyticus in der Lage das Hamoglobin des Blutes zu spalten und zu nutzen Eine Rolle als Krankheitserreger ist fur diese Art jedoch nicht bekannt Haemophilus parasuis Bearbeiten Erreger der Glasserschen Krankheit der Schweine Fieberhafte Polyserositiden und Polyarthritiden dominieren das Krankheitsbild Der Erreger wird aber auch auf den Schleimhauten nicht erkrankter Tiere nachgewiesen Zu ausgepragten Krankheitsbildern kommt es meist unter Stresseinfluss Der kulturelle Erregernachweis gelingt besonders gut aus dem Liquor cerebrospinalis unter Berucksichtigung artspezifischer Wachstumsanspruche Haemophilus paragallinarum Bearbeiten Erreger des ansteckenden Huhnerschnupfen Coryza contagiosa Auffalligstes klinisches Symptom ist der Eulenkopf der auf Sekretstau in den Nasennebenhohlen zuruckzufuhren ist Ehemalige Vertreter Bearbeiten Haemophilus somnus galt taxonomisch fur die Einteilung in die Gattung Haemophilus als fragwurdig Nach Bergey s Manual gehort er zu den species incertae sedis Die Unabhangigkeit sowohl vom X als auch vom V Faktor widerspricht allerdings der Einordnung in die Gattung Haemophilus Die als Haemophilus agni und Histophilus ovis beschriebenen Bakterien wurden deshalb mit H somnus in der neuen Art Histophilus somni zusammengefasst Er ist der Erreger der ISTME Infektiose septikamische thrombosierende Meningoencephalitis des Rindes Symptome sind fieberhafte Allgemeinerkrankungen mit zentralnervosen Erscheinungen Des Weiteren kann der Erreger an Endometriden Mastitiden Aborten und der Geburt lebensschwacher Kalber beteiligt sein Therapie Bearbeiten Therapie der Wahl sind die Antibiotika Amoxicillin gegebenenfalls zusammen mit einem Beta Lactamase Inhibitoren wie Clavulansaure z B als Kombi Praparat oder Moxifloxacin Weitere gegen Haemophilus influenzae einsetzbare Antibiotika sind Ampicillin Cefuroxim Axetil Cefotiam Cefpodoxim Proxetil Cefotaxim Doxycyclin Ceftriaxon Meropenem insbesondere bei Meningitis Ciprofloxacin und Levofloxacin Bei schweren Infektionen eignen sich vor allem Ceftriaxon Cefotaxim Chinolone Ertapenem Imipenem Levofloxacin und Meropenem Gegen Cephalosporine der 1 Generation ist Hamophilus primar resistent 9 Literatur BearbeitenStichworter Haemophilus Haemophilus Haemophilus aegypticus Haemophilus ducreyi Haemophilus haemolyticus Haemophilus influenzae Haemophilus parainfluenzae Haemophilus vaginalis In Pschyrembel Medizinisches Worterbuch 257 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1993 S 588 Rolle Mayr Medizinische Mikrobiologie Infektions und Seuchenlehre 8 Auflage 2006Weblinks BearbeitenHaemophilus influenzae Informationen des Robert Koch InstitutsEinzelnachweise Bearbeiten Manfred Vasold Influenzabazillus Haemophilus influenzae In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 671 Richard Pfeiffer Die Aetiologie der Influenza In Zeitschrift fur Hygiene und Infektionskrankheiten Band 13 1893 S 357 386 a b c Ulrich Heininger Haemophilus influenzae Typ b In Heinz Spiess Ulrich Heininger Wolfgang Jilg Hrsg Impfkompendium 8 Auflage Georg Thieme Verlag 2015 ISBN 978 3 13 498908 3 S 173 f doi 10 1055 b 0035 127583 a b c d Herbert Hof Rudiger Dorries Medizinische Mikrobiologie 5 Auflage Thieme Stuttgart 2014 ISBN 978 3 13 152965 7 S 426 428 Marianne Abele Horn 2009 S 264 Watt et al Burden of disease caused by Haemophilus influenzae type b in children younger than 5 years global estimates In The Lancet Volume 374 Issue 9693 S 903 911 doi 10 1016 S0140 6736 09 61203 4 Haemophilus influenzae Typ b Hib Kinderaerzte im Netz Abgerufen am 1 Marz 2019 a b Thien Tri Lam und Ulrich Vogel Haemophilus In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 285 doi 10 1007 978 3 662 48678 8 33 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 194 und 264 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haemophilus amp oldid 223426524