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Die Glashutte Steinkrug war eine Glashutte am Waldrand des Deisters in Steinkrug die von 1809 bis 1928 Glas produzierte Grunder war Freiherr Wilhelm Carl Ernst Knigge 1771 1839 dem das nahe gelegene Gut Bredenbeck gehorte Heute stehen die baulichen Uberreste mit dem markanten 13 m hohen Glashuttenturm als Industriedenkmal unter Denkmalschutz 2013 stellte der Verein Forum Glas aus Bad Munder der die Glasgeschichte in der Deister Suntel Region fordert nahe der Glashutte eine Informationstafel als Glasstele auf 1 Die Glashutte mit Glashuttenturm um 1860 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Rohstoffe 3 Produkte 4 Glashuttenturm 5 Glasmacher 6 Entwicklung 7 Fotoansichten des Ensembles 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Die Glashuttengebaude Anfang des 20 Jahrhunderts nbsp Die Neue Hutte auf dem Gelande Foto August Kageler Bildarchiv der Region HannoverDie Glashutte entstand am ostlichen Rand des Deisters am Weiler Steinkrug der heute zur Ortschaft Bredenbeck der Gemeinde Wennigsen gehort Der Ortsname beruht vermutlich auf dort vorhandenen Steinbruchen und einer landlichen Gaststatte einem Krug Die Glashutte bestand aus zahlreichen Gebauden wie Glashutte Verwaltung Schleiferei Rohstofflager Weitere Glashutten in der Region bestanden in den damaligen Orten Munder Suntelgrund und Munder Osterwald Lauensteiner Glas Klein Suntel Glashutte Klein Suntel Hemmendorf Hemmendorfer Dreisch und Oldendorf In der Sumpelbreite Rohstoffe BearbeitenAusschlaggebend fur die Einrichtung der Glashutte war dass die meisten zur Glasherstellung notwendigen Rohstoffe wie Holz Kohle Quarzsand in der Nahe vorhanden waren und sich im Familienbesitz der Adelsfamilie Knigge befanden Als Brennmaterial diente zunachst Holz aus Kniggeschen Waldungen und spater Kohle aus dem hauseigenen Kohlestollen im Deister Der Sand stammte anfangs aus eigenen Steinbruchen bei Holtensen spater wurde Feinsand aus der Luneburger Heide verarbeitet Weitere Rohstoffe wie Kalk Pottasche Salz Sulfat kamen aus teilweise aus entfernt liegenden Gebieten wie Thuringen dem Harz und dem Bergischen Land Der Ton fur die Glashafen als Schmelzgefasse kam aus Grossalmerode Produkte BearbeitenIn der Glashutte wurde vor allem Hohlglas wie Wein Bier und Korbflaschen mit einem Volumen von 5 bis 54 Liter produziert Ein von der chemischen Industrie stark gefragtes Spezialprodukt war ein 50 l Glasballon fur Saure mit luftdichtem Verschluss Aber auch Flachglas fur Fensterscheiben wurde hergestellt Fur den Export nach Ubersee wurden Glaswaren verschiedenfarbig eingefarbt wobei Waren fur Mittel und Sudamerika mit Cobalt blau wurden und Waren nach Afrika eine braune Tonung erhielten Die Glashutte in Steinkrug konnte parallel unterschiedliche Glasqualitaten und Glasfarben herstellen da sie uber zwolf tonerne Hafenofen verfugte Auch hatte sich die Hutte gegenuber anderen Industriebetrieben auf mundgeblasenes Glas spezialisiert was ihr Sonderauftrage einbrachte Die Produktionsmenge in Steinkrug belief sich beispielsweise um 1870 auf 1 5 Millionen Glaseinheiten innerhalb von zwei Jahren Glashuttenturm Bearbeiten nbsp nbsp Der noch uberwucherte Glashuttenturm 2007 und mittlerweile eingezaunte Glashuttenturm 2011 nbsp Das Innere des Glashuttenturms1839 wurde der Glashuttenturm auch englischer Turm genannt als 13 m hoher Steinkegel mit einem Durchmesser von etwa 10 m erbaut Seine behauenen Steine aus Deistersandstein stammen aus Steinbruchen der Umgebung Im Zentrum des Steinkegels stand auf dem Boden der Glasschmelzofen mit dem vorwiegend weisses und grunes Flachglas fur Fensterscheiben hergestellt wurde Die runde Bauweise mit einem unterirdischen Luftkanal und dem Rauchabzug an der Spitze wurde in England erfunden Sie ermoglichte einen guten Luftzug fur die Befeuerung so dass die benotigte Glasschmelztemperatur von 1 500 Grad schnell erreicht werden konnte Bei der Neuverpachtung der Glashutte 1842 wurde der Turm als sehr zweckmassig eingerichteter englischer Tafelglas Turm beschrieben Wahrend des Ersten Weltkriegs erlosch der Turm infolge von Kohlemangel danach wurde er nicht mehr angeheizt Bei archaologischen Untersuchungen 1992 wurde festgestellt dass sich unter dem Turm ursprunglich ein weit alterer Glasofen befand Der Glashuttenturm ist einer der wenigen noch vorhandenen Exemplare in Europa und der einzige in Natursteinmauerung Wealdensandstein In Deutschland hat sich nur ein weiterer Turm in Ziegelmauerung in der ehemaligen Glashutte Gernheim erhalten Zwei Turme der Glashutte Schauenstein im nahe gelegenen Obernkirchen fielen Werkserweiterungen in