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49 32535 11 364633333333 Koordinaten 49 19 31 N 11 21 53 OGoldhut von Ezelsdorf Buch Bronzezeit Urnenfelderzeit Germanisches Nationalmuseum in Nurnberg 1 Goldhut von Ezelsdorf Buch Ornamentbander und zugehorige StempelmusterGoldhut von Ezelsdorf Buch SpitzeOberer Teil des SchaftesUnterer Teil des SchaftesUbergang vom Schaft zur BasisBasisDer Goldhut von Ezelsdorf Buch ist ein bronzezeitliches Artefakt aus dunnem Goldblech Er diente als aussere Schmuckverkleidung einer langschaftigen Kopfbedeckung mit Krempe die vermutlich aus organischem Material bestand und das aussen liegende dunne Goldblech mechanisch stabilisierte Inhaltsverzeichnis 1 Einordnung 2 Beschreibung 3 Kalenderfunktion 4 Fundort und Fundgeschichte 5 Herstellung 6 Verbleib 7 Denkmal 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksEinordnung BearbeitenDas Exemplar von Ezelsdorf Buch gehort zu einer Gruppe von inzwischen drei bekannten kegelformigen Goldhuten aus der Bronzezeit die im Verlauf des 19 und 20 Jahrhunderts im suddeutschen Raum Goldener Hut von Schifferstadt und Goldblechkegel von Ezelsdorf Buch und in Frankreich Goldblechkegel von Avanton in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand gefunden wurden Hinzu kommt als viertes Exemplar der Berliner Goldhut der 1996 im Kunsthandel als Fund ohne Fundort auftauchte dessen ursprunglicher Fundort aber ebenfalls im suddeutschen Raum oder der Schweiz vermutet wird Man geht heute davon aus dass die Goldhute religiose Insignien von Gottern bzw von Priestern eines in der spaten Bronzezeit in Mitteleuropa verbreiteten Sonnenkultes waren Diese Auffassung wird durch die bildliche Darstellung eines als Kegelhut interpretierten Gegenstands auf einer Steinplatte aus dem Grab von Kivik in Schonen Sudschweden in eindeutig religios kultischem Zusammenhang untermauert Nach teilweiser Entschlusselung des Ornamentkanons der kegelformigen Goldhute vom Typus Schifferstadt werden den Goldhuten heute neben ihrer reprasentativ kultischen Funktion weitreichende Kalendereigenschaften zugeschrieben Ob sie tatsachlich als Kalender genutzt wurden oder ob sie das zugrunde liegende astronomische Wissen lediglich darstellen ist ungeklart Der Goldhut von Ezelsdorf Buch wurde als Depotfund ohne Beifunde die eine genauere Datierung ermoglichten geborgen Anhand des Ornamentvergleichs mit anderen genauer zu datierenden Fundstucken wird die Zeit seiner Herstellung auf die ausgehende Bronzezeit Urnenfelderkultur ca 1000 900 v Chr datiert Beschreibung BearbeitenDer Goldhut von Ezelsdorf Buch ist ein mit Punzstempeln und Ornamentradchen verzierter 310 g schwerer Goldblechkorper mit langem schlankem Schaft und abgesetztem und gebauchtem Fuss Der untere Rand ist um einen ca 1 8 cm breiten Ring aus flachem Bronzeblech gebordelt Die ursprunglich vorhandene Hutkrempe fehlt Nach der zweiten Restaurierung 1976 betragt die Gesamthohe des Kegels 88 5 cm Der Hohlkegel ist uber die ganze Lange mit horizontalen Zier und Rahmenbandern flachendeckend ornamentiert Dabei wurden 21 verschiedene Punzstempel und 6 verschiedene Ornamentradchen verwendet Die horizontalen Bander wurden systematisch mit sich wiederholenden gleichartigen Stempelmustern verziert Die einzelnen Ornamentbander wurden durch Rippen und Treibwulste optisch getrennt In den Ornamentbandern finden sich hauptsachlich Buckel und Kreismotive die uber einen kreisformigen Innenbuckel verfugen und mit bis zu sieben Aussenringen eingefasst sind Daneben treten haufig Zierbander mit dreifach gekoppelten Punktbuckeln 12 solcher Punktbuckelbander gegenuber 20 Bandern mit Kreismotiven auf Als Besonderheit ist das jeweils einmalige Auftreten eines Zierbandes bestehend aus achtspeichigen