www.wikidata.de-de.nina.az
Gustav Vogt 14 Juli 1829 in Giessen 12 November 1901 in Zurich aus Hessen ab 1846 heimatberechtigt in Erlach war ein Schweizer Jurist radikal liberaler Politiker und Journalist Von 1872 bis 1881 war er Zurcher Kantonsrat von 1878 bis 1885 Chefredaktor der Neuen Zurcher Zeitung Gustav Vogt vor 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Neue Zurcher Zeitung 3 Ehrungen 4 Publikationen Auswahl 5 Privates 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVogt war der jungste von vier Sohnen von Philipp Friedrich Wilhelm Vogt Arzt und Direktor der medizinischen Klinik am Inselspital Bern Der Vater entzog sich als Anhanger freiheitlicher Ideen der politischen Verfolgung im Grossherzogtum Hessen durch die Annahme der Berufung an die neu gegrundete liberale Universitat Bern wo er von 1834 bis zu seinem Tod als ordentlicher Professor fur Innere Medizin lehrte Gustav Vogt absolvierte nach dem Besuch der Schulen in Bern ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat Bern bestand 1853 das Fursprecherexamen 1 eroffnete danach eine Anwaltspraxis und arbeitete fur die vom spateren Bundesrat Jakob Stampfli geleitete radikalliberale Berner Zeitung 1855 habilitierte er sich an der Universitat Bern und lehrte Straf Natur und Bundesrecht Von 1856 bis 1869 war er Bezirksprokurator des bernischen Mittellandes Seine Ideen fanden Aufnahme im bernischen Armengesetz von 1857 das von seinem Freund und spateren Bundesrat Karl Schenk verfasst wurde 1860 erschien ein Teil seines Handbuchs des schweizerischen Bundesrechts das aber unvollendet blieb nachdem Vogt im gleichen Jahr zum ersten Direktor des Eidgenossischen Statistischen Bureaus heute Bundesamt fur Statistik ernannt worden war 2 Ab 1862 war Vogt ordentlicher Professor fur Staatsrecht in Bern und setzte sich fur die direkte Demokratie die Verfassungsgerichtsbarkeit nach nordamerikanischem Muster und die internationale Friedensbewegung ein 1862 war er Vertreter der Schweiz an der Weltausstellung in London 3 1869 1870 war er Rektor der Universitat Bern 1870 erhielt er als Befurworter der direktdemokratischen Entwicklung in Zurich den nach der Umwalzung geschaffenen Lehrstuhl fur demokratisches Staatsrecht Von 1876 bis 1878 war er Rektor der Universitat Zurich Er galt als eigentlicher Schopfer des Bundesstaatsrechts im Geiste des 1848er Liberalismus Vogt war mehrmals als Rechtsbeistand der Gotthardbahn tatig und vertrat die Gesellschaft namentlich in den Rechtsstreitigkeiten mit Louis Favre ab 1876 1863 1869 und 1872 kandidierte Vogt erfolglos fur den Nationalrat Neue Zurcher Zeitung BearbeitenVogt hatte schon in seiner Berner Zeit an der Berner Zeitung von Jakob Stampfli nicht zu verwechseln mit der weit spater gegrundeten und noch heute existierenden Berner Zeitung mitgearbeitet Von 1868 bis 1869 arbeitete er redaktionell an der Zeitschrift Die Vereinigten Staaten von Europa mit Von 1864 bis 1870 war er Redaktor der Zeitschrift des bernischen Juristenvereins 1874 begann Vogt bei der Neuen Zurcher Zeitung NZZ als nebenamtlicher Schauspielkritiker wurde dann volkswirtschaftlicher Mitarbeiter und Leitartikler aber der Kampf seines Vorgangers Gottwalt Niederer gegen das Fabrikgesetz bewog ihn sich als Autor vorubergehend von der NZZ zu distanzieren Der Verwaltungsrat hatte Vogt schon 1875 und 1877 nach den Rucktritten von Hans Weber und Eugen Huber als Chefredaktor gewinnen wollen