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Die Huhnerhirse Echinochloa crus galli L P Beauv Synonym Panicum crus galli L ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Sussgraser Poaceae Sie ist in Mitteleuropa auf Ackern und in Garten weit verbreitet HuhnerhirseBlutenstand der Huhnerhirse Echinochloa crus galli SystematikOrdnung Sussgrasartige Poales Familie Sussgraser Poaceae Unterfamilie PanicoideaeTribus PaniceaeGattung Huhnerhirsen Echinochloa Art HuhnerhirseWissenschaftlicher NameEchinochloa crus galli L P Beauv Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Okologie 3 Vorkommen 4 Landwirtschaftliche Bedeutung 5 Verwendung 6 Phylogenie und Systematik 7 Quellen und weiterfuhrende Informationen 7 1 Literatur 8 Einzelnachweise 8 1 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration nbsp Blutenstand nbsp Basisverzweigung mit stark abgeflachten Blattscheiden nbsp Stangel mit Blattscheide nbsp Blick auf die freie Seite eines scheinahrigen Teilblutenstandes Halbwegs zu erkennen die gruppierten Ahrchen Links ein Teilblutenstand zweiter Ordnung nbsp Ein einzelnes Ahrchen in verschiedenen AnsichtenBei der Huhnerhirse handelt es sich um eine einjahrige krautige Pflanze die normalerweise Wuchshohen zwischen 30 und 100 cm unter gunstigen Umstanden und in hohem Bewuchs von bis zu 2 m erreicht Von einer oft stark verzweigten Basis gehen mehrere steife Halme zunachst mehr oder weniger waagerecht dann immer steiler aufsteigend ab Die Laubblatter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert Die Blattscheiden sind in diesem Bereich deutlich abgeflacht Die Blattspreite ist 1 bis 2 cm breit Eine Ligula fehlt oder besteht hochstens aus ein paar winzigen Harchen Die Blutezeit reicht von Juli bis September Der meist etwa 10 cm lange Blutenstand besteht aus einer Hauptachse von der manchmal leicht nach unten hangende scheinahrige in Wirklichkeit traubige Teilblutenstande abzweigen An diesen sind die Ahrchen wiederum in kurz traubenformigen Gruppen angeordnet die allerdings meist so dicht stehen dass sie nicht sofort zu erkennen sind Meist sind die Ahrchen einseitswendig so dass eine Seite der Scheinahrenachse frei ist Die Ahrchen sind bei einer Lange von 2 bis 3 mm oval und kurz bespitzt Haufig sind diese violett uberlaufen Wie auch die Blutenstandsachse sind sie kurz und steif behaart oft am Grunde auch mit recht langen steifen Haaren die die Ahrchen sogar uberragen konnen Eine der Spelzen tragt eine kurze bis zu einige Zentimeter lange Granne Die Chromosomenzahl betragt 2n 54 1 Okologie BearbeitenDie Huhnerhirse ist eine sommerannuelle Pflanze und stark frostempfindlich sie stirbt nach den ersten Herbstfrosten rasch ab Es ist eine C4 Pflanze vom PEPCK Typ Sie wurzelt uber einen Meter tief 1 2 Blutenbiologisch ist sie windblutig vom langstaubfadigen Typ Die Fruchte sind Karyopsen Die Ahrchen fallen bei der Reife meist als Ganzes ab die oberste Hullspelze ist stachelspitzig und biegsam und dient als Klettorgan fur die Klettausbreitung Ausserdem ist die Huhnerhirse ein Windstreuer sowie durch Menschenausbreitung Agochorie auch ein Kulturbegleiter Die Samen reifen in Mitteleuropa nur nach langen warmen Sommern aus sie sind Warmekeimer Die Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober Da es sich um einen Warmekeimer handelt erscheinen die jungen Pflanzen in Mitteleuropa erst im Fruhsommer Vorkommen BearbeitenDie Huhnerhirse kommt in Gebieten mit gemassigtem und warmem Klima auf beiden Erdhalbkugeln vor nordlich bis ins sudliche Kanada und Norwegen In Amerika und Neuseeland ist sie ein Neophyt 3 Die Art ist in Nordamerika und Europa warmeliebend sie benotigt 160 bis 200 Tage Vegetationsperiode und Juli Temperaturen von 16 bis 25 C Vor allem als Jungpflanze ist sie sehr feuchtebedurftig sie wachst am besten bei 35 bis 65 Prozent Bodenfeuchte vertragt aber auch wassergesattigte Boden und zeitweilige Uberflutung sehr gut In Reisfeldern ertragt sie Uberstauung von 90 Zentimeter Hohe