Radern bzw aus augen bzw mandelformigen Buckeln zu wurdigen Die Kegelspitze wird von einem zehnstrahligen unkonturierten Stern bekront dessen Hintergrund mit Punktbuckeln unterlegt ist Eine Ubersicht uber die Gestalt des Hutes sowie Art und Anzahl der in den jeweiligen Ornamentzonen verwandten Musterpunzen zeigt die nebenstehende Abbildung Der Schaft geht in einem breiten senkrecht geriffelt strukturierten Band in den Kegelfuss uber der mit ahnlichen Motiven versehen ist Als Standring diente ein Band aus Bronzeblech um das der Krempenrand des Goldblechs gebordelt wurde Mitgefunden wurde ein weiteres stabformiges Bronzefragment 32 mm lang 2 8 1 4 mm breit das moglicherweise verschieblich am Hut angeordnet war und dessen Funktion in der Fachliteratur unterschiedlich namlich als mogliches Zeigerelement oder als Krempenverstarkung interpretiert wird Kalenderfunktion BearbeitenNach Ansicht Wilfried Menghins weisen die Goldhute vom Typus Schifferstadt zu denen auch der Goldhut von Ezelsdorf Buch gehort eine systematische Abfolge in Anzahl und Art der in den einzelnen Zierbandern verwendeten Ornamente auf Basierend auf Untersuchungen am vollstandig erhaltenen Berliner Goldhut postuliert Menghin fur die Ornamente der Goldhute eine astronomische Kalenderfunktion auf Basis eines lunisolaren Systems Zur Kalenderfunktion die jedoch nicht allgemein akzeptiert wird siehe Berliner Goldhut Fundort und Fundgeschichte Bearbeiten nbsp Fundstelle des GoldhutesDer Ezelsdorfer Goldhut trat im Fruhjahr 1953 als bei der Arbeit hinderliches Blech direkt unter der Erdoberflache in etwa 8 cm Tiefe zutage Der Fundort liegt am Fuss des bewaldeten 576 m hohen Brentenberges an der Gemarkungsgrenze zwischen den Orten Ezelsdorf und Buch in der Nahe von Neumarkt in der Oberpfalz Die in der Literatur veroffentlichte Karte bezeichnet als genauen Fundort eine geografische Position am Fusse des Brentenbergs bei ca 11 21 59Ost 49 19 38 Nord WGS84 Der goldene Hut wurde vom Finder einem Arbeiter vollig zerhackt und zur Seite geworfen Die fragmentierten Blechteile wurden spater ob ihrer goldschimmernden Farbung von der Frau des Arbeiters eingesammelt und einem Zahnarzt vorgelegt Durch eine Schmelzprobe stellte sich heraus dass das Blech aus gediegenem Gold bestand Die Fundstucke wurden im Folgenden dem Germanischen Nationalmuseum Nurnberg angeboten das den Fund als Gegenstuck zum Goldenen Hut von Schifferstadt erkannte und ankaufte Bei einer Nachuntersuchung der Fundstelle durch das Germanische Nationalmuseum wurden weitere Bruchstucke des Fundes bis zu einer Tiefe von 80 cm entdeckt Es stellte sich heraus dass der Goldblechkegel dicht unter dem Waldhumus als Einzelstuck ohne Beifunde in reinem Sand vergraben worden war Dies ist insbesondere im Hinblick auf die planvolle vermutlich aus kultischen Zwecken veranlasste Deponierung des Goldhutes im Erdboden im Vergleich mit den Fundumstanden beim weitgehend erhaltenen Fund aus Schifferstadt von besonderer Bedeutung Die Lage des Fundstucks im Boden konnte nicht mehr rekonstruiert werden doch wird vermutet dass der Ezelsdorfer Goldhut analog zum Goldenen Hut von Schifferstadt und wie beim Berliner Goldhut geschatzt senkrecht im Boden stehend vergraben gewesen sein konnte Herstellung BearbeitenDer Goldhut von Ezelsdorf Buch besteht aus einer Goldlegierung mit 88 3 Au 11 Ag 0 59 Cu und 0 086 Sn Er wurde als Treibarbeit aus einem Stuck und ohne Naht hergestellt Ubertragt man das Goldgewicht des Hohlkegels unter Berucksichtigung der fehlenden Krempe in die Abmessungen eines quaderformigen Goldbarrens ergibt sich rechnerisch ein Goldklumpen von etwa Streichholzschachtelgrosse als Ausgangsmaterial Dieser Goldrohling wurde wahrend des Bearbeitungsprozesses auf eine mittlere