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Die Gilde freiheitlicher Bucherfreunde existierte von 1929 bis 1933 als Buchgemeinschaft eine kulturpolitische anarchosyndikalistische Organisation mit der Zielsetzung der arbeitenden Bevolkerung kostengunstig freiheitliche Literatur zur Verfugung zu stellen und das Interesse fur Kunst Kultur und Literatur zu fordern Ausgabe von Staatsrason von Erich Muhsam aus der Gilde freiheitlicher Bucherfreunde Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Geschichte 3 Kulturpolitische Aktivitaten 4 Verlagseigene Werke der Gilde freiheitlicher Bucherfreunde 5 Die Gilde 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenIn Berlin wurde die Gilde freiheitlicher Bucherfreunde GfB 1929 gegrundet eine Initiative der Berliner Freien Arbeiter Union Deutschlands FAUD In der Weimarer Republik hatten Organisationen der Arbeiterbewegung selbststandige Buchgemeinschaften mit unterschiedlichen kulturellen und politischen Ausrichtungen gegrundet namlich die Buchergilde Gutenberg die sozialdemokratische Buchgemeinschaft Der Bucherkreis die Universum Bucherei fur alle die der Kommunistischen Partei Deutschland KPD nahestand In den funf Jahren des Bestehens der Gilde grundeten sich ebenfalls in anderen Stadten Ortsvereine in Heilbronn Braunschweig Leipzig Potsdam Dresden Breslau Hamburg Nurnberg Goppingen und anderen Orten Die verschiedenen Ortsgilden waren der Reichsgilden Leitung mit Sitz in Berlin angeschlossen Hier wurden von einem Reichsgildenleiter die Geschafte der Gilde und des Verlages erledigt Die Ortsgilden entschieden alle zwei Jahre auf einem Reichsgildentag uber die organisatorischen Angelegenheiten der Gruppen Am 1 Mai 1929 gab die Gilde freiheitlicher Bucherfreunde eine Zeitschrift heraus mit dem Titel Besinnung und Aufbruch in der sie ihre Satzung veroffentlichte und die Ansicht der Gilde deutlich zum Ausdruck brachte Mehr denn je gilt es heute den glimmenden Funken der geistigen und sozialen Revolution zu heller Flamme anzufachen Wir wollen fur die Ideen des freien Sozialismus nicht nur trocken und theoretisch werben sondern mitten ins Leben hinein aus Nr 1 1929 Verantwortlicher Redakteur war seit 1931 Helmut Rudiger der im November 1932 nach Spanien emigrierte Der Verleger Werner Henneberger wurde 1933 von der Gestapo verhaftet Ebenfalls 1929 entstand die ASY Verlags GmbH in Berlin die mit der GfB im Prinzip identisch war 1 Verleger und Schriftfuhrer war zuerst Willi Jadau ab 1931 W Henneberger In Leipzig und Berlin entstanden Gildenheime mit eigener Bibliothek und Lesesaal Geschichte BearbeitenDie Aktivitaten der Gilde freiheitlicher Bucherfreunde beschrankten sich nicht alleine auf den Buchverlag und verkauf organisiert wurden seit Beginn kulturpolitische Veranstaltungen in den meisten Ortsgruppen Diese Veranstaltungen waren als Gegensatz zu den Bildungsinstituten der zentralgelenkten Gewerkschaften und den etablierten Parteien gedacht Die FAUD Zeitung Der Syndikalist erschien von 1918 bis 1932 im Fritz Kater Verlag und stand in direkter Verbindung mit der Geschaftskommission der Reichsgildenleitung in Berlin Nach einer grundlichen Untersuchung wurde festgestellt dass die Geschaftsleitung einen grosseren Geldbetrag von den Verwaltungskosten des Verlages entwendet hatte Daraufhin wurde 1928 auf dem FAUD Reichskongress beschlossen den Verlag und die Geschaftskommission zu trennen da auch Schulden von 30 000 Mark entstanden waren 1929 wurde dann als Alternative der ASY Verlag gegrundet Bereits im April 1929 entstand vor der offiziellen Grundung der GfB eine Gruppe in Leipzig unabhangig von der Berliner Buchgemeinschaft mit einer eigenen Satzung Mitgrunder Arthur Holke schrieb hieruber Unsere Gilde wollte mehr sein als ein Buchervermittler Wir wollten teilnehmen an der Kulturarbeit der Leipziger Arbeiterschaft aus Besinnung und Aufbruch 1929 Mit einem Vortrag von Rudolf Rocker uber