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Dieser Artikel beschreibt das Naturschutzgebiet in Mainz Fur den Ortsteil der Gemeinde Geeste in Niedersachsen siehe Grosser Sand Geeste Der Grosse Sand ist ein kleines aber geookologisch und botanisch uberregional bedeutsames Naturschutzgebiet in Mainz In dem Naturschutzgebiet Grosser Sand finden sich viele seltene Pflanzen und Tiere Manche hier heimische Pflanzen wie beispielsweise die Sand Lotwurz Onosma arenaria kommen innerhalb Deutschlands nur noch hier in wenigen Exemplaren vor Panorama Grosser SandFussweg durch den Grossen SandDas Binnendunengebiet entstand nach der letzten Eiszeit Wurmglazial und der ersten Wiederbesiedlung durch Steppenpflanzen vor ca 12 000 Jahren Auf dem leicht erwarmbaren trockenen und nahrstoffarmen Sandboden des Mainzer Beckens wachsen als Reliktflora aus dieser Zeit bevorzugt Steppenpflanzen die ansonsten nur in sudosteuropaischen und innerasiatischen Steppengebieten oder im Mittelmeerraum vorzufinden sind Das eigentliche Gelande des Naturschutzgebiets ist mit 127 ha relativ klein Der Grosse Sand liegt zwischen den Mainzer Stadtteilen Gonsenheim und Mombach und erstreckt sich bis an die in Mombach beginnenden Rheinauen Direkt angrenzend liegt der circa 700 ha grosse Lennebergwald das grosste zusammenhangende Waldgebiet in Rheinhessen Der Lennebergwald steht ebenfalls unter Naturschutz und weist teilweise die gleiche Flora und Fauna auf Inhaltsverzeichnis 1 Die Entstehung des Grossen Sandes 2 Der Grosse Sand in der Gegenwart 3 Die Flora des Grossen Sandes 4 Die Fauna des Grossen Sandes 5 Nachbildung des Grossen Sandes 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksDie Entstehung des Grossen Sandes BearbeitenIm spaten Pleistozan wurde im Gebiet des heutigen Grossen Sandes in den kurzen Sommerphasen aus den naheliegenden Flussauen des Rheins heller Flugsand zu grossen Dunen angeweht Der Wind kam aus westlichen Richtungen und wurde durch das tiefe Rheintal das an der Plateaukante beginnt kanalisiert Flugsande wurden bereits vor uber 13 000 Jahren abgelagert was die bekannten Tuffvorkommen zeigen Der Boden bestand dadurch fast ausschliesslich aus kalkreichem feinweissem Sand der nur wenig Wasser und Nahrstoffe speichern konnte aber gut erwarmbar war Gegen Ende der Eiszeit um spatestens 10 000 v Chr zogen sich die Eismassen nach Norden zuruck Es entstand in direkter Nachfolge eine baumlose Kaltesteppe Mit zunehmender Erwarmung in Mitteleuropa entwickelte sich durch Einwanderung von Pflanzen aus sudlicheren Raumen eine Steppenvegetation Auch ein leichter Kieferbewuchs durfte anzunehmen sein In Mitteldeutschland reichte dieses Binnendunengebiet mit seiner typischen Sandflora ursprunglich von Ingelheim uber Mainz Frankfurt bis weiter sudlich nach Heidelberg Jedoch hat eine anschliessende Wiederbewaldung des Gebietes im Zuge der weiteren Erwarmung die Flachen mit Steppenvegetation immer weiter zerschnitten sodass die Steppen Arten heute nur noch als Reliktflora sog Xerothermrelikte vorhanden sind Diese Standorte beschranken sich auf die wenigen von Natur aus waldfreien Flachen ohne Beschattung Auch die schattenempfindliche Kiefer wurde verdrangt sie konnte sich nur auf nahrstoffarmen Sandstandorten halten Dies fuhrt zu der heutigen Vegetation die Steppenpflanzen im Grossen Sand und der Kiefern und Eichenwald im Lennebergwald Fur den sonst in Deutschland haufigen Rotbuchenwald ist das Klima zu trocken und der Boden zu nahrstoffarm Unterstutzt wurde dies noch durch die