den 1960er Jahren zum Opfer Glasmacher BearbeitenJe nach Auftragslage arbeiteten etwa 20 bis 50 Personen in der Glashutte darunter Glasblaser Schmelzer Schleifer Mitte des 19 Jahrhunderts wird berichtet dass unter den 50 Huttenarbeitern an zwei Glasofen 26 Glasmacher 10 Feuerschurer und Gemengemacher und 14 meist jugendliche Eintrager tatig waren Weitere 12 Personen waren bei der Glashutte als Handwerker und Tagelohner angestellt Auf dem wirtschaftlichen Hohepunkt um 1900 waren bis zu 120 Personen beschaftigt Die Glasmacher von denen viele aus dem Lipper Land stammten lebten in zwei lang gestreckten Arbeiterhausern an den Betriebsanlagen Die Bewohner bildeten eine eigene dorfliche Gemeinschaft in die Fremde kaum Zutritt erhielten weil das Wissen um die Glasmacherei gehutet wurde Ab 1866 erhielten die Kinder der Glasmacher in Steinkrug Schulunterricht Entwicklung BearbeitenNachdem Freiherr Wilhelm Carl Ernst Knigge 1809 die Grundlage fur die Glashutte gelegt hatte baute Wilhelm Freiherr Knigge Harkerode 1861 1928 sie weiter aus Die Hutte wurde jeweils verpachtet und hatte entscheidenden Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung von Bredenbeck Anfangs stellte sie vor allem Hohlglas her 1859 pachtete der Bremer Fabrikant Caspar Hermann Heye die Glashutte der bereits mehrere Anlagen dieser Art in der Gegend besass Sein Unternehmen aus dem sich heute Heye International entwickelte liess 1864 auf dem Huttengelande eine Neue Hutte mit einem weiteren Glasofen erbauen der in einem langen Steingebaude mit Rundbogenfenstern untergebracht war Expansionsgrund war der gestiegene Bedarf an Glasgefassen durch die chemische Industrie Mitte des 19 Jahrhunderts Anfang des 20 Jahrhunderts wurde der Betrieb allmahlich automatisiert Maschinen ersetzten Glasblaser und die Ofenfeuerung wurde von Kohle auf Gas umgestellt Nach dem Ersten Weltkrieg betrug die Belegschaft 55 Personen Der Mangel an gunstigen Rohstoffen aus der Umgebung bewirkte bald eine rucklaufige Konkurrenzfahigkeit Hinzu kamen hohe Transportkosten da der An und Abtransport von Rohmaterial wie Endprodukt uber den etwa 2 km entfernten Bahnhof in Bennigsen mit Pferdefuhrwerken erfolgen musste 1928 schloss das Unternehmen Heye die Hutte wegen mangelnder Rentabilitat Danach wandelte Freiherr von Knigge als Besitzer des Gelandes die Baulichkeiten in ein Sagewerk um Heute wird ein Teil der Gebaude auf dem ehemaligen Huttengelande als Wohnhauser genutzt Mehrere erhaltende Gebaude der Glashutte bilden heute ein denkmalgeschutztes Ensemble wozu der Rauchgaskegel von 1839 das Gebaude der Neuen Hutte von 1864 das alte Laborgebaude und das ehemalige Direktorenhaus gehoren Nach Angaben der Besitzerfamilie Knigge seien das Laborgebaude und das Direktorenhaus nach langem Leerstand baufallig 2 Fotoansichten des Ensembles Bearbeiten nbsp Arbeiterhauser der Glashutte nbsp Die Neue Hutte von 1864 mit Rundbogenfenstern nbsp Ehemaliges Wirtschaftsgebaude auf dem Gelande nbsp Altes Schulgebaude der Hutte nbsp Ehemaliges Direktorenwohnhaus zeitweilig Vogelschutzwarte nbsp Altes Labor spater Wohnhaus nbsp Informationstafel als Glasstele unterhalb der GlashutteSiehe auch BearbeitenListe der Baudenkmale in Wennigsen Deister Literatur BearbeitenGustav Gewecke Reisen im Kniggen Land Bredenbecker Chronik 1255 1970 Selbstverlag Dr Gewecke Bredenbeck 1970 S 188 192 Ulrich Manthey Die Glashutte in Steinkrug in Industriegeschichte des Deister Suntel Raumes Springe 1996 ISBN 3 00 000566 8 Christiane Schroder Sid Auffarth Manfred Kohler Kali Kohle und Kanal Industriekultur in der Region Hannover Rostock 2010 ISBN 978 3 356 01378 8 Klaus Vohn Fortagne Die Glashutte Steinkrug in Glashutten in der Deister Suntel Region Entstehung und Geschichte Band I Bad Munder 2016 S 131 164Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Glashutte Steinkrug Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Glashutte durch die Gemeinde Wennigsen Beschreibung der Glashutte bei hannover de Artikel bei myheimat de mit Fotos Glasstelen Pfad Beschreibung der Glashutte Steinkrug in der Broschure Glasstelen Pfad der Deister Suntel Osterwald Region Nils Oehlschlage Ein Schatz der zum Entdecken einladt Kurzbeschreibung in der HAZ vom 25 Marz 2016Einzelnachweise Bearbeiten Steinkrug liegt auf dem Glasstelen Pfad in Neue Deister Zeitung vom 29 Oktober 2013 Frank Hermann Knigges wollen das Glashutte Gelande als Keimzelle Steinkrugs erhalten in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 16 November 202252 238145 9 632982 Koordinaten 52 14 17 3 N 9 37 58 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glashutte Steinkrug amp oldid 228028013