bis zu 40 Tage lang Die Pflanze ist bodenvag und indifferent zum Kalkgehalt im Boden benotigt aber stickstoffreiche Standorte 4 In Mitteleuropa ist sie weit verbreitet und haufig und wachst vor allem auf feuchten bis nassen und sehr stickstoffreichen Boden beispielsweise in Garten oder Ackern mit schwerem staunassem und stark gedungtem Boden gerne auch in Jauchegruben im Schlamm an Strassenrandern oder am Ufer von eutrophen oder hypertrophen Gewassern Sie ist allerdings nicht auf solche Boden angewiesen und kann auch beispielsweise auf sandigen trockenen Boden wachsen Die Huhnerhirse gedeiht in Gesellschaften der Klassen Chenopodietea Unkrautgesellschaften der Hackfrucht Acker oder Bidentetea Zweizahn Uferfluren 1 Sie steigt im Bachergebirge bis 1000 Meter in Steinach am Brenner in Garten bis 1050 Meter und im Tessin bis 1200 Meter auf Im Himalaja erreicht sie sogar 1500 Meter in Nordamerika bei Colorado 2300 Meter Meereshohe 2 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 w feucht aber stark wechselnd Lichtzahl L 4 hell Reaktionszahl R 3 schwach sauer bis neutral Temperaturzahl T 4 kollin Nahrstoffzahl N 4 nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental 5 Landwirtschaftliche Bedeutung BearbeitenDie Huhnerhirse ist weltweit ein bedeutsames Unkraut im Ackerbau insbesondere in Reiskulturen Die Art wird zu den zehn bedeutsamsten Unkrautarten weltweit gerechnet Sie kann den Ertrag in Reisfeldern um bis zu 50 Prozent vermindern 6 typischer sind aber Verluste von etwa 10 Prozent 7 Im Gegensatz zur morphologisch und okologisch ahnlichen Echinochloa colona die vor allem in tropischen Klimaten vorherrscht ist die Huhnerhirse eher in subtropischen bis warmgemassigten Klimaten dominant In Nordamerika ist sie okonomisch bedeutsam in Reis Kartoffeln Tabak und Mais wo die Art nicht nur den Ertrag durch Konkurrenz mit den Kulturpflanzen vermindert sondern auch die mechanische Ernte erschwert Schadhirsen konnen gezielt mit dem Herbizidwirkstoff Dimethenamid bekampft werden 8 Die Art ist allerdings inzwischen resistent gegen zahlreiche Herbizide es treten in Nordamerika auch multiresistente Stamme auf 9 Verwendung BearbeitenDie Starke der Fruchte bildete in China vor etwa 10 000 Jahren eine wichtige Nahrungsquelle fur die Jager und Sammler 10 Die Huhnerhirse ist die wilde Stammform der Japanhirse Echinochloa esculenta die vor etwa 4000 Jahren in Japan daraus domestiziert worden ist sie wird heute in geringem Umfang in Japan Korea China und Russland angebaut Diese Art wurde als Grunfutter auch in die USA und nach Australien eingefuhrt wo sie bisher wenig verwendet wird aber ihr wegen hoher Ertrage hohes Potential zugesprochen wird Die wilde Stammform der Huhnerhirse wird heute nirgends mehr angebaut oder kultiviert 11 Phylogenie und Systematik Bearbeiten nbsp Echinochloa esculentaDie Gattung Echinochloa umfasst etwa 50 einjahrige und ausdauernde Arten sie ist wegen der polymorphen Arten die untereinander sehr ahnlich sind taxonomisch ausserst problematisch mit zahlreichen synonymen Artnamen Die Genetik dieser und der verwandten Arten wurde uber Jahrzehnte durch den japanischen Forscher Tomosaburo Yabuno geklart Echinochloa crus galli ist den Ergebnissen zufolge eine hexaploide allopolyploide Art mit einem Chromosomensatz von 2n 6x 54 Die sechs homologen Chromosomen stammen von zwei verschiedenen Arten davon vier von der Art Echinochloa oryzoides und zwei von einer bisher unbekannten diploiden Art der Gattung Die Art ist also hybridogenen Ursprungs sie geht auf eine Kreuzung zweier Arten mit Stabilisierung des Hybriden durch Chromosomenverdoppelung hervor 12 Ursprungsregion ist nach den genetischen Daten mit hoher Wahrscheinlichkeit Ostasien von hier aus ist sie spater weltweit verschleppt worden Innerhalb der Gattung bildet die Art mit ihrer Elternart Echinochloa oryzoides und der aus Huhnerhirse domestizierten Echinochloa esculenta den crus galli Artkomplex 13 Es werden vier Varietaten unterschieden