Bewirtschaftung der Flachen durch die Menschen bei der Waldweide frassen Schafe und Ziegen bevorzugt Laubbaume auch als Feuerholz wurde Laubholz bevorzugt Der Grosse Sand in der Gegenwart Bearbeiten nbsp Hinweisschild auf EnglischSeit dem Jahr 1798 bis heute wird das Gelande auch militarisch genutzt Zuerst durch franzosische Truppen wahrend der Ersten Franzosischen Republik 1799 1804 und des Ersten Franzosischen Kaiserreichs 1804 1814 spater durch preussische und osterreichische Truppen der Bundesfestung Mainz Baume oder grossere Busche wurden immer wieder entfernt um fur die Artillerie freies Schussfeld zu erhalten Die militarische Nutzung als Gewehr und Artillerieubungsplatz durch die Truppen der Bundesfestung Mainz verhinderte eine naturliche Ausweitung des benachbarten Lennebergwaldes da das Gelande immer wieder baumfrei gehalten wurde Spater nutzten auch die Wehrmacht und nach dem Zweiten Weltkrieg auch franzosische und amerikanische Truppen den Sand als Ubungsplatz Auch heute noch sind Teile des Mainzer Sandes Ubungsgelande der US Truppen Trainings Area Mainz Gonsenheim USAG Wiesbaden im Rahmen des NATO Truppenstatuts Im Rahmen der Entfestigung als Folge des Vertrags von Versailles wurden grossere Teile des Sandes zur Anlage von Obstplantagen umgewidmet 1933 begann man auch mit der Bebauung von Randgebieten des Mainzer Sandes 1939 wurde dann ein 33 ha grosser Teil des Sandgebietes als Naturschutzgebiet ausgewiesen Ein entscheidender Einschnitt war der Bau der Bundesautobahn 643 1966 die den Sand in zwei grosse Teile zerschnitt Ostlich der Autobahn befindet sich das ursprungliche Naturschutzgebiet 1994 erfolgte die Erweiterung des Naturschutzgebietes um 94 ha Die hinzukommenden Gebiete sind das Mombacher Oberfeld und die noch militarisch genutzten Gebiete Im Rahmen des weiteren Ausbaus der A 643 wies der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer im August 2013 eine Planung fur den Ausbau auf 6 2 Spuren an 1 Die Flora des Grossen Sandes Bearbeiten nbsp Sand Lotwurz Onosma arenaria ssp arenaria nbsp Das stark gefahrdete Fruhlings Adonisroschen Adonis vernalis im Mainzer SandAuf Grund der fur Deutschland ungewohnlichen Warme und Trockenheit hat sich hier eine eigene Vegetation erhalten die zur teils deutschlandweiten Bedeutung des Naturschutzgebietes fuhrt So finden sich hier seltene Steppenpflanzen die sonst erst in der ungarischen Puszta und noch weiter ostlich in den eurasischen Steppen auftreten Viele dieser Pflanzen sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste gefahrdeter Arten Gefahrdete bzw vom Aussterben bedrohte Pflanzen im Naturschutzgebiet Grosser Sand Mainz Sand Radmelde Bassia laniflora Chenopodiaceae vom Aussterben bedroht Braunrote Stendelwurz Epipactis atrorubens Orchidaceae stark gefahrdet Buschel Gipskraut Gypsophila fastigiata Caryophyllaceae stark gefahrdet Kegelfruchtiges Leimkraut Silene conica Caryophyllaceae stark gefahrdet Fruhlings Adonisroschen Adonis vernalis Ranunculaceae stark gefahrdet Sand Lotwurz Onosma arenaria Boraginaceae vom Aussterben bedroht kommt in Deutschland nur noch in wenigen Exemplaren hier vor Rote Schwarzwurzel Scorzonera purpurea Asteraceae vom Aussterben bedroht Sand Silberscharte Jurinea cyanoides Asteraceae Prioritare Art von gemeinschaftlichem Interesse Feld Mannstreu Eryngium campestre Apiaceae Art ist nach BArtSchV besonders geschutzt Sand Steinkraut Alyssum montanum ssp gmelinii Brassicaceae Haar Pfriemengras Stipa capillata Poaceae Federgras Stipa joannis Poaceae 2 