Maxim Gorki trat die Leipziger Gilde an die Offentlichkeit Die Goppinger Gilde hatte zwischen 1929 und 1930 achtzig Mitglieder davon 10 von der FAUD Besinnung und Aufbruch 5 Jahrgang 1933 Die Berliner Gildenzentrale hatte 800 Mitglieder Aktivist in Goppingen war Karl Dingler der 1935 zu einem Jahr Gefangnis und drei Monaten Konzentrationslager KZ verurteilt wurde Helge Dohring Syndikalismus im Landle Dingler uberlebte das KZ Der Verleger Arthur Holke vom Verlag Der Anarchist und Autor in der Gilden Zeitschrift starb 1940 im KZ Die FAUD Zeitschrift Internationale wurde im Oktober 1932 verboten Am 5 Marz 1933 erging der FAUD das gleiche Schicksal vier Tage spater wurde der ASY Verlag von der Polizei durchsucht Die Gestapo verhaftete zehn Aktivisten der Gilde freiheitlicher Bucherfreunde darunter Werner Henneberger Max Buttner und Paul Brunn Die Korrespondenz und Adressenkarteien der GfB wurden konfisziert 2 sowie Bucher im Wert von rund 100 000 Reichsmark 1936 setzte der Asy Verlag seine Tatigkeit in Barcelona fort 1947 wurde in Bremen die Gilde freiheitlicher Bucherfreunde neu gegrundet und gab im Januar 1948 ein Mitteilungsblatt heraus mit dem Titel Die Gilde unter der Leitung von Bernhard Koch 1901 1983 In Darmstadt fand am 23 und 24 August 1947 eine Tagung der freiheitlichen Bucherfreunde statt mit der Foderation freiheitlicher Sozialisten FFS hatte die GfB in spateren Jahren engen Kontakt 3 Ausserdem erschien in Zusammenarbeit mit der FFS das Mitteilungsblatt Unsere Stimme 1954 1956 herausgegeben von Hans Weigl Kulturpolitische Aktivitaten BearbeitenDie Veranstaltungen der Ortsgilden hatten bildungspolitische Inhalte mit Lichtbildvortragen Schulpadagogik Musik Diskussion uber Malerei Filme und gingen uber rein anarchistische Stellungnahmen hinaus jedoch immer uber freiheitliche Standpunkte Vortrage unter anderem uber August Strindberg Erinnerungen zu Leo Trotzkis Mein Leben und zu George Grosz Themen zur Nacktkultur Mahatma Gandhis Befreiungskampf des indischen Volkes Rudolf Rocker uber Jack London und Upton Sinclair oder uber Knut Hamsun Helene Stocker referierte zum Thema Die Ehe als psychologisches Problem Zum Andenken an Gustav Landauer hielt Rocker eine Gedenkrede Politische Themen waren keineswegs Tabu Erich Muhsam sprach uber Revolutionare Kunst und Kunstler und Rebell es wurde uber Benito Mussolini und der Faschismus in Italien sowie uber die Weltwirtschaftskrise gesprochen Helmut Rudiger hielt einen Vortrag zum Thema Der Krieg und die Literatur des Weiteren uber die Kunst von Frans Masereel FAUD Mitglied Karl Preiss sprach uber Der Arbeiter und seine Literatur Uber die Veranstaltungen wurden die Leser der GfB Zeitschrift Besinnung und Aufbruch einige mit Karikaturen und Illustrationen versehen informiert Einzelne Ausgaben und Broschuren hatten zum Inhalt die Funktion der Massenmedien sowie die Schriftsteller Theodor Plievier und Emma Goldmann Der GfB Verlag ubernahm vom Verlag Der Syndikalist R Rockers Hinter Stacheldraht und Gitter Johann Most Das Leben eine Rebellen von Alexander Bergmann Die Tat Gefangniserinnerungen eines Anarchisten Die aktivsten Ortsgilden befanden sich in Berlin Braunschweig Leipzig und Goppingen 4 Die monatlich gehaltenen Veranstaltungen fanden in der damaligen sozialistischen und kommunistischen Presse kaum Resonanz Inserate und redaktionelle Hinweise wurden abgelehnt In Zusammenarbeit mit der FAUD wurden 1932 Vortragsreisen gehalten von Theodor Plievier der in zwanzig Stadten auftrat und Emma Goldmann die im Marz und April 1932 in uber zwanzig Ortsgilden sprach Da E Goldmann als radikale Anarchistin angesehen wurde und sie mit judischem Hintergrund Angriffen von Nationalsozialisten ausgesetzt war konnten ihre Vortrage nicht immer offentlich angekundigt werden und wurden als Mitgliederversammlung getarnt In Schweinfurt hielt sie eine Rede ohne namentlich genannt zu werden stattdessen wurde der Name