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Guida Diehl 29 Juli 1868 in Schischkin Gouvernement Cherson Russisches Kaiserreich 11 September 1961 in Laurenburg war eine deutsche Padagogin und Grunderin des Neulandbundes Sie verfasste verschiedene frauenpolitische und religiose Schriften die sie grosstenteils im Verlag des Neulandbundes veroffentlichte Daneben war sie von 1916 bis 1940 Herausgeberin der Zeitschrift Neuland 1 ab 1924 Neulandblatt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken und Denken 3 Trivia 4 Werke Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenLeben BearbeitenGuida Diehl wurde 1868 als Tochter des Lehrers Peter Diehl und der ehemaligen Kaiserswerther Diakonisse Karoline Ruter 3 im deutschsprachigen Gebiet von Odessa Gouvernement Cherson geboren Sie hatte vier altere Geschwister Aufgrund der Russifizierungsgesetze kehrte die Familie 1870 nach Deutschland zuruck wo der Vater eine Lehrerstelle an einer Hoheren Madchenschule in Frankfurt Main erhielt Peter Diehl wurde ein Anhanger Adolf Stoeckers und stand in Verbindung mit Friedrich Naumann Er wirkte an der Grundung des evangelischen Arbeitervereins mit Seine Tochter begleitete ihn haufig zu Veranstaltungen und kannte von daher Stocker und Naumann personlich Nach dem Besuch der hoheren Madchenschule absolvierte Guida Diehl das Lehrerinnenseminar und legte dort 1886 ihr Examen ab Danach arbeitete sie zwei Jahre als Hauslehrerin bei einer judischen Familie in Brussel Nach ihrer Ruckkehr unterrichtete sie an verschiedenen Schulen in Frankfurt Main und erhielt schliesslich 1893 eine feste Anstellung an einer Volksschule Als Leiterin eines Jungmadchenvereins war sie Mitglied der Konferenz aller Leiterinnen der Jungmadchenvereine in Frankfurt Sie lernte den Pfarrer Johannes Burckhardt kennen der ihr eine Stelle als Reisesekretarin anbot Zu diesem Zweck wurde sie 1912 fur einige Monate beurlaubt und arbeitete in Berlin 1914 wurde sie nach Rotenburg a d Fulda versetzt Ende dieses Jahres wurde sie fur ein Jahr beurlaubt und nahm ihre Arbeit in Berlin wieder auf 1916 grundete sie den Neulandbund 1920 verlegte sie ihren Wohnsitz nach Eisenach von wo aus sie den Neulandbund mit Unterbrechungen und nach 1945 mit Unterstutzung des Bischofs Moritz Mitzenheim bis Ende der 1950er Jahre leitete Sie ging 1959 in ein Altersheim in Laurenburg wo sie 1961 verstarb Wirken und Denken BearbeitenDiehl engagierte sich fruh in der evangelischen Frauenbewegung Sie grundete die Frankfurter Ortsgruppe des DEF dessen Vorsitz sie von 1902 bis 1912 innehatte Sie kampfte fur das kirchliche Frauenstimmrecht Des Weiteren grundete sie die Ortsgruppe des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen und den Evangelischen Arbeiterinnenverein fur Frankfurt und Umgebung Ziel war es den Arbeiterinnenstand wirtschaftlich und geistig zu starken und somit den Einfluss der Sozialdemokratie einzudammen Im Zuge ihres frauenpolitischen Engagements setzte sie sich gegen Prostitution ein Im Ersten Weltkrieg war sie zunachst Aktivistin des Nationalen Frauendienstes wurde aber bereits 1915 zu dessen Kritikerin Sie echauffierte sich uber den hohen judischen Mitgliederanteil und daruber dass karitative Aufgaben zu sehr im Fokus standen und weniger der geistige Mitkampf Stattdessen wollte sie einen Kriegsbund deutscher Frauen grunden der sich dem geistigen Mitkampf widmen sollte Judinnen sollten