Gewohnliches Nadelroschen Fumana procumbens Cistaceae stark gefahrdet Gewohnliche Kuchenschelle Pulsatilla vulgaris Ranunculaceae gefahrdet Grosses Windroschen Anemone sylvestris Ranunculaceae gefahrdet Blaugruner Faserschirm Trinia glauca Apiaceae stark gefahrdet Neben diesen meist kalksteten Arten treten im Mainzer Sand kleinraumig wechselnd auch Arten basenarmen Milieus auf die zusammen zu einer bemerkenswerten Artenfulle fuhren Die Fauna des Grossen Sandes Bearbeiten nbsp Blauflugelige Odlandschrecke Oedipoda caerulescens Wiedehopf Upupa epops Blauflugelige Odlandschrecke Oedipoda caerulescens Gefleckte Keulenschrecke Myrmeleotettix maculatus Rotleibiger Grashupfer Omocestus haemorrhoidalis Steppengrashupfer Chorthippus vagans Weinhahnchen Oecanthus pellucens Zweifarbige Beissschrecke Metrioptera bicolor Ameisenjungfern Ameisenlowe Russischer Bar Euplagia quadripunctaria Dunen Steppenbiene Nomioides minutissimus Nachbildung des Grossen Sandes BearbeitenIm Botanischen Garten der Johannes Gutenberg Universitat wurde 1982 im Zuge von Erweiterungsmassnahmen eine Nachbildung des Grossen Sandes angelegt Im 2006 2007 neugestalteten Botanischen Garten der Johannes Gutenberg Universitat Mainz wurde die Flora des Naturschutzgebietes Grosser Sand wieder auf einer eigens eingerichteten Schauflache nachgebildet Quellen Bearbeiten Ramsauer weist Planungen fur sechsspurigen Ausbau der A 643 an Focus online 6 August 2013 abgerufen am 10 August 2013 Herbert Frankenhauser Mainz in der Eiszeit In Vierteljahreshefte fur Kultur Politik Wirtschaft Geschichte Stadt Mainz 1999 ISBN 3 8053 2000 0 S 14 Literatur BearbeitenJurgen H Jungbluth Hrsg Der Mainzer Sand Beitrage zur Monographie des Naturschutzgebietes Mainzer Sand und seiner naheren Umgebung Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv Band 25 Mainz 1987 ISSN 0542 1535 Dieter Korneck Peter Pretscher Pflanzengesellschaften des Naturschutzgebietes Mainzer Sand und Probleme ihrer Erhaltung In Natur und Landschaft Nr 7 8 59 1984 Verlag W Kohlhammer S 307 315 ISSN 0028 0615 Claudia Hess Habitatwahl und Artenzusammensetzung von Arthropodenpopulationen im urbanen Bereich am Beispiel des Rhein Main Ballungsraumes unter besonderer Berucksichtigung der Saltatoria Dissertation am Fachbereich Biologie der Johannes Gutenberg Universitat Mainz 2001 PDF Version Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosser Sand Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite des Umwelt Bundnisses Nix in den Mainzer Sand setzen AK Umwelt Mombach Naturschutzgebiet Mainzer Sand Johannes Gutenberg Universitat Nachbildung im Botanischen Garten und Literaturauswahl Volker Hohenberg mainzersand Natur Fotoseite Jurgen H Jungbluth Hrsg Der Mainzer Sand Beitrage zur Monographie des Naturschutzgebietes Mainzer Sand und seiner naheren Umgebung MNA Bd 25 Mainz 1987 Teil 1 Teil 2 Planfeststellungsverfahren des Landesbetriebes Mobilitat Rheinland Pfalz A643 AS Mainz Gonsenheim bis AS Mainz Mombach Rechtsverordnung uber das Naturschutzgebiet Mainzer Sand vom 30 April 1984 Gebietssteckbrief Natura2000 FFH Gebiet Kalkflugsandgebiet Mainz IngelheimNaturschutzgebiete in Mainz nbsp Naturschutzgebiet nbsp Erweiterung Laubenheimer Bodenheimer Ried Hollenberg Heidesheim Laubenheimer Bodenheimer Ried Lennebergwald Mainzer Sand Mainzer Sand Teil II Mombacher Rheinufer Wiesen am Layenhof Ober Olmer Wald 50 015277777778 8 2069444444444 Koordinaten 50 0 55 N 8 12 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosser Sand amp oldid 232151713