von Milly Witkop Rocker bekanntgegeben Im schwabischen Goppingen erreichte Plievier Besucherzahlen von rund 500 Personen Verlagseigene Werke der Gilde freiheitlicher Bucherfreunde Bearbeiten1 Mai 1929 bis 31 Dezember 1932 Von der Gilde freiheitlicher Bucherfreunde Goppingen Band 1 Bruno Vogel Alf Berlin 1929 Band 2 Fritz Gross Die letzte Stunde Legenden vom Tode Berlin 1929 Band 3 Han Ryner Nelti Zukunftsroman ubersetzt von Augustin Souchy Berlin 1930 Band 4 Emile Pataud und Emile Pouget Das letzte Gefecht Revolutionsroman ubersetzt von Rudolf Rocker illustriert von Fermin Rocker parallel im ASY Verlag und als Gildenbuch Berlin 1930 Band 5 Karl Plattner Der Mitteldeutsche Bandenfuhrer Mein Leben hinter Kerkernmauern Berlin 1930 Band 6 Max Nettlau Anarchisten und Sozialrevolutionare Die historische Entwicklung des Anarchismus in den Jahren 1880 1886 Berlin 1931 Band 7 William Godwin Caleb Williams oder Die Dinge wie sie sind Berlin 1931 Band 8 Isaak Nahaman Steinberg Gewalt und Terror in der Revolution Oktoberrevolution oder Bolschewismus Ubernahme aus dem Rowohlt Verlag Berlin 1931 Band 9 Robert von Radetzky Am Rande des Burgersteigs Berlin 1931 Band 10 Erich Muhsam Sammlung 1898 1928 Gedichte und Prosa Ubernahme aus dem J M Spaeth Verlag Berlin GfB Berlin 1928 Anstelle eines 11 Bandes Malik Originalausgaben zur Auswahl Theodor Plievier Der Kaiser ging die Generale blieben Ernst Ottwald Ruhe und Ordnung Ilja Ehrenburg Die Verschworung der Gleichen Band 12 John Henry Mackays Werke in einem Band Ubernahme aus dem Stirner Verlag Berlin Berlin 1933Die Gilde BearbeitenDie Gilde war eine Zeitschrift der GfB erschienen 1948 in Bremen Das Blatt sollte die Neugrundung der GfB nach dem Zweiten Weltkrieg unterstutzen und Die Gilde zu einer umfangreichen Gildenzeitschrift auszubauen und dadurch das Ideengut des freiheitlichen Sozialismus immer weiteren Menschen naher zu bringen in Die Gilde Nr 1 1948 Herausgeber war Bernhard Koch und es erschienen im 1 Jahrgang wahrscheinlich nur 6 Ausgaben Literatur BearbeitenHartmut Rubner Freiheit und Brot Die Freie Arbeiter Union Deutschlands Eine Studie zur Geschichte des Anarchosyndikalismus Kapitel 11 Die Gilde freiheitlicher Bucherfreunde Libertad Verlag Potsdam 1994 ISBN 3 922226 21 3 Wolfgang Haug Zum Thema Anarchismus Teil 3 Die Gilde freiheitlicher Bucherfreunde In Schriften der Erich Muhsam Gesellschaft Heft 5 Lubeck 1994 Helge Dohring Syndikalismus im Landle Die Freie Arbeiter Union Deutschlands FAUD in Wurttemberg 1918 bis 1933 Beinhaltet ein Kapitel uber die Arbeit der GfB besonders uber die Gildengruppe in Goppingen und den Aktivisten Karl Dingler sowie uber die Stuttgarter und Heilbronner Gilde freiheitlicher Bucherfreunde Verlag Edition AV Lich Hessen 2006 ISBN 3 936049 59 9 Helge Dohring Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933 Seiten 76 79 Edition Syfo 1 Moers 2010 ISBN 978 3 9810846 8 9 Gunter Bartsch Anarchismus in Deutschland Band 1 1945 1965 Fackeltrager Verlag Hannover 1972 ISBN 3 7716 1331 0Weblinks BearbeitenSatzung der GfB Auszug im Institut fur Syndikalismusforschung Syfo Kurzinformation uber Die Gilde in der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus DadA Einzelnachweise Bearbeiten Autor Corinna Kaiser in der Zeitschrift Schwarzer Faden Memento des Originals vom 23 November 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www anarchismus at Raumliche personelle und verlegerische Ubereinstimmungen weisen darauf hin dass ASY Verlag und GfB im Prinzip identisch waren Abgerufen am 28 Mai 2009 Vgl hierzu Wolfgang Haug Zum Thema Anarchismus Vgl hierzu die Zeitschrift Schwarzer Faden Februar 1994 Nr 49 Vgl hierzu Helge Dohring Syndikalismus im Landle Uber die Gildengruppe in Goppingen Normdaten Korperschaft GND 10082817 6 lobid OGND AKS VIAF 146387141 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gilde freiheitlicher Bucherfreunde amp oldid 239087315