doch Vogt strebte vorerst das Rektorat der Universitat an und erhielt es 1876 auch Als ein Nachfolger fur den provisorisch eingesetzten Gottwalt Niederer gesucht wurde fragte das Komitee erneut beim Rechtsprofessor an und dies trotz politischen Bedenken Vogt vertrat im Kantonsrat die Demokraten und befand sich vor allem in sozialpolitischen Fragen links der Aktionare Vorsichtshalber liess man Vogt ein Redaktionsprogramm entwerfen bevor er die Arbeit als Chefredaktor aufnahm Dort betonte Vogt dass die NZZ nicht einer Partei sondern generell den liberalen Bestrebungen verpflichtet sei 1878 wurde er schliesslich zum Chefredaktor der NZZ ernannt und blieb dies bis 1885 bei reduziertem Lehrauftrag Zuvor hatte er die Demokratische Partei verlassen ohne der der NZZ nahestehenden Liberalen Partei beizutreten 4 Als Chefredaktor eckte Vogt ofter an bei aller notigen Prinzipientreue liess er es an der gewissen Geschmeidigkeit fehlen die manchmal vonnoten ware um sich durch all die vielen Klippen der Politik hindurchzuwinden 3 Zu schweren Auseinandersetzungen des abtrunnigen Vogt kam es namentlich mit den Demokraten vor allem bei Bank und Eisenbahnfragen und beim Kulturkampf in dem er im Namen der Religionsfreiheit die staatskirchlichen Argumente ebenso bekampfte wie die ultramontanen Nach Ansicht der Verwaltungsrate kam das Blatt unter anderem deshalb nicht aus der Verlustzone heraus weil Vogt wegen solcher Streitigkeiten die kantonale Politik wie allerdings auch schon seine Vorganger vernachlassigte Vogt selbst kundigte im Januar 1883 auf den Herbst verlangerte den Vertrag aber dann doch noch einmal um drei Jahre in denen er den jungen Walter Bissegger zu seinem Nachfolger aufbauen sollte Anhaltende Differenzen mit den eigenen Aktionaren fuhrten schliesslich doch zu Vogts Rucktritt im Herbst 1885 Er zog sich wieder auf seine Professur zuruck schrieb aber weiterhin Beitrage vor allem fur das Feuilleton Im Marz 1888 zerstritt er sich jedoch mit seinen Nachfolgern uber den immer deutschfreundlicheren Kurs des Blattes und stellte seine Mitarbeit endgultig ein 5 Der Historiker und Politologe Erich Gruner bezeichnete die Periode 1872 bis 1885 der vier NZZ Chefredaktoren Hans Weber Eugen Huber Gottwalt Niederer und Gustav Vogt als ausgesprochene Sturmjahre fur die NZZ und als eine von menschlicher Kleinheit Ubelwollen Brotneid und Engherzigkeit erfullte Geschichte in einer von Hass und niederen Instinkten erfullten Atmosphare Leo Weisz habe in seinem Buch Die Neue Zurcher Zeitung auf dem Wege zum freisinnigen Standort 1872 1885 die Zentralfigur Gustav Vogt in seiner ganzen Brutalitat Kauflichkeit und Windfahnenhaftigkeit vorgestellt 6 Ehrungen Bearbeiten1867 verlieh die Universitat Bern Vogt den Titel eines Ehrendoktors Dr iur h c Publikationen Auswahl BearbeitenZur Kritik des bernischen Vertragsrechts Bern 1855 Sonderdruck aus Zeitschrift fur vaterlandisches Recht Handbuch des schweizerischen Bundesrechts Bern 1860 Revision der Lehre von den eidgenossischen Konkordaten J Dalp Bern 1865 Sonderdruck aus Zeitschrift des bernischen Juristenvereins Beitrage zur Kritik und Geschichte der Administrativjustiz im Kanton Bern Huber Bern 1869 Sonderdruck aus Zeitschrift des bernischen Juristenvereins Band 5 1869 1870 Zur Tessiner Frage Rechtserorterungen Sammelband ETH Bibliothek Zurich 1889 Zur Charakteristik der schweizerischen Mediationsakte vom 19 Februar 1803 Zurich 1884 