darin keine Amter ubernehmen Doch dazu kam es nicht mehr Stattdessen grundete sie 1916 den Neulandbund Wahrend des Weltkrieges und der fruhen Jahre der Weimarer Republik durchlief sie eine Entwicklung von der burgerlich evangelischen Frauenfuhrerin hin zur fanatischen Nationalistin Sie brach mit der burgerlichen Bewegung und wandte sich volkischem Denken zu Statt Frauenthemen wurden nationale Themen immer wichtiger die Frauenfrage sah sie jetzt nur in diesem Kontext Fur unliebsame Entwicklungen hielt sie die Frauen verantwortlich da sie die Tragerinnen der Kultur und Sittlichkeit eines Volkes seien 1926 grundete sie den Deutschen Frauenkampfbund gegen die Entartung im Volksleben In Diehls geistigem Horizont gab es eine weibliche und eine mannliche Sphare Sie forderte ein getrenntes Schulsystem Frauenuniversitaten Erhohung der Anzahl an Professorinnen und eigene Frauenparlamente Des Weiteren forderte sie ein Berufsverbot fur verheiratete Frauen Schliessung der offentlichen Kinderbetreuung und einen Lohn fur Hausarbeit Daneben war Diehl in der Bildung fur Madchen und junge Frauen tatig Sie eroffnete 1926 eine Mutterschule und leitete von 1927 bis 1938 ein Gemeindehelferinnenseminar Sie war ab 1918 Mitglied der DNVP und trat zum 1 Oktober 1930 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 339 212 4 Nach einem bereits latent vorhandenen Antisemitismus vertrat sie ab 1929 offen antisemitische und rassistische Ansichten Sie hatte auch die Vorstellung dass jede Rasse ihr eigenes Christentum hervorbringt und gilt als Vordenkerin der Deutschen Christen Ihr Buch Erlosung vom Wirrwahn eine Streitschrift gegen Mathilde Ludendorffs antichristlicher Schrift Erlosung von Jesu Christo wurde 1931 in den Nationalsozialistischen Monatsheften positiv besprochen und ihr Kampf gegen die Verhohnung der Christus Personlichkeit gelobt wobei sie den Weg zum deutschen Christentum zeigen wurde das sich frei machen will aus klerikaler Machtpolitik 5 1932 wurde sie Sachbearbeiterin fur Kultur und Erziehungsaufgaben in der Reichsleitung der NSDAP und 1933 Reichssachbearbeiterin fur Glaubensfragen der Vereinigung Deutsche Christen Zugleich war sie erste Kulturreferentin der Nationalsozialistischen Frauenschaft Ende 1933 endete ihre politische Karriere Die Lebensborn Politik lehnte sie ab besonders emporend fand sie die Aussage dass auch die unverheirateten Mutter zum Kinderkriegen ermuntert werden sollten In Reaktion darauf veroffentlichte sie im Januar 1940 im Neulandblatt den Aufsatz Die Unverbruchlichkeit der Gottesgesetze Daraufhin wurde im Juni die Zeitschrift verboten Diehl aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet Ihr wurde vorgeworfen mit dem deutschen Exkaiser und seiner Frau zu korrespondieren und zwei halbjudische Kinder zu beherbergen Sie wehrte sich gegen das Parteiausschlussverfahren und argumentierte damit eine Alte Kampferin der Bewegung zu sein Ihre Ansicht gegenuber dem Lebensborn verteidigte sie mit Zitaten aus Hitlers Mein Kampf Tatsachlich konnte sie bewirken dass sie wieder in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen wurde Ihre Zeitschrift blieb jedoch verboten Diehl kommentierte Niemals hatte ich so ernste Mahnungen im Neulandblatt seit 1933 veroffentlichen konnen wenn ich nicht als Mitglied der Partei ein Recht dazu gehabt hatte 3 Nach dem Krieg betrachtete sie sich als Opfer des Nationalsozialismus Eine