Wandstarke von 0 078 mm ausgeschmiedet Aufgrund der tribologischen Eigenschaften des Werkstoffes verfestigt sich das Material bei zunehmendem Umformungsgrad und neigt dann zur Rissbildung Zur Vermeidung dieser Risse war eine besonders gleichmassige Verformung beim Ausschmieden erforderlich Daruber hinaus musste das Werkstuck wahrend des Herstellungsprozesses wiederholt bei mindestens 750 C weichgegluht werden Hierbei war wegen der niedrigen Schmelztemperatur der Goldlegierung ca 960 C eine recht genaue Temperaturkontrolle und eine isotherme Aufheizung des Bauteils notig um ein Aufschmelzen der Oberflache zu verhindern Fur diesen Vorgang nutzte der bronzezeitliche Handwerker ein Holzkohlefeuer oder einen Ofen ahnlich den Brennofen fur Topferwaren deren Temperatur allerdings nur in Grenzen durch blasebalggestutzte Zufuhrung von Sauerstoff kontrolliert werden konnte Berucksichtigt man die tribologischen Eigenheiten des verwendeten Werkstoffes und die bescheidenen technischen Mittel stellt allein die Herstellung eines unverzierten Bauteils aus solch dunnem Goldblech bereits eine gewaltige handwerkliche Leistung dar Im Rahmen der weiteren Bearbeitung wurde der Goldhut von Ezelsdorf Buch mit radial verlaufenden Ornamentbandern versehen Dazu wurde der hohle Innenkorper vermutlich ahnlich wie der Goldene Hut von Schifferstadt zwecks Stabilisierung mit einem geeigneten Goldschmiedekitt auf Basis von Baumharz und Wachs gefullt und das dunne Goldblech von aussen durch wiederholtes Aufdrucken von insgesamt 21 verschiedenen Negativpunzen und dem Abrollen von sechs verschiedenen Rollpunzen in der vorliegenden Form strukturiert Verbleib BearbeitenDer Ezelsdorfer Goldhut befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg Er ist ein zentrales Kernstuck der bronzezeitlichen Sammlung Denkmal Bearbeiten nbsp GoldkegelplatzIm Fruhjahr 2011 beschlossen die Gemeinden Postbauer Heng und Burgthann als Gemeinschaftsprojekt ein Denkmal 2 nahe der Fundstelle des Goldhutes zu errichten Das Denkmal wurde 2012 fertiggestellt und im August 2012 eingeweiht Siehe auch BearbeitenGoldhut allgemeine Beschreibung der Goldhute vom Typus Schifferstadt Berliner Goldhut ca 1000 bis 800 v Chr Goldener Hut von Schifferstadt ca 1400 bis 1300 v Chr Himmelsscheibe von Nebra ca 1700 bis 2100 v Chr Literatur BearbeitenAnja Grebe Red Gold und Kult der Bronzezeit Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 2003 ISBN 3 926982 95 0 Ausstellungskatalog Nurnberg Germanisches Nationalmuseum 22 Mai 7 September 2003 Wilfried Menghin Der Berliner Goldhut und die goldenen Kalendarien der alteuropaischen Bronzezeit In Acta Praehistorica et Archaeologica Bd 32 2000 ISSN 0341 1184 S 31 108 Wilfried Menghin Peter Schauer Der Goldblechkegel von Ezelsdorf Kultgerate der spaten Bronzezeit Die vor und fruhgeschichtlichen Altertumer im Germanischen Nationalmuseum H 3 Theiss Stuttgart 1983 ISBN 3 8062 0390 3 Peter Schauer Die Goldblechkegel der Bronzezeit Ein Beitrag zur Kulturverbindung zwischen Orient und Mitteleuropa Romisch germanisches Zentralmuseum Monographien Bd 8 Habelt Bonn 1986 ISBN 3 7749 2238 1 Mark Schmidt Von Huten Kegeln und Kalendern oder Das blendende Licht des Orients In Ethnographisch Archaologische Zeitschrift Bd 43 2002 ISSN 0012 7477 S 499 541 Einzelnachweise Bearbeiten Germanisches Nationalmuseum Online Objektkatalog Goldhut Goldkegelplatz Ezelsdorf Buch Tourismus Website der Region Nurnberger Land Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Goldhut von Ezelsdorf Buch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Goldene Hute im Archaologischen Lexikon Landschaftsmuseum Obermain Kulmbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Goldhut von Ezelsdorf Buch amp oldid 238002375