Die Organisation der Bundesrechtspflege in den Vereinigten Staaten von Amerika Basel 1890 Sonderdruck aus Verhandlungen des Schweizerischen Juristenvereins Vortrag Was nun Ein Beitrag zur Losung der Eisenbahnfrage Sammelband ETH Bibliothek Zurich 1891 Die Zukunft des schweizerischen Bundesstaates 1891 Vortrag Ein eidgenossischer Verwaltungsgerichtshof Bern 1892 Sonderdruck aus Zeitschrift des bernischen Juristenvereins Uber die sogenannte tacita substitutio V Grass Barth amp Cie Breslau 1896 Diss Privates BearbeitenVogt war seit 1854 mit Lina Rosina Follen verheiratet Seine Bruder waren der Naturwissenschaftler und demokratische Politiker Carl Vogt 1817 1895 der Jurist und Schweizer Gesandtschaftsattache Emil Vogt 1820 1883 und der Arzt und Sozialreformer Adolf Vogt 1823 1907 Er war der einzige der vier Bruder der schweizerdeutsch berndeutsch sprach 3 Er nahm im November 1847 am Sonderbundskrieg teil Sein Wahlspruch war Victrix causa deis placuit sed victa Catoni Die siegreiche Sache gefiel den Gottern aber die besiegte gefiel dem Cato 3 In seinen letzten Jahren lebte er sehr zuruckgezogen Literatur Bearbeiten Prof Dr Gustav Vogt In Neue Zurcher Zeitung 13 November 1901 zweites Abendblatt S 1 Akademische Trauerfeier fur Prof Dr Gustav Vogt in Zurich In Neue Zurcher Zeitung 16 November 1901 Johann Jakob Kummer Professor Dr Gustav Vogt 1829 1901 In Zeitschrift fur Schweizerische Statistik 38 Jg Bern 1902 Leo Weisz Die Neue Zurcher Zeitung auf dem Wege zum freisinnigen Standort 1872 1885 Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 1966 S 213 ff Personlichkeit und Zeitung Bd III eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Thomas Maissen 225 Jahre Neue Zurcher Zeitung Die Geschichte der NZZ 1780 2005 Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 2005 ISBN 3 03823 134 7 Weblinks BearbeitenChristoph Zurcher Vogt Gustav In Historisches Lexikon der Schweiz Rucktritt als Chefredaktor NZZ hier falschlich mit 1886 statt 1885 angegeben Nachlass Gustav Vogt in der Zentralbibliothek der Universitat Zurich Briefwechsel mit Alfred Escher Einzelnachweise Bearbeiten Akademische Trauerfeier fur Prof Dr Gustav Vogt in Zurich In Neue Zurcher Zeitung 16 November 1901 Fritz Hagmann Biographische Skizzen uber die fruheren Direktoren In 100 Jahre Eidgenossisches Statistisches Amt 1860 1960 Bern 1960 a b c d Prof Dr Gustav Vogt In Neue Zurcher Zeitung 13 November 1901 zweites Abendblatt S 1 Maissen 225 Jahre Neue Zurcher Zeitung 2005 S 54 Maissen 225 Jahre Neue Zurcher Zeitung 2005 S 56 Erich Gruner Literatur zur Sozial und Parteigeschichte In Schweizerische Zeitschrift fur Geschichte 16 Jg H 4 1966 S 559 f archiviert bei E Periodica der ETH Zurich PDF 14 51 MB Chefredaktoren der Neuen Zurcher Zeitung Eugen Escher 1868 1872 Hans Weber 1872 1876 Eugen Huber 1876 1877 Gottwalt Niederer 1877 1878 a i Gustav Vogt 1878 1885 Walter Bissegger 1885 1915 Albert Meyer 1915 1930 Hans Kloetzli 1930 1931 Ernst Rietmann 1931 1933 a i Willy Bretscher 1933 1967 Fred Luchsinger 1968 1984 Hugo Butler 1985 2006 Markus Spillmann 2006 2015 Eric Gujer seit 2015 Normdaten Person GND 117482064 lobid OGND AKS VIAF 59862553 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vogt GustavKURZBESCHREIBUNG Schweizer JournalistGEBURTSDATUM 14 Juli 1829GEBURTSORT GiessenSTERBEDATUM 12 November 1901STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Vogt Jurist amp oldid 229643624