Echinochloa crus galli L P Beauv var crus galli Formenreich weltweit verbreitet Echinochloa crus galli var formosensis Ohwi Aufrecht wachsend Unkraut in Nassreis Kulturen Echinochloa crus galli var praticola Ohwi Niederliegend aufsteigend an relativ trockenen Strassenrandern und in Siedlungen Echinochloa crus galli var oryzoides Ard Lindm Syn Echinochloa oryzoides Ard Fritsch Unkraut in Nassreis Kulturen Das Artepitheton crus galli stammt vom lateinischen Begriff crus galli Hahnenschenkel 14 Quellen und weiterfuhrende Informationen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Unsere Graser 7 Auflage Franckh sche Verlagsbuchhandlung Kosmos Naturfuhrer Stuttgart 1984 ISBN 3 440 05284 2 Werner Rothmaler Exkursionsflora fur die Gebiete der DDR und der BRD Band 2 Gefasspflanzen 14 Auflage Volk und Wissen Berlin 1988 ISBN 3 06 012539 2 Otto Schmeil Jost Fitschen Werner Rauh Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten 84 Auflage Quelle amp Meyer Heidelberg 1968 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrat 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Abschnitt Okologie Einzelnachweise Bearbeiten a b c Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 Seite 265 a b Hans Joachim Conert Familie Poaceae In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 3 Auflage Band I Teil 3 Seite 66 68 Verlag Paul Parey Berlin und Hamburg 1979 ISBN 3 489 52020 3 Echinochloa crus galli In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 20 November 2016 M A Maun amp C H Barrett 1986 The biology of Canadian weeds 77 Echinochloa crus galli L Beauv Canadian Journal of Plant Sciences 66 739 759 Echinochloa crus galli L P Beauv In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 18 Juni 2023 L G Holm D L Plucknett J V Pancho J P Herberger 1977 The World s Worst Weeds Distribution and Biology University of Hawaii Press Honolulu Hawaii USA ISBN 0 8248 0295 0 Seite 32 ff R J Smith Jr Weeds of major economic importance in rice and yield losses due to weed competition In International Rice Research Institute editor Proceedings of the Conference on Weed Control in Rice 31 August 4 September 1981 ISBN 978 971 10 4074 1 Arbeitstagebuch 2014 der Obstbauversuchsanstalt Jork S 185 Ronald E Talbert and Nilda R Burgos 2007 History and Management of Herbicide Resistant Barnyardgrass Echinochloa crus galli in Arkansas Rice Weed Technology21 324 331 Xiaoyan Yang Dorian Q Fuller Xiujia Huan Linda Perry Quan Li Zhao Li Jianping Zhang Zhikun Ma Yijie Zhuang Leping Jiang Yong Ge Houyuan Lu Barnyard grasses were processed with rice around 10000 years ago In Scientific Reports Band 5 Artikel Nr 16251 2015 doi 10 1038 srep16251 Salej Sood Rajesh K Khulbe Arun K Gupta Pawan K Agrawal Hari D Upadhyaya Jagdish C Bhatt 2015 Barnyard millet a potential food and feed crop of future Plant Breeding 134 135 147 doi 10 1111 pbr 12243 T Yabuno 1983 Biology of Echinochloa species In International Rice Research Institute editor Proceedings of the Conference on Weed Control in Rice 31 August 4 September 1981 ISBN 978 971 10 4074 1 Hirofumi Yamaguchi Aya Utano Kentaro Yasuda Azusa Yano Akiko Soejima 2005 A molecular phylogeny of wild and cultivated Echinochloa in East Asia inferred from non coding region sequences of trnT L F Weed Biology and Management 5 4 210 218 doi 10 1111 j 1445 6664 2005 00185 x Hans Zotter Antike Medizin Die medizinische Sammelhandschrift Cod Vindobonensis 93 in lateinischer und deutscher Sprache Akademische Druck u Verlagsanstalt Graz 1980 Interpretationes ad codices Band 2 2 verbesserte Auflage ebenda 1986 ISBN 3 201 01310 2 S 116 f Nomen herbe Galligrus Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Echinochloa crus galli Album mit Bildern Videos und Audiodateien Huhnerhirse FloraWeb de Huhnerhirse In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Echinochloa crus galli im New Crop Resource Online Program Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Huhnerhirse amp oldid 237440788