kritische Reflexion ihres Wirkens im Nationalsozialismus fand nicht statt Trivia BearbeitenDer heute haufig verwendete Begriff Freizeit als Bezeichnung zum Beispiel fur Feriencamps geht auf Guida Diehl zuruck 6 Laut Silvia Lange war die zum Christentum konvertierte Judin Anm 1 Lina Lejeune 1881 1967 7 ihre langjahrige Lebensgefahrtin Werke Auswahl BearbeitenHilfsheft fur Studienkranzchen zum Studium des Buches von Wurster und Hennig Was jedermann heute von der Inneren Mission wissen muss 8 Verband der evangelischen Jungfrauenvereine Deutschlands Berlin 1913 DNB 580837076 Heilige Flamme gluh Deutschlands weiblicher Jugend im grossen Kriege gewidmet von Guida Diehl Warneck Berlin 1915 DNB 361409931 Heilige Flamme gluh Deutschlands weiblicher Jugend und ihren Freunden im grossen Kriege gewidmet von Guida Diehl 2 vollig umgearb Auflage Evangelischer Verband zur Pflege der Weiblichen Jugend Deutschlands Berlin Dahlem 1916 DNB 36140994X Heilige Flamme gluh Ein Weckruf an Deutschlands Jugend in Knechtschaftszeit 3 erw Auflage Mit einem zweiten Teil Volk in Not Geschichtlicher Ruckblick uber die letzten zwei Jahrzehnte von Max Gerlach Neulandverlag Eisenach 1928 DNB 578671867 Unser Neulandbund Seine Entstehungsgeschichte in Aufsatzen aus der ersten 1 1 2 Jahren Neuland Burckhardthaus Verlag Berlin Dahlem Leipzig 1917 DNB 361409958 Deutscher Frauenwille L Klotz Gotha 1928 DNB 575465719 Erlosung vom Wirrwahn Wider Dr Mathilde Ludendorff und ihr Buch Erlosung von Jesu Christo 9 Neulandverlag Eisenach 1931 DNB 57285286X Der Ruf der Wende Erneuertes Christsein Schriftenreihe der Eisenacher Arbeitsringes Schrift 4 Neulandverlag Eisenach1932 DNB 579646424 Die deutsche Frau und der Nationalsozialismus Neulandverlag Eisenach 1932 DNB 572852886 2 etwas umgearb Auflage 1933 DNB 572852894 Christen erwacht Neulandverlag Eisenach 1939 DNB 572852851 19402 DNB 572852843 Christ sein heisst Kampfer sein Die Fuhrung meines Lebens Brunnen Verlag Giessen 1959 DNB 450932141 Literatur BearbeitenHannelore Braun Hrsg Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919 1949 Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe A Quellen Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Munchen 2006 ISBN 3 525 55761 2 S 59 zusammengest und bearb von Hannelore Braun und Gertraud Grunzinger Stadt Eisenach Urania Kultur und Bildungsverein Gotha e V Hrsg Eisenacher Personlichkeiten Ein biografisches Lexikon RhinoVerlag Weimar 2004 ISBN 3 932081 45 5 S 30 Friedrich Wilhelm Bautz DIEHL Guida In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1286 1289 letzte Anderung 16 Juni 2001 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 30 Juni 2007 archiviertes Memento Manfred Berger Diehl Guida In Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Lambertus Freiburg 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 138 ff Diehl Guida In Gudrun Wedel Autobiographien von Frauen Ein Lexikon Bohlau Koln 2010 S 181 Silvia Lange Protestantische Frauen auf dem Weg in den Nationalsozialismus Guida Diehls Neulandbewegung 1916 1935 Ergebnisse der Frauenforschung Band 47 Metzler Stuttgart Weimar 1998 ISBN 3 476 01596 3 Silvia Lange Guida Diehl Volksmissionarin Frauenrechtlerin und Nationalsozialistin In Kirchliche Zeitgeschichte Band 12 1999 Nr 1 Religion und Konfessionen in den Gesellschaften Europas S 149 171 JSTOR 43751593 Michael Weise Eisenachs Sonderstellung fur die evangelische Kirche im Nationalsozialismus Eine lokal und kirchenhistorische Untersuchung In Zeitschrift fur Thuringische Geschichte Band 77 2023 S 167 195 insb S 168 170 195 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Guida Diehl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Carsten Dippel Neulandbewegung vor 100 Jahren Wegbereiter des Nationalsozialismus In Deutschlandfunk Sendereihe Tag fur Tag 28 Juni 2016 mp3 7 34 min Memento vom 2 August 2016 im Internet Archive zu G Diehl dem Neulandbund und der fehlenden Aufarbeitung in der DDR unter Moritz Mitzenheim dem Landesbischof der Evangelisch Lutherischen Kirche in Thuringen und ehemaligen Dozenten am Neulandhaus in Eisenach Einzelnachweise Bearbeiten Neuland Ein Blatt fur die geistig hoher strebende weibliche Jugend Neulandverlag Eisenach 1 1916 8 1923 ZDB ID 978245 X Neulandblatt Fur erneuertes Christsein fur soziale Gesinnung fur wahres Deutschtum fur mutige Tat Neulandverlag Eisenach 9 1924 1 1 Januar 25 1940 ZDB ID 547010 9 a b Friedrich Wilhelm Bautz DIEHL Guida In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1286 1289 letzte Anderung 16 Juni 2001 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 30 Juni 2007 archiviertes Memento abgerufen am 22 Juni 2020 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6191275 Nationalsozialistische Monatshefte Heft vom 21 Dezember 1931 S 46 Hulda Zarnack Die Geschichte der Freizeiten In Jugendweg Zeitschrift der jungen evangelischen Frauengeneration Evangelischer Reichsverband Weiblicher Jugend Jg 1 1920 ZDB ID 535769 X S 7 Anna Stussi Lina Lejeune In De Gruyter 2017 abgerufen am 15 Dezember 2022 zugriffsbeschrankt Quelle Deutsches Literatur Lexikon 3 vollig neu bearb Auflage Band 9 Kober Lucidarius Francke Bern De Gruyter Berlin 1984 ISBN 3 7720 1538 7 Online De Gruyter 2017 ISBN 978 3 907820 09 4 Vgl Paul Wurster Martin Hennig Was jedermann heute von der Inneren Mission wissen muss Max Kielmann Stuttgart Buchhandlung der ostdeutschen Junglingsbundes Berlin 1902 DNB 1003578470 diese Ausgabe von Diehl benutzt neue durchges und vermehrte Auflage Salzer Heilbronn 1914 DNB 361913028 Vgl Mathilde Ludendorff von Kemnitz Erlosung von Jesu Christo Ludendorffs Volkswarte Verlag Munchen 1931 DNB 574916415 bis 1967 mindestens acht Nachauflagen davon mehrere in der Zeit des Nationalsozialismus Neben der Erwiderung Diehls erschienen weitere kritische Antworten von Autoren aus Politik Theologie und Indologie z Bsp von Albrecht von Graefe Goldebee DNB 573525870 Karl Heinrich Rengstorf DNB 575787325 und Carl Anders Scharbau DNB 575972858 Anmerkungen Bearbeiten Anmerkung Laut Geburtsurkunde StA Frankfurt Nr 3273 1881 waren Lina Lejeunes Eltern bei ihrer Geburt bereits evangelischer Religion Sie kann also keine zum Christentum konvertierte Judin gewesen sein Weitere Originalforschung zeigt dass ihre Mutter judischer Herkunft war Nach NS Gesetzgebung war Lina Lejeune demnach judischer Mischling aber keine zum Christentum konvertierte Judin Normdaten Person GND 118678272 lobid OGND AKS LCCN n98083524 VIAF 8811149296216380670002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diehl GuidaKURZBESCHREIBUNG deutsche Padagogin und FrauenrechtlerinGEBURTSDATUM 29 Juli 1868GEBURTSORT Schischkin Gouvernement ChersonSTERBEDATUM 11 September 1961STERBEORT Laurenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guida